In meinem Kölner Heimatdorf findet alljährlich eine Kirmes statt, veranstaltet von der Dorfgemeinschaft „Greesberger“ Esch, die sicherlich um die Auszeichnung der „kleinsten Kirmes Kölns“ konkurrieren könnte. Das Angebot könnte man „übersichtlich“ nennen, mit einem Kinderkarussell, drei Ständen (Büchsen-, Pfeilewerfen und Entenangeln) sowie einem Autoscooter. Daneben sind aber rund ums Festzelt zahlreiche Feierbräuche lebendig, unter denen mir der des „Zacheies“ am besten gefällt.
Zacheies ist die kölsche Form des Namens Zachäus (hebräisch „der Reine“). Im Neuen Testament stieg der kleinwüchsige, reiche jüdische Oberzöllner beim Durchzug Jesu durch Jericho auf einen Feigenbaum, um ihn sehen zu können. Zachäus wurde für die Lehre Jesu gewonnen, später zum Begleiter des Apostel Petrus und schließlich ein Bischof der Urkirche in Palästina. Die Figur verkörperte gewissermaßen die Kirmes, indem sie während der Feier als ausstaffierte Strohpuppe auf einer Stange oder am Wirtshaus befestigt und am Ende verbrannt oder vergraben wurde, um als Sündenbock die Gemeinschaft insgesamt zu entlasten. Erst seit etwa 1950 nennt man die Figur des Zacheies den „Nubbel“.
Hier wurde die lebensgroße, bekleidete Strohpuppe, alljährlich von einer anderen Gruppe hergestellt, unterm Dach des Festzelts befestigt. Zuvor wurde sie mit einem Umzug unter der musikalischen Begleitung des Musikvereins Schönecken von 1849, übrigens des zweitältesten der Eifel, vom Hof Klefisch abgeholt.
Dieses Jahr war aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Kegelclub „Die alten Zeltebauer“ für den Zacheies zuständig. Nach einer Bewirtung durch die Familien der Kegelbrüder wurde mit ihrem Präsidenten Willi Becker der Preis für die Abholung verhandelt und schließlich auf drei Runden Bier festgelegt. Mit der Verbrennung der Strohpuppe am Sonntag nach Einbruch der Dunkelheit sollen alle Sünden der Kirmes vergeben sein.
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