Zeitung online verkauft nicht

Die Crux der Zeitungsverleger ist nach wie vor das fehlende Modell, um die „reichen Inhalte“ (rich content) aus dem Kerngeschäft Print gewinnbrinngend in das so ganz anders funktionierende Geschäftsfeld Online zu überführen. Sind sie kostenlos, so wie wir es alle seit Jahr und Tag gewohnt sind, müssen sich die Zeitungsverleger Unfähigkeit vorwerfen lassen – werden sie kostenpflichtig, wird ein Sturm der Empörung losbrechen. Jetzt hat der Bund Deutscher Zeitungs-Verleger in Potsdam den Kongress „Zeitung online“ durchgeführt und sich neuerlich (theoretisch) des Themas angenommen.

Kölner Stadt-Anzeiger, 02.06.11, Eingangssatz: Zeitungen wollen zunehmend auf Social Media und mobile Produkte setzen

In der Kurzmeldung im Kölner Stadt-Anzeiger steht eigentlich, sie „wollen (darauf) setzen“, aber wie der Bericht des Verbandes klarmacht, besteht durchaus Einigkeit in diesem Bestreben. Zusatzprodukte wie iPad-Ausgaben oder andere mobile Apps finden bereits Absatz, vermutlich vor allem bei Printabonnenten, die zu einem geringen Aufpreis solche Zusatzservices nutzen. Für mich gilt jedoch: Das haptische Erlebnis der zugestellten, druckfrischen Zeitung am frühen Morgen ist nicht nur durch elektronische Ausgaben ersetzbar.

BDZV-Logo

Vor rund 300 Verlagsmanagern und Vertretern der Chefredaktionen sagte BDZV-Vizepräsident Richard Rebmann, dass die Zeitungen vom Online-Boom profitierten. Jeder dritte Internetnutzer sei regelmäßig auf den Online-Seiten von Zeitungen. Und weiter: Soziale Netzwerke wie Facebook böten den Verlagen interessante Chancen, seien aber zugleich die neue Konkurrenz in den lokalen Märkten. Leider blieb er wiederum die Antwort schuldig, wie das zu bewerkstelligen wäre.

Dazu äußerte jedoch der US-Medienexperte Ken Doctor die Ansicht, dass die Verlage dann zu den Gewinnern des digitalen Wandels werden könnten, wenn sie die Möglichkeiten ihrer Markenstärke im Nutzer- und Werbemarkt besser ausnutzten. Das heißt konkret, ihre Produkte auf allen Kanälen anzubieten und sich auch im lokalen Werbemarkt als Fullservice-Agentur aufzustellen. Ach so! Das ist ja ganz einfach! Warum macht es dann eigentlich niemand? Siehe oben.

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