Mit ‘Bob Dylan’ getaggte Artikel

Pop-Literatur von ihrer schönsten Seite

Freitag, 03. Juni 2011

Zugegeben, ich lese auch schon mal einen Belletristik-Roman, auf den die Attribute „flott geschrieben“, „jugendlich-flapsig“ oder einfach „Pop-Literatur“ zutreffen, z.B. von Dora Heldt oder Tommy Jaudt. Eigentlich verdient hätten diese Bezeichnung meiner Meinung nach aber diejenigen Poppoeten, deren lyrische Texte tatsächlich besondere literarische Qualitäten besitzen und deren Botschaften ein wenig weiter gehen als Reime wie „Herz“ auf „Schmerz“ und „Liebe“ auf „Triebe“. Vor diesem Hintergrund freue ich mich sehr darüber, dass der Kanadier Leonhard Cohen nun den spanischen Prinz-von-Asturien-Preis für Literatur erhalten hat.

Kölner Stadt-Anzeiger, 02.06.11, Titel: Kanal fast egal

Christian Bos kommentiert die Preisvergabe im Kölner Stadt-Anzeiger vor dem Hintergrund der Diskussion, ob Bob Dylan nicht der Literatur-Nobelpreis zustände und bewertet die Entscheidung ebenfalls positiv. Auch Bob Dylan hat 2007 bereits den Prinz-von-Asturien-Preis in der Sparte Kunst erhalten. Das führt den Kommentator dazu festzustellen, dass beide Künstler einer anderengeneration entstammten, „die sich noch mit Genregrenzen, mit fruchtlosen Diskussionen über  Hoch- und Populärkultur auseinandersetzen mussten, beide haben diese Grenzen entschlossen überschritten“.

Hweute dagegen, führt er weiter aus, gibt es viele Hans-Dampfs-in-allen-Gassen (Eigeninterpretation), also Leute, die sowohl schauspielern und musizieren (Johnny Depp), schauspielern, malen und promovieren (James Franco), oder musizieren und sich zum Gesamtkunstwerk erklären (Lady Gaga). Leonhard Cohen hatte übrigens auch bereits vor seiner durch Andy Warhol inspirierten und angeschobenen Popmusiker-Karriere 1956 einen Lyrikband und 1963 seinen ersten Roman veröffentlicht.

Heute dagegen sei die (insbesondere Pop-)Kulturproduktion weitgehend nur darauf möglichst ausgerichtet möglichst viele verschiedene Kanäle zu bedienen. Dennoch, so die Meinung von Christian Bos, könne die Qual der Wahl des Kanals (für künstlerische Botschaften) nicht entscheidend sein bei der Bewertung der Bedeutung eines Künstlers. Es kommt fraglos auf die Inhalte und ihre Qualität an. Oder wie wir neudeutsch sagen „Content matters“. Qualitativ hochwertige Inhalte wären zum Beispiel hier gemeinsam mit Jennifer Warnes: „First we take Manhattan“.

Oder DER Klassiker schlechthin „Suzanne“, hier in einer Fernsehversion von 1976 gemeinsam mit Judy Collins:

Der Literatur-Nobelpreis für Bob Dylan?

Mittwoch, 16. März 2011

An zwei Stellen bin ich darauf aufmerksam gemacht worden, dass der von mir hochgeschätzte Songwriter Bob Dylan „jährlich auf der Backlist für den Literatur-Nobelpreis“ steht, einmal durch Michael Pilz in der Literarischen Welt, einmal durch ein Interview mit den Autoren Juli Zeh und Sven Regener sowie „Bap“-Frontmann Wolfgang Niedecken im Literatur-Magazin des Kölner Stadt-Anzeigers (auf S. 8, aus Anlass der diesjährigen litCologne„).

Die Literarische Welt, 12.03.11, Titel: Die singende Leseratte

Der Autor und Musiker Sven Regener macht darauf aufmerksam, dass es bei Bob Dylan nicht nur um die Texte gehen kann, da er auch ein hervorragender Musiker sei – und dass nur beides zusammen – Text und Musik –  die einzigartige Wirkung entfaltete, die Dylan-typische Intensität. Diesem Einwand kann ich mich entziehen, immerhin habe ich Texte und Musik mit einem Gitarren-Songbook jahrelang „studiert“. Viele der virtuosen Gedichte (so nenne ich die Liedtexte der Einfachheit halber) bieten in der Tat eine Fülle von Kunstgriffen, eine Fülle von interpretatorischen Ansätzen und somit eine Fülle von persönlichen Anknüpfungspunkten.

Alleine dieser Reichtum macht die Texte für mich (in Verbindung mit der Musik) zu gewichtigen Bezugspunkten meiner eigenen Biografie. (Erst vergangene Woche hatte ich ein Dylan-Zitat einem anderen Blog-Eintrag vorangestellt.) Dieser Reichtum begründet sich aber gemäß der Buchbesprechung von Michael Pilz darin, dass Bob Dylan „wie wild gelesen “ habe (so der Heraugeber Klaus Theweleit im Vorwort zum Buch „How does it feel? – Das Bob-Dylan-Lesebuch“). In verschiedenen Buchbeiträgen wird Dylan als „Erfinder des Musikclips und des Doppelalbums“ (Diedrich Diederichsen), als „historische Figur“ (Greil Marcus) und als einer gewürdigt, der die „Rockmusik in eine Kunstform für Erwachsene verwandelt“ hasbe (Konrad Heidkamp). Für mich sind alleine manche Liedtitel – durch die Assoziation mit dem kraftvollen Refrain – Anker meines Selbtsverständnisses. Dafür danke, Bob Dylan!

Hier nur wenige Beispiele herausragender Songs in der speziellen Vortragstechnik Bob Dylans (mehr Material von ihm ist auf Youtube leider nicht zu finden):