Historisches Bahnbetriebswerk unter Bedrängnis

Im Kölner Stadtbezirk Nippes liegt mit dem ehemaligen Rangierbahnhof die letzte historisch erhaltene Eisenbahnfläche Kölns. Im ehemaligen Bahnbetriebswerk, das in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts das zentrale Ausbesserungswerk für die weit verbreiteten Holzwaggons war, sind aktuell das Rheinische Industriebahn-Museum (RIM) und der Freundeskreis Eisenbahn Köln (FEK) beherbergt. Die aktuellen Probleme: Die Deutsche Bahn möchte die Nutzungskosten für den Anschluss an das Schienennetz drastisch erhöhen und die Stadt möchte das denkmalgeschützte Gelände gerne als Industriegebiet ausweisen.

Kassenwart Jörg Seidel (r.), 2. Vorsitzender Peter Stapper (l.) und Harry Braun vom RIM e.V. auf einer alten Kölner Lok, mit der Trümmer vom Neumarkt geräumt wurden, später bei „Bios Bahnhof“ zu sehen.

„Wir stecken eine Menge Arbeit und den Großteil unserer begrenzten Mittel in den Erhalt des Gebäudes, der Schienen und der Wagen“, erklärt RIM-Kassenwart Jörg Seidel. Ihm zufolge wäre es beiden Vereinen unmöglich, ein Vielfaches der jetzigen Summe für den Anschluss an das DB-Betriebsnetz aufzubringen. Das Ergebnis der laufenden Verhandlungen bleibt abzuwarten.

Rund 100.000 Holzwaggons gab es in Deutschland, die zentral in Nippes ausgebessert wurden

Die Pläne der Stadtverwaltung, den Flächennutzungsplan zugunsten eines neuen Industriegebiets zu ändern, scheinen dagegen aussichtslos. „Die gesamte Fläche des alten Rangierbahnhofs unterliegt dem Eisenbahnbundesamt. Doch in der Stadt herrscht weitgehend Unkenntnis des Einsenbahnrechts.“ Auch die Bezirksvertretung Nippes und Bürgerinitiativen sind dagegen. Jörg Seidel befürchtet jedoch, die Stadt versucht Fakten zu schaffen, auch weil das verwilderte ehemalige Esso-Gelände dafür nicht zur Verfügung steht.

RIM-Kassenwart Jörg Seidel (r.) und der zweite Vorsitzender Peter Stapper zeigen die Schienenführung auf dem alten Kohlebansen, über den früher Kohle in Loks geschüttet wurde.

Der zuständige Landeskonservator Udo Mainzer hat festgestellt, dass diese letzte Anlage ihrer Art im Rheinland erhalten werden soll. Dennoch wurde bereits eine Auffahrtrampe zum Kohlebansen, an dem Dampfloks von oben mit Kohle befüllt wurden, abgerissen. Der Erhalt des denkmalgeschützten Ensembles und der Bahnbetrieb sind für beide Vereine entscheidend.

Impressionen aus dem Rheinischen Industriebahn-Museum (RIM)

Der Zweck des FEK ist es, den historischen Rheingold-Zug zu betreiben. Die nächste Fahrt findet am 17. September nach Göppingen statt. Das RIM sammelt und restauriert historische Lokomotiven und Wagen und beherbergt häufig auch Züge anderer Betreiber, wenn zum Beispiel eine nostalgische Zugfahrt zum Kölner Weihnachtsmarkt führt.

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