Neben dem Beruf kommt angeblich vor allem bei Hochqualifizierten das Ehrenamt wieder stark in Mode. Das hat eine Untersuchung im Auftrag des NRW-Sozialministeriums ergeben, die pünktlich zu Weihnachten veröffentlicht wurde. Ist das Hauptmotiv die Freude am Dienst an den Mitmenschen oder eher das Gefühl, dass bei aller Qualifikation der ausgeübte Beruf niocht alles gewesen sein kann?
Wie auch immer, den Zeitpunkt der Veröffentlichung hat NRW-Sozialminister Guntram Schneider jedenfalls geschickt gewählt. Zwar könnte die Aufmerksamkeit insgesamt so kurz vor Weihnachten etwas leiden. Dafür ist die Hellhörigkeit für soziale Themen zu dieser Zeit doch besonders groß. Um ins Detail zu gehen: Der größte Anteil der ehrenamtlich Aktiven ist mit rund einem Drittel im Sport täig, an zweiter Stelle folgt die Kirche, mit rund 19 Prozent, wobei dort mehrheitlich Frauen engagiert sind. Die Politik hingegen spielt nur eine untergeordnete Rolle: Heute sind dort nur noch fünf Prozent der Ehrenamtler aktiv gegenüber noch 14 Prozent vor 12 Jahren.
Minister Schneider erfand das Wort der „Konjunktur des Gemeinsinns“ und meinte damit vermutlich: „ohne Personalkosten Schlimmeres verhindern“. Ganz ohne Zynismus ist jedoch gerade der Sport ein Tätigkeitsfeld, das jungen und älteren Menschen oft mehr soziale Werte vermittelt als die Politik dazu in der Lage wäre. In diesem Zusammenhang verweise ich gerne auf die Werte des gelebten Fairplays in meiner Lieblingssportart „Ultimate Frisbee“, für die ich mich seit sieben Jahren ehrenamtlich im Deutschen Frisbeesport-Verband engagiere.
Letzten Endes bleibt die Frage, was es dem einzelnen Menschen bringt, sich unengeltlich stark zu engagieren. ich glaube weniger, dass es darum geht, „schnell Ergebnisse zu sehen“, wie der Minister mutmaßte – dann müsste ich in eine Bastelgruppe gehen. ich zweifle auch daran, dass die engagierten Menschen Beruf und Ehrenamt verbinden wollen. Viel eher suchen sie nach meiner Auffassung eine Kompensation für oft sinnentleerte Tätigkeiten im Beruf oder für die fehlednde Identifikation mit den im bezhalten Job vorgegebenen Zielen.
Möglicherweise sind die Engagierten die Gelackmeierten, weil sie sich ausbeuten lassen – und sei es für eine gute Sache. Wenn es ihnen aber doch etwas bringt für die persönliche Ausgeglichenheit, für das Wohlergehen oder sogar fürs Karma – dann wären sie bekloppt, wenn sie sich nicht engagieren würden. Das muss jeder für sich selbst herausfinden, was ihm mehr bringt. Dennoch scheint dabei auch ein Zusammenhang zwischen Bildung und Verantwortung aufzublitzen.
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