Mit ‘Netzpolitik’ getaggte Artikel

Drei Tage re:publica XI

Mittwoch, 13. April 2011

Die re:publica kommt mit ihrer fünften Auflage seit 2007 schon in den Bereich der gut etablierten Medienkonferenzen, doch die Teilnehmer und Macher stammen weniger aus großen Medienhäusern und aus dem Kreis der einschlägigen „Fernseh-Gesichter“. Vielmehr handelt es sich bei den Teilnehmern der Konferenz über die digitale Gesellschaft um Blogger, Netzaktivisten, Entwickler, Künstler und Journalisten. Daher die Überschrift der Ankündigung im heutigen Kölner Stadt-Anzeiger.

Kölner Stadt-Anzeiger, 13.04.2011, Totel: Die Netzwelt befragt sich selbst

Die Veranstaltungen im Friedrichstadt-Palast, der Kalkscheune und im Quatsch Comedy Club werden vermutlich durchgängig gut besucht sein. Das Themenspektrum von sozialen Medien über Blogs bis hin zu Netzkultur und Netzpolitik ist so weit gefasst, dass nach Angaben des Bloggers Markus Beckedahl  daher der Veranstaltung kein Motto vorangestellt wurde. Ein dreiköpfiges Team, mit Autoren des Blogs Spreeblick, hat einige Redner eingeladen, daneben wurden aus rund 400 Bewerbungen aus dem Netz 70 weitere Beiträge ausgesucht.

Wie im Vorjahr ist mit mehr als 250 Rednern (fast 300) aus etwa 30 Ländern und über 160 Stunden Programm zu rechnen. Nach 2.700 Gästen im Vorjahr soll in diesem Jahr die Grenze von 3.000 Besuchern überschritten werden. Die re:publica (zu verstehen als „öffentliches Ding“ oder doch als modernisierbare Staatsform) rühmt sich selbst „Spiegel und Forum der digitalen Gesellschaft zu sein“ wie es kein anderes im europäischen Raum gebe. Leider ist die Internetseite nicht ganz so aufschlussreich wie es hoffentlich die Veranstaltungen sein werden, das Programm ist jedenfalls temporär nicht verfügbar. Allerdings bin ich gespannt auf Ergebnisse der Tagung und sei es, wie heute ebenfalls im Kölner Stadt-Anzeiger zu lesen war:

Kölner Stadt-Anzeiger, 13.04.2011, Titel: Mönche twittern Morgengebete

Der Schalter im Kopf und der Chip im Körper

Donnerstag, 04. März 2010

Statistiken ist bekanntlich immer nur dann zu trauen, wenn man sie selbst angefertigt hat. Doch gerade über die Internetnutzung werden immer wieder so überzeugende und schöne Statistiken erstellt, dass ich einfach nicht anders kann, als sie relativ vorbehaltlos zu glauben. Zum Start der Computermesse Cebit hat der IT-Branchenverband Bitcom eine repräsentative Studie vorgestellt, wonach das Internet inzwischen fester Bestandteil des deutschen Alltags ist.

FAZ, 04.03.10, Titel: Internet ist Bestandteil des Alltags

Die FAZ greift das Thema heute auf, unter dem obigen Titel und fast die wichtigsten Fakten zusammen: 71 Prozent der Deutschen nutzt das Internet täglich durchschnittlich 140 Minuten, sechs von zehn Deutschen können sich ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen, bei den Jüngeren bis 29 Jahre sind es sogar neun von zehn. Der digitale Graben zwischen Onlinern und Offlinern hat sich nach hinten verschoben und liegt nunmehr bei 65 Jahren. „Knapp zwei Drittel der Befragten gaben an, das Internet habe ihre Allgemeinbildung verbessert; jeder zweite Nutzer hat schon Vorteile im Beruf erreicht“, heißt es im FAZ-Artikel weiter.

Eine weitere Erkenntnis der Studie zum Messemotto „Connected Worlds“: Die Trennung von Berufs- und Privatleben weiche zunehmend auf: Mehr als zwei Drittel der Berufstätigen sind auch in ihrer Freizeit für Chefs, Kollegen oder Kunden erreichbar, andererseits nutzen 43 Prozent das Internet auch während der Arbeitszeit privat.  Vielleicht meinte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer ja das, als er formulierte: „Virtuelle und reale Welt sind in vielen Bereichen bereits verschmolzen.“ Oder aber er bezog sich dabei auf den anhaltenden Trend zur Partnersuche im Internet (18 Prozent aller Nutzer ab 14 Jahren oder 9 Millionen Deutsche haben über das Netz schon einen festen Partner kennen gelernt).

Bitkom 01.03.2010, Präsentation Connected Worlds, Grafik zu Körperchips

Was die FAZ dann aber doch nicht mehr thematisert, ist über die Internetnutzung hinaus, sozusagen als den „umgelegten Schalter im Kopf“, die Befürwortung des implantierten Chips im Körper: Jeder vierte Deutsche würde sich für bestimmte Vorteile sogar einen Computerchip einpflanzen lassen, etwa für eine schnellere Rettung im Notfall, eine größere Sicherheit (etwa im Sinne von Überwachbarkeit?) oder sogar zum bequemeren Einkaufen.

Einen Absatz widmet die FAZ aber noch dem Wunsch nach mehr Netzpolitik.  Knapp mehr als die Hälfte der Befragten ist für eine stärkere Überwachung des Datenverkehrs im Internet, sogar 60 Prozent für strengere staatliche Regeln im Netz. Nicht im offiziellen Pressetext, aber in den Präsentationsgrafiken und auch in der FAZ: Ganz klar unterschieden nach dem Alter der Befragten fällt die Bewertung von Zensur und von der Freiheit im Internet aus. Obwohl es sich bei beiden Begriffen um äußerst heikle (und schwammige) Themen handelt, bleibt festzuhalten, die Jüngeren sind strikt gegen Zensur und für die Freiheit, was auch immer darunter verstanden wird.

Bitkom.org, 01.03.2010, Präsentation Connected Worlds, Grafik zu Netzpolitik