Archiv für November 2009

The Spirit of Christmas 2009, Part 9

Sonntag, 29. November 2009

Zum 1. Advent hier ein Weihnachtsgruß der Douglasie. Der künstliche Nadelbaum stammt zweifellos wie viele seiner echten Artgenossen aus Nordamerika und hat unsere Familie über einen Arbeitskontakt erreicht. Solange die Kinder noch kleiner waren, fürchteten sie sich zeitweise vor dem laut singenden Nadelgehölz, ein Phänomen ähnlich dem Weihnachtsmann-  oder Nikolaus-Effekt. Inzwischen hat sich dieser kleine Kunstbaum aber zum festen Kitschrepertoir unserer Vorweihnachtszeit entwickelt.

Was auch immer an Douglasien so besonders ist: ihre Höhe von bis zu 60 Metern in Europa und mehr als 100 Metern in den USA, ihr Höchstalter zwischen 400 und 1.400 Jahren oder einfach die Tatsache, dass sich ihre Wurzeln herzförmig ausbreiten – all das hat dieser Zeitgenosse unserer Advenstzeit nicht. Sein Name ist „Douglas Fir“ – bitte nicht als Douglas-Tanne, Douglas-Fichte oder Douglas-Kiefer bezeichnen, er ist eine Douglasie (die zwar zur Gattung der Kieferngewächse gehört, aber strenggenommen keine Kiefer ist)! Seine Funktion umfasst abwechselnd zwei pentrante Lieder in breitem Amerikanisch, die durch eine Lichtschranke ausgelöst werden. Nur gut, dass er auch einen Aus-Schalter hat!

Eine fröhliche Adventszeit und ein stimmungsvolles Einschwingen auf den „Spirit of Christmas 2009“! Die erste Kerze auf dem Adventskranz brennt, jetzt beginnt bald die Zeit der „24 Türchen“, aber dazu wird es sicher einen neuen Eintrag geben.

Die 1. Kerze auf dem modernen Adventskranz brennt

The Spirit of Christmas 2009, Part 8

Samstag, 28. November 2009

Endlich hat das Warten ein Ende! Morgen wird die erste Kerze auf dem Adventskranz angesteckt. Nicht nur für Kinder ein Innehalten und eine Zeit der Rückbesinnung. Sehr schön passend dazu eine Pressemeldung, die mich vom „Transromanica e.V.“ erreichte, eine Initiative, die basierend auf dem gemeinsamen historischen Erbe der Romanik eine Route durch Europa markiert, die vom Europarat als Europäische Kulturstraße anerkannt wurde. Neben Standorten in Spanien, Frankreich, Italien, Österreich, Slovenien und Serbien zählen auch die Wartburg in Thüringen und Quedlinburg im Herzen Sachsen-Anhalts dazu. Hier eine Impression des dortigen Weihnachtsmarktes in der historischen Innenstadt von Jürgen Meusel.

Der Weihnachtmarkt im historischen Quedlinburg, Foto: Jürgen Meusel

Davon einmal abgesehen ist die Einkehr bei den Kindern nicht nur von Unschuld und Naivität geprägt, sondern durchaus auch vom Hoffen und Warten auf die bevorzugten Geschenke. Während in den vergangenen Tagen die Zeitungen so voll steckten mit Prospekten wie schon lange nicht mehr, war heute in der Tageszeitung dagegen vergleichsweise wenig Werbung zu finden. Stattdessen brachte das Magazin des Kölner Stadt-Anzeigers die Titelstory „Geschenke„. Unterschieden nach Ideen für Frauen, Männer und Kinder, nach Technik, Filmen, Büchern und anderem mehr offenbarten diese Kaufempfehlungen wieder einmal hervorragend den Unterscheid zwischen Werbung und Public Relations.

Kölner Stadt-Anzeiger Magazin, 28.11.09

Die PR- und Marketingmanager all jener Marken und Produkte, die hier als empfehlenswert hervorgehoben werden, werden sich hübsch die Hände reiben. Die redaktionelle Veröffentlichung kostet sie nichts, ist glaubwürdiger, da begründeter, und sticht  dabei gleichzeitig sämtliche Konkurrenzprodukte aus. Klingt wie Werbung? Ist es aber nicht. Das ist gelungene Öffentlichkeitsarbeit, auch zur Weihnachtszeit.

Und hoffentlich freut sich auch die Mitteldeutsche Kommunikations- und Kongressgesellschaft mbH & Co. KG aus Leipzig, die die Pressemitteilung zur Kulturstraße Transromanica geschickt hat, über meine Erwähnung  und Verlinkung. Aber schon dem Titel des Aussands „Den Zauber des Advents erleben“ konnte ich eben kaum widerstehen, und dem obigen Foto schon gar nicht…

A 1 bei Köln: 2.400 Stunden Stau in einem Jahr

Freitag, 27. November 2009

Die Kölner Ortsteile Bocklemünd und Lövenich werden zu den im Radio meist genannten und von den Autofahrern meist gehassten. Das haben sie weiß Gott nicht verdient. Der ADAC bezeichnet Nordrhein-Westfalen längst als „Stauland Nummer eins“. Mit 39 Prozent aller Staumeldungen liegt NRW klar in Front, als Grund gibt der ADAC vor allem an, dass das Bundesland sowohl im Ost-West- als auch im Nord-Süd-Verkehr Transitland ist. Der Verkehrsverband Rheinland hat in seinem „Mobilitätskonzept Straße“ sogar den Schluss gezogen: „NRW droht der Verkehrskollaps“.

Der tägliche Wahnsinn: Stau auf der A1 zwischen Bocklemünd und Lövenich

Ein paar Zahlen: Der verantwortliche Verkehrswissenschaftler Karl-Hans Hartwig hat ermittelt, dass jeden Tag auf mehr als 100 Autobahnabschnitten in NRW der Verkehr länger als eine Stunde still steht. Nur auf dem Kölner Autobahnring werden am Tag bis zu 165 000 Fahrzeuge gezählt. Auf der A1 zwischen Köln-Bocklemünd und Köln-Lövenich gab es im Jahr 2007 fast 2400 Stunden Stau. In der Folge liegt die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit auf den Straßen in NRW mit 31,6 Stundenkilometern um 20 Stundenkilometer unter dem Bundesschnitt. Und: Rund um das Autobahnkreuz Leverkusen mit den beiden Hauptverkehrsadern A 1 und A 3 droht bis 2020 eine weitere Zunahme des Verkehrs um rund 20 Prozent. Ein schönes Erklärstück zum Thema bietet der WDR.

Diese Umstände haben Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) in der Rheinischen Post dazu verleitet vom „Nachholbedarf West“ zu sprechen – als Gegenstück zum „Aufbau Ost“ – und dann Landesverkehrsminister Lutz Lienenkämper (CDU) in der Welt dazu, ein „Nachholprogramm Straßenbau West“ zu fordern. Als mögliches Projekt nannte Ramsauer denn auch gleich den weiteren Ausbau der A 1 und des Kölner Autobahnrings.

Die vermeintlich gute Nachricht: Im Jahr 2009 betrug die Förderung des Autobahnbaus aus Bundesmitteln nach Angaben des Landesbetriebs Straßenbau 970 Millionen Euro (Neu-, Um- und Ausbau sowie Instandhaltung). Das sind fast 200 Millionen Euro mehr als im Jahr 2005. Aktuell wird die A1 zwischen Bocklemünd und Lövenich auf sechs Spuren erweitert. Doch nur für den weiteren durchgängigen Ausbau des Kölner Autobahnrings auf sechs bis acht Fahrstreifen ist geschätzt zusätzlich eine halbe Milliarde Euro erforderlich (Angaben aus den Ruhr-Nachrichten).

2.400 Stunden Stau in einem Jahr auf der A1 zwischen Bocklemünd und Lövenich sidn viel Zeit zum Nachdenken

Die schlechte Nachricht: Mehr Straßen erzeugen dummerweise immer auch noch mehr Verkehr. Ein grundsätzliches Umdenken scheint da genauso angebracht wie uns die Rechtsprechung in Hinblick auf den Solidaritätspakt glauben machen will. Dass aber Peter Ramsauer die Autobahnfinanzierung mit dem Reizwort „Aufbau West“ ausgerechnet zum 20. Jahrestag des Mauerfalls anstößt, erweckt durchaus den Anschein von Berechnung – auch wenn die Faktenlage nahe legt: Abgesehen vom Großraum Berlin spielen Autobahnen in Ostdeutschland keine Rolle in der Staubilanz des ADAC.

Zwei Konsequenzen drängen sich auf: Zum einen wird die Zeit im Stau offensichtlich nicht zum Nachdenken darüber genutzt, wie man dem täglichen Wahnsinn entgehen kann. Das geht sicher nur durch persönliches Umdenken und das Ablegen der schlechten Gewohnheit und Bequemlichkeit täglich zum Pendeln ins Auto zu steigen. Zum anderen wird sich an der bestehenden, katastro-phalen Verkehrslage sicher nichts ändern, solange die Politik sich in offensichtlicher Abhängigkeit zur Autolobby befindet und zudem die Anschaffung von Neuwagen wie in diesem Jahr durch die Abwrackprämie fördert. Auch durch breitere und noch mehr Straßen wird die Verkehrslage sich kaum entspannen. Das Hoffen auf eine Verkehrsreduzierung ist utopisch. Anreize, das Auto stehen zu lassen, fehlen.

Biografie meiner Mutter ist im Druck

Freitag, 27. November 2009

Die Arbeit an der Biografie „Von Ostfriesland an den Bodensee – Die Geschichte meiner Mutter“ ist vorläufig abgeschlossen.  – In diesem Jahr habe ich zusammen mit meiner Mutter Ingrid Benner ihre Biografie geschrieben, was uns viel Zeit gekostet und noch mehr Freude bereitet hat. Jetzt ist das Buch im Druck und wird hoffentlich rechtzeitig ausgeliefert, sodass ich es möglichst als kleines Extrageschenk zu Weihnachten meinen nächsten Verwandten zum Gegenlesen zukommen lassen kann.

Ingrid Benner 2006 zu Besuch bei ihrem Sohn Jörg in Köln

Die Idee zu dem Projekt haben Mutter und Sohn bereits vor mehreren Jahren geboren (etwa 2006, als sie bei mir in Köln zu Besuch war, siehe Foto). Allerdings ließ sich die Arbeit erst verwirklichen, als wir mit der systematischen Aufarbeitung ihres Lebens begannen und damit, Abschnitt für Abschnitt ausführlich zu besprechen. Dafür haben wir eineinhalb- bis zweistündige „Telefon-Sessions“ abgehalten, die ich auf Band aufgezeichnet habe, und uns leider viel zu selten auch persönlich getroffen.

Für sie war die Gelegenheit, ihre Geschichte in Beschreibungen früherer Lebensumstände und in Anekdoten darzustellen, eine willkommene Abwechslung. Für mich lag die Herausforderung in der Umsetzung, die eigentliche Schreibarbeit jeweils zwischen die Erledigung meiner bezahlten und ehrenamtlichen Tätigkeiten einzuschieben. Die finale Textabstimmung und Ausgestaltung erwies sich wiederum als äußerst produktive Zusammenarbeit, detailgenau ohne detailverliebt zu sein, einvernehmlich, was den Duktus und die Formulierungen betrifft.

Rücken und Cover des Buches "Von Ostfriesland an den Bodensee"

Viel mehr gibt es zu der Biografie in der ersten Auflage im Selbstverlag nicht zu berichten, als dass es sich bei dem Buch um ein A5-Format handelt, 228 Seiten mit 15 Bildtafeln, teilweise farbig, sowie einem Stammbaum, erhältlich gegen eine Schutzgebühr von etwa 15 Euro nach Rückfrage bei mir. – Vielleicht noch der eitle Hinweis, dass ich zusammen mit meiner Mutter über den Abschluss dieses Buches einigermaßen stolz und froh bin, und dass ich mir wünsche, noch mehr derartige Bücher verfassen zu können.  Zu guter Letzt für die ganz Neugierigen nachfolgend noch das Inhaltsverzeichnis.

Inhaltsverzeichnis des Buches "Von Ostfriesland an den Bodensee"

Überblick ist Illusion, Umsicht ist Pflicht

Donnerstag, 26. November 2009

Die 37. Römerberggespräche drehten sich im Frankfurter Schauspielhaus um die „Krise des Überblicks„. „Illusionen des Überblicks“ hieß der Eröffnungsvortrag des Philosophen Martin Seel, in dem er statt dieser für ein philosophisches Denken warb, das wie eine „Kamerafahrt vom Panoramabild mitten ins menschliche Getümmel“ verläuft. So zitiert ihn Thorsten Gräbe im Feuilleton der FAZ am vergangenen Montag (online nicht verfügbar).

Screenshot der Aktuell-Seite von www.roemerberggespraeche-ffm.de

Matthias Arning stellte in der Frankfurter Rundschau bereits vor den Gesprächen nicht nur Martin Seel, sondern auch Harald Welzer vor, Sozialpsychologe am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen und Dozent an der Privatuni Witten-Herdecke, der unter anderem die Studie „Opa war kein Nazi“ geschrieben hat. Ihm zufolge geht es – ob in Bezug auf den Solidaritätspakt oder auf den Klimawandel – darum, bisher Bewährtes, mittlerweile aber Chancenloses zu ersetzen (sein neues Buch, zusammen mit Klaus Leggewie heißt: „Das Ende der Welt, wie wir sie kannten“). Er war denn gemäß Rudolf Walther auch der einzige, der die „Grenzen des Systems“ nicht im Kapitalismus, sondern im Klima verortete.

Harald Welzer hat nach Angabe von Thorsten Gräbe sein Publikum kritisiert: „Sie applaudieren immer zu schnell“, und warf den vorrangig über sechszigjährigen Zuhörern vor, kritischen Äußerungen vor allem deshalb Applaus zu spenden, um eine einfache Schuldzuweisung vorzunehmen. Weitere Redner sprachen das Publikum direkt an, Thorsten Gräbe bezeichnet es als „mit den Römerberggesprächen gealtert, jüngere Gesichter waren kaum zu sehen.“ Damit kommt er noch einmal auf Harald Welzer zurück, der von einer „Desynchronisation“ zwischen den Generationen sprach. Die konstatierte Generationenungerechtigkeit, während gegenwärtig das Funktionieren unserer Welt simuliert werde, bekamen daher nur wenige jüngere Menschen mit, die an diesem Zustand möglicherweise etwas ändern könnten. Auch die Berichterstattung über die zweifellos hochinteressanten Gespräche blieb vergleichsweise gering.

FAZ, 23.11.2009, Überschrift des Beitrags von Thorsten Gräbe

Rudolf Walther bezeichnet im Feuilleton der Frankfurter Rundschau am vergangenen Montag die diesjährige Themenwahl als besonders gelungen, denn sie hat “ Berufsgruppen zum Thema gemacht, die sich wie keine anderen blamiert haben in der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise – die Ökonomen, Wirtschaftsexperten, Prognostiker und Analysten“. Auch er greift den Einführungsvortrag von Martin Seel auf, wonach menschliches Handeln immer Alternativen und Risiken birgt und daher durch Umsicht, Bescheidenheit und Selbstreflexion bestimmt sein sollte.

„Das Gelegenheitsfenster, das die Krise geöffnet habe, sei nicht genutzt worden“, zitiert Thorsten Gräbe in der FAZ Harald Welzer. Ebenso wenig wurde die Chance zur Öffentlichkeitsarbeit genutzt, auf die vorrangig ökonomischen Themen, unter anderem zu Stichwörtern wie „Homogenisierung der tonangebenden Eliten“, in Abhängigkeit davon sinkende Realisierungschancen von Prognosen, die momentane „Selbstzerstörung der Wirtschaft“, „kriminell zu nennendes Fehlverhalten der Banken“, „Kontrolldefizite aufgrund von Politikversagen“ (Rudolf Walther in der Frankfurter Rundschau).

So die Pointe im Vortrag  von Martin Hellwig, Mitglied im Lenkungsrat, der die staatlichen Mittel zur Rettung privater Banken und Betriebe verteilt, dass es „Banken bei vielen Regulierungsvorschriften gelungen ist, den Behörden ihre eigenen Vorstellungen als die „richtigen“ und „praktikablen“ einzureden“. Diese und andere Erkenntnisse hätten nach meinem Dafürhalten im Sinne der „Umsicht, Bescheidenheit und Selbstreflexion“ auf jeden Fall weitaus mehr öffentliche Resonanz verdient. Dies ist mein bescheidener Beitrag dazu.

Das Anzeigengeschäft stützt den Journalismus

Mittwoch, 25. November 2009

Ein Plädoyer für das Beibehalten der Koexistenz von Anzeigengeschäft und Journalismus. Der Hamburger Kommunikationswissenschaftler Thomas Birkner sieht eine Abkehr von dem seit 100 Jahren bewährten Modell als Holzweg. Damit kritisiert er in der FTD vom vergangenen Montag sowohl Axel Springer-Konzerngeschäftsführer Christoph Keese als auch FTD-Redakteur Joachim Dreykluft.

FTD, 23.11.2009: Titel "100 Jahre Zweisamkeit" von Thomas Birkner

Christoph Keese setzte im Kommentarteil der FTD auf Paid Content-Lösungen, demgegenüber schlug Joachim Dreykluft ebendort den Vertrieb von mobilen Lesegeräten durch Verlage vor. Beiden ist laut Birkner gemeinsam, dass sie „die Anzeige als Financier des Journalismus“ für „unwiderruflich abgetreten“ halten. Zur Begründung seiner gegenteiligen These geht er in die Geschichte und beschreibt die Popularisierung von Zeitungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch das Anzeigenwesen. Durch Gratisauflagen etablierten die Verlage das Produkt „Zeitung“ am Markt und begannen erst danach, Bezugspreise zu erheben.

Mit diesen beinahe nur als Schutzgebühren zu verstehenden Kosten konnte jedoch allenfalls die materielle Produktion, nicht aber der dahinter stehende Journalismus finanziert werden. Birkners Worten zufolge ist „das Tolle an der Zeitung, dass sie von 1605 an ein Wirtschaftsprodukt war, welches dann in der Hochindustrialisierung von der Unternehmenswelt als Werbefläche entdeckt wurde.“ Darüber hinaus habe sich die Zeitung – anders als das Radio und das Fernsehen – als weitgehend unabhängig vom Staat erwiesen. Stattdessen ist die „Dialektik zwischen gesellschaftlichem Auftrag und kapitalwirtschaftlicher Unternehmung zu Recht Bestandteil aller medienkritischen Diskurse“, belegt vor allem durch den Nationalökonomen Karl Bücher, Begründer der Publizistik in Deutschland.

Interessanterweise wurde damit hierzulande dennoch „die finanzielle Grundlage für den unabhängigen Journalismus gelegt“. Diese Mischfinanzierung (etwa 65 Prozent Anzeigen- und 35 Prozent Vertriebserlöse) habe erst die Kontrollfunktion für den Staat ermöglicht, argumentiert Thomas Birkner weiter. Die neuerliche Erfolgsgeschichte des Journalismus in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg sei nun auf das Internet zu übertragen. Die Alternative von privaten Stiftungen  zur Finanzierung von Qualitätsjournalismus wie in den USA hält er hier nur unter staatlicher Beteiligung für realisierbar – was aber der Kontrollfunktion des Journalismus widerspricht.

Als sehr negativ („ein verheerendes Signal“) bewertet der Autor die Trennung der WAZ-Gruppe vom dpa-Angebot aus dem Grund, dass die Informationen doch kostenlos im Netz verfügbar seien. Positiv hingegen sieht er die Absicht der Bundeskanzlerin Merkel, auf journalistische Onlineprodukte wie im Printbereich ebenfalls den ermäßigten Merhwertsteuersatz von 7 Prozent anzuwenden. Die Fallstricke des neuen Leistungsschutzrechts für journalistische Angebote im Netz hat Stephan Zimprich ebenfalls in der FTD beschrieben. Dadurch könnten journalistische Qualitätsangebote entsprechend hervorgehoben werden, „sodass Anzeigenkunden als auch Leser gern dafür bezahlen“, so die Hoffnung, bei aller berechtigter Kritik. Also doch Paid Content – allerdings nur in Verbindung mit dem erlösreicheren Anzeigenumfeld.

Sollten Verleger bei den Bezahlinhalten im Netz scheitern, schließt Birkner, würde das das Ende des professionellen Journalismus in seiner heutigen Ausprägung bedeuten. Auch wenn er sich skeptisch gegenüber dem von „Apologeten des Web 2.0 herbeigesehnten Bürgerjournalismus“ zeigt, kann so ein Umbruch doch auch reinigende Kräfte entwickeln. Mehr noch als auf die normative Kraft des Faktischen sollten wir dabei auf die begeisternde Kraft des Phantasievollen und die bindende Kraft der Vertrauenswürdigkeit setzen.

The Spirit of Christmas, Part 7

Dienstag, 24. November 2009

Heute in einem Monat ist Weihnachten! Mit dem vergangenen Montag sind wir (spätestens) in die Adventszeit eingestiegen, der kommende Sonntag ist der 1. Advent. Gestern haben zahlreiche Weihnachtsmärkte, unter anderem im Rheinland, geöffnet. Im Kulturgut Eltzhof hat die 14. Saison der „Kölschen Weihnacht“ mit Gerd Köster, Frank Hocker und Konsorten gestartet. Auch wenn die Weihnachtsmänner und Engel im Freien zunächst noch auf Regenschutz angewiesen sind, da bleibt kein Zweifel, jetzt geht es in die „heiße Phase“ der besinnlichen Zeit. Wir haben heute auch die erste Weihnachtsdekoration angebracht. Un nun – wie auch immer jeder einzelne dazu steht – hält mich nichts mehr davon ab, den Klassiker der Rock Christmas Songs einzubinden, George Michael mit Wham: „Last christmas“.

Dazu Dichter in dürftiger Zeit

Montag, 23. November 2009

Besprechung des Feuilleton-Beitrags aus der NZZ vom 31.10.2009 „Die Ratlosigkeit des Moments“. Hans Ulrich Gumbrecht macht sich Gedanken über die Position der Geisteswissenschaften und über ihren Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme. Dabei geht er aus von dem Sinnspruch der Antike aus, dass in Kriegszeiten die Texte schweigen („In armis silent litterae“), zum einen, weil die Männer Dienst an der Waffe tun müssen, zum anderen, weil die Not die Inspiration versagt.

NZZ, 31.10.09, Die Ratlosigkeit des Moments

Vor diesem Hintergrund beleuchtet er die Dichtergeneration von Georg Trakl, Ernst Jünger und Louis-Ferdinand Céline, die doch noch während des Ersten Weltkrieges die Kultur weiterentwickelt und bereichert hat. Darauf bezieht sich Heidegger, der nach dem Zweiten Weltkrieg das Hölderlinsche Wort aus Strophe sieben der Elegie „Brod und Wein“ aufgreift: „…was zu thun indeß und zu sagen, / Weiß ich nicht und wozu Dichter in dürftiger Zeit“. Als „ratlos“ bezeichnet Autor Gumbrecht unsere Gesellschaft, in Bezug auf  die Gründe Heideggers, diese Frage neu zu stellen, als auch in Bezug auf die Frage, was Dichter seit dem 20. Jahrhundert zur Überwindung und Vermeidung von Krisen beigetragen hätten.

Erst im weiteren Verlauf stellt sich heraus, dass er nicht allgemein eine moralische oder kulturelle Krise meint, sondern hier ganz konkret die Kreditkrise anspricht. Weder würden ihr „Kleinmütige“ gerecht (die Geisteswissenschaften als Luxusveranstaltung missverstehen oder die das Ausbleiben von Forschungsgeldern fürchten) noch jene „beamteten Denker, die sich – wie altkluge Kinder – anmassen über Lösungen zu verfügen“. Wenn dann von moralischen Ursachen wie Gier oder Profitmentalität gesprochen würde, sei die „Grenze des Grotesken“ erreicht.

NZZ, 31.10.09, "Die Ratlosigkeit des Moments", Einstieg

Bei der Suche nach Antworten erscheint es dem Autoren „evident“, dass Geisteswissenschaftler „die Absenz von Antworten auf unsere dringendsten Fragen nicht nur einzugestehen, sondern zu thematisieren und in ihren Folgen abzuschätzen.“ Das könne sich die Wissenschaft durchaus leisten, meint Hans Ulrich Gumbrecht und wird gleichzeitig seiner eigenen Forderung gerecht, indem er das Fehlen der Antworten thematisiert. Daraufhin wendet er sich wieder Heidegger zu, der im „Humanismusbrief“ und dann im Aufsatz „Wozu Dichter?“ (beide 1946) das Sich-Eingestehen der eigenen Ratlosigkeit als den Mut beschrieben hat, „sich der Erfahrung des Abgrunds auszusetzen“.

Grundsätzlich ist diese „Denkbewegung“ sicherlich allemal angemessener, als  in „irreversibler Blindheit“ den „ungedeckten Anspruch“ zu erheben, „über Lösungen zu verfügen“. Es geht ihm darum,  dem „manchmal ja beinahe terroristischen Drängen der Kollegen und der Gesellschaft auf >>konstruktive Kritik<< nicht immer gleich nachzugeben.“ Sicher erweisen sich viele angebliche Lösungen als „Rohrkrepierer“. Allerdings erschließt sich mir nicht, warum die Geisteswissenschaftler erst dann einen Ort in der Gesellschaft gefunden haben, „wenn pessimistisch sein, skeptisch sein und realistisch sein wieder konvergieren dürfen.“

Möglicherweise bezieht sich die geäußerte Kritik aktuell auf die SloterdijkHonnethDebatte, über deren Ursachen Richard David Precht im Spiegel geschrieben hat: „immer mehr Schärfe im Einzelnen auf Kosten einer zunehmenden Gleichgültigkeit im Ganzen.“ Ich wünsche mir, dass ich als skeptischer Realist auch begründet optimistisch sein kann. Noch mehr wünsche ich mir jedoch, dass einzelne Dichter, die mit Geisteswissenschaftlern nicht zu verwechseln sind, neben Realismus und Skepsis auch der Utopie und der Zuversicht das Wort reden.

Management-Regelkreis zur Vereinsführung

Sonntag, 22. November 2009

Modul drei der neuen Vereinsmanager-Ausbildung des Landessportbund Nordrhein-Westfalen und des Stadtsportbundes Köln. „Grundlagen der Vereinsführung“ standen auf dem Lehrplan des Wochenendseminars, das in sehr schöner Atmosphäre am Rheinufer bei der Rettungs- und Schulungsstation der DLRG in Köln-Poll abgehalten wurde.

Zwei Schiffe begegnen sich auf dem Rhein bei Köln-Poll.

Zur Einführung wurde das Bild eines Vereins bemüht als einer organischen Struktur mit mehr oder weniger lebhaften Zellen, deren Kernzelle der Vorstand ist. Während die Vereinspraxis darauf ausgerichtet ist, erfolgreich Sportangebote durchzuführen, geht es im Vereinsmanagement daum, den Verein in seinem Aufbau und seinen Abläufen zu organisieren und zu verwalten. Als Kernkompetenz kommt den Ehrenamtlern (den gewählten Funktionsträgern) hierbei die Aufgabe zu, die Mitarbeiter (als Ehrenamtliche) zu führen. Nach einer Betrachtung des „Hauses des organisierten Sports“ auf Bundes-, Länder-, Kreis- und Gemeindeebenen wurden die zahlreichen Tätigkeiten im Sportverein nach sozialen, fachlichen und methodischen Kompetenzen auseinander dividiert.

Funktionäre des Sportvereins in den Schnittflächen verschiedener Kompetenzprofile

Hierbei erweisen sich unterschiedliche Funktionäre und Aufgabenträger im Sportverein als an verschiedenen Stellen der Schnittflächen von Kompetenzanforderungen positioniert. Anschließend galt es in einer weiteren Gruppenarbeit den idealen Verein als Ablaufdiagramm darzustellen. Danach wandte sich die etwa 20-köpfige Gruppe unter systematischer Anweisung der Entwicklung von Mitarbeitern nach Handlungskompetenz (durch Weiterbildung) und nach Engagement (durch Motivationssteigerung) zu.

Schließlich ging es theoretisch und praktisch um den Management-Regelkreis als geeignetes Instrument zur Projektsteuerung, auch außerhalb des Sportvereins: Vom Formulieren eines Ziels nach der SMART-Formel (Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch und Terminiert) über das kritikfreie Brainstorming nach Möglichkeiten und der anschließenden Entscheidungsfindung (gemäß berechtigter Kritik, Realisierbarkeit und Priorisierung) bis hin zur Umsetzung: der Organisation (Wer macht was mit wem bis wann?), der Mitarbeiterführung (der Manager bearbeitet nur Vorschläge, jedoch keine bloßen Fragen von Mitarbeitern) und der Realisierung, immer unter der kontrollierenden Begleitung durch den Projektleiter.

Den Teilnehmern erschloss sich eine Menge nützlicher Kompetenzen und Techniken, die ihnen zum Vorteil für die praktische Arbeit im Sportverien oder -verband gereichen sollten. Ähnlich wie für die wenig entfernt auf den Poller Wiesen lagernden Wildgänse: Reiche Beute!

Wildgänse auf den Poller Wiesen vor der Autobahnbrücke.

The Spirit of Christmas 2009, Part 6

Samstag, 21. November 2009

Hier nur ein kurzer Videogruß passend zum Titel der Serie: „The spirit’s up“ heißt es in der ersten Strophe des Paul McCartney-Klassikers „A wonderful christmas time“. Das Video selbst stammt aus dem Trickfilm-Klassiker „Rudolf das kleine Rentier“, in der deutschen Fassung unter anderem mit den Stimmen von Nina Hagen und Wolfgang Völz. Auch wenn ihm das neue Film-Rentier Niko den Rang abzulaufen droht, steht Rudolf – nicht zuletzt aufgrund der vielen konzertanten Gedenkstunden bislang noch unangefochten auf Rang eins der Rentiere des Herrn Santa Clause.