Mit ‘Andy Warhol’ getaggte Artikel

Die Spraybanane wird 25

Mittwoch, 22. Juni 2011

Noch bis zum 17. Juli 2011 läuft im Kölner Museum für verwandte Kunst (Genter Str. 6, 50672 Köln) die Ausstellung zu „25 Jahre Spraybanane“. Die Retrospektive enthält seltene Frühwerke, teils noch nie gezeigte Arbeiten, Dokumentationen, Pressetexte, Objekte, Collagen und Zeichnungen, darunter zahlreiche Originale. Vor dem aktuellen Hintergrund des Abrisses des ehemaligen Geländes der Clouth-Werke ab Oktober kann das Motto nur lauten:

Spraybanane von Thomas Baumgärtel: Freiheit fuer die Kunst

Im Zusammenhang mit dem seit langem geplanten und verhinderten Abriss der Künstlerateliers auf den Clouth-Werken in Köln-Nippes hatte ich in den vergangenen Jahren gelegentlich Kontakt mit dem Künstler Thomas Baumgärtel, der mir dabei auch die Geschichte der Entwicklung der Banane als zentrales Kunstsymbol für ihn erzählte. Während seines Zivildienstes in einem Krankenhaus in seinem Geburtsort Rheinberg hatte er die Idee, an einem Kruzifix, von dem die Jesus-Figur heruntergefallen war, seine Frühstücksbanane zu befestigen. Die symbolträchtige Form ließ ihn auch während seiner Kunst- und Psychologie-Studien in Köln nicht mehr los. Diese Geschichte erzählte er nun auch im Interview mit Jürgen Kisters für den Kölner Stadt-Anzeiger, der entsprechend titelte:

Kölner Stadt-Anzeiger, 21.06.11, Titel: "Die Bananisierung der Kunst"

Zentral im großen Artikel steht der Satz, dass der Künstler mit den gesprayten Bananen („Bananensignaturen“) die unterschiedlichsten Gegenstände verwandelt, „um sie optisch zu verbiegen oder zuzuspitzen“. 1996 gründete Thomas Baumgärtel mit 13 anderen Künstlern die Ateliergemeinschaft „CAP Cologne“ in Köln-Nippes, der derzeit 28 Künstler angehören. Ab dem Jahr 2000 prägte er den sogenannten „vielfarbigen Bananenpointilismus”. Die Spraybananen erinnern an die so genannte „Velvet Underground„-Banane von Andy Warhol und sind mittlerweile an den Eingängen von etwa 4000 Kunstmuseen und Galerien sowohl in deutschen als auch internationalen Städten zu finden. Das nachfolgende Bild stammt aus dem Jahr des „Schiefen Turms von Köln“, 2004. Die Ausstellung ist von Donnerstag bis Sonntag geöffnet jeweils zwischen 15:00 Uhr und 18:30 Uhr.

Thomas Baumgärtel: Der schiefe Turm von Köln

Pop-Literatur von ihrer schönsten Seite

Freitag, 03. Juni 2011

Zugegeben, ich lese auch schon mal einen Belletristik-Roman, auf den die Attribute „flott geschrieben“, „jugendlich-flapsig“ oder einfach „Pop-Literatur“ zutreffen, z.B. von Dora Heldt oder Tommy Jaudt. Eigentlich verdient hätten diese Bezeichnung meiner Meinung nach aber diejenigen Poppoeten, deren lyrische Texte tatsächlich besondere literarische Qualitäten besitzen und deren Botschaften ein wenig weiter gehen als Reime wie „Herz“ auf „Schmerz“ und „Liebe“ auf „Triebe“. Vor diesem Hintergrund freue ich mich sehr darüber, dass der Kanadier Leonhard Cohen nun den spanischen Prinz-von-Asturien-Preis für Literatur erhalten hat.

Kölner Stadt-Anzeiger, 02.06.11, Titel: Kanal fast egal

Christian Bos kommentiert die Preisvergabe im Kölner Stadt-Anzeiger vor dem Hintergrund der Diskussion, ob Bob Dylan nicht der Literatur-Nobelpreis zustände und bewertet die Entscheidung ebenfalls positiv. Auch Bob Dylan hat 2007 bereits den Prinz-von-Asturien-Preis in der Sparte Kunst erhalten. Das führt den Kommentator dazu festzustellen, dass beide Künstler einer anderengeneration entstammten, „die sich noch mit Genregrenzen, mit fruchtlosen Diskussionen über  Hoch- und Populärkultur auseinandersetzen mussten, beide haben diese Grenzen entschlossen überschritten“.

Hweute dagegen, führt er weiter aus, gibt es viele Hans-Dampfs-in-allen-Gassen (Eigeninterpretation), also Leute, die sowohl schauspielern und musizieren (Johnny Depp), schauspielern, malen und promovieren (James Franco), oder musizieren und sich zum Gesamtkunstwerk erklären (Lady Gaga). Leonhard Cohen hatte übrigens auch bereits vor seiner durch Andy Warhol inspirierten und angeschobenen Popmusiker-Karriere 1956 einen Lyrikband und 1963 seinen ersten Roman veröffentlicht.

Heute dagegen sei die (insbesondere Pop-)Kulturproduktion weitgehend nur darauf möglichst ausgerichtet möglichst viele verschiedene Kanäle zu bedienen. Dennoch, so die Meinung von Christian Bos, könne die Qual der Wahl des Kanals (für künstlerische Botschaften) nicht entscheidend sein bei der Bewertung der Bedeutung eines Künstlers. Es kommt fraglos auf die Inhalte und ihre Qualität an. Oder wie wir neudeutsch sagen „Content matters“. Qualitativ hochwertige Inhalte wären zum Beispiel hier gemeinsam mit Jennifer Warnes: „First we take Manhattan“.

Oder DER Klassiker schlechthin „Suzanne“, hier in einer Fernsehversion von 1976 gemeinsam mit Judy Collins: