Die Frage, was das Gold kostet, war in der FAZ vom vergangenen Samstag nicht auf den Börsenkurs des Edelmetalls bezogen, der sich innerhalb von sechs Jahren etwa vervierfacht hat und eine Bestmarke nach der nächsten erklimmt. Der Artikel von Michael Horeni und Michael Reinsch beschäftigt sich vielmehr mit den Bestleistungen deutscher Athleten im olympischen Wettbewerb.
Genauer geht es um die Sportförderung deutscher Olympiateilnehmer, kurz vor Eröffnung der olympischen Winterspiele in Vancouver. Obwohl die kunstvoll gestalteten Goldmedaillen selber allenfalls sechs Gramm Gold enthalten und damit einen Materialwert von etwa 160 Euro darstellen, sind mit dem Gewinn einer solchen Medaille weitaus mehr geldwerte Vorteile verbunden – wobei wir an dieser Stelle gar nicht einmal über Werbeverträge sprechen wollen. Doch ist der Gewinn einer Goldmedaille gleichbedeutend mit der höchsten Förderstufe des DOSB. Und ein hohes Ziel des DOSB ist es, im ewigen Medaillenspiegel der Winterspiele (wenn auch nicht offiziell anerkannt durch den IOC) Russland die Führung abspenstig zu machen.
Dass bei der Zählung aller Goldmedaillen für Deutschland ebenso diejenigen aus dem Dritten reich (zwei Stück 1936 in Gamrisch-Partenkirchen) wie diejenigen aus DDR-Zeiten (54 Goldgewinne bei Winterspielen) dazu zählen, wird dabei als nur nebensächlich bewertet. Denn es geht ums nationale Prestige. Immerhin ist das Bundesinnenministerium von Thomas de Maiziere mit 139 Millionen Euro größter Förderer des deutschen Sports. Vor vier Jahren in Turin konnte Deutschland mit elf mal Gold (insgesamt 29 mal Edelmetall) den ersten Rang der Nationenwertung belegen. In diesem Jahr sollen es noch mehr goldene Medaillen werden
Jedes olympische Goldstück wird dem Beitrag zufolge mit 15.000 Euro von der Stiftung Deutsche Sporthilfe belohnt, der Deutsche Skiverband gibt sogar 25.000 Euro für einen Olympiasieg aus. Aber diese Summen sind nichts verglichen mit den Kosten, die innerhalb eines Vierjahreszyklus entstehen, um die Athleten (von denen aktuell etwa zwei Drittel im Staatsdienst beschäftigt sind), in Höchstform zu bringen. Die DDR hat nach Angaben des Potsdamer Historikers Hans-Joachim Teichler 1,1 Milliarden DDR-Mark jährlich aufgewandt, bezogen auf 46 Goldmedaillen 1988 in Calgary und Seoul hat demnach eine rund 98 Millionen DDR-Mark gekostet. Bezogen auf die 27 deutschen Goldmedaillen von Turin 2005 und Peking 2008 kommen die Autoren auf eine Fördersumme von 846 Millionen Euro oder den Preis von gut 31 Millionen Euro pro Goldmedaille.
Als zynisch kommetieren Michael Horeni und Michael Reinsch die Ausrichtung rein auf Medaillensspiegel und Olympiasiege: „Sie ordnen diejenigen als gescheitert ein, die es nie aufs Siegertreppchen von Olympische Spielen gebracht haben“. Eine Fehlbetrachtung in diesert Kalkulation sieht auch Holger Preuß, Professor für Sportökonomie an der Universität Mainz. Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft hat ihn beauftragt, den Anteil des Sports am Bruttoinlandsprodukt zu errechnen. Doch auch diese Erhebung muss das vernachlässigen, was er an der Eingangsfrage bemängelt, „Vorbildwirkung und Freude seien zu berücksichtigen. Sport erreiche Ziele wie Erziehung zur Demokratie und außenpolitische Darstellung – und vielleicht sogar den Zuschlag für die Winterspiele 2018 in München.“
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