Die Kölner Studentin für Medienkommunikation und Journalismus Sarah Schlifter hat im ersten Quartal des Jahres für ihre Bachelor-Arbeit eine Umfrage unter freien Journalisten durchgeführt, deren empirische Ergebnisse sie mir nun freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. 170 von 272 Angeschriebenen haben den Fragebogen vollständig ausgefüllt (62,5%).
Wichtige Erkenntnise hieraus: Gut zwei Drittel hat den Eindruck, die Auftragslage habe sich verschlechtert (69%), fast ebenso viele sind mit ihrem Beruf und den Umständen insgesamt nicht zufrieden (64%) und behaupten, dass sich der Beruf des Journalisten finanziell nicht lohnt (63%). Dennoch möchten mehr als drei Viertel der Befragten weiter frei arbeiten und streben keine Festanstellung an.
Als Gründe für diese bevorzugte Arbeitsweise werden vor allem genannt: Die freie Zeiteinteilung (knapp 85 %), für mehrere Arbeitgeber zu arbeiten (73,5%), „sein eigener Chef“ zu sein (72 %), sich die Themen aussuchen zu können (71%) und nicht ortsgebunden zu sein (66%). Bei der Frage, ob das momentane Einkommen genüge, antorteten 32% mit „Ja, es reicht aus“, 29% mit „Nein“ und 39% antworteten, sie würden gerne mehr verdienen (wobei allerdings unklar bleibt, ob ihnen – wie nur zu vermuten – ihr jeweiliges Einkommen genügt). Diese partielle Unzufriedenheit deckt sich mit der Einschätzung der Frage, ob sich die Auftragslage verschlechtert habe.
Eine besondere Rolle in der Umfrage und der Fragestellung ihrer Arbeit spielte die Rolle der digitalen Medien auf das Berufsbild, das Selbstverständnis und die Beschäftgiung. 71 % der Befragten gaben an, dass der Status des Freien Journalisten durch die zunehmende Digitalisierung nicht gefährdet sei. Die überwältigende Mehrheit von 91 % glaubt nicht an einen „Tod der Printmedien“. Dennoch sprechen 72 % von einer Krise des Journalismus, die offensichtlich mit einer Verschlechterung der Auftragslage und einer relativ geringen Zufriedenheit einhergeht.
Sicherlich wäre es eine spannende Aufgabe, die zahlreichen zitierten Antworten einzelner Teilnehmer zur Begündung ihrer Abstimmungen qualitativ zu überprüfen und zu hinterfragen, als Stichworte seien hier nur genannt die „Kostenloskultur“ im Internet, Nichtachtung qualitativer Standards, fehlende Zeit für Recherche, schlechte Arbeits- oder Vertragsbedingungen (das Buy-Out-Geschäft: Mehrfachverwertung ohne Mehrfachbezahlung).
In ihrer Zusammenfasung widerspricht Sarah Schlifter der Auffassung, dass Journalisten heute nicht mehr gebraucht würden. Um in der sich ändernden Medienwelt zu überleben, müssten sie zuverlässig, flexibel und ständig abrufbereit sein, gleichzeitig aber auch die Freiheit genießen können, um ihrem Beruf mit Herzblut nachzugehen. Der in die Zukunft gerichtete Blick könne dann positiv sein, wenn sie gute Arbeit ablieferten, sich vor Neuem nicht verschlössen (gerade im Hinblick auf die rasante Entwikclung im Internet) und Akquise und Kundenpflege betrieben.
Tags: Freie Journalisten, Journalisten-Umfrage, Sarah Schlifter, Zukunft des Journalismus