Umfrage zum Fairplay im Ultimate

Ultimate-Piktogramm

Sarah Franchini von den „Flying Giants“ aus Mengen im Allgäu hat über die engagierte Sportlehrerin Natalie Moser den Teamsport Ultimate Frisbee kennen gelernt. Nicht nur, dass in Mengen im Allgäu bereits seit mehreren Jahren Turniere stattfinden – aktuell erstellt die 12.-Klässlerin auch eine Seminararbeit zu der Sportart, für die sie nun empirische Daten erhebt.

Das Thema der Arbeit unter dem Motto „Sport zwischen Ethik und Kommerz“ lautet: „Kann der (faire) Teamsport Ultimate Frisbee in der Leistungsgesellschaft des 21. Jahrhunderts funktionieren (unter besonderer Berücksichtigung der Bedeutung des Fairplay-Gedankens)?“ Die Grundidee wird durch immer wieder aufkommende Diskussion bezüglich der Praktikabilität genährt, unter anderem in Hinblick auf die viel körperlichere Spielweise in Nord- oder Südamerika oder in Bezug auf eine mögliche Eignung des Teamsports Ultimate Frisbee für Olympia, nachdem er bereits seit 2001 in Akita Mediallendisziplin der World Games ist. 

Als Fallbeispiel zum Einstieg dient das Finale der Ultimate Nationen-WM 200 in Heilbronn zwischen den USA und Schweden. Die USA, traditionell vertreten durch den Vorjahressieger der dortigen UPA-Championships, in diesem Fall Boston, siegte aufgrund eines äußerst strittigen Foulcalls in Überzeit, beim Stande von 18:18, als der nächste Punkt über Sieg und Niederlage entscheiden musste. Ebenso wie Natalie Moser war auch ich selbst Zeuge dieses Finales, das durch die Spieler-Entscheidung einen faden Beigeschmack erhielt. Hier eine zweieinhalbminütige Video-Dokumentation auf Youtube:

Das Grundprinzip der Auseinandersetzung im Ultimate basiert auf dem Einspruchsrecht jedes Spielers, durch einen Ruf das Spiel einzufrieren (so genannte „Freeze Calls“ zu Punkten wie in oder aus, Foul oder nicht, gefangen über der Grasnarbe oder erst nach der Berührung mit den Halmen). Die beiden an einer Situation Beteiligten sind gehalten sich in längstens einer halben Minute abzustimmen, ob sie in ihren Ansichten übereinstimmen oder nicht. Falls Sie sich nicht auf eine Auslegung der Tatsachen einigen können, geht die Scheibe zurück zum vorigen Spieler und wird dort durch einen „Check“ wieder ins Spiel gebracht – als sei nichts geschehen. Umschrieben wird dieser grundlegende Gedanke im umfangreichen Regelwerk unter Paragraph 1, benannt „Spirit of the Game“ (etwa „Sportsgeist“).

Aber natürlich ist dabei schon viel geschehen – an Fragwürdigem, Ungerechtem und Unverständlichem – was aber an dem herausragenden Grundprinzip der Selbstregulierung nichts ändert. So bleibt mir auch die Reaktion eines Leistungssport-Referenten des DOSB bei den World Games 2005 in Duisburg unvergessen, der – wie angeblich einige andere hochrangige Sportfunktionäre auch – ungläubig vor dem Spielgeschehen stand und staunte: „Unglaublich, dass ein Teamsport ohne Schiedsrichter funktioniert!“ Doch er tut es.

Die Umfrage, die Sarah Franchini zu diesem Themenfeld nun durchführt, fragt einmal nach den persönlichen Assoziationen, was Ultimate für einzelne Spieler bedeutet, respektive welche Fähigkeiten die Selbstregulierung voraussetzt. Daneben erhebt sie Bewertungen auf einer Skala zwischen o und 10 zu Fragen wie wichtig die Spieler die Tatsache einschätzen, ohne Scheiedsrichter zu spielen,  wie gut sie sich ein Spiel mit Schiedsrichter vorstellen könnten, resp. wie ihre praktischen Erfahrungen in der Handhabung von Streitigketein (bei sich selbst und auch bei anderen) sind.

Die Umfrage beschließen Fragen nach der Idee, wie sinnvoll das Agieren eines „Observers“ angesehen wird, der in den USA teilweise anzeigt, ob Spieler in oder aus waren und bei Unstimmigkeiten angefragt werden kann, oder nach dem möglichen Einsatz von Schiedsrichtern  bei entscheidenden Spielen (siehe Heilbronn 2000). Ich bin nach wie vor der festen Überzeugung, dass den Sport Ultimate genau diese Besonderheit ausmacht, dass die Selbstregulierung funktioniert – auch wenn es um Kommerz gehen sollte. Es ist eine Frage des Bewusstseins jedes einzelnen Akteurs.

Fragen 1 und 2 der Umfrage zu Ultimate von Sarah Franchini

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3 Antworten zu “Umfrage zum Fairplay im Ultimate”

  1. ThomasG sagt:

    Ich finde interessant, dass das Video von Dennis „Cribber“ Warsen auf YouTube eingestellt wurde, einem der Topp-Spieler des Bostoner Erzrivalen „Kaboom!“ bzw. „New York, New York“.

    Warum benutzt Sarah nicht ein kostenloses Online-Tool für ihre Umfrage? Das wäre vielleicht sehr hilfreich, damit sie noch mehr Teilnehmer bekommt. Leider habe ich mir nicht gemerkt, welche der Plattformen gut sind…

  2. […] Allgäu hat in ihrer Stufenarbeit das Thema “Fairplay im Ultimate” behandelt (Texthilfe berichtete). Im Rahmen des Seminars “Ethik und Sport” ging sie dabei der Frage nach, ob die […]

  3. […] im Allgäu zum Thema “Fairplay im Ultimate” für eine Stufenarbeit in der 12. Klasse Anfang des Jahres gemacht hat. Sarah gelang es, insgesamt 190 Rückmeldungen auf ihren Fragebogen zu bekommen. Jörg […]

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