In einem interessanten Artikel in der Süddeutschen Zeitung beschäftigt sich Niklas Hofmann mit der Frage, ob „im Internet stärkere Ablenkungskräfte walten als im Alltag?“ Am Beispiel der Orientierungsfähigkeit von Menschen in „Megalopolen“ (Mega-Metropolen) verdeutlicht der Autor, dass für den jeweiligen Besucher einer gigantischen Großstadt nur bestimmt Areale von Interesse sind und sich dort somit nach wenigen Tagen eine gewisse Vertrautheit einstellen kann.
Nicht anders verhält es sich im virtuellen Dickicht, behauptet Niklas Hofmann und bezieht sich damit auf Miriam Meckel, die in der FAZ „Abfuhrtermine für Informationsmüll“ forderte (und sich in einem Dutzend Kommentaren dafür teilweise herbe Kritik gefallen lassen muss). Die über das Bild der „Allmende“ genannten Gemeindeweise und in Anlehnung an die Parabel „Tragik der Allmende“ des Ökologen Garret Hardin von 1968 klagt Miriam Meckel über die Flut an unnützen und unerwünschten Daten. Niklas Hofmann spricht von einem „fraglos selbst verschuldeten“ Leiden und von einem vermutlich „akuten Ausfall aller eigenen Filter“.
Genauso wenig müsse man sich durch Boulevard-Zeitungen an Kiosken belästigt fühlen oder durch Gespräche an Nachbartischen im Kaffee: „Viel eher offenbaren sich hier die enttäuschten Utopisten, die sich vom Internet eine lebensreformerische Bereinigung aller Kommunikationsverhältnisse erwartet haben.“ Sehr schön formuliert, wie ich finde, mit dem ebenso stimmigen Ausblick: „Die Überweidung der Aufmersamkeits-Allmende wird nicht stattfinden“. Es ist Sache der Teilnehmer selbst, zu entdecken, was sie interessiert: Ablenkung und Unterhaltung oder Wissen und Information. In den Schulen läuft die Lehre des angemessenen Zugangs an neue Inhalte unter dem Schlagwort: „Das Lernen lernen!“
Tags: Aufmerksamkeits-Allmende, Lernen lernen, Miriam Meckel, Niklas Hofmann, Orientierung, Orientierungsfähigkeit, Tragik der Allmende
[…] diplomatisch zerpflückt Harry Prothman den Artikel. Texthilfe gibt’s auch hier. Veröffentlicht in Commons, Demokratie, Internet&Software. […]
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