Pünktlich zum Anstoß der FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika bringen zahlreiche Verlage ihre Printprodukte auf den Markt, beginnend mit den zahlreichen Serien von Klebebildchen über die zahlreichen Vorberichte in Tageszeitungen und Magazinen zum größten Sportereignis des Jahres bis hin zu Fachliteratur. Das alles beweist wieder einmal – ganz unabhängig davon, ob Miro Klose spielen wird, der über eine besonders gute Kopfballtechnik verfügt – dass der Sport im Allgemeinen und Fußball im Besonderen auch Kopfsache ist.
So weist die Verlagsgruppe Springer Science+Business Media auf einschlägige Titel hin wie „Ökonomie des Tourismus durch Sportgroßveranstaltungen“ (von Holger Preuß, Markus Kurscheidt und Norbert Schütte im Gabler-Verlag), „Mathematik+Sport“ (von Mathias Ludwig, im Verlag Vieweg+Teubner) und „Fußball als Paradoxon der Moderne“ (von Marion Müller im VS-Verlag).
Während das erstgenannte Buch eine empirische Analyse zur Fußball-WM 2006 darstellt und daraus eine „Reihe von bedeutsamen Handlungshinweisen für den strategischen Einsatz und die konzeptionelle Implementierung von Großveranstaltungen“ ableitet, behandelt das zweitgenannte „Olympische Disziplinen im mathematischen Blick“.
Zwar ist Fußball auch eine olympische Disziplin, dabei kommen aber offenbar nicht die Wettchancen beim Tippen auf den WM-Sieger zur Sprache (so viel wie beim Tipp auf den Außenseiter Nordkorea gab es angeblich noch nie zu gewinnen). Dafür wird verdeutlicht, „dass Mathematik eine ganze Menge mit Sport zu tun hat, dass mathematisches Wissen für den erfolgreichen Sportler bzw. für seinen Trainer unentbehrlich ist“.
Das dritte Buch jedoch erscheint mir als die angemessene intellektuelle Lektüre zum heute startenden Weltereignis, das Millionen (oder gar Milliarden) von Menschen medial verfolgen, das Millionen von Kinder beim Erwachsenwerden begleitet. In der Buchbeschreibung heißt es bezogen auf unreflektierten Sprachgebrauch, auf Ausländerregelungen in der Fußball-Bundesliga oder auf eherne Traditionen: “ In jedem anderen Funktionssystem wären derartige partikularistische Diskriminierungen hochgradig legitimationspflichtig. Nur im Fußball bzw. im Sport werden nationale, ethnische sowie geschlechtliche Zuschreibungen unhinterfragt akzeptiert.“ Möglicherweise besteht das Paradoxon in der Tatsache, dass Fußball oder Sport aufgrund der medialen Reichweite solcher Ereignisse doch dazu imstande sein kann, Veränderungen im Denken und vielleicht auch im Handeln zu bewirken (vgl. den Texthilfe-Beitrag zum diesjährigen Weltkongress des SportAccord in Dubai).
Daher finde ich besonders wichtig, dass die WM in diesem Jahr in Südafrika stattfindet, auch wenn es sicherlich kriminelle Übergriffe geben wird, die Kritiker dazu hinreißen lassen werden, diese Entscheidung im Nachhinein anzuzweifeln. Aber alleine die große Kick-Off-Show mit eindringlichen Einspielfilmen wie „One Goal – Education for all“ war für mich schon eine Bestätigung der Richtigkeit dieser Entscheidung.
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