Die Welt am Sonntag wird in diesen Wochen fast zu einem einzigen „Weihnachts-Ankündigungs-Blatt“, wie ich bereits vor einer Woche feststellte. In dieser Woche kamen nun noch einige weitere Rubriken hinzu, die ähnliche Vorstöße in anderen Zeitungen noch bei weitem übertreffen. Die Geschenkerubrik „Geben oder doch behalten?“ wurde ergänzt durch zahlreiche Hinweise, unter anderem überschrieben:
Die weiteren Rubriken lauten „Schenkt Erinnerungen“, „Schenkt Einsicht“, „Schenkt Rhythmus“, „Schenkt Bilder“, und „Schenkt Serienreife“. Zugegeben, nicht die schlechteste Art gleich mehrere Zeitungsseiten zu füllen, und dabei auch noch von Nutzwert! Neu dabei auch ein Weihnachtsrätsel mit zahlreichen interessanten Fragen. Aber etwas übertrieben doch, die Geschenke zu Weihnachten sogar in die beliebte Rubrik der „Kopfnoten“ zu erheben. Demnach erhalten unbeliebte Geschenke, über die sich laut einer Umfrage jeder 5. Deutsche ärgert, die Note 4. Personen, denen das Auswählen von Geschenken zur Last wird, sollten sich angesprochen fühlen.
Dagegen wird in einem Kommentar von Gabriella Pape, die seit drei Jahren offenbar eine Art Blumenladen betreibt, eine noch schlimmere Charakterschwäche einiger Menschen thematisiert: Die Unzufriedenheit mit dem Partner. Natürlich äußerst sich diese in der Vorweihnachtszeit um so stärker, je mehr diese Partner „aufeinander hocken“, sozusagen auf sich selbst zurückgeworfen sind. Während junge und frisch verliebte Männer angeblich zielsicher und in Windeseile ihre Kränze, gestecke und Tannenbäume kaufen, stehen ältere Herrschaften entweder beisammen und giften sich an oder ältere Herren können sich nicht entscheiden, weil sie wissen, was auch immer sie mitbringen: Es wird falsch sein!
Das ist so bei uns zum Glück noch nicht vorgekommen. Wir freuen uns mit der Familie meist über den getätigten Kauf eines Weihanchtsbaumes, sobald er erst steht und geschmückt ist. Dann verbreitet er doch ganz besonderen Glanz und Duft und Freude. Ganz im Gegensatz zum Titelthema des Magazins im Kölner Stadt-Anzeiger vom Samstag. Im Textbeitrag wird unter dem Strichwort „Volle Kontrolle“ thematisiert, dass heutigentags nicht mehr gewünscht, sondern bestellt würde („Ein Plädoyer für mehr Freiheit im Päckchen“, online leider nicht auffindbar). Umsogrößer ist dann natürlich die Enttäuschung, wenn das Gewünschte nicht unterm Christbaum liegt. Ich musste bei der gelungenen Illustration des Deckblatts mit einem festlich gekleideten, aber schmollenden Mädchen vor einem rosafarbenen Geschenk herzlich lachen – vor allem kombiniert mit der Warnung: „Geschenke des Grauens bedrohen den Weihnachtsfrieden“ und unten stehendem Titel.
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