Erinnerungen sind beileibe nicht nur bildlich oder sprachlich, sondern häufig auch olfaktorisch, was sich vor allem in der Weihnachtszeit immer wieder feststellen lässt. Auch Katholiken ist der Geruch des Weihrauches sicherlich eine unverrückbare „Größe“ beim Gedanken an den Kirchgang. In einer online Veröffentlichung der Public Library of Science hat Marije Oostindjer von der Universität in Wageningen darauf hingewiesen, dass vertraute Gerüche Ferkel bei der Entwöhnung von der Muttersau beruhigen und besser gedeihen lassen.
Nun wird der Vergleich zwischen Kirchgängern und den vom Muttertier getrennten Ferkeln sicher manche stören. Doch in bdein Fällen scheint es sich um eine olfaktorische Reminiszenz zu handeln, die einmal als beruhigend erlernt immer wieder beruhigend wirkt. Zitiert wird dort Thomas Hartge, der bestätigt, dass autobiografische Erfarhungen keineswegs nur linguistisch strukturiert sind. Zur Beruhigung: Bei Tieren, denen jede Art der Begrifflichkeit fehlt, sind Erfahrungen überhaupt nicht linguistisch struktuiriert.
Dennoch fand ich die Analogie sehr schön, wie die Forscher feststellen, dass Ferkel, deren Muttertiere zuvor Futter mit Anis-Aroma erhielten, bei der Verabreichung von Anis-Futter bei der Entwöhnung vom Muttertier deutlich mehr fraßen und spielten, und weniger Anpassungsschwierigkeiten hatten als andere Ferkel. Es dürfte nicht allzuweit hergeholt sein, zu vermuten, dass vertraute Gerüche auch auf die Entwicklung von Menschen einen deutlichen Einfluss haben. Das können auch bei weitem frühere sein als diejenigen aus der Kirche. ich denke da eher auch an Nahrungsmittel mit künstlichen Aromen. Wer weiß, ob uns hierbei nicht die Nahrungsmittelindustrie schon gezielt manches Schnäppchen schlägt?
In diesem Zusammenhang noch eine audiovisuelle Erinnerung, passend vom Titel eines frühen „hoch energetischen“ Albums der Red Hot Chili Peppers „Mother’s Milk“ (Bassist Flea sagt: „Sie hält alles Übel ab, beschützt Dich vor Infektionen und ist gut für Dich“):
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