Unerwartetes burdaesk verbinden

„Connect the unexpected“ steht als Leitwort auf der Startseite des in München abgehaltenen Burda-Kongresses „Digital, Life, Design“. Unerwartet Verschiedenes verbanden die Berichterstatter von der Welt, Thomas Heuzeroth, und der FAZ, Detlev Borchers, mit der Veranstaltung. Rund 800 Unternehmer und Kreative nahmen kurz vor dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos daran teil, hauptsächlich um sich zu orientieren. Denn das Motto der Konferenz lautete „Map your future“, wobei es sich – nach der im FAZ-Artikel vertretenen Ansicht zweifellos um eine Google-Map gehandelt haben müsse.

FAZ, 28.01.10, Titel: Google hat ein Ohr für alles

Der Welt-Autor betont, dass es wieder einmal eine Konferenz der schönen Worte gewesen sei – so habe es sich um „Informavore“ gedreht, also Informationsfresser (von Carnivore, Fleischfresser), und auch Frank Schirrmacher beschwor wieder einmal die Informationsüberflutung. Daneben habe Hubert Burda in seinem Eingangsstatement sein letztjähriges Wort der „lousy pennies“ in Bezug auf die Ertragslage der Online-Werbung eingeschränkt. „Zusammen mit E-Commerce-Angebote jedoch könnten profitable Unternehmen entstehen.“, heißt es.

Weitere Bonmots werden zitiert, etwa von MySpace-Chef Owen Van Natta: „Man muss sich erneuern, bevor man merkt, dass man sich erneuern muss.“, oder vom Computerwissenschaftsprofessor David Gelernter von der Yale Universität: „Wozu sind wir eigentlich so gut informiert?“ Eine mögliche Antwort auf diese Frage könnte der Ansatz bieten, den der FAZ-Autor gewählt hat, um die Konferenz zu besprechen: „Der Kurs auf dem Kontinent Google wird von Google bestimmt und ist in einer Google-Map vorgezeichnet. Kein Wunder, dass der Internet-Konzern zum Schluss der Konferenz allen Teilnehmern ein Google-Nexus schenkte, ein schickes Mobiltelefon mit Sprachnavigation, die direkt von Google-Servern kommt. So kann Google fortlaufend überwachen,. was das bunte Trüppchen treibt.“

Die Welt, 26.01.10, Titel: Die Zeit der lausigen Pfennige ist vorbei

Diese durchaus nachvollziehbare Sicht der Dinge gibt der Überschrift aus der Welt eine ganz neue Relevanz. Um so mehr, wenn man bedenkt, dass Google allein in Deutschland jährlich rund 20 Milliarden Euro Umsatz mit seinem Anzeigengeschäft macht, während es die deutschen Zeitungsverlage auf gerade einmal 160 Millionen Euro Anzeigenumsatz im gleichen Zeitraum bringen (zitiert nach Ulrich Clauß in der Welt vom 22. Januar). Als nächste Stufe der Gewinnmaximierung von Google skizziert Detlev Borchers den „Social Commerce“, indem sich die Werbetreibenden direkt über die sozialen Netzwerke an ihre Kundengruppen wenden werden.

Das sieht dann etwa so aus, dass Wal-Mart in seinen Läden massenweise Netbooks installliert, über die entscheidungs-schwache Käufer sich Meinungen in den bevorzugten sozialen Netzwerken abrufen können. Tun sie das, greift Wal-Mart dabei auch Informationen über ihr Nutzerverhalten ab. Wenn sich am Ende der Konferenz schließlich die Teilnehmer um die Ausgabe der Nexus-Handies drängeln um ihre eigenes gläsernes Dasein noch schneller zu erreichen, dann erinnert mich das an die Vergnügungsinsel bei Pinocchio, auf der die kleinen Jungen mit Glücksspiel und Zigarren zu Eseln verwandelt werden.

Eine Übersicht der deutschen Magazintitel im Burda-Verlag sowie einige weiterführende Artikel zu weiteren Themen der DLD.

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