Aus dem Sport kennen wir diese Argumentation: Im Falle eines Sieges hat alles gepasst, der Sportler war in Top-Form, das Training hat sich ausgezahlt, der Dank geht an alle möglichen Helfer – wohl wissend, dass doch er selbst die Leistung erzielt hat und nun gefeiert wird. Im Falle einer Niederlage gestehen sich aber die wenigsten Sportler oder Trainer leicht Fehler ein. Das Wetter war schuld, der psychologische Druck, gerne auch die Medien.
Nicht viel anders ist es in der Wirtschaft und im täglichen Leben, wie Rolf Dobelli, Gründer und Kurator des Forums “Zurich.Minds”, in seiner montäglichen Rubrik „Klarer denken“ in der FAZ erläutert.
Mit schönen Beispielen deckt der Autor den Denkfehler der Selbstbestätigung („self serving bias“) auf. In Geschäftsberichten von Konzernen ist für Wachstum stets das Management zuständig, für Verluste aber sind es äußere Umstände (Wirtschaftskrise, Wechselkurseffekte, Verbraucherverhalten u.a.m.). So nannte sich der CEO von lkehmann Brothers Richard Full, angeblich gerne „Master of the Universe“, allerdings nur bis 2008.
Schon in der Schule neigen wir dazu: Die Eins hab ich mir verdient, die fünf lag an der schweren Prüfung, die so gar nicht angekündigt war… Derart lassen sich für jede Entwicklung schützende Argumente finden, warum es wohl so ist, wie es ist, und warum ich beim schlechten Ausgang nichts dafür kann. Weitergehend stellt Rolf Dobelli eine systematische Selbstüberschätzung fest, so z.B. bei den Uni-Eignungstests von US-Schülern, deren Ergebnis einer Untersuchung zufolge schon nach einem Jahr immer besser angegeben wird als er wirklich wahr. Das erinnert an den größten bisher gefangenen Fisch, der ebenfalls in der Erinnerung weiter wächst.
Auch in Ehen bewerten Frauen und Männer ihren Anteil am Gelingen der Partnerschaft regelmäßig mit über 50 Prozent. Diesem sehr menschlichen und bequemen Denkfehler zu begegnen bedarf schon einer starken Willenskraft. Glücklich, wer Freunde hat, die einem die ungeschminkte Wahrheit sagen, meint der Autor. Wenn nicht, sollte man sich seinen Feind zum Kaffeetrinken einladen. Was er über mich zu sagen hat, dürfte meist weit aufschlussreicher und wir sollten solchen Erkenntnissen gegenüber aufgeschlossen sein.
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