Sein Begräbnis wird nicht live ausgestrahlt

„The Revolution will not be televised“ war die berühmteste Textzeile des eigenwilligen, geradlinigen Musikers und Schriftstellers Gil Scott-Heron. Am 27. Mai 2011 ist der Ausnahmekünstler im Alter von 62 Jahren in einem New Yorker Krankenhaus gestorben.

Kölner Stadt-Anzeiger, 30.05.11, Titel: Heimatlos im eigenen Land

Als den „Godfather of Rap“, als der er öfter tituliert wurde, sah er sich selber nicht. Vielmehr hat er alltägliche Kapitel aus dem Leben im schwarzen Amerika pointiert auf den Punkt gebracht und seinen funkigen, von synkopiertem Sprechgesang und Querflöten begleiteten Musikstil selbst „Bluesology“ genannt. Nicht nur der Kölner Stadt-Anzeiger (s.o.) hat heute einen Nachruf gebracht, sondern unter anderem auch Sven Beckstette in der FAZ („Der Prophet des schwarzen Amerika“). Er weist darauf hin, dass der Schlusssatz des Klassikers „The revolution will be live“ in den Zeiten heutiger sozialer Medien eine ganz neue Bedeutung erhält.

Gil Scott-Heron wurde am 1. April 1949 in Chicago geboren, wuchs in Tennessee und in der Bronx auf, als Zeitzeuge von so einflussreichen Männern wie Malcolm X und Martin Luther King. Noch als Student schrieb er zwei Romane, ehe er seine eigene Art der musikalischen Darstellung fand.  Der Rassismus der weißen Gesellschaft war ihm ebenso zuwider wie das Desinteresse der schwarzen. An Rappern missfiel ihm ihr oft unreflektiertes Kosumverhalten, ihr Posen und Nachahmen modischer Vorbilder aus dem Fernsehen.

Den Höhepunkt seiner Karriere markiert vermutlich das eingangs erwähnte Stück aus dem Jahr 1970, berühmt wurden auch „Winter in America“ (1974), „Johannesburg“ oder das gegen Ronald Reagan gemünzte Stück „B-Movie“ von 1981. Mitte der 1980er Jahre verlor er seinen Plattenvertrag, bekam ernsthafte Drogenprobleme (obwohl er früher gegen die Suchtgefahr ansang) und saß auch im Gefängnis ein. Erst im vergangenen Jahr gelang ihm mit „I’m new here“ ein viel beachtetes Comeback.

Hier folgt: „I’m new here“ aus dem Jahr 2010:

Sowie aus früheren Jahren „The Bottle“:

und „Winter in America“:

 

Zu guter Letzt ein Interviewausschnitt von Skip Blumberg aus den 1990er Jahren zum Stück „The Revolution will not be televised“:

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