Statistiken ist bekanntlich immer nur dann zu trauen, wenn man sie selbst angefertigt hat. Doch gerade über die Internetnutzung werden immer wieder so überzeugende und schöne Statistiken erstellt, dass ich einfach nicht anders kann, als sie relativ vorbehaltlos zu glauben. Zum Start der Computermesse Cebit hat der IT-Branchenverband Bitcom eine repräsentative Studie vorgestellt, wonach das Internet inzwischen fester Bestandteil des deutschen Alltags ist.
Die FAZ greift das Thema heute auf, unter dem obigen Titel und fast die wichtigsten Fakten zusammen: 71 Prozent der Deutschen nutzt das Internet täglich durchschnittlich 140 Minuten, sechs von zehn Deutschen können sich ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen, bei den Jüngeren bis 29 Jahre sind es sogar neun von zehn. Der digitale Graben zwischen Onlinern und Offlinern hat sich nach hinten verschoben und liegt nunmehr bei 65 Jahren. „Knapp zwei Drittel der Befragten gaben an, das Internet habe ihre Allgemeinbildung verbessert; jeder zweite Nutzer hat schon Vorteile im Beruf erreicht“, heißt es im FAZ-Artikel weiter.
Eine weitere Erkenntnis der Studie zum Messemotto „Connected Worlds“: Die Trennung von Berufs- und Privatleben weiche zunehmend auf: Mehr als zwei Drittel der Berufstätigen sind auch in ihrer Freizeit für Chefs, Kollegen oder Kunden erreichbar, andererseits nutzen 43 Prozent das Internet auch während der Arbeitszeit privat. Vielleicht meinte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer ja das, als er formulierte: „Virtuelle und reale Welt sind in vielen Bereichen bereits verschmolzen.“ Oder aber er bezog sich dabei auf den anhaltenden Trend zur Partnersuche im Internet (18 Prozent aller Nutzer ab 14 Jahren oder 9 Millionen Deutsche haben über das Netz schon einen festen Partner kennen gelernt).
Was die FAZ dann aber doch nicht mehr thematisert, ist über die Internetnutzung hinaus, sozusagen als den „umgelegten Schalter im Kopf“, die Befürwortung des implantierten Chips im Körper: Jeder vierte Deutsche würde sich für bestimmte Vorteile sogar einen Computerchip einpflanzen lassen, etwa für eine schnellere Rettung im Notfall, eine größere Sicherheit (etwa im Sinne von Überwachbarkeit?) oder sogar zum bequemeren Einkaufen.
Einen Absatz widmet die FAZ aber noch dem Wunsch nach mehr Netzpolitik. Knapp mehr als die Hälfte der Befragten ist für eine stärkere Überwachung des Datenverkehrs im Internet, sogar 60 Prozent für strengere staatliche Regeln im Netz. Nicht im offiziellen Pressetext, aber in den Präsentationsgrafiken und auch in der FAZ: Ganz klar unterschieden nach dem Alter der Befragten fällt die Bewertung von Zensur und von der Freiheit im Internet aus. Obwohl es sich bei beiden Begriffen um äußerst heikle (und schwammige) Themen handelt, bleibt festzuhalten, die Jüngeren sind strikt gegen Zensur und für die Freiheit, was auch immer darunter verstanden wird.
Tags: Bitcom, Cebit, Connected Worlds, IT-Branchenverband, Netzpolitik
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