Tätowierte tendieren zum Trinken

Der französische Sozialforscher Nicolas Guéguen hat einen Zusammenhang zwischen Tattoos und Trinkverhalten festgestellt. Demnach hatten unter 3.000 jungen Leuten, deren Konsum während eines Kneipenbesuchs er untersuchte, diejenigen mit Tattoos oder Piercings mehr getrunken als nicht tätowierte und gepiercte. Wie immer, wenn es um die pauschalierende Betrachtung einer  begrenzten Zielgruppe geht, ist die Aussage wenig wert, wird aber heiß gehandelt.

Kölner Stadt-Anzeiger, 21.04.12: Hinweise auf der Haut

Hendrik Buchheister weist im Kölner Stadt-Anzeiger darauf hin, dass diese Erkenntnis willkommenes Argumentationsfutter für besorgte Eltern bietet, deren Nachwuchs mit der Idee kokettiert, sich ein Tattoo oder Piercing stechen zu lassen. Die Studie schließt auf weitere riskante Verhaltensweisen. Der Autor im Stadt-Anzeiger bezweifelt allerdings, dass die festgestellte Regel auch für Träger etwa eines rosafarbenen Schmetterlings-Tattoos gilt.

Auf dem Tattoo Guide Blog wird die Meldung dagegen unter der Überschrift „Tätowierte ficken besoffen“ als „Publicity mit einem Buzzword“ für den Forscher bezeichnet. Der Focus (der die Meldung erst aufbauschte) hat ein Folgeinterview mit dem 2. Vorsitzenden des Vereins „Deutsche Organisierte Tätowierer“, Andy Schmidt geführt, in dem dieser unter anderem sagt: „Ich kann keinen Unterschied zwischen Tätowierten und nicht Tätowierten erkennen.“ und „Heute lässt sich jeder tätowieren, und niemand ist mehr schockiert.“

Beides stimmt wohl nicht so ganz, denn erstens besteht der Unterschied – wie der Befragte selber sagt – in einem Lebensgefühl und zweitens ist es nach wie vor eine Frage des persönlichen Geschmacks und eines „Sendungsbewusstseins“, eine Botschaft auf seiner Haut zu transportieren.  Dennoch halte ich die Aufregung auch für deutlich übertrieben.

Der Autor legt es mit seinen Studien mit darauf an zu polarisieren. Das ist immer noch besser, als wenn niemand darüber spräche. Das liegt bereits an der Themenauswahl, wie z.B. auch „Blond sein zwischen Witz und Wirklichkeit“ oder „Musik macht schneller betrunken„. Auch eine Art von Risikobereitschaft.

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