Texthilfe-Glossar
Eine unvollständige, alphabetische Sammlung von Begriffen aus der Rhetorik und der Literatur, die unregelmäßig erweitert wird.
Rhetorik: Adynaton, griechisch: “Unmögliches”
Erläuterung: Rhetorische Figur, den Begriff des Unmöglichen zu umschreiben. Das als unmöglich Erachtete wird in eine Beziehung zur natürlichen Ordnung oder zu Sitten und Gebräuchen gesetzt.
Beispiel: ‘Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.’
Quelle: Matthäus 19, 24
Rhetorik: Akronym, griechisch: “Name aus Spitzen”
Erläuterung: Das ‘Akronym’ oder Initialwort ist eine Abkürzung, die aus den Anfangsbuchstaben (Initialen) oder Anfangssilben einer Wortgruppe gebildet wird und als eigenständiges Wort fungiert.
Beispiel: NATO – North Atlantic Treaty Organization, UNO – United Nations Organisation, oder FBI – Federal Bureau of Investigations
Quelle: Tagesgeschehen
Literatur: Anagramm, griechisch: “das Umstellen von Buchstaben”
Erläuterung: Ein ‘Anagramm’ beschreibt das Umstellen der Buchstaben eines Wortes oder Satzes zu einem anderen Wort oder Satz mit neuem Sinn. Auch Buchstabenversetzrätsel heißen ‘Anagramme’.
Beispiel: AVE – EVA (vgl. Palindrom)
Rhetorik: Anachronismus, griechisch: “in eine andere Zeit verlegen”
Erläuterung: ‘Anachronismen’ sind Sachen, Gegenstände, Ereignisse, Bräuche, Personen oder Denkmuster (vor allem in der Literatur), die außerhalb ihrer natürlichen zeitlichen Ordnung stehen.
Beispiel: Die Erwähnung des Billardspieles in einer Zeit, als es dieses Spiel noch gar nicht gab.
Quelle: William Shakespeare: ‘Antony and Cleopatra’
Literatur: Anekdote, griechisch: “nicht herausgegeben”
Erläuterung: Eine ‘Anekdote’ ist ein mündlich überlieferter und verkürzter Bericht über Aussprüche oder das Ver halten einer bekannten Persönlichkeit. Sie zeichnet sich durch prägnante pointierte Knappheit aus
Beispiel: “Na, denn siegt mal schön.”
Quelle: Bundespräsident Thodor Heuss zur Bundeswehr
Rhetorik: Antomasie, griechisch: “umbenennen”
Erläuterung: Die ‘Antonomasie’ ist eine Umschreibung des Eigennamens einer Person durch Nennung einer ihrer Eigenarten oder Charakteristika, auch die Bezeichnung einer Person als ‘kleiner Goethe’.
Beispiel: Jesus, ‘der Galiläer’
Quelle: Die Bibel
Literatur: Aphorismus, griechisch: “Abgrenzung, Definition”
Erläuterung: Ein ‘Aphorismus” ist eine kurze Äußerung in Prosa, die einen Gedanken, einen Einfall oder eine Erkenntnis oder Ansicht auf geistreiche und pointierte Art in geschliffener Formulierung darlegt.
Beispiel: ‘Der Aphorismus ist ein Gedanke von der Art, welche Gedanken macht.‘
Quelle: Friedrich Nietzsche
Rhetorik: Apostrophe, griechisch: “Abwendung”
Erläuterung: Eine ‘Apostrophe’ bezeichnet (v.a. in der Literatur) die feierliche oder überraschende Hinwendung des Redners zum Publikum oder zu abwesenden Personen (Göttern, Musen oder leblosen Dingen).
Beispiel: ‘Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium’
Quelle: Friedrich Schiller: ‘Ode an die Freude’
Literatur: Dramatik, Epik, Lyrik, gr.-lat.: “Bühnen-, Erzähl-, Gefühlsdichtung”
Erläuterung: Die Grundelemente der Poesie, die über die einzelnen Gattungen hinausreichen, bezeichnen Dramatik das Dialogische, Epik das Erzählerisch-Breite und Lyrik das Subjektiv-Erlebnishafte.
Beispiel: für Dramatik: neben Drama Novelle und Ballade, für Epik: Roman, Erzählung, Fabel, einfache Formen, für Lyrik: u.a. Erlebnis-, Ding- Motivgedicht, Lied
Quelle: Emil Staiger (‘Grundbegriffe der Literatur’)
Literatur: Epigramm, griechisch: “Aufschrift, Inschrift”
Erläuterung: Ein ‘Epigramm’ war in der Antike eine knappe Auf- bzw. Inschrift auf (Grab-) Denkmälern, Gebäuden, u.a. Gegenständen, es bezeichnet heute ein kurzes, treffendes Spott- oder Sinngedicht.
Beispiel: “Musik oft störend wird empfunden, weil stets sie mit Geräusch verbunden.”
Quelle: Wilhelm Busch: ‘Die fromme Helene’
Literatur: Evokation, lateinisch: “das Herausrufen”
Erläuterung: Eine ‘Evokation’ ist eine Form von Beschwörung bzw. Hervorrufung von Nichtgegenwärtigem, sie geht zurück auf den römischen Kriegsbrauch, die Götter aus einer belagerten Stadt zu rufen.
Beispiel: Wenn bei der Betrachtung eines Kunstwerkes subjektive Vorstellungen oder persönliche Erlebnisse erweckt werden.
Quelle: Das Kunstmuseum Deines Vertrauens.
Literatur: Fabel, lateinisch: “Erzählung, Sage”
Erläuterung: Eine ‚Fabel‘ ist eine didaktisch-moralisierende Erzählung, die meist im Tierreich angesiedelt ist und auf menschliches Handeln anspielt. Sie gehört zu den frühesten bekannten Literaturformen.
Beispiel: ‘Reineke Fuchs’, mittelniederdeutsch: ‘Reynke de Vos’
Quelle: Johann Christoph Gottsched, adaptiert von Äsop
Literatur: Homonym, Homophon, griechisch: “Gleich-Benennung, Gleich-Laut”
Erläuterung: ‚Homonyme‘ sind gleich lautende Wörter von unterschiedlicher Bedeutung, ‚Homophone‘ gleich lautende Wörter mit verschiedener Schreibweise und von unterschiedlicher Bedeutung.
Beispiel für Homonyme: Bauer (Landwirt und Vogelkäfig), für Homophone: Waise-Weise, Lärche-Lerche; vgl.: Homograph (“gleich geschrieben”): “Tenor”
Rhetorik: Interjektion, lat.: “das Dazwischengeworfene”
Erläuterung: So genannte “Abtönungspartikel”, die auch Ausrufswörter oder Empfindungswörter genannt werden, beim Schreiben durch Kommata oder Gedankenstriche abgetrennt (“au”, “oh”, “nein!”)
Beispiel: Jetzt geht es – dalli, dalli! – aber endlich los!
Literatur: Klospruch
Erläuterung: eine Gattung mit sehr langer Tradition, schon aus altrömischen Ausgrabungen sind Klosprüche überliefert, die sich durch derbe, direkte Sprache auszeichnen und das Klo oder Sexuelles betreffen.
Beispiel: “In diesem Scheißhaus wohnt ein Geist, der jedem, der zu lange scheißt, von unten in den Hintern beißt.”
Quelle: öffentliche Klos, vor allem auch in Kneipen
Literatur: Lehre
Erläuterung: Die Lebensweisheit oder Moral, auf die sich belehrende Texte beziehen, wird gelegentlich am Schluss nochmals explizit gemacht, bekannt seit Luthers Fabeln aus dem 16. Jahrhundert
Beispiel: “Und die Moral von der Geschicht’, bad zwei in einer Wanne nicht.”
Quelle: Wilhelm Busch, aus: ‘Das Bad am Samstagabend’
Rhetorik: Metapher, griechisch: “die Übertragung”
Erläuterung: Die ‚Metapher‘ ist eine rhetorische Figur bildhaften, uneigentlichen Sprechens, bei der die Wörter nicht in der eigentlichen, sondern in übertragener Bedeutung verwendet werden.
Beispiel: die Glühbirne, die Motorhaube, der Atomkern
Quelle: Forschung und Wissenschaft
Rhetorik: Oxymoron, griechisch: “scharfsinnige Dummheit”
Erläuterung: Ein ‘Oxymoron’ fügt sich ausschließende Begriffe zu einem Ausdruck zusammen und wird eingesetzt um besonders komplexe Dinge in einem Begriff zu fassen oder um starke Emotionen auszudrücken.
Beispiel: ‘Himmel auf Erden’, ‘bittersüß’
Rhetorik: Palindrom, griechisch: “zurücklaufend”
Erläuterung: Ein ‚Palindrom‘ ist eine Lautreihe oder ein ganzer Satz, die od. der vorwärts und rückwärts gelesen denselben oder einen anderen Sinn ergibt.
Beispiel: für einzelne Wörter: ‘Otto’, ‘Gras’; für einen ganzen Satz: ‘Madam, I’m Adam’.
Rheotrik: Paradoxon, griechisch: “das Unerwartete”
Erläuterung: Ein ‚Paradoxon‘ ist eine Vereinigung von sich scheinbar Widersprechendem in einer Aussage, in der sich meist eine tiefere (übertragene) Wahrheit versteckt. ‚Paradoxa‘ sind wahr und falsch.
Beispiel: ‚Sich freier fühlt in so geliebten Schranken…‘
Quelle: J.W.v.Goethe, aus ‘Marienbader Elegien’.
Rhetorik: Pseudonym, griechisch: “falscher Name”
Erläuterung: Manche Literaten legen sich aus persönlichen, sozialen oder politischen Gründen einen Ersatz-Namen zu. Mit diesem ‚Pseudonym‘ wird oft auch das so veröffentlichte Werk bezeichnet.
Beispiel: Novalis hieß bürgerlich Friedrich von Hardenberg
Rhetorik: Synonym, griechisch: “zusammen” und “Name”
Erläuterung: ‚Synonyme‘ sind verschiedene Wörter mit ähnlichem oder fast gleichem Sinn. Sie sind häufig von unterschiedlicher ethymologischer Herkunft.
Beispiel: laufen und rennen