Winke zu Weihnachten 5

Das private Häuserfassaden-„Aufrüsten“ beginnt. Nachdem der Einzelhandel bereits seit Wochen auf weihnachtliche Emotionen setzt, die Kauffreude auslösen, äußert sich nun, vermutlich spätestens mit dem 1. Advent, auch der Drang vieler Nachbarn, sich durch Lichterglanz auf das Weihnachtsfest einzustimmen. Seitdem die Uhr auf Normalzeit umgestellt wurde (inzwischen teilweise schon „Winterzeit“ genannt), ist es abends entsprechend früher dunkel, ehe am 21. Dezember die längste Nacht erreicht ist und mit der Winterwende langsam die Dauer der Tage wieder zunimmt. An langen Winterabenden bringt der Lichterschmuck flüchtige Freude, wie dieser Baumschmuck im Vorbeifahren an einer Autobahn bei Bonn gesehen.

Lichtereffekt eines Baumschmuck im Vorbeifahren an einer Autobahn bei Bonn

Im Vorbeifahren bewirkt das Lichterspiel nicht viel mehr als vielleicht ein kurzes Innehalten – was schon einiges wäre. Immerhin handelt es sich ja nicht wie sonst zumeist um Leuchtreklame für ein Produkt, sondern um den Ausdruck einer bestimmten Vorfreude. Oder wird sogar ein „Geist der Weihnacht“ beschworen? Das kann fast nicht sein, denn gerade für diesen wird doch Reklame betrieben, zum Beispiel in der Muscial-Adaption von Charles Dickens Klassiker „A Christmas Carol“, die derzeit mit Erfolg in Köln aufgeführt wird.

Plakat am Rheinufer für die Kölner Musical-Produktion "Vom Geist der Weihnacht"

Um einen Gedanken anzuregen, den ich vielleicht an anderer Stelle noch ausführlicher ansprechen kann, möchte ich auf eine Idee verweisen, die meines Wissens von Hegel stammt. Demnach gewinnen die Menschen, gleich welchen Glaubens sie sind, durch den christlichen Mythos von Tod, Auferstehung und Erlösung, eine Grundbedingung für ihre geistige Freiheit und Individualität. Jeder muss sich selbst mit dem Undenkbaren des Todes auseinandersetzen. Hierzu gibt Weihnachten gewissermaßen eine „Steilvorlage“ – wie schon gesagt, unabhängig vom eigenen Glauben. Vielleicht ist dies im Hintergrund eine wichtige Botschaft des Weihnachtsfestes, wie sie auch Hugo Salus in seinem Gedicht zum Ausdruck bringt:

Weihnacht

Da hob sich voll der Klang der Weihnachtsglocken.
Zu meinem Lager, drauf ich matt und krank
Und einsam siechte, drang ihr Friedensklang;
Ich wachte auf, erregt und süß erschrocken.

Mir war, der Engel der Versöhnung bleibe
Auf seinem Flug vor meinem Fenster auch,
Es taue auf vor seines Mundes Hauch
Die frosterstarrte, blinde Fensterscheibe.

Als spräche er zu mir: Mein lieber Heide,
Zum Sternenhimmel blick empor! Du bist
Durch das Martyrium des Leid’s ein Christ!
Auch dir klingt eine Glocke: Leb‘ und leide!

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