Mit ‘Initiative D21’ getaggte Artikel

Lesarten der Online-Verbreitung

Freitag, 08. Juli 2011

Folge ich der Veröffentlichung der sozialen Initiative D21, dann ist die deutsche Bevölkerung zweigeteilt, was ihre Akzeptanz und Nutzung des Internets betrifft. Ihre diesjährige Studie „(N)Onliner Atlas 2011“ beschreibt die „Nutzung und Nichtnutzung des Internets, Strukturen und regionale Verteilung“. Die Pressemitteilung trägt den verheißungsvollen Titel: „Erstmals nutzen drei Viertel der Deutschen das Internet“. Der Untertitel der Studie legt allerdings eine andere Sichtart nahe:

Kölner Stadt-Anzeiger, 09.07.11., Titel: Digitaler Graben durch deutsche Bevölkerung

Das ist auch der Tenor, der sich durch das erste von zahlreichen Vorworten der Studie des Präsidenten der Initiative Hannes Schwaderer, Geschäftsführer der Intel GmbH, zieht: Rund 18 Millionen Deutsche, das ist rund ein Viertel der Bevölkerung, bleiben dem Internet fern. Dabei handelt es sich vorwiegend um ältere, ärmere und weniger gebildete Menschen. Den „deutlichen digitalen Graben entlang von Alter, Einkommen und Geschlecht“ konstatiert auch Hans-Joachim Otto, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium.

Bei Abiturienten und Studenten liegt die Quote der Surfer bei immerhin (oder doch nur?) 90 Prozent. Die Gruppe ohne Schulabschluss und Lehre ist in diesem Jahr bei einem zuwachs von 5 % erstmals über die 50 Prozent gekommen. Bei den über 70-Jährigen nutzt nicht mal ein Viertel das Internet. Insofern liegt die Vermutung nahe, dass die Internetnutzung mit den Jahren immer weiter zunehmen werde. So hat nach Altersverteilung die Gruppe der 50- bis 59-Jährigen den größten Zuwachs zu verzeichnen. Allerdings spricht die offizielle Pressemitteilung von einer „demografischen Grenze der Internetnutzung“.

Kölner Stadt-Anzeiger, 05.07.11, Die Internetverbreitung in Deutschland

Weniger differenziert liest sich die Kurzmeldung von nur wenigen Tagen zuvor. Laut einer repsäsentativen ARD/ZDF-Onlinestudie hat die Internetnutzung in deustchland demnach erstmals die 50 Millionen-Marke durchbrochen. Hier ist von einem starken zuwachs der über 60-Jäöhrigen die Rede. Zum Vergleich: Die Zahlen der öffentlich-rechtlichen Studie lauten: 51,7 Millionen Internetnutzer, entsprechend 73,3 Prozent der Bevölkerung. Dagegen die Zahlen der Initiative D21: 52,7 Millionen Internetnutzer ab 14 Jahren, entsprechend 74,7 Prozent der Bevölkerung. Trotz einer schlappen Million Nutzer Abweichung dann doch überraschend übereinstimmende Ergebnisse!

Keine Brücke über digitalen Graben in Sicht

Freitag, 03. Dezember 2010

Die Lobgesänge auf die allseits vernetzte Gesellschaft, auf das Internet als Überbrücker sozialer Unterschiede und auf die Sozialen Medien als Korrektiv in vielerlei Hinsicht scheinen allesamt überzogen. Eine Umfrage von TNS-Infratest im Auftrag der Initiative D21 behauptet nun vielmehr das Gegenteil: Knapp zwei Drittel aller Deutschen sind demzufolge nach wie vor unsicher im Umgang mit dem Internet (28 %) oder nutzen es überhaupt nicht (28%).

Die Welt, 03.12.10, Titel: Mehrheit der Deutschen nutzt das Netz kaum

Die Welt berichtete in der Print-Ausgabe nur kurz, hat dafür aber Sonderseiten online gestellt, die frühere Studien teilweise wiederlegen. Für das Nutzerverhalten wurden so schöne Begriffe gewählt wie „Digitale Außenseiter“ (besagte 28%), „Gelegenheitsnutzer (die zweiten 28%). Profis, Berufsnutzer und „Digitale Avantgarde“ machen zusammen nur knapp ein Viertel der Deutschen aus (24%). Von dieser vorweigend männlichen und besser ausgebildeten Gruppe sind knapp zwei Drittel jünger als 30 Jahre. Insgesamt ist die Zahl der Deutschen, die online sind, auf mittlerweile 72 Prozent gestiegen, wobei insbesondere der Anteil derjenigen zunimmt, die auch über mobile Anwendungen wie Smartphones oder Tablet PCs onlne gehen.

Die ganze Studie ist hier nachzulesen und abzurufen.

Grenzen des Hypes ums Web 2.0

Freitag, 09. Juli 2010

Die Initiative D 21, nach eigenen Angaben „Deutschlands größte Partnerschaft von Politik und Wirtschaft für die Informationsgesellschaft“ hat jetzt ihren „Onliner Atlas 2010“ herausgegeben. Demnach machen die „Offliner“ noch einen Anteil von ca.  28 Prozent der deutschen Bevölkerung aus. Daher könne man aktuell noch nicht von einer „digitalen Gesellschaft“ sprechen, hieß es.

Kölner Stadt-Anzeiger, 09.07.10, Titel: 72 Prozent sind im Internet

Viel wichtiger, ob eine Gesellschaft als digital zu bezeichnen wäre oder nicht, ist für mich dei Frage, ob die Gesellschaft „analog“ funktioniert. Wie der Kölner Stadt-Anzeiger in seiner heutigen Ausgabe schreibt, besteht eine „große Kluft zwischen Ost und West“. Im obern verlinkten Pressetext heißt es dazu: „Die Schere zwischen West und Ost öffnet sich weiter. Die Kluft zwischen dem ersten und dem letzten Bundesland ist damit auf gewaltige 17,5 Prozentpunkte angewachsen.“ Diese Tatsache weist auf ein strukturelles Missverhältnis hin, das möglicherweise mit anderen Faktoren zusammenhängt.

Die Internetnutzung nimmt mit dem Alter ab und steigt mit dem Bildungsgrad. Wird die anhaltende Abwanderung (und damit überdurchschnittliche Überalterung) der östlichen Bundesländer zu Grunde gelegt und dabei ebrücksichtigt, dass es die besser gebildeten Menschen eher einen Ortswechsel ins Auge fassen, so wirft das kein gutes Licht auf die aktuelle Entwicklung in Ostdeutschland.

Allerdings haben die so genannten „Best Ager“ (Menschen mit 50 Jahren und älter) mit 4,7 Prozent plus die höchste Zuwachsrate unter allen Altersgruppen zu verzeichnen. Insgesamt nahm die Internetnutzung gegenüber dem Vorjahr um nur 2,9 Prozentpuntke zu (2009 waren es noch 4,0 Prozentpunkte). Fraglich ist, ob eine allgemeine Durchdringung des Internets in allen Bereiche des Berufs- und Privatlebens erforderlich ist, Fakt dagegen, dass dies in fast allen Bereichen bereits der Fall ist. Wie es aussieht, strebt die Internetnutzung vorübergehend auf einen maximalen Nutzerwert von etwa 75 bis 80 Prozent zu.

Chart: D21 Entwicklung Internetnutzung_2

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D21 Entwicklung Internetnutzung_2

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Knapp ein Viertel der Bevölkerung, könnte man schlussfolgern, verschließt sich demnach dem Online-Trend. Man könnte auch sagen: Knapp ein Viertel der Bevölkerung macht den Wahnsinns-Hype um das allmächtige Web 2.0 nicht mit. Wir sollten darauf vorbereitet sein, dass das Netz auch zeitweise ausfallen könnte. Und wir sollten uns daran erinnern, dass es auch ein Leben außerhalb der digitalen Medien gibt.

Digitale Überbewertung

Freitag, 19. März 2010

Welt, 19.03.10, Titel: Digitale Außenseiter

Was ist das denn für eine erschreckende Erkenntnis, die die Welt heute auf Seite 1 präsentiert? Die Deutschen seien in der Mehrheit nicht in der Internet-Gesellschaft angekommen, schreibt Frank Schmiechen unter Berufung auf eine Studie der Initiative D21: Demnach besäße nur etwa ein Viertel der Deutschen die nötige „Kompetenz, Nutzungsvielfalt und Wissen über digitale Medien“. Dabei hatte noch zum Start der Computermesse Cebit der IT-Branchenverband Bitcom behauptet: Für die Mehrheit der Deutschen ist das Internet ein fester Bestandteil des Alltags (texthilfe.de berichtete).

Im Wirtschaftsteil der heutigen Welt dann die ganze Wahrheit: „Die Deutschen sind immer noch Internet-Muffel„. Nils Lange führt aus, was das Deutsche Digitale Institut erforscht hat: Sechs Nutzertypen lassen sich qualifizieren, wobei die „digitalen Außenseiter“ mit 35 Prozent die größte Gruppe bilden, knapp gefolgt von den „Gelegenheitsnutzern“ mit 30 Prozent. Die weiteren Nutzergruppen – übrigens sehr süß illustiert auf der D21-Unterseite „Digitale Gesellschaft“ – sind „Digitale Profis“ (12 Prozent), „Trendnutzer“ (11 Prozent), „Berufsnutzer“ (9 Prozent) und die „Digitale Avantgarde“ (3 Prozent).

Die digitalen Außenseiter sind laut der Umfrage von TNS Infratest aus dem Dezember 2009 zu zwei Dritteln weiblich und haben vielfach sogar Angst vor den Computer. Ihr Durchschnittsalter beträgt 62 Jahre, das der Gelegenheitsnutzer dagegen 41 Jahre. Schockiert zeigte sich über das Ergebnis Ulrich Herrmann, Mitbegründer und Mitglied des Gesamtvorstands des gemeinnützigen Vereins D21, er befürchtet „eine Einschränkung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft auf dem globalisierten Markt“.

Ist es nun schlimmer, dass die Deutschen bislang offenbar nicht den international geforderten Stand der Internetnutzung erreicht haben  oder sollten wir uns nicht freuen, dass dem anhaltenden Internethype einmal ein Dämpfer verpasst wird? Tatsächlich wird jedoch nirgends ein internationaler Vergleich herangezogen. Und im Zusammenhang mit der Cebit wurden verschiedentlich die aktuell guten Chancen der deutschen Internetwirtschaft beschworen (vgl. texthilfe.de). Zudem muss nach meiner Einschätzung nicht unbedingt jeder im Internet und am Computer alles können. Die Grundfertigkeiten sind immerhin doch ganz schön weit verbreitet. Und da gibt es auch noch eine reale Welt da draußen. Vielleicht wird sie wieder stärker bemerkt, wenn der Frühling sich weiter durchsetzt.

Die Welt, 19.03.10, Titel: Datenschützer fordern Radiergummi für das Internet

Ganz lustig, aber auch bezeichnend finde ich in dem Zusammenhang einen weiteren Artikel aus der heutigen Welt unter obigem Titel. Vielleicht würden auch noch mehr Leute das Internet (noch) bedenkenloser nutzen, wenn es den digitalen Radiergummi gäbe , der das Auslöschen einmal eingetragener Datensätze beispielsweise in Sozialen Netzwerken einfacher ermöglicht. Denn die Ängste vor dem Internet und teilweise auch vor den großen, neuen Internetkonzernen mögen teilweise diffus sein, sie sind teilweise auch berechtigt (vgl. nochmals texthilfe.de).