Die Hysterie um den beürhmten Kranken aus dem Sealife-Aquarium Oberhausen, der im vergangenen Sommer trefflich die Sieger der Partien der Fußball-WM vorhersagte, erlebte bei seinem Tod vor wenigen Wochen eine kurze Renaissance. Jetzt übertreiben es die tüchtigen Marketingexperten aber: Klar, dass ein neuer Tintenfisch in das verwaiste Becken einziehen soll, doch muss er gleich „Paul II.“ heißen und ebenso über prophetische Gaben verfügen?
Die Schlagzeile aus dem Kölner Stadt-Anzeiger (abweichender Artikel online) trifft das beinahe blasphemische Treiben sehr gut. Ich fürchte, hier soll das Krakenorakel als Gegeninstanz zu geistlichen Oberhäuptern aufgebaut werden, eine Art Gegenpapst zur Beantwortung der letzten Fragen, lateinisch Pseudopapa oder Antipapa. Nicht zu verwechseln mit Antipasta, wofür sich der Krake auch eignete.
Für diese These spricht, dass auch Paul II. (der Krake) aus Südfrankreich stammt, wie die Gegenpäpste in Avignon zwischen 1309 und 1449 (beendet durch das Konstanzer Konzil von 1417). Der historische Paul II. übrigens hieß bürgerlich Pietro Barbo und war wenig später Papst, von 1464-1471. Er war des Lateinischen nicht mächtig und galt als Antihumanist. Das verbindet ihn dann doch wieder mit seinem tierischen Namensvetter von heute.
Tags: Antipapa, Antipasta, Fußball-WM, Gegenpapst, Krakenorakel, Paul II., Sealife Aquarium Oberhausen