Vorwne weg: Die Überschrift bezieht sich nicht auf den Texthilfe-Eintrag vom 30. März zu Überwachung Neuer Medien, sondern auf einen Artikel im Journal des Deutschen Journalisten-Verbandes in Nordrhein-Westfalen. Werner Hinse (selbst freischaffender Journalist) bespricht die Untersuchung des Dortmunder Studenten Simon Lenartz am dortigen Institut für Jounalistik zur Frage, inwieweit sich bei Freien private freie Zeit mit beruflich bestimmter Zeit vermischen.
In 14 ausführlichen Interviews wägte er gemeinsam mit seinen Probanden die Vor- und Nachteile des Freien-Status ab. „Die freie Auswahl von Themen und Medien, das Gefühl der eigenen Unabhängigkeit, das Arbeiten ohne unliebsame Kollegen oder Chefs sowie, und sicherlich an erster Stelle, die Möglichkeit der freien Zeiteinteilung“ überwögen die negativen Aspekte. Der Interviewer stellte dabei fest, dass die meisten Freien ihre Zeiteinteilung sehr gut im Griff hätten.
Demnach versuchten Freie fehlende feste Arbeitszeiten durch „vergleichbare Grenzen zu ersetzen“. Selbst seit mehr als zehn Jahre selbstständig und frei beschäftigt, kann ich nicht behaupten, dass dadurch feste Arbeitszeiten „weggebrochen“ seien. Ich habe mir doch vielmehr diesen Status und die Möglichkeit der freien Zeiteinteilung bewusst gewählt! Zustimmen kann ich allerdings der Beobachtung, dass bis zu einem Abgabetermin der genaue Zeitaufwand nicht in jedem Fall genannt werden kann, bzw. nicht in jedem Fall vollständig in Anschlag gebracht werden kann.
Die „Freiheit“ bringt nach meiner Auffassung mit sich, dass auch während der nicht als Arbeitsstunden notierten Zeiten eine Beschäftigung mit einer Materie stattfindet. Dies ist bei festangestellten Mitarbeitern sicherlich ebenso der Fall, möglicherweise aber in geringerem Maße. Die Frage ist, inwieweit der Freie die anhaltende unterschwellige Beschäftigung mit einem Thema oder einem Auftrag ausblenden könnte oder sollte. Was tatsächlich Stres verursacht, so Simon Lenartz weiter, seien die Arbeiten der Selbstorganisation wie „Marketing, Akquise, Kommunikation, Buchhaltung.“
Hier werde am häufigsten nebenher gearbeitet, bei diesen Punkten vermische sich Erwerbsarbeit und Privatleben am stärksten. Sehr schön in diesem Zusammenhang der zitierte Satz aus der Zusammenfassung: „Die vermeintliche Autonomie wird dann zu einer (durch Marktzwänge) fremdbestimmten Selbtbestimmtheit.“ In diesem Sinne möchte ich auch meinen Titel verstanden wissen: Frei sein heißt, mich nicht zum Arbeiten zu zwingen, sondern zu einer sinnvollen, realistischen und familienverträglichen Zeiteinteilung.
Warum ich dann am Ostermontag zu so etwas blogge? Weil es mir Spaß macht! Das kommt bei der Wahl und dem Ausüben des Berufs erschwerend hinzu.
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