In einem sehr interessanten Beitrag im Feuilleton der heutigen Welt berichtet Hannes Stein über den Auftritt des muslimischen Intellektuellen Tariq Ramadan in New York. US-Außenministerin Hillary Clinton hatte eigens sein Einreiseverbot aufgehoben, das ihm erteilt wurde, nachdem er einer der Hamas nahestehenden palästinensischen Organisation 900 Euro gespendet hatte. Bei dem „schmalen Mann mit einem feinen Intellektuellengesicht“ muss es sich um einen begabten Rhetoriker handeln, dem viele Zuhörer begeistert huldigen. Allerdings schwankt das Urteil über ihn zwischen einem Mittler zwichen dem Islam und der westlichen Welt und einem Wolf im Schafspelz. Entsprechend auch die Überschrift des Welt-Beitrags.
Sicherlich kann man dem Mann nicht vorwerfen, dass sein Großvater Hassan al-Banna Gründer der als radikal geltenden ägyptischen Muslimbruderschaft ist. Allerding sei die schillernde Fassade seines Auftritts in New York genau an dem Punkt ins Wanken geraten, als ihn ein Journalist des „New Yorker“ auf die Aufarbeitung der Haltung seines Großvaters ansprach. Hassan al-Banna bejubelte demnach den Mufti von Jerusalem, den als arabischer Freund mit den Nazis der Judenhass verband. Der Großvater habe zwar den Nationalsozialismus und Faschismus abgelehnt, aber den Mufti im Kampf gegen den Zionismus unterstützt.
Diese Frage brachte den eloquenten Redner dem Artikel zufolge einigermaßen ins Stocken. Tariq Ramadan bewundere auch den sunnitischen Rechtsgelehrten Jussuf al-Qaradawi, der Selbstmordattentate gegen israelische Zivilisten ausdrücklich billigt. Hannes Stein endet unmissverständlich: „Dieser säuselnde Beschwörer der Plattitüde wird jetzt (…) als der kenntlich, der er wirklich ist.“ Vor diesem Hintergrund ist zum Beispiel auch nachfolgender Beitrag aus der Kulturzeit in 3sat aus dem vergangenen Sommer mit Bedacht zu verfolgen.
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