Pop-Literatur von ihrer schönsten Seite

Zugegeben, ich lese auch schon mal einen Belletristik-Roman, auf den die Attribute „flott geschrieben“, „jugendlich-flapsig“ oder einfach „Pop-Literatur“ zutreffen, z.B. von Dora Heldt oder Tommy Jaudt. Eigentlich verdient hätten diese Bezeichnung meiner Meinung nach aber diejenigen Poppoeten, deren lyrische Texte tatsächlich besondere literarische Qualitäten besitzen und deren Botschaften ein wenig weiter gehen als Reime wie „Herz“ auf „Schmerz“ und „Liebe“ auf „Triebe“. Vor diesem Hintergrund freue ich mich sehr darüber, dass der Kanadier Leonhard Cohen nun den spanischen Prinz-von-Asturien-Preis für Literatur erhalten hat.

Kölner Stadt-Anzeiger, 02.06.11, Titel: Kanal fast egal

Christian Bos kommentiert die Preisvergabe im Kölner Stadt-Anzeiger vor dem Hintergrund der Diskussion, ob Bob Dylan nicht der Literatur-Nobelpreis zustände und bewertet die Entscheidung ebenfalls positiv. Auch Bob Dylan hat 2007 bereits den Prinz-von-Asturien-Preis in der Sparte Kunst erhalten. Das führt den Kommentator dazu festzustellen, dass beide Künstler einer anderengeneration entstammten, „die sich noch mit Genregrenzen, mit fruchtlosen Diskussionen über  Hoch- und Populärkultur auseinandersetzen mussten, beide haben diese Grenzen entschlossen überschritten“.

Hweute dagegen, führt er weiter aus, gibt es viele Hans-Dampfs-in-allen-Gassen (Eigeninterpretation), also Leute, die sowohl schauspielern und musizieren (Johnny Depp), schauspielern, malen und promovieren (James Franco), oder musizieren und sich zum Gesamtkunstwerk erklären (Lady Gaga). Leonhard Cohen hatte übrigens auch bereits vor seiner durch Andy Warhol inspirierten und angeschobenen Popmusiker-Karriere 1956 einen Lyrikband und 1963 seinen ersten Roman veröffentlicht.

Heute dagegen sei die (insbesondere Pop-)Kulturproduktion weitgehend nur darauf möglichst ausgerichtet möglichst viele verschiedene Kanäle zu bedienen. Dennoch, so die Meinung von Christian Bos, könne die Qual der Wahl des Kanals (für künstlerische Botschaften) nicht entscheidend sein bei der Bewertung der Bedeutung eines Künstlers. Es kommt fraglos auf die Inhalte und ihre Qualität an. Oder wie wir neudeutsch sagen „Content matters“. Qualitativ hochwertige Inhalte wären zum Beispiel hier gemeinsam mit Jennifer Warnes: „First we take Manhattan“.

Oder DER Klassiker schlechthin „Suzanne“, hier in einer Fernsehversion von 1976 gemeinsam mit Judy Collins:

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