Mit ‘Engagement’ getaggte Artikel

Henne- und Ei-Problem des Helfersyndroms

Freitag, 25. Mai 2012

Dass es nicht leicht sein würde, habe ich schon früh erkannt… (Coldplay, The Scientist). Warum aber ist es manchmal so schwer? Ich denke bei mir persönlich da an die viele Zeit, die ich unentgeltlich für den Frisbeesport in Deutschland verbringe, total bescheuert eigentlich. Oft genug frage ich mich: Warum tue ich mir das an? Eine neue Studie gibt Auskunft darüber, dass das Sozialverhalten offensichtlich durch Stress begünstigt wird.

Kölner Stadt-Anzeiger, 23.05.2012, Gestresste Männer sind sozialer

Forscher der Uni Freiburg hatten Gruppen in Vorträgen unter Stress gesetzt und anschließend in Interaktions-Spielen die Auswirkungen auf das Sozialverhalten untersucht. Ihr Ergebnis ist so einfach wie verblüffend: Stress ruft demnach nicht nur und vor allem Aggression hervor, sondern auch ein positives Sozialverhalten.

Vielleicht hat das Ganze etwas mit Sozialbewusstsein zu tun. Eigentlich aber dachte ich, dass mein ausgeprägtes Sozialverhalten mitverantwortlich für den Stress ist, den ich habe (oder mir mache). Da liegt dann die Henne- und Ei-Problematik des Helfersyndroms vor: Was war erst, der Stress oder das Engagement? Anders gefragt: Begünstigt Stress das Engagement oder ruft das Engagement Stress hervor?

Ich könnte die Frage aus eigener Erfahrung nicht abschließend beantworten. Vielleicht schließt auch das eine das andere nicht aus. Jedenfalls scheint ein positives Sozialverhalten ein guter Ausgleich für den Stress zu sein, den es mit verursacht… Hast Du dafür eine andere Erklärung?

Neugierde, Nähe, Engagement

Donnerstag, 29. März 2012

Interview mit dem Verleger Alfred Neven DuMont aus Anlass seines 85. Geburtstages. Neben einem Gratulationsschreiben von Amos Schocken, Verleger  und Herausgeber der liberalen israelischen Zeitung „Haaretz“, an der der Verlag M. DuMont Schauberg zu 25 Prozent beteiligt ist, steht im heutigen Kölner Stadt-Anzeiger auch ein Interview mit dem Geehrten, das dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner geführt hat.

Kölner Stadt-Anzeiger, 29.03.12, Letzten Endes zählt einzig Qualität

Sympathisch und nachvollziehbar erklärt der betagte Verleger Neven DuMont, wie sich die Medienwelt aus seiner Sicht entwickeln wird. Manager regieren Verlagshäuser (wie es heute bereits weitgehend der Fall ist), die Zeitungen werden sich eventuell gesund schrumpfen (müssen). Vermutlich spielen dabei digitale Geschäftsmodelle eine wichtige Rolle (paid content).

Dennoch sollte der Verlegerberuf weiterhin Zukunft haben, denn es geht – dem Jubilar zufolge – im Grundsatz darum, kreative Ansätze auszuführen. Überraschende, interessante Inhalte, die ein Leser gerne konsumiert, werden benötigt. Er wagt sogar die Differenzierung, dass sich die Menschen nicht nur nach ihrem Besitzstand in arm und reich unterscheiden, sondern auch nach ihrem Platz in der Kommunikationskette als vornehmlich sendende und vonehmlich empfangende.

In diesem Zusammenhang skizziert er die Grundeigenschaften eines Journalisten: „Das Wichtigste überhaupt ist Neugierde, Interesse. Das ist die Basis von allem. Dann natürlich Bürgernähe, Lesernähe und Engagement für die Sache.“ Dazu kommt nach seinen Worten die „Stetigkeit des Journalisten, am Thema zu bleiben“. Das sind in der Tat die besten Voraussetzungen, um den Beruf auszuüben. Vielleicht fehlt in der Aufführung noch die Fähigkeit den Leser mitzunehmen, mitzureißen oder gar zu fesseln.

Abschließend bemerkt erAlfred Neven DuMont, heute fühle er sich stark als Schriftsteller und dürfe in dieser Funktion träumen. Zugegeben, ein wesentlicher Bestandteil des Dichtens. Die noch größere Herausforderung ist es vielleicht, Konstellationen zu Ende zu denken. Doch letzten Endes, da stimme ich voll zu, zählt auch dabei nur die Qualität.

Engagierte oder Bekloppte?

Montag, 26. Dezember 2011

Neben dem Beruf kommt angeblich vor allem bei Hochqualifizierten das Ehrenamt wieder stark in Mode. Das hat eine Untersuchung im Auftrag des NRW-Sozialministeriums ergeben, die pünktlich zu Weihnachten veröffentlicht wurde. Ist das Hauptmotiv die Freude am Dienst an den Mitmenschen oder eher das Gefühl, dass bei aller Qualifikation der ausgeübte Beruf niocht alles gewesen sein kann?

Kölner Stadt-Anzeiger, 24.12.11, Titel: Ehrenamt wird immer beliebter

Wie auch immer, den Zeitpunkt der Veröffentlichung hat NRW-Sozialminister Guntram Schneider jedenfalls geschickt gewählt. Zwar könnte die Aufmerksamkeit insgesamt so kurz vor Weihnachten etwas leiden. Dafür ist die Hellhörigkeit für soziale Themen zu dieser Zeit doch besonders groß. Um ins Detail zu gehen: Der größte Anteil der ehrenamtlich Aktiven ist mit rund einem Drittel im Sport täig, an zweiter Stelle folgt die Kirche, mit rund 19 Prozent, wobei dort mehrheitlich Frauen engagiert sind. Die Politik hingegen spielt nur eine untergeordnete Rolle: Heute sind dort nur noch fünf Prozent der Ehrenamtler aktiv gegenüber noch 14 Prozent vor 12 Jahren.

Minister Schneider erfand das Wort der „Konjunktur des Gemeinsinns“ und meinte damit vermutlich: „ohne Personalkosten Schlimmeres verhindern“. Ganz ohne Zynismus ist jedoch gerade der Sport ein Tätigkeitsfeld, das jungen und älteren Menschen oft mehr soziale Werte vermittelt als die Politik dazu in der Lage wäre. In diesem Zusammenhang verweise ich gerne auf die Werte des gelebten Fairplays in meiner Lieblingssportart „Ultimate Frisbee“, für die ich mich seit sieben Jahren ehrenamtlich im Deutschen Frisbeesport-Verband engagiere.

Letzten Endes bleibt die Frage, was es dem einzelnen Menschen bringt, sich unengeltlich stark zu engagieren. ich glaube weniger, dass es darum geht, „schnell Ergebnisse zu sehen“, wie der Minister mutmaßte – dann müsste ich in eine Bastelgruppe gehen. ich zweifle auch daran, dass die engagierten Menschen Beruf und Ehrenamt verbinden wollen. Viel eher suchen sie nach meiner Auffassung eine Kompensation für oft sinnentleerte Tätigkeiten im Beruf oder für die fehlednde Identifikation mit den im bezhalten Job vorgegebenen Zielen.

Möglicherweise sind die Engagierten die Gelackmeierten, weil sie sich ausbeuten lassen – und sei es für eine gute Sache. Wenn es ihnen aber doch etwas bringt für die persönliche Ausgeglichenheit, für das Wohlergehen oder sogar fürs Karma – dann wären sie bekloppt, wenn sie sich nicht engagieren würden. Das muss jeder für sich selbst herausfinden, was ihm mehr bringt. Dennoch scheint dabei auch ein Zusammenhang zwischen Bildung und Verantwortung aufzublitzen.