Zwei Quellen beschreiben jüngst unterschiedliche Auswirkungen Sozialer Netzwerke auf die Politik von Unternehmen: Im Handelsblatt wird die Macht fotografierender Modeblogger beschrieben, in der Fachzeitung FNG Magazin (für Food, Nonfood und Getränke) behandelt ein Beitrag die teilweise schon ausgeübte Macht der Schwarmintelligenz.
Fashion-Blogger wie Scott Schuman und Yvan Rodic sorgten für eine „Demokratisierung der Mode“, heißt es da, darüber hinaus würde unter Marketingspezialisten bereits allgemein immer seltener vom Konsumenten gesprochen, sondern vielmehr vom „Prosumenten“ als Kurzform proaktiver Konsumenten. Demnach richteten sich schon einige große Modekonzerne nach Blogs, um zu erfahren, „wie der Verbraucher tickt, was er will und was ihm gefällt“. Als weiteres Beispiel wird die interaktive Heimwerkerseite von Bosch genannt, mit der neue Trends aufgespürt werden sollen. Die gute Nachricht: Die Bedürfnisse der Konsumenten werden ernst genommen. Die schlechte: Sie liefern den Konzernen oft nicht nur Geschäftsideen, sondern ihre Daten frei Haus dazu.
Der Einfluss von Internet-Netzwerkern auf große Unternehmen wird im Beitrag des fng Magazins am Beispiel von Nestlé verdeutlicht. Da der Konzern in seinem Schokoriegel Kitkat Palmöl verwendet, für dessen Gewinnung Regenwald in Indonesien abgeholzt wird, hat Greenpeace in Anlehnung an den Werbespot ein erschreckendes Video gedreht, das vor allem über Facebook mehr als eine halbe Million mal angeklickt wurde. Obwohl Nestlé mittlerweile mitteilte, dass der Vertrag mit dem entsprechenden Öllieferanten aufgelöst sei, bleibt ein Imageschaden und Vertrauensverlust.
Der Beitrag stellt klar, dass die Mund-zu-Mund-Propaganda wie eh und je laufe, nur eben in einem viel schnelleren Tempo. Gelebte ethische und soziale Werte, heißt es weiter, würden in Zukunft noch weit stärker als bisher den Erfolg eines Produkts mitbestimmen. Virale Kampagnen sind dazu geeignet, Vorzüge oder Nachteile der Allgemeinheit mehr oder weniger drastisch vor Augen zu führen. Der geneigte Facebook-Nutzer muss dem Protest-Inhalt dann nur noch seine Zustimmung erteilen, indem er den „Like-Button“ klickt. Allerdings ist dazu vorher ein engagierter „Prosument“ nötig, ein Blogger, Journalist oder eben eine Institution wie Greenpeace, die mit den entsprechenden Mitteln auf positive oder meist negative Eigenschaften von Produkten aufmerksam macht.
Tags: Bosch, Nestle, Prosumenten, Schwarmintelligenz, Scott Schuman, Soziale Netzwerke, Yvan Rodic