Spätestens zum ersten Advent überschlagen sich die Zeitungen mit Sonderthemen rund um das Fest der Feste. Die Weihnachtsstimmung schlägt über den auch in den Redaktionen gelegentlich verabreichten Glühwein direkt durch auf den Leser. Viele Beiträge scheinen nur Kaufempfehlungen zu sein. (Natürlich folgt dann am Montag nach dem 1. Advent auch gleich die erste Zwischenbilanz des Weihnachtsgeschäfts am vergangenen Wochenende). Sehr schön gefallen hat mir da nachfolgende Rubrik in der Welt am Sonntag.
Hier werden – richtig! – Geschenkideen vorgestellt, die dem Schenkenden selbst vielleicht doch noch mehr Freude bereiten könnten als dem Geschenkten…!? Dabei fallen aber zwei wichtige Aspekte hinten über: Erstens muss das Geschenk doch wohl dem Schenkenden selbst gefallen, sonst würde er es aufgrund seines eigenen Empfindens gar nicht mit der Person verbinden, der er etwas geben möchte („bestellte“ Käufe ausdrücklich ausgenommen). Zweitens aber bereitet doch das Schenken selbst die allergrößte Freude, die sich mit dem schnöden Behalten eines ursprünglich als Geschenk vorgesehenen Produkts gar nicht vergleichen lässt. Einmal ganz zu schweigen vom dem bekannten Spruch „Geben ist seliger denn Nehmen“. Da ist offenbar irgend etwas gründlich schief gelaufen.
Ebenso wie beim so überschriebenen Beitrag von Alexa Hennig von Lange, auch aus der WamS. Ich habe nichts gegen alternative Weihnachtsbräuche, ich bin auch kein Verfechter des ultimativen Bildungsauftrags. Weihnachten ist für mich ein Fest für die Gefühle, das durchaus mit heidnischen und christlichen Lehren assoziiert ist. Aber an manchen, ja ich gebe zu, kitschigen Bräuchen halte ich für meine Kinder und für mich fest. Wen bei althergebrachten Ritualen grundsätzlich das Grausen ereilt, der sollte am Besten vom Feiern des Weihnachtsfestes ganz Abstand nehmen. Man könnte es ja auch „Winterwende“ nennen. Oder vielleicht einfach so:
Der Schriftsteller David Wagner beschreibt wiederum in der Welt am Sonntag, wie doof er doch eigentlich Weihnachtsmärkte findet. Na, dann soll er halt zu Hause bleiben! Aber gut, er verdient ja auch Geld mit dem Beitrag, also sei ihm seine Meinung und Beschreibung gestattet. „Vorweihnachtliche Besinnlichkeitsbeschwörung, Gefühlsduselei und Konsumterror gehören zusammen, ja bedingen einander wahrscheinlich“, schreibt er, nicht ganz ohne Recht und fügt den „perfide ironischen“ Gedanken an, dass ein Terroranschlag vermutlich echte Besinnlichkeit auslösen würde. Das ist schon schräg, aber wahr. Den Abschluss macht daher ein Fundstück aus dem NRW-Teil der Zeitung, ein Interview mit dem katholischen Theologen und Brauchtumsexperten Manfred Becker-Huberti.
Und ich hätte schwören können, der Kölner meint damit Karneval! Doch der geneigte Leser findet in dem Interview so schöne Aussagen wie: „Dieses Unzeitgemäße kennzeichnet unsere Zeit“, „Wird Brauchtum zementiert, stirbt es“ oder „Der Nikolaus wurde von allzu strengen Eltern ein Stück weit kaputtpädagogisiert“.
Interessant hingegen ist schon, dass es Martin Luther war, der als „Angriff“ auf die katholische Heiligenverehrung das Christkind erfand, das nicht so wie Nikolaus kleine, sondern besser gleich große Geschenke brachte. Die Katholiken haben demnach diese seit dem 16. Jahrhundert teilweise gebräuchliche Sitte erst um 1900 vollständig übernommen. Immerhin das hat sich bis heute konfessionsübergreifend erhalten.