Mit ‘Südafrika’ getaggte Artikel

Das Tintenfisch-Orakel von Oberhausen…

Freitag, 02. Juli 2010

… und andere Vorhersagen zum morgigen Fußball-WM-Viertelfinale Deustchland gegen Argentinien sehen die deutsche Mannschaft vorne. Nachdem heute die Niederlande bereits Brasilien ausgeschaltet haben, wäre damit auch die europäische Quote wieder gerettet. Und einem möglichen Endspiel Deutschland-Niederlande stünde nicht mehr viel im Weg.

Um aber auf den Titenfisch Paul zurückzukommen, der im Sea Life Center Oberhausen durch die Wahl der Futterbox zuverlässig die Sieger aus den Deutschland-Spielen tippt, hier ist seine Prognose:

Übrigens hat die Tierschutzorganisation Peta im Sog der Aufmerksamkeit für die Krake nun darum gebeten, das Tier solle  in einem Nationalpark in Südfrankreich in die freiheit entlassen werden. Angeblich hat das Sea Life Center bereits Zustimmung signalisiert.

Abgesehen davon hat auch die PC Welt eine exklusive Vorhersage für das Spiel erarbeitet – per Klicken durch die Einzelkritiken wird deutlich, dass Deutschland durch ein 3:2 in der 90. Minute vor der Verlängerung siegt. Kleines Manko beim Vorbericht. Im Finale kann es nun ja nicht mehr gegen Brasilien gehen… Auch „Newsblitz“ hat das Spiel über EASports per Simulation prognostiziert (samt Videobericht) und sagt dabei einen 2:0-Sieg für Deutschland voraus. Tja, da hilft dann doch nur abwarten..

Hopp Schwyz!

Donnerstag, 17. Juni 2010

Die erste Sensation bei der sportlich etwas lahmen Fußball-WM in Südafrika verdanken wir den Schweizern und ihrem Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld. Bei seinem Weltmeisterschafts-Debut hat er mit der schweizerischen „Nati“ den Europameister und haushohen Favoriten Spanien mit 1:0 besiegt. Das war sogar den Hauptnachrichten des Schweizer Fernsehens SF DRS den Aufmacher wert.

Garanten des sportlichen Erfolges war zum Einen der in Wolfsburg tätige Goalie Diego Bengalio, der den Sturmlauf der Spanier ein ums andere Mal abwehren könnte, zum Anderen der Abstauber-Stürmer zum entscheidenden 1:0, Gelson Fernandes. Sowohl die Spanier als auch die Schweizer trafen anschließend noch mal das Aluminium, doch das Ergebnis hatte Bestand.

„S’isch super gsi!“, wird sich auch der Trainer gedacht haben, der sich nach dem Erfolg bekreuzigte. Die Tür zum Achtelfinale ist damit für die Schweiz einen guten Spalt breit geöffnet. Die Hauptnachrichten ordneten sich selbst zu Beginn als „sporthistorische Nachrichtensendung“ ein und berichteten lang und breit über das „Wunder von Durban“. Die als „rote Furie“ bekannte spanische Nationalelf ärgere sich nun vermutlich „grün und blau“. In seinem nahezu schweizerischen Lörracher Dialekt gab Erfolgscoach Ottmar Hitzfeld seine bescheidene Sicht der Dinge zum Besten. Die Videos der Internetseite vom SF DRS sind aus rechtlichen Gründen jedoch leider nicht einsehbar.

Voulez-vous Vuvuzela?

Montag, 14. Juni 2010

Non merci. Pas du tout! – No, thank you.  – Bitte nicht! Obwohl beim gelungenen WM-Auftakt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im südafrikanischen Durban der Lärm der Vuvuzelas noch vergleichsweise gering war, ersticken die angeblich traditionellen Tröten doch die in Europa, Südamerika und anderswo verbreiteten Fangesänge. Es mag sein, dass viele der Fangesänge auch nicht wirklich viel besser klingen, doch die Ablehnung der Vuvzuelas ist andernorts umfassend und übergreifend.

Die Welt, 14.06.10: Der Fluch der Vuvuzelas

In seinem Welt-Kommentar schreibt Jens Hungermann von einer „Anmaßung“ das Verbot der Vuvzuelas in Betracht zu ziehen, da die Fifa bereits seit vergangenem Jahr beim Confed-Cup von ihrer Dauerverwendung bei Fußballspielen wusste. Die Aussage aber, dass die Vuvuzela „in Südafrika zum Fußball wie Schlachtgesänge in Deutschland“ gehörten, ist offenbar falsch. Die Initiative „Gegen Vuvuzelas – ProStimmung“ hat bereits mehr als 200.000 Stimmen für eine Abschaffung gesammelt.

Im 1Live-Hörfunkinterview teilte einer der beiden Betreiber Bastian Fröhlig mit, dass die aus China importierten „Nervtröten“ erst Ende der 1990er Jahre in Afrika eingeführt wurden und dass sie erst zum Confed-Cup systematisch als billiges Accesoire zu den Spielen abgegeben wurden. Auf eine entsprechende Petition mit 200.000 Unterschriften habe der Weltfußballverband FIFA bisher nicht reagiert.  In Südafrika selbst sind Vuvuzelas bereits in manchen Sportstadien verboten (zum Beispiel beim Rugby), ein aktuell diskutiertes Verbot bei der FIFA Fußball-WM  würde allerdings nur den Missbrauch der Tröten als Wurfgeschosse betreffen, nicht aber ihren Einsatz zur Dauerbeschallung.

General-Anzeiger Bonn, 14.06.10: Der Höllenlärm der Teufelstrompeten

Die Fernsehsender sind laut Artikel des Sport-Informationsdienstes sid im heutigen General-Anzeiger Bonn machtlos, trotz vieler Zuschauerproteste können sie keine offizielle Protestnote an FIFA oder das WM-Gastgeberland Südafrika senden. Anstelle von Headsets nutzen die ZDF-Kommentatoren von Hand gehaltene Lippenmikrofone, die die Außengeräusche dämpfen sollen – mit geringem Erfolg. Laut dem nachfolgenden Beitrag gehören Vuvuzelas heute untrennbar zum Fußball in Südafrika. Aber die Lärmbelästigung von bis zu 127 Dezibel  pro Instrument ist doch ohrenbetäubend, um nicht zu sagen gesundheitsgefährdend.

Fußball ist Kopfsache

Freitag, 11. Juni 2010

Pünktlich zum Anstoß der FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika bringen zahlreiche Verlage ihre Printprodukte auf den Markt, beginnend mit den zahlreichen Serien von Klebebildchen über die zahlreichen Vorberichte in Tageszeitungen und Magazinen zum größten Sportereignis des Jahres bis hin zu Fachliteratur. Das alles beweist wieder einmal – ganz unabhängig davon, ob Miro Klose spielen wird, der über eine besonders gute Kopfballtechnik verfügt – dass der Sport im Allgemeinen und Fußball im Besonderen auch Kopfsache ist.

Veröffentlichungen zum Sport im Springer Fachmedien-Verlag

So weist die Verlagsgruppe Springer Science+Business Media auf einschlägige Titel hin wie „Ökonomie des Tourismus durch Sportgroßveranstaltungen“ (von Holger Preuß, Markus Kurscheidt und Norbert Schütte im Gabler-Verlag), „Mathematik+Sport“ (von Mathias Ludwig, im Verlag Vieweg+Teubner) und „Fußball als Paradoxon der Moderne“ (von Marion Müller im VS-Verlag).

Während das erstgenannte Buch eine empirische Analyse zur Fußball-WM 2006 darstellt und daraus eine „Reihe von bedeutsamen Handlungshinweisen für den strategischen Einsatz und die konzeptionelle Implementierung von Großveranstaltungen“ ableitet, behandelt das zweitgenannte „Olympische Disziplinen im mathematischen Blick“.

Zwar ist Fußball auch eine olympische Disziplin, dabei kommen aber offenbar nicht die Wettchancen beim Tippen auf den WM-Sieger zur Sprache (so viel wie beim Tipp auf den Außenseiter Nordkorea gab es angeblich noch nie zu gewinnen). Dafür wird verdeutlicht, „dass Mathematik eine ganze Menge mit Sport zu tun hat, dass mathematisches Wissen für den erfolgreichen Sportler bzw. für seinen Trainer unentbehrlich ist“.

Marion Müller: Fußball als Paradoxon der Moderne

Das dritte Buch jedoch erscheint mir als die angemessene intellektuelle Lektüre zum heute startenden Weltereignis, das Millionen (oder gar Milliarden) von Menschen medial verfolgen, das Millionen von Kinder beim Erwachsenwerden begleitet. In der Buchbeschreibung heißt es bezogen auf unreflektierten Sprachgebrauch, auf Ausländerregelungen in der Fußball-Bundesliga oder auf eherne Traditionen: “ In jedem anderen Funktionssystem wären derartige partikularistische Diskriminierungen hochgradig legitimationspflichtig. Nur im Fußball bzw. im Sport werden nationale, ethnische sowie geschlechtliche Zuschreibungen unhinterfragt akzeptiert.“ Möglicherweise besteht das Paradoxon in der Tatsache, dass Fußball oder Sport aufgrund der medialen Reichweite solcher Ereignisse doch dazu imstande sein kann, Veränderungen im Denken und vielleicht auch im Handeln zu bewirken (vgl. den Texthilfe-Beitrag zum diesjährigen Weltkongress des SportAccord in Dubai).

Daher finde ich besonders wichtig, dass die WM in diesem Jahr in Südafrika stattfindet, auch wenn es sicherlich kriminelle Übergriffe geben wird, die Kritiker dazu hinreißen lassen werden, diese Entscheidung im Nachhinein anzuzweifeln. Aber alleine die große Kick-Off-Show mit eindringlichen Einspielfilmen wie „One Goal – Education for all“ war für mich schon eine Bestätigung der Richtigkeit dieser Entscheidung.

Sport heilt Wunden und reißt Barrieren ein

Dienstag, 04. Mai 2010

Zur Abschlussrede der Konferenz der Weltsportverbände („Sportaccord„) in Dubai konnten die Organisatoren den ehemaligen UN-Generalskretär Kofi Annan gewinnen. Nach Angaben des an der Konferenz teilnehmenden Präsidenten des Weltflugscheibenverbandes Jonathan Potts (World Flying Disc Federation, WFDF), erhielt der charismatische Redner stehende Ovationen, noch bevor er einen Satz gesagt hatte.

Evi Simeoni in der FAZ zitiert Kofi Annan: „Der Sport spielt eine einzigartige Rolle darin, Wunden zu heilen, die Menschen gegen soziale Probleme zu aktivieren, Barrieren gegen rassen und Geschlechter einzureißen, für interkultuelles Verständnis zu sorgen, Flüchtlinge zu integrieren, mentale Traumata zu heilen und wirtschaftliche Entwicklung anzuregen.“

FAZ, 03.05.2010, Titel: Die Welt wäre ein schlechterer Ort

Die FAZ-Autorin behauptet, dass sowohl das Internationale Olympische Komitee (IOC) wie der Internationale Fußballverband (Fifa) damit liebäugelten einen Nobelpreis zu erhalten, wie Kofi Annan 2001. Doch der internationale Spitzensport könnte seine Botschafterrolle für eine bessere Welt leicht überbewerten und sich etwas damit überheben, sich selber nicht mehr zu genügen. Angesichts „eigener Probleme wie Doping, Wettbetrug, Spielabsprachen, Fan-Ausschreitungen, Ellbogenmentalität und Kooruption unter Funktionären“ sei schon der Anspruch Jugendlichen grundlegende Werte zu vermitteln etwas zu hoch gegriffen, geschweige den mit einer Fußball-WM in Südafrika einen ganzen Kontinent zu retten.

Die von Annan angesprochenen „Heilkräfte“ sind jedoch zweifellos vorhanden, unabhngig ob er und Fifa-Chef Joseph Blatter nur „gute Freunde“ sind oder nicht. Auch der Hinweis auf die Mitgliederzahlen der Organisationen ist relevant: Die Vereinte Nationen haben 192 Mitgliedsländer, das IOC 205, die Fifa gar 208. IOV-Präsident Jacques Rogge jedoch arbeitet nach Darstellung von Evi Simeoni während seiner letzten Amtszeit an seinem „persönlichen Vermächtnis“. Dazu gehörten die 2007 beschlossenen Olympischen Jugendspiele, erstmals in diesem Jahr in Singapur, die er als „große gewonnene Schlacht“ bezeichnete.

Die Unterstützung der 26 olympischen Sommer-Sportarten durch fragwürdige Vorbilder ist vielleicht wirklich nicht geeignet, das Image des „heilsamen“ Sports den Jugendlichen zu vermitteln. Rogge wird zitiert: „Manche werden später vielleicht trotz allem Doping-Mittel nehmen.“ Doch besonders interessant für mich ist hierbei, dass in zehn Wettkämpfen gemischt geschlechtliche Teams antreten sollen. Dies ist – außer beim Korfball – eine Domäne des Teamsports Ultimate Frisbee, der auch an deutschen Schulen zunehmend als „Endzonenportart“ zur Durchführung empfohlen wird. Dieser schiedsrichterlose und damit potenziell für Olympia hoch interesante Sport ist immerhin bereits in Australien, Finnland, Indien, Japan, Niederlande, Norwegen und Schweden offiziell anerkannt.

In diesem Jahr finden nun erstmals vom 19. bis 25. Juli in Florenz U23-Weltmeisterschaften im Ultimate Frisbee statt – mit dem ausdrücklichen Ziel, die besten Nationen auch in Hinblick auf Hochschul-Weltmeisterschaften und die Olympischen Jugendspiele zu bestimmen. Während es klar ist, dass Ultimate  noch auf Jahrzehnte hianus keinen Eingang ins  Olympische Programm finden wird – auch wenn Jonathan Potts in Dubai den Hinweis erhielt, „die Tür sei offenfür neue olympische Sportarten“ – wären die Olympischen Jugendspiele vielleicht eine realistische Chance, den fairen, selbstverantwortlichen und koedukativen Sport Ultimate auf eine höhere Stufe zu heben.