Archiv für die Kategorie ‘Journalismus’

Wochenend-Presseschau 11-10

Montag, 22. März 2010

Rückblick auf die Buchmesse Leipzig und die Investorentage der Telekom in Hinblick auf das Geschäft mit digitalen Inhalten. Bereits am vergangenen Freitag brachte Eckhard Fuhr den Leitartikel in der Welt zum Buch im Zeitalter des Internets. Am selben Tag bringt die FAZ einen Artikel zur Duiskussion der Digitalisierung auf der Leipziger Buchmesse und legt am nächsten Tag mit dem Beitrag von Stephan Finsterbusch nach, wonach vor allem kleine Unternehmen davon profitieren könnten. Schließlich blickt die Thomas Heuzeroth in der Welt am Sonntag zurück auf die Investorentage der Deutschen Telekom AG, bei denen Rene Obermann die „Strategie 2.0“ vorstellte.

WamS, 21.03.10, Titel: Die Deutsche Telekom rüstet sich für die nächste Phase des Internetzeitalters

Zentrale Passage des Beitrags für mich: „Das gesamte klassische Geschäftsmodell werde durch die Internet-Technologie auf den Kopf gestellt, sagte er.“ (…) „Tatsächlich soll die Telekom in fünf Jahren bereits jeden zweiten Euro außerhalb des klassischen Netzgeschäfts verdienen.“ Der Konzern soll nicht mehr nur Daten durchreichen („Bit Pipe“) sondern im Inhaltegeschäft kräftig mitverdienen („Smart Pipe“). Laut heutiger Financial Times Deutschland plant der Konzern „bis Jahresende eine übergreifende technische Plattform für alle Endgeräte und sämtliche medialen Inhalte“.

FAZ, 20.03.10, Titel: Bücher aus Bits und Bytes

Erträge aus dem Vertrieb digitaler Produkte erhoffen sich offenbar auch auf die deutschen Verlagshäuser, nachdem ihnen bei der Entwicklung dieses Geschäftsbereichs amerikanische Mitbewerber bereits um einiges voraus sind. Stephan Finsterbusch zählt die Initiativen einiger deutscher Unternehmen auf, denen an der Digitalisierung der Buchbranche gelegen ist. Im Gegensatz zu Amazon und Barnes & Nobles in den USA böte dieser Geschäftszweig hierzulande vor allem kleinen Unternehmen wie Textunes (E-Books von rund 100 Verlagen für Handies) und Plastic Logic (berührungsempfindliche E-Bookreader „Que“, produziert in Sachsen) eine Chance.

FAZ, 19.03.10, Titel: Das E-Book wird als Hoffnungswert gefeiert

Obwohl der E-Book-Markt bisher kaum ein Prozent des 4 Milliarden Euro schweren deutschen Buchmakrtes ausmacht, wird er in Leipzig offenbar doch als Heilsbringer bewertet. Diesen Schluss legt jedenfalls der FAZ-Beitrag vom Freitag nahe. Dazu wird der IT-Branchenverband Bitkom zitiert, wonach 2,9 Millionen Deutsche planten ein digitales Buch zukaufen. Ich gehöre nicht dazu. Immerhin macht der Wissenschaftsverlag Springer nach eigenen Angaben bereits 40 Prozent aller Buchumsätze mit elektronischen Büchern.

Welt, 19.03.10, Titel: Wenn der Autor verschwindet

Eckhard Fuhr setzt in seinem Welt-Leitartikel vom Freitag denn auch dabei an, dass sich das gedruckte Buch „im Sturm der Digitalisierung“ behaupten werde: „Die individuelle Körperlichkeit des Buches ist von so großer praktischer, ästhetischer und sinnlicher Attraktivität, dass dagegen tragbare Bildschirmchen aller Art nicht ankommen.“ Mir persönlich ist es ehrlich gesagt zu mühsam, nach einem Tag am Schreibtisch abends zum Lesen wieder einen Apparat anzustieren.

Allerdings zielt der Leitartikler auf einen anderen Punkt. Nachdem in den vergangenen vier, fünf Jahren die Buchmesse „neue Medien, neue Techniken, neue Vertriebswege“ diskutiert habe, stehe in diesem Jahr eigentlich „das Konzept von Autor- und Urheberschaft“ im Mittelpunkt. Ausgehend von den Diskussionen um Helene Hegemanns Erstling „Axolotl Roadkill“ verdeutlicht Eckhard Fuhr, dass die vorgeschobene Einstellung eines „Rechts zum Kopieren“ die bürgerliche Kultur zu zerstören drohe.

Abgesehen von der wirtschaftlichen Bedeutung geistigen Eigentums geht es um eine kulturelle Errungenschaft, die unter dem Deckmantel der digitalen Revolution vorschnell aufgegeben werden soll. Oder ein Kritiker, der den Roman zuerst als „authentische Wortmeldung einer neuen Generation“ bewertete, muss anschließend die Größe zeigen und zugeben: Intertextualität ist, wenn ich das Spiel mit Quellen offenlege. Wenn ich dies nicht tue, ist es Plagiarimus.

Digitale Überbewertung

Freitag, 19. März 2010

Welt, 19.03.10, Titel: Digitale Außenseiter

Was ist das denn für eine erschreckende Erkenntnis, die die Welt heute auf Seite 1 präsentiert? Die Deutschen seien in der Mehrheit nicht in der Internet-Gesellschaft angekommen, schreibt Frank Schmiechen unter Berufung auf eine Studie der Initiative D21: Demnach besäße nur etwa ein Viertel der Deutschen die nötige „Kompetenz, Nutzungsvielfalt und Wissen über digitale Medien“. Dabei hatte noch zum Start der Computermesse Cebit der IT-Branchenverband Bitcom behauptet: Für die Mehrheit der Deutschen ist das Internet ein fester Bestandteil des Alltags (texthilfe.de berichtete).

Im Wirtschaftsteil der heutigen Welt dann die ganze Wahrheit: „Die Deutschen sind immer noch Internet-Muffel„. Nils Lange führt aus, was das Deutsche Digitale Institut erforscht hat: Sechs Nutzertypen lassen sich qualifizieren, wobei die „digitalen Außenseiter“ mit 35 Prozent die größte Gruppe bilden, knapp gefolgt von den „Gelegenheitsnutzern“ mit 30 Prozent. Die weiteren Nutzergruppen – übrigens sehr süß illustiert auf der D21-Unterseite „Digitale Gesellschaft“ – sind „Digitale Profis“ (12 Prozent), „Trendnutzer“ (11 Prozent), „Berufsnutzer“ (9 Prozent) und die „Digitale Avantgarde“ (3 Prozent).

Die digitalen Außenseiter sind laut der Umfrage von TNS Infratest aus dem Dezember 2009 zu zwei Dritteln weiblich und haben vielfach sogar Angst vor den Computer. Ihr Durchschnittsalter beträgt 62 Jahre, das der Gelegenheitsnutzer dagegen 41 Jahre. Schockiert zeigte sich über das Ergebnis Ulrich Herrmann, Mitbegründer und Mitglied des Gesamtvorstands des gemeinnützigen Vereins D21, er befürchtet „eine Einschränkung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft auf dem globalisierten Markt“.

Ist es nun schlimmer, dass die Deutschen bislang offenbar nicht den international geforderten Stand der Internetnutzung erreicht haben  oder sollten wir uns nicht freuen, dass dem anhaltenden Internethype einmal ein Dämpfer verpasst wird? Tatsächlich wird jedoch nirgends ein internationaler Vergleich herangezogen. Und im Zusammenhang mit der Cebit wurden verschiedentlich die aktuell guten Chancen der deutschen Internetwirtschaft beschworen (vgl. texthilfe.de). Zudem muss nach meiner Einschätzung nicht unbedingt jeder im Internet und am Computer alles können. Die Grundfertigkeiten sind immerhin doch ganz schön weit verbreitet. Und da gibt es auch noch eine reale Welt da draußen. Vielleicht wird sie wieder stärker bemerkt, wenn der Frühling sich weiter durchsetzt.

Die Welt, 19.03.10, Titel: Datenschützer fordern Radiergummi für das Internet

Ganz lustig, aber auch bezeichnend finde ich in dem Zusammenhang einen weiteren Artikel aus der heutigen Welt unter obigem Titel. Vielleicht würden auch noch mehr Leute das Internet (noch) bedenkenloser nutzen, wenn es den digitalen Radiergummi gäbe , der das Auslöschen einmal eingetragener Datensätze beispielsweise in Sozialen Netzwerken einfacher ermöglicht. Denn die Ängste vor dem Internet und teilweise auch vor den großen, neuen Internetkonzernen mögen teilweise diffus sein, sie sind teilweise auch berechtigt (vgl. nochmals texthilfe.de).

Leipziger Zukunftspläne

Donnerstag, 18. März 2010

Die heute beginnende Leipziger Buchmesse beschäftigt sich schon seit längerem nicht mehr nur mit Druckerzeugnissen, sondern auch mit Hörbüchern bzw. E-Books, die in diesem Jahr erstmals auch in der Messebuchhandlung verkauft und dann per E-Mail zugestellt werden. Das veranlasste die Welt bereits gestern zu fragen:

Welt, 17.03.10, Titel: Brauchen wir in Zeiten des E-Books überhaupt noch Verleger?

Dazu befragte Verleger bejahen dies, was nicht weiter verwundert, da auch Journalisten bei der Frage nach ihrer Existenzberechtigung in Zeiten des Leserreporters diese im Zweifel bejahen würden. Weitaus interessanter fällt dagegen die Selbsteinschätzung einzelner Verleger aus. Georg Reuchlein von Random House sieht tendenziell nur eine Verschiebung der Kompetenzen unter anderem als „passionierte Vertriebsexperten“, „vernetzte Lizenzhändler“, „ausgefuchste Marketingstrategen“ und „akkurate Honorarbuchhalter“.

Vittorio E. Klostermann, Verleger des nach ihm benannten Wissenschaftsverlages, baut ebenfalls auf die sowohl für Autoren wie für das Publikum wegweisende Arbeit seiner Zunft: „Dadurch, dass Verlage auch Projekte anregen, gezielt gute Autoren akquirieren und thematische Buchreihen publizieren, schaffen sein Programm, haben ein nach außen wahrnehmbares Gesicht.“ Daniela Seel vom Lyrik- und Prosaverlag kookbooks sieht ihre Aufgabe entsprechend unter anderem darin, „Aufmerksamkeit zu organisieren, filtern und steuern“. Für Ulrich Störiko-Blume vom Jugendbuchverlage Boje führt „Leidenschaft und Kalkül“ ins Feld, mit denen der Verleger seine oft risikoreichen Entscheidungen trifft. „Das Kalkül verbietet uns, das Heil allein im E-Book zu suchen, statt sich auf die technisch ausgereiftere Produktform Buch zu stützen.“

Zudem ist aufgrund von lieb gewonnen Lesegewohnheiten davon auszugehen, dass trotz eines erwartbaren Booms von E-Books auch die herkömmlichen Bücher weiterhin eine entscheidende Rolle im Branchenmix spielen werden. Der stellvertretende verlegerische Leiter bei Suhrkamp Thomas Sparr verweist auf die Begriffsherkunft für „verlegen“, hebräisch für „ans Licht bringen“. Auch er ist überzeugt, das Buch lasse sich durch das Internet nicht ersetzen, daher würde sein Verlag zum Beispiel auch im Herbst Jaron Laniers Manifest „You are not gadget“ herausbringen.

Schließlich gibt Detlef Felten, Cheflektor von C.H. Beck, zu bedenken, dass Lektoren „den Tisch decken, an dem der Leser Platz nimmt“. Verlage kümmerten sich um die Produktion, den Vertrieb, die Pressearbeit und ausländische Lizenzen. Er schließt: „Seien wir froh, dass wir noch ein paar solcher Verleger haben (denen es um möglichst viele erstklassige Bücher geht), und flicken wir ihnen nicht dauernd mit Urheberrechtsnovelle, open access und Verüberflüssigundgedabbetn am Zeug.“

Neue Technik und alte Inhalte

Dienstag, 16. März 2010

Bei dem schwachen Medienecho des 4. Kölner Mediensymposiums fällt die Orientierung vergleichsweise leicht: Lediglich der Kölner Stadt-Anzeiger und die Mitteldeutsche Zeitung bringen heute einen Nachbericht von der gestrigen Veranstaltung der Landesregierung und der Kölner Forschungsstelle für Medienrecht. Beide Artikel hat über weite Strecken wortgleich Thomas Kröter geschrieben. Bekanntlich gehören beide Zeitungen zum Kölner Verlagshaus Neven DuMont Schauberg.

Kölner Stadt-Anzeiger, 16.03.10, Titel: Überfordert von der Informationsflut

Immerhin weichen die Überschriften voneinander ab, auch sind zwei unterschiedliche Fotos des „Stargastes“ Frank Schirrmacher (FAZ) zu sehen. Über den Autor des Buches „Payback“ (texthilfe.de berichtete) gibt es jedoch nicht viel zu sagen, außer dass er mit seinem „Kulturpesimismus“ die Vorlage für den Philosophen Frank Hartmann von der Bauhaus-Universität in Weimar lieferte: Neue Techniken zwängten den Menschen zur Veränderung. – Dabei fällt mir der Feuervergleich aus dem Vorbericht im Kölner Stadt-Anzeiger wieder ein.

Der Münsteraner Kommunikationswissenschaftler Christoph Neuberger verdeutlichte hingegen, dass nach wie vor die klassischen Medien die Themen setzten, auf die sich auch Blogger bezögen(wie etwa der weitere Gast Markus Beckedahl von www.netzpolitik.org). Dennoch, so Thomas Kröter in beiden Artikeln abschließend mit der Medienpädagogin Helga Theunert, stehe neben dem Beherrschen der Technik (das Frank Schirrmacher offenbar schwerer fällt), notwendig das Nachdenken darüber, was das Netz mit den Menschen anstelle. Beim Feuer ist es klar: Es wärmt, kann aber auch alles niederbrennen. Beim Internet hieße die Analogie vielleicht: Es klärt auf, kann aber auch zu totaler Verwirrung führen.

Wochenend-Presseschau 10-10

Montag, 15. März 2010

„Alle Menschen werden Brüder“, heißt es in Schillers „Ode an die Freude“, für die meisten unmittelbar als die geniale Komposition Ludwig van Beethovens im Kopf präsent. Nicht ganz so weit geht Wieland Freund, wenn er in der Welt am Sonntag schreibt: „Alle Bücher werden Zauberbücher“. Am Samstag bereits hatte der Kölner Medienrechts-Professor Rolf Schwartmann im Interview mit Tobias Kaufmann im Kölner Stadt-Anzeiger behauptet:

Kölner Stadt-Anzeiger, 13.03.10, Titel: "Das Internet ist wie Feuer"

Dabei teilt er seine Auffassung mit, dass das Internet für ihn sowohl den „Schwarm“ als breite Nutzermasse als auch eine „Fragmentierung der Öffentlichkeit“ erzeugt. Vor dem Hintergrund der Risiken ständiger Selbstdarstellung in Blogs und Sozialen Netzwerken wendet er die Analogie des Feuers an: „Man muss es beherrschen können“. In dem Lernprozess stehen wir vermutlich heute auf einer Stufe mit Urmenschen, wie sie im Film „Am Anfang war das Feuer“ dargestellt werden.

Eine weiterer wichtiger Aspekt, den der befragte Experte anspricht, ist der Wertewandel, den das Internet erzeugt, etwa wenn digitale Mediendateien oder auch nur journalistische Inhalte kostenfrei, dabei häufig illegal herunter geladen werden: „Dadurch (…) droht das Gefühl dafür verloren zu gehen, dass solche Angebote Zeit, Mühe und Geld kosten – und dass die Nutzer der Angebote an den Kosten beteiligt werden müssen.“ Er stellr fest, dass gerade auch Blogger von der Auseinandersetzung mit den klassischen Medien leben. Das kann ich bestätigen! – Hintergund des Geprächs war übrigensdas 4. Kölner Mediensymposium in der Landesvertretung NRW in Berlin zum Thema „Leben im Schwarm – Wie das Internt uns verändert“.

Welt am Sonntag, 14.03.10, Titel: Alle Bücher werden Zauberbücher

Das Thema des Wertewandels behandelt auch Wieland Freund in seinem WamS-Essay. Selbst, wenn das Buch weiter an Bedeutung verlieren sollte (was es nach jüngsten Studien offenbar gar nicht tut), betrachtet er das mit Gelassenheit, denn die Bücher haben heute bereits eine Art „Anti-Medien“-Status erreicht. Sie sind weder in Medienmärkten zu haben, noch werden sie von kindern in derselben Kategorie wahrgenommen wie andere „Medien“. Freund bezweifelt, dass es hilft, wenn Eltern versuchen, ihren Kindern Bücher gegenüber flimmernden Medien schmackhaft zu machen. Denn „Alle Bücher sind Zauberbücher“ und haben auf viele eine magische Anziehungskraft, nicht erst seit Joanne K. Rowlings Harry Potter, in dem selbst „fantastische Speichermedien“ zum Einsatz kommen. Die heutigen Auseinandersetzungen mit bezahlbaren Internetinhalten (Googles Book Settlement, Apples iBook-Store und andere Paid Content-Modelle) erinnern ihn an die Machtkämpfe, die mit Erfindung der Buchdruckerei begannen. Ein sehr interessanter Beitrag zu Lese- und Internetkultur!

Die Schicksalsfrage für Medienunternehmen

Donnerstag, 11. März 2010

Axel-Springer-Konzernchef Mathias Döpfner hat beid er Bilanzpressekonferenz gute Zahlen präsentiert. Der Leser schwankt zwischen Entrüstung und Bewunderung: „Axel Springer kommt gut durchs Krisenjahr 2009“ schreibt das hauseigene Blatt Die Welt (mit Video), „Springer-Chef Döpfner ist Profiteur der Krise“ schimpft dagegen die FAZ. Andere Zeitungen heben darauf ab, dass Der Konzern bereits gut 20 Prozent seiner Umsätze mit digitalen Angeboten macht. „Springer holt Zuwachs aus dem Netz“, so die FTD und die Börsen-Zeitung titelt: „Springer wird zum Online-Unternehmen“.

Die Welt, 11.03.10, Titel: Axel Springer kommt gut durch das Krisenjahr 2009

In der Welt lautet das erste Zitat des Konzernchefs selbstbewusst: „Es gebe kein vergleichbares Medienunternehmen, das so erfolgreich durch die Krise gesteuert sei wie Axel Springer.“ Danach folgen die aktuell sehr ungewöhnlichen Ergebnisse: „Jeder achte Euro vom Umsatz ist Gewinn gewesen“, so Mathias Döpfner in der Welt, und weiter: „wir schlagen eine Rekorddividende vor, die Eigenkapitalquote wurde auf über 40 Prozent erhöht und die Verschuldung de facto auf Null abgebaut.“ Sogar die Mitarbeiterzahl konnt leicht erhöht werden.

Der Heilsbringer waren in der Tat die im Umsatz um 24,4 Prozent gestiegenen Internetaktivitäten, wobei sogar 30 Prozent aller Werbeerlöse auf digitalen Plattformen erzielt wurde. Dieser Weg soll fortgesetzt werden. die Hoffnung ruht auf „journalistischen Angeboten für das Internet und mobile Endgeräte.“ Bis Ende 2009 wurden von den kostenpflichtigen Apps für „Bild“ und „Welt“ 100.000 verkauft. Entsprechende Angebote für das iPad soll es ab dem Frühjahr geben. An der Fähigkeit, Geschäftsmodelle für den Qualitätsjournalismus zu entwickeln, enstcheide sich „die Schicksalsfrage für Medienunternehmen“. Auf die gute Internet-Entwicklung geht die FAZ bei insgesamt sinkenden Vertriebserlösen der inländischen Springer-Zeitungen jedoch nicht ein

Auch die guten Konzernzahlen sieht die FAZ dagegen kritisch: Der bereinigte Konzernüberschuss ssei um 40 Prozent auf 152,6 Millionen Euro gesunken, doch die Gesamtvergütung des vierköpfigen Vorstands um 35 Prozent auf 17,7 Millionen Euro gestiegen. Nicht zuletzt käme die Rekorddividende von 4,40 Euro je Aktie auch Mathias Döpfner als Großaktionär zugute. Das Wort des „Profiteurs der Krise“ hatte der Konzernchef offenbar übrigens selbst auf die „Bild“ angewandt, bei nur 3,7 Prozent Auflagenrückgang. Sondererlöse stammten aus dem Verkauf von Beteiligungen, so der „Leipziger Volkszeitung“, den „Lübecker Nachrichten“ und den „Kieler Nachrichten“ an die Verlagsgruppe Madsack. Die Müncher-Wirtschaftsmedien „Euro“ und „Euro am Sonntag“ stünden vor dem Verkauf oder dem Aus.

Börsen-Zeitung, 11.03.10, Titel: Springer wird zum Online-Unternehmen

Auf die Fantasie der küpnftigen Online-Entwicklung sopringen jedoch sowohlö die Börsen-Zeitung als auch die Financial Times Deutschland an. Beide machen ihren Bericht damit auf, dass der Verlag Axel Springer bis in spätestens sieben Jahren, mögcherweise aber auch schon in zweien, die Hälfte von Umsatz und Gewinn im Internet erwirtschaften möchte. Das Online-Geschäft dürfte auch in Zukunft die weiter rückläufigen Print-Aktivitäten mehr als kompensieren, vermutet die Börsen-Zeitung. Die aktuelle Schuldenfreiheit bezog Döpfner dem Artikel zufolge auf das Einrechnen der selbst gehaltenen Springer-Aktien. Jedenfalls ermöglichten der Free Cash Flow als auch eine Kreditlinie über 1,5 Mrd. Euro „das Unternehmen transformierende“ Akquisitionen.

Was für Akquisitionen das sein könnten, ließ Mathias Döpfner offen. Dem bisher Gelesenen zufolge dürften sie sich in Richtung Online-Business bewegen. In diesem Zusammenhang stellt Lutz Kappmann in der FTD fest, dass trotz der „Schicksalsfrage“ und Döpfners Behauptung, dass am Ende der Inhalt zähle und nicht der Vertriebsweg, bisher der Großteil der Axel Springer-Online-Erlöse nicht aus journalistischen, sondern aus Service-Proukten stamme (Stepstone, Immonet, Werbevermarkter Zanox).

FTD, 11.03.10, Titel: Springer holt Zuwachs aus dem Netz

Beim „Hamburger Abendblatt“ werden aktuell kostenpflichtige Inhalte angeboten, über deren Akzeptanz nichts bekannt wurde. Die iPhone-Apps von „Bild“ und „Welt“ werden bzw. wurden bereits auf monatliche Abo-Modelle umgestellt. Bei den kommenden iPad-Anwendungen sollen bestimmte digitale Angebote künftig über die Telefonrechnung der Telekom laufen können. Den Wettbewerb mit weiteren Online-Kiosken begrüßte Mathias Döpfner offenbar, sei es der geplante Onlione-Kiosk der Telekom oder sei es der von Bertelsmann, solange nur Technologiekonzerne wie Apple nicht in die Inhalte der Verlage eingriffen. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Wochenend-Presseschau 09-10

Montag, 08. März 2010

Zweimal die FAZ vom Samstag und einmal die Süddeutsche vom Freitag: Michael Moorstedt berichtet über Simon Fullers neue Show, die ausschließlich fürs Internet produziert wird, tags drauf kommentiert Carsten Knop auf der ersten Wirtschaftsseite, dass die Kommunikation von Maschinen untereinander die Chance für die deutsche IT-Industrie sei, während Detlef Borchers im Feuilleton ein Buch von vierzig Informatikern vorstellt, das die Geschichte des Computers be- und fortschreibt.

Süddeutsche Zeitung, 05.03.10, Titel:  Ich habe einen Albtraum

Ich liebe vieldeutige Feuilleton-Überschriften, diese inbegriffen. Michael Moorstedt bescheibt das neue Projekt des Erfinders der „Pop Idol“ (DSDS)- und der „So you think you can dance“-Serien. „If I can dream“ zeigt fünf häuslich internierte Kandidaten bei ihren Bemühungen um einen Job in der Entertainement-Industrie. Allerdings findet die „inhaltliche Mischung aus Truman Show, Big Brother und Das Supertalent“ nur auf dem „amerikanischen Video-on-demand-Service hulu.com“ statt. Zum selbst ernannten „Post-Reality-Entertainement“-Format Fullers gehören unter Verzicht auf eine Produktionsfirma, die Konflikte inszeniert, mehr als 50 Kameras und die  Anbindung der Kandidaten an die üblichen sozialen Netzwerke zwecks Kontakten mit den Zuschauern. Diese aber waren nach dem Start in der Mehrheit nicht angetan vom Ergebnis. Laaaaaangweilig!

FAZ, 06.03.10, Titel: Die IT braucht keine Aufbauprämie

Carsten Knop beschreibt in Folge der Cebit, welche Chancen sich aktuell  für deutsche IT-Unternehmen ergeben. Als Beispiel nennt er die „Car to Car“-Kommunikation, die über ein Funknetz zwischen hintereinanderfahrenden Autos z.B. vor einer aktuellen Aquaplaning-Gefahr warnen kann. Die Vernetzung von und Kommunikation zwischen allen Arten von Maschinen und Geräten stelle einen Knotenpunkt dar, an dem „deutsche Unternehmen oft die führenden Anbieter sind“.

Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung im Auftrag des IT-Branchenverbandes Bitkom verdoppelten sich innerhalb der nächsten zwanzig Jahre Bruttowertschöpfung und Beschäftigung der deutschen Software- und IT-Dienstleistungsbranche. Allerdings zieht Carsten Knop daraus nicht den Schluss des Verbandes, dass die dynamische Branche daher politisch weiter gefördert werden solle: „Aufbauprämien sind genauso schädlich wie Abwrackprämien“. Worüber sich streiten ließe. Ob sie nötig sind, wäre noch eine Frage. Abschließend gibt er zu bedenken, dass zu diesen Themen bereits wieder amerikanische Unternehmen wie Cisco und Intel den Ton angäben.

FAZ, 06.03.10, Titel: Das Leben des Heinz

Aus derselben Zeitung, ebenfalls in Bezug auf die Cebit, eine weitere schöne Überschrift. Detlef Borchers hielt eine Buchpräsentation auf der Computermesse für eine echte Alternative und sah sich „Heinz‘ Life 1962-2032  -Kleine Geschichte vom Kommen und Gehen des Computers“ an, geschrieben von 40 Informatikern und herausgegeben von Lutz Heuser, Forschungsleiter von SAP. Für jedes Jahr  in der benannten Spanne ist ein Eintrag verfasst. „Das Buch ist ausgesprochen SAP-lastig und klammert Entwicklungen wie Google aus“, bemerkt der Autor und meint, es würde Laien langweilen und Fachleute (vermutlich aufgrund der subjektiven, nicht repräsentativen Themenauswahl) rätseln lassen. Selbst die vermeintlich spannenden Zukunftsvisionen gerieten offenbar eher weniger glaubhaft. Wurde etwa der Vorname Heinz gewählt, um einer subjektiven Sichtweise Vorschub zu leisten? Davon will ich mal nicht ausgehen; ist doch ein schöner Name, oder nicht?

Presseunterlagen für „Ort im Land der Ideen“

Freitag, 26. Februar 2010

Frankenstadion Heilbronn, 6. August 2010 – Dieser Tag und dieser „Ort im Land der Ideen“ ist vielleicht nur einer von 365 in diesem Jahr. Für den Deutschen Frisbeesport-Verband (DFV e.V.)ist es aber DER Ort der Orte und der Tag der Tage: Vorfinaltag der Junioren Ultimate-WM in Heilbronn. Jetzt sind die vielfältigen Presseunterlagen der Marketing für Deutschland GmbH bei der DFV-Geschäftsstelle eingetroffen. Tolle Materialien, die alles enthalten, was das Herz begehrt.

Land der Ideen Dahlien-Samentüte

Der Größe nach geordnet befanden sich in dem großen Karton zwei Fahnen, etwa 40 A3-Plakate, ebensoviele Tragetaschen und Pressemappen, ein paar Blankobücher, jede Menge Schreibblöcke, Tütchen mit Dahliensamen (ich dachte, das seien Zwiebelgewächse),  Bleistifte, Luftballons, kleine faltbare Deutschlandkarten sowie Fruchtgummi-Tüten.

"Land der Ideen"-Tragetasche

Die Hälfte dieser üppigen und vorbildlich zusammen gestellten Unterlagen ist bereits in kleinere Kartons verpackt und geht an diesem Wochenende noch von Köln nach Heilbronn. Hierzu bietet sich die C-Relegation in Köln zur Hallenmeisterschaft 2010 im Ultimate Frisbee an. Denn an diesem Turnier nehmen auch die Heilbronner Muggeseggele teil, die bei der Open-Qualifikation in Karlsruhe den zweiten Platz belegt haben. Sie können die Pakete mitnehmen nach Heilbronn, wo aktuell nicht nur die Vorbereitungen für die Ultimate-WM im Allgemeinen auf Hochtouren laufen, sondern auch diejenigen für die Pressekonferenz zur Ehrung als „Ort im Land der Ideen“ am Freitag, den 06. August 2010. Näheres hierzu demnächst.

A3-Plakat mit allen Tagen und "Orten im Land der Ideen"

Teilhabe an der Teilenskultur

Dienstag, 23. Februar 2010

Im Feuilleton der Welt steht heute unter der Rubrik „Aus internationalen Zeitschriften“ ein sehr interesasanter Kurzbeitrag aus der „Gazeta Wyborcza“ (laut Wikipedia die größte überregionale polnische Tageszeitung) zum Thema der Kultur des Teilens. Zitiert wird Mateusz Halawa, der zusammen mit einem Forscherteam die Nutzung moderner Komunikationstechnologie durch junge Leute untersucht hat.

Welt, 23.02.10, Rubrik: Aus internationalen Zeitschriften

Über die Leichtigkeit des Hochladens von Daten (Fotos und Videos) führe die Kultur des Teilens zum Problem des Übermaßes oder Überflusses. Deshalb werde in den Sozialen Netzwerken (oder im Web 2.0 insgesamt) die Fähigkeit zur Recherche zu einem unverzichtbaren Gut. Dies ist nebenbei ein Aspekt, dem der Betrachter durchaus Positives abzugewinnen vermag,  da die digitalen Marktplätze der Eitelkeiten dies insofern mit wissenschaftlicher Arbeit gemeinsam hätten.

Zu unterscheiden ist hierbei zwischen den Suchalgorithmen, die den dabei gentuzten Suchmaschinen zu Grunde liegen (und dem Suchenden die eigentliche Suche abnehmen), und dem eher praktischen Know-How, mit den richtigen Suchwörtern zum gewünschten Ergebnis zu gelangen. Mateusz Halawa wird angeführt: „Das Wissen, wo die Inhalte sind, wie sie zu orten und zu nutzen sind, wie sie kontexualisiert und weiter gereicht werden, ist heutzutage zum grundlegenden Kriterium für die Teilhabe an der Netz-Kultur geworden.“ Dabei klingt die „Teilenskultur“ im Netz ein wenig nach einer „Leidenskultur“ (rein der Konstruktion udn des Umlaut wegen), wobei das Leid höchstens in einer Reizüberflutung oder aber in fehlender Aufmerksamkeit außerhalb der virtuellen Identität begründet sein könnte.

Die Netzkultur bezieht sich hierbei auf das Teilen des User Generated Contents, auf somit zumeist urheberrechtlich unproblematische Dateien, die selbst angefertigt und hochgeladen wurden. Dies zur Unterscheidung gegenüber den Rechtfertigungen von Helene Hegemann, die ihre nicht erwähnte Vereinnahmung eines fremden Buches mit der „Kultur des Sharing“ erklärt hatte. Wenn sich literarische Zitate auf bekannte Bücher beziehen, ist eine Kennzeichnung nicht zwingend notwendig, da sie sich als Intertexualität erklärt, beziehen sie sich jedoch auf wenig bekannte Bücher, so nennt man dies Plagiarismus.

Welt ,23.02.10 , Titel: Für wWestdeutsche-Medien-Ostdeutsche-unbekannte

Ein weiterer Artikel zu „internationalen Zeitschriften“ (das ist eine Frage der Innen- oder Außenperspektive) bezieht sich auf eine Untersuchung, die die Universitäten in Jena, Leipzig und Wien gemeinsam durchgeführt haben. Demnach werden die Ostdeutschen in den westdeutschen Medien immer noch nicht „auf Augenhöhe wahrgenommen“, wie der Jenenser Historiker Rainer Gries zitiert wird. Westdeutsche stärkten anhand der Vorurteile gegenüber Ostdeutschen ihre eigene Identität. Zudem konzentriere sich die Berichterstattung auf wenige Themen, wie „politische Aktivitäten des Westens“ im Osten oder der Osten „als Empfänger von Zuwendungen“.

„Die anderen“ wie im vom Artikel genannten Film „Das Leben der anderen“ erscheint mir als nach wie vor gängige Sicht zulässig, nicht aber der in der Überschrift gewählte Passus von den „unbekannten Wesen“. Der erinnert an die Aufklärungsfilme von Oswalt Kolle von 1969, was gleichzeitig bedeuten könnte, eine langsam von statten gehende Annäherung würde sich wenigstens über weitere 20 Jahre hinziehen. Oder sind „Dein Mann“ und „Deine Frau“ für uns auch heute immer noch unbekannte Wesen? Dann könnten es auch die Ossis für die Wessis und umgekehrt für lange Zeit bleiben.

Wochenend-Presseschau 07-10

Montag, 22. Februar 2010

Onlinenetzwerke, Hugo von Hofmannsthal und der neue Mann. Die Welt am Sonntag bringt eine Betrachtung der Auswirkung virtueller Communities auf das reale Leben. Der Titel lautet „Was nützt die Liebe in Gedanken“ – in Anspielung auf den gleichnamigen deutschen Film mit Daniel Brühl und Anna-Maria Mühe aus dem Jahr 2004 (hieß nicht auch ein altes deutsches Liebeslied so?). In derselben Zeitung eine Besprechung des Düsseldorfer Männerkongresses. In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung hingegen eine überraschend aktuelle Behandlung von Hugo von Hofmannsthals Ansichten zum Journalismus aus dem Jahr 1907.

WamS, 21.02.10, Titel: Was nützt die Liebe in Gedanken?

Lorraine Haist berichtet in der WamS über den Selbstmord einer jungen Frau, die fast 1.000 Freunde auf Facebook hatte. Davon ausgehend charkaterisiert die Autorin die Freundschaften in Onlinenetzwerken als wenig eng, beziehungsweise kaum diesen Begriff wert. Gleichzeitig erwies sich für die spätere Selbstmörderin, die zu Lebzeiten unter schweren Depressionen litt, ihr ausgeprägter Hang sich lieber mit virtuellen als mit reellen Freunden zu umgeben, als äußerst fatal. Viele ihrer Facebook-Bekanntschaften hätten ihre Statusmeldungen mit der Zeit auf „verbergen“ gestellt. „Schließlich gehören Probleme, Imperfektionen und Langeweile zu den Ausschlußkriterien für ein erfolgreiches agieren in sozialen Netzwerken.“

Soziale Netzwerke böten einerseits ein hohes Suchtpotenzial als Rückzugsorte und Ersatzbefriedigung für depressive Menschen, andererseits vergrößerten sie mit zunehmender Nutzung die Gefahr sozialer Verluste in der realen Welt. Laut Bert te Wildt, Mediziner der Abteilung Klinische Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover lasse sich dort „auch das Scheitern besonders großartig inszenieren“

WamS, 21.02.10, Titel: Mann, mach mal!

Scheitern ist ein gutes Stichwort für die in der Sozialwissenschaft vorherrschende Meinung über den Status des Mannes in der heutigen Gesellschaft. Ausgehend von häufig fehlenden Vaterfiguren, fehlenden männlichen Erziehern meist bis zur weiterführenden Schule und fehlenden verlässlichen Richtlinien angemessenen männlichen Auftretens befinden sich viele Männer in einer Identitätskrise. Während die Abwesenheit des Vaters in der Folge zweier Weltkriege zwar beklagenswert, aber unabänderlich schien, ist heute oft eine geistige oder emotionale Abwesenheit der Väter festzustellen, aufgrund der Unsicherheit in einer männlichen Rolle, wie Andreas Fasel treffend beschreibt.

Dauernde Zurechtweisung von Jungs – etwa, wenn sie sich austoben wollten – führten entweder „in die feminine Anpassung“ oder in die machohafte „Überkompensation“. Matthias Franz, Professor am Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Uniklinik Düsseldorf und Mitinitiator des Männerkongresses, spricht in diesem Zusammenhang von einem „jungendiskriminierenden Kurzschluss“ in vielen Kindertagesstätten. Der (kleine und erst recht der große) Mann gilt heute als das schwache Geschlecht, als das „Problemgeschlecht“. Ungerechtfertigter Kritik von Frauen an den lauteren Zielen des Kongresses hält er entgegen, dass es auch in ihrem Interesse sein müsse, in Zukunft überhaupt noch beziehungsfähige Männer zu finden.

FAS, 21.02.10, Titel: Hugo von Hoffmansthal - Die Zukunft des Journalismus

Journalisten befinden sich laut Hugo von Hofmannsthal in einem Durchgangsstadium – ob sie also beziehungsfähig sind, bleibt zu hinterfragen. Jedenfalls beschäftigt sich Volker Weidermann in der FAS mit bislnag unveröffentlichten Notizen aus dem 33. Band der Werke Hugo von Hofmannsthals: „Reden und Aufsätze 2. 1902-1909“. In dieser Zeit habe sich von Hoffmannsthal selbst nach der Trennung von Stefan George in einer Neuorientierung befunden. Laut Weidermann erfährt der Leser in der meisterhaft kommentierten Edition das Glück und dei Dankbarkeit, die von Hofmannsthal beim Schreiben empfunden haben müsse.

Dabei modifizierten Journalisten den Begriff Glück und bildeten dabei das „geistige Wetter“ (vermutlich würden wir heute „Klima“ sagen). Innerhalb seiner eigenen „Utopie des Schreibens“ (Volker Weidermann) sucht er nach Gleichgesinnten, um sich in dauernder geistiger Bewegung, fernab von Routine, zu neuen, der Zeit angemessenen Sichtweisen zu gelangen. Obwohl von Haus aus Monarchist beschreibt von Hofmannsthal einen „anarchischen, weltverändernden Journalismus“, der auch noch von der Allgemeinheit zu bezahlen sei. Vieles klingt nachvollziehbar aus den Fragmenten, etwa „Schreiben = sein. Was einer berührt, macht nichts aus: es ist der innere Schwung, die Haltung, wie ers berührt.“ Doch sich diese Haltung bezahlen zu lassen, erscheint aus heutiger Sicht reichlich unrealistisch. Heute würde ein derart begeisterter Autor Bücher darüber veröffentlichen und vermutlich teure Seminare anbieten.