Die Kölner Haie stehen vor der Insolvenz, Hilfsangebote kommen von vielen Seiten, jedoch noch ohne den entscheidenden Durchbruch. Zwar hieß es noch vor gut einem Viertel Jahr, dass man sich in dieser Saison wirtschaftlich keine Sorgen machen müsse. Hatten doch erst im vergangenen Juni acht Investoren eine neue „Sport Holding Cologne“ gegründet, um mit Einlagen von 1,6 Millionen Euro alte Schulden zu tilgen. Doch nun ist seit Anfang der Woche klar: Wenn nicht kurzfristig 500.000 Euro herkommen, ist der Verein noch vor Ende der Hauptrunde wirtschaftlich am Ende, ein Insolvenzantrag wäre unvermeidlich.
Insolvenz ist noch nicht der Untergang: Nur wenn der Club wirklich Pleite macht, verliert er die Lizenz und wird aus der Liga ausgeschlossen. Allerdings sind sich jetzt alle einig – vom Wirtschaftsprüfer der Deutschen Eishockey-Liga Volker Neumann, der aktuell die Unterlagen sichtet, bis hin zum Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters: Die Marke „Kölner Haie“ darf nicht sterben. Nachdem bereits die Markenrechte verkauft und zurückgeleast wurden (das so genannte „sale and lease back“-Verfahren kann auch als Verkauf des Tafelsilbers bezeichnet werden), bleibt die bange Frage: Wie viel Leben steckt noch in der Marke?
Die Gründe für die wirtschaftliche Schieflage sind offensichtlich zu optimistische Prognosen, die nicht eingetreten sind, verbunden mit einem enorm teuren Kostenapparat (vor allem die Miete für die Lanxess-Arena und der Betrieb des hauptsächlich vom Nachwuchs genutzten Trainingszentrums). Während in der vergangenen (bereits zu enormen Schulden führenden) Saison der Zuschauerdurchschnitt noch bei mehr als 10.000 Besuchern lag, kamen in dieser Saison selbst zum Spitzenspiel gegen die Adler Mannheim nur 7.000 Zuschauer in die Arena. Es hat wohl enorme Einbrüche im Dauerkartenbereich gegeben, sowie ebenfalls rückläufige Tendenzen bei Logen und Vip-Karten. Geschäftsführer Thomas Eichin spricht von „unglaublich schlechten Umsatzzahlen“ aufgrund von sinkenden Erträgen bei den Zuschauern, im Merchandising sowie im Sponsoring. Andere Vereine hätten ähnliche Probleme, doch die Haie trifft es aktuell am härtesten, vermutlich genau deswegen, weil sie bisher die stärksten Umsätze in der ganzen Liga hatten.
Unterstützungsbekundungen kommen nun von vielen Seiten, vor allem ein Gespräch mit OB Roters am gestrigen Freitag habe „eine neue Perspektive aufgezeigt“, hieß es. Die Arena-Management GmbH hat angekündigt, dass die restlichen vier Heimspiele der Hauptrunde in der Lanxess-Arena stattfinden können und auch andere Unternehmen springen bei. Allerdings sind eine halbe Million Euro für den Moment plus mittelfristig weitere zwei Millionen eben kein Pappenstil. Besonders bemerkenswert finde ich die zahlreichen Fan-Projekte, wie der Verkauf der knallroten „Rettershirts“ für 15 Euro, der am Mittwoch beginnt (Vorbestellungen bereits jetzt möglich), sowie der neue Fanclub www.rettet-den-kec.de, der sich aus einer Facebook-Gruppe gegründet hat. Dort waren rapp-zapp 1.200 Fans beigetreten, nun sind immerhin bereits 420 Mitglieder mit Zahlungen von 50 oder 100 Euro dabei. Ziel ist es, mit der ständig aktualisiert dargestellten Summe Bandenwerbung zu kaufen.
Pressesprecher Philipp Walter bittet die Fans jedoch vor allem, die verbleibenden Spiele der Haie zu besuchen, so am Freitag 5. März um 19:30 Uhr gegen die „DEG Metro Stars“, und Fanartikel zu kaufen. Hierzu stellt auch der 1. FC Köln beim Heimspiel am Samstag 6. März gegen den FC Bayern München Flächen zur Verfügung. Am selben Tag wird auch eine Haie-Fanparty steigen. Sportlich geht es für die Haie dagegen noch um die Absicherung von Platz zehn, der zur Teilnahme an „Pre-Playoffs“ berechtigt. Zwei der vier Teams von den Plätzen 7 bis 10 ziehen dabei in die Playoffs ein. Die Teilnahme könnte die finanziellen Aussichten nur verbessern helfen. Wie schnell eine Bundesliga-Mannschaft infolge Miskalkulation, Wirtschaftskrise und fehlender Unterstützung kaputt gehen kann, hat Köln erst im vergangenen Jahr bei den Basketballern der „Köln 99ers“ erlebt.
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