Wochenend-Presseschau 52-09

Wenn das mal keine schöne Finte ist: Eine neue Serie mit der laufenden Nummer 52 zu starten. Dabei kann es sich folglich nur um den Bezug zur laufenden Kalenderwoche handeln. In Erinnerung geblieben von der Zeitungslektüre am Wochenende ist mir allen voran die Besprechung der dreier DVD-Box „Abécédaire – Gilles Deleuze von A bis Z“ von Cord Riechman in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung unter dem Mut machenden Titel:

FAS, 20.12.2009, Titel: Denken macht gute Laune

Schon die Besprechung macht mit Grundzügen des „einstigen Theoriepopstars“ bekannt, vom „Tier-Werden“ („Animal“) als das auch sprachliche an eine Grenze Gehen über die Kindheit („Enfance“), „auf eine charmante und uneitle Weise der Schlüssel zu seinem Denken“ bis hin zu Wunsch („Désir“, mit dem sperrigen Begriff der „Wunschmaschine“), als Verweis „auf seinen fabrikartigen Charakter“ herausgenommen „aus dem provatistischen, familialen Gefüge“. Sehr sympathisch, dass der 1995 verstorbene Philosoph, sich selbst für die posthum geplante Veröffentlichung als „reinen Geist“ bezeichnet, der „nicht besonders tiefsinnig sei“. Ebenfalls sympathisch die Aussage, dass es „zu viel Kommunikation und zu wenig Schöpferisches in der Welt gebe“, weshalb er den auf Versammlungen diskutierenden Jürgen Habermas und den in Interviews stets glänzenden Umberto Eco nicht mochte. „Das Testament des Philosophen“ in 26 Buchstaben, in mehr als sieben Stunden Länge, produziert von der Jouranlistin Clarei Parnet.

FAZ, 19.12.2009, Titel: Das ist unsere Leidenschaft

Ebenfalls sympathisch und hochinteresssant zugleich die ganzseitige Selbstdarstellung im Feuilleton der AZ vom vergangenen Samstag: „Redakteure des Feuilletons erklären ihre Ressorts“. Jürgen Kaube erläutert das Spannende der Geisteswissenschaften anhand Lessings Theatertheorie (Wir fühlen nur mit, wenn wir uns in die Schauspieler hineinversetzen können.), Felicitas von Lovenberg die Begeisterung für Literatur mit der Wirkkraft von Büchern auf ihr Privatleben. Verständnishalber sei erwähnt, dass der gesamte Feuilletonteil als Experiment angelegt war, Jugendliche mit Künstlern und Wissenschaftlern zusammenzubringen. Auch die dabei entstandnen Dialoge haben viel Aufmerksamkeit verdient. Stattdessen sei noch kurz erwähnt der Beitrag aus der Süddeutschen Zeitung vom vergangenen Freitag:

SZ,18.12.2009, Titel: Die Welt braucht viel, aber keine Jury

Dabei geht es um die Anfänge des noch heute Standards setzenden Jugendsenders „Radio One“ der BBC, der seit seiner Gründung 1967 auch einige Male sensationell daneben lag: „Led Zeppelin „nur eine Kopie“, Marc Bolan „prätentiöse Scheiße“, David Bowie „amateurhaft“: Die BBC gesteht, wie ihre Pop-Experten von 1969 an überaus grandiose Fehlurteile abgaben.“ Der Beitrag von Wolfgang Koydl zeugt von der Größe eines Senders, der zu seinen menschlichen Schwächen steht, und er zeugt auch von Humor, wenn in der Bildunterschrift zu lesen ist: „David Bowie, in den 1970ern. Das Urteil: Mangel an Persönlichkeit. Man muss sagen, dass er dann noch das Beste daraus gemacht hat.“ Daneben ist alleridngs auch der Titel sehr lustig, der eine klare Kritik an allen möglichen TV-Castingsows darstellt, ohne dies jedoch zu thematisieren.

Tags: , , , , , ,

Hinterlasse eine Antwort