Die Verknüpfungs-Täuschung

Wer montags die FAZ in die Hände bekommt, dem kann ich nur (zum wiederholten Male) im Feuilleton die herrlich anschaulichen und meist überraschenden Hinweise von Rolf Dobelli empfehlen, der uns dort regelmäßig auf Tücken des menschlichen Denkens aufmerksam macht. In der jüngsten Ausgabe seiner Rubrik „Klarer denken“ behandelt der Autor, Gründer und Kurator des Forums “Zurich.Minds” den klassichen Denkfehler der „Conjunction Fallacy“ (auf deutsch etwa „Verknüpfungs-Täuschung“).

FAZ, 20.06.11, Titel: Warum die Intuition verführerischer ist als rationales Denken

Dazu der folgende Selbsttest: Welche Aussage erscheint Dir plausibler: a) „Der Flughafen Köln/Bonn ist geschlossen.“ oder b) „Der Flughafen Köln/Bonn wurde aufgrund des schlechten Wetters geschlossen.“ Die meisten Probanden entscheiden sich kurz entschlossen für b). Denn die Begründung vermittelt eine nachvollziehbare Ursache. Allerdings ist die erste Aussage bei weitem wahrscheinlicher (vermutlich nicht wahrscheinlicher in der Zeitung zu lesen, aber wahrscheinlicher, was ihren eigenen Wahrheitsgehalt betrifft). Denn in der Aussage b) ist mit der Schließung des Flughafens die Einschränkung verknüpft, dass dies wegen schlechten Wetters der Fall ist. Tatsächlich kann der Flughafen auch aufgrund zahlreicher anderer Ursachen geschlossen sein, z.B. wegen eines Brandes, eines Bombenalarms, eines Unfalls oder eines Streiks.

Dieses Denkmuster begegnet uns immer wieder. Ein weiteres Beispiel ist der Vergleich der Aussagen „Der Ölverbrauch sinkt um 30 Prozent“ oder „Der dramatische Anstieg des Ölpreises führt zu einer Reduktion des Ölverbrauchs um 30 Prozent.“ Jetzt fallen wir darauf nicht mehr herein. Allerdings taten dies Wissenschaftler beim Versuch von Daniel Kahneman auf einem Kongress für Zukunftsforschung 1982. Der Prognose b) wurde weit stärker geglaubt als der Prognose a). Rolf Dobelli bezieht sich bei seiner Begründung für dieses Denkmuster auf Kahneman, der zwei Arten des Denkens beschreibt: das  intuitive, das vorschnelle Schlüsse zieht, und das langsame rationale. Er empfiehlt, „das Modethema „linke und rechte Gehirnhälfte““ zu vergessen und darauf zu achten, dass das intuitive Denken nicht auf plausibel erscheinende Geschichten hereinfällt, ehe wir einmal näher darüber nachgedacht haben, welche falschen Vorausetzungen darin versteckt sein könnten.

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