Die Initiative D 21, nach eigenen Angaben „Deutschlands größte Partnerschaft von Politik und Wirtschaft für die Informationsgesellschaft“ hat jetzt ihren „Onliner Atlas 2010“ herausgegeben. Demnach machen die „Offliner“ noch einen Anteil von ca. 28 Prozent der deutschen Bevölkerung aus. Daher könne man aktuell noch nicht von einer „digitalen Gesellschaft“ sprechen, hieß es.
Viel wichtiger, ob eine Gesellschaft als digital zu bezeichnen wäre oder nicht, ist für mich dei Frage, ob die Gesellschaft „analog“ funktioniert. Wie der Kölner Stadt-Anzeiger in seiner heutigen Ausgabe schreibt, besteht eine „große Kluft zwischen Ost und West“. Im obern verlinkten Pressetext heißt es dazu: „Die Schere zwischen West und Ost öffnet sich weiter. Die Kluft zwischen dem ersten und dem letzten Bundesland ist damit auf gewaltige 17,5 Prozentpunkte angewachsen.“ Diese Tatsache weist auf ein strukturelles Missverhältnis hin, das möglicherweise mit anderen Faktoren zusammenhängt.
Die Internetnutzung nimmt mit dem Alter ab und steigt mit dem Bildungsgrad. Wird die anhaltende Abwanderung (und damit überdurchschnittliche Überalterung) der östlichen Bundesländer zu Grunde gelegt und dabei ebrücksichtigt, dass es die besser gebildeten Menschen eher einen Ortswechsel ins Auge fassen, so wirft das kein gutes Licht auf die aktuelle Entwicklung in Ostdeutschland.
Allerdings haben die so genannten „Best Ager“ (Menschen mit 50 Jahren und älter) mit 4,7 Prozent plus die höchste Zuwachsrate unter allen Altersgruppen zu verzeichnen. Insgesamt nahm die Internetnutzung gegenüber dem Vorjahr um nur 2,9 Prozentpuntke zu (2009 waren es noch 4,0 Prozentpunkte). Fraglich ist, ob eine allgemeine Durchdringung des Internets in allen Bereiche des Berufs- und Privatlebens erforderlich ist, Fakt dagegen, dass dies in fast allen Bereichen bereits der Fall ist. Wie es aussieht, strebt die Internetnutzung vorübergehend auf einen maximalen Nutzerwert von etwa 75 bis 80 Prozent zu.
Knapp ein Viertel der Bevölkerung, könnte man schlussfolgern, verschließt sich demnach dem Online-Trend. Man könnte auch sagen: Knapp ein Viertel der Bevölkerung macht den Wahnsinns-Hype um das allmächtige Web 2.0 nicht mit. Wir sollten darauf vorbereitet sein, dass das Netz auch zeitweise ausfallen könnte. Und wir sollten uns daran erinnern, dass es auch ein Leben außerhalb der digitalen Medien gibt.
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