Eine neue Studie des Neurologen Benedikt Grothe an der Uni München belegt, dass ältere Mitmenschen nicht nur deshalb Probleme haben, Nebengeräusche auszublenden, weil ihr Hörvermögen allgemein nachlässt. Vielmehr handelt es sich offenbar um ein Missverhältnis bestimmter Botenstoffe, die Informationen zwischen Nervenzellen übertragen. Daher fällt es bereits ab dem 40. Lebensjahr zunehmend schwerer, sich bei einer hohen Gesamtlautstärke auf genau einen Sprecher zu konzentrieren. Das hat jüngst die Welt berichtet (in der Print-Ausgabe etwas ausführlicher), unter Berufung auf einen Beitrag im „Journal of Neuroscience„.
Das steht ganz im Gegensatz zum häufiger bedienten Mythos bei Vampiren, denen die Fähigkeit zu eigen sein soll, sich gezielt auf Gespräche auch in weiter Entfernung zu konzentrieren (wie mit einem Richtmikrofon). Aus eigener Erfahrung (nicht als Vampir, sondern als Radioredakteur) kann ich belegen, dass ich früher wunderbar bei Musik arbeiten konnte. Noch weiter zurück gedacht war es als Schüler auch selbstverständlich, bei laufendem Radio sich durch den Berg Hausaufgaben zu quälen.
Heute herrscht dagegen bei der Arbeit Stille. Ich kann nicht verbergen, dass auch ich die 40 bereits überschritten habe. Wirklich spannend an der Veröffentlichung finde ich jedoch, dass dadurch die Therapie altersbedingter Hörverluste von Grund auf umgekrempelt werden könnte. Vielleicht ist es oft ja gar nicht so, dass Oma oder Opa nur das hören, was sie hören möchten. Möglicherweise können sie manches einfach nicht selektiv wahrnehmen, weil die jüngeren Generationen einfach zu laut sind (ist doch sowieso eines unserer Grundprobleme, dieser dauernde Geräuschpegel). Oder irre ich mich da etwa? Bin ja schon still.
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