Wirtschaft und Politik vertrauen auf CO2-Wäsche. In der zweiten Augusthälfte haben NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (richtig, der „Rumänen-Rüttgers“) und Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (richtig, der Shooting-Star, der Lothar Matthäus ähnlich sieht) im Kohlekraftwerk Bergheim-Niederaußem eine Pilotanlage zur Wäsche von Kohlendioxid eingeweiht. BASF hat die chemische Lösung für die Rauchgaswäsche entwickelt, Linde die Verfahrenstechnik.
Der Geschäftsleiter des BUND in Nordrhein-Westfalen Dirk Jansen nannte die Anlage bereits im Vorfeld ein „ökologisches Feigenblatt, um der dreckigen Braunkohle ein sauberes Image zu verpassen“. So wurde er denn auch von der Gästeliste zur Einweihung gestrichen, nachdem er zu einer zeitgleichen Demonstration aufgerufen hatte. Zusammen mit dem Aktionsbündnis Stommelner Bürger „Leben ohne Braunkohle“ hat der BUND NRW bei der Einweihung vor dem Werkstor der Anlage demonstriert.
Von Guttenberg setzt hingegen voll auf Kohle als „eine sichere und bezahlbare Energie“, die viele tausend Arbeitsplätze in Nordrhein-Westfalen und Ostdeutschland sichere. Jürgen Rüttgers sprach vom „Kohlekraftwerk der Zukunft“; der Bundeswirtschaftsminister sagte: „Kohle hat eine Zukunft, wenn man auf neue Technik setzt.“
Doch genau diese ist umstritten: Die Kohlenstoffdioxid-Wäsche (Abscheidung und Einlagerung von Kohlenstoffdioxid, englisch: „Carbon Capture and Storage“, CCS) sei mit zahlreichen Risiken behaftet und komme für den Klimaschutz zu spät, erklärte Jansen. Mit dem Ausstoß von etwa 100 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr seien die RWE-Braunkohlekraftwerke im Rheinland „Deutschlands Klimakiller Nummer eins“. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Ende Juni verkündet, dass das dazugehörige CCS-Gesetz erst nach der Bundestagswahl kommen solle. Trotz einer Einigung der Koalitionsexperten hatte die Unions-Fraktion das Vorhaben zur CO2-Speicherung gestoppt.
Laut britischer Klimaschutzkampagne „Sandbag“ ist das Kraftwerk Niederaußem der zweitgrößte Klimakiller europaweit. Mit einem Ausstoß von 24,866 Millionen Tonnen CO2 im Jahr produziert das Kraftwerk etwa 2,5 Prozent der gesamten deutschen Emissionen. RWE gilt mit insgesamt vier der zehn größten Dreckschleudern europaweit (neben Niederaußem noch Weisweiler, Frimmersdorf und Neurath) als größter Klimasünder des Kontinents. Zum Glück lebe ich sichere zehn Kilometer von Niederaußem entfernt…
Tags: Kohlekraftwerk, Kohlendioxid, Niederaußem, Rauchgaswäsche