Archiv für März 2010

Ein Big Boss der Big Bands ist tot

Mittwoch, 31. März 2010

Am vergangenen Samstag ist Peter Herbolzheimer 74jährig in Köln gestorben. Zahlreiche Nachrufe würdigen die außergewöhnliche Leistung des Komponisten, Arrangeurs, Posaunisten und Gitarristen. Seine Leistungen um die Big Band-Musik hebt unter anderen Thomas Lindemann in der Welt hervor. Im Alter von 16 Jahren kam der gebürtige Rumäne Herbolzheimer 1951 nach Deutschland, um kurz darauf nach Detroit zu wechseln, wo er technischer Zeichner wurde und Gitarre lernte. Ab 1958 studierte er Posaune in Nürnberg.

Welt, 30.03.10, Titel: Big-Band-Jazzer Herbolzheimer gestorben

Berühmt geworden ist er unter anderem durch seine 1969 gegründete Formation „Rhythm Combination & Brass“ und als Leiter des Bundesjazzorchester ab 1987 für fast 20 Jahre. Er schrieb unter anderem die Einzugsmusik der Olympischen Spiele 1972 in München und für eine lange Zeit die Bläsersätze für Udo Lindenbergs „Panikorchester“. Selber spielte er zusammen mit Bert Kämpfert und Herb Geller und später mit Stan getz, Albert Mangelsdorff, Al Jarreau und Dizzy Gillespie.

André Schönemaier, Betreiber des Blogs der Lieder, hat zum Tode von Peter Herbolzheimer (* 31. Dezember 1935 in Bukarest; † 27. März 2010 in Köln) auf Youtube nachfolgendes Video eingestellt, eine Rückschau aus dem Jahre 2009 auf die Grimme-Preis-prämierte Sendung von „Bios Bahnhof“ vom 18. März 1982. Darin singt Debbie Cameron „Das kann man ja auch mal so sehen“ von  Udo Lindenberg, ihre Mutter Etta Cameron singt „Honeysuckle Rose“ (Musik: Fats Waller, Text: Andy Razaf), beide jammen mit der Band Rhythm Combination & Brass unter der musikalischen Leitung von Peter Herbolzheimer.

Ein anderes Beispiel der Rhythm Comination & Brass aus dem Jahr 1974: „Wild Chick“ mit Dieter Reith an der Hammond-Orgel, Philip Catherine an der Sitar sowie Art Farmer  und Ack Van Rooyen als Trompeter.

Freiheit durch Kontrolle

Dienstag, 30. März 2010

„So ists mit aller Bildung auch beschaffen:
Vergebens werden ungebundne Geister
Nach der Vollendung reiner Höhe streben.

Wer Großes will, muß sich zusammenraffen;
In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister,
Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben.“

Das Ende von Goethes „Sonett“ macht den Zwiespalt deutlich, der auch im Internet herrscht. Ausgehend vom heutigen Leitartikel in der Welt von Ulrich Clauß verhält es sich mit der Kontrolle Neuer Medien wie mit dem Hasen und dem Igel. Schlupflöcher der Legalität werden genutzt, bis sie gefunden und gesperrt sind. Im Vergleich mit der Entwicklung anderer Medien, so der Leitartikler, währte dieses Spiel jedoch nicht ewig: „Nach einer gewissen Zeit der Anarchie standen bislang noch für jede neue Medientechnik Instrumente und Verfahrensweisen zu ihrer wirksamen Regulierung bereit.“

Welt, 30.03.10, Zitat aus: Hase und Igel online

Dabei spielt keine Rolle, ob das Medium im Dienst der Demokratie oder der Diktatur eingesetzt wird. Ulrich Clauß fährt anhand  aktueller Beispiele fort, dass „die nationalstaatlichen Ordnungen , seien sie nun demokratisch legitmiert oder nicht“, dabei sind, sich „die Hoheit über die auf ihrem territorium benutzten Neuen Medien“ zurückzuerobern. Im Weiteren problematisiert er die häufig unreflektierte Verwendung des Begriffs „Zensur“: „Differenzierung ist Bürgerpflicht und -recht zugleich.“ So seinen zum Beispiel „der in Sachen Raubkopien recherchierende Anwalt“ nicht mit „weißrussischen Netz-Autokraten“ zu vergleichen. Daraus schließt der Autor, dass das Internet keine „neue, freiheitliche Weltkommunikationsordnung aus sich selbst heraus“ geschaffen habe. Hase und Igel hätten immerhin eine neue Rennbahn, auf der der Wettlauf um die größere Freiheit weitergehen werde, schließt er.

Welt, 30.03.10, Titerl: Hase und Igel online

Bleibt anzumerken, dass es einen Wettlauf um die Freiheit eigentlich nicht geben kann. Denn Freiheit basiert – gemäß dem eingangs zitierten Goethewort – auf gemeinschaftlich akzeptierten Gesetzen. Insofern ist das Hase und Igel-Spiel im Internet vielleicht nur eines um einen vermeintlichen technologischen Vorsprung, der aber an der Grundkonstitution der Staaten und der Mentalität des einzelnen Nutzers nichts ändert. Umgekehrt: Diese sind die Vorausetzung für einen friedliebenden Umgang miteinander und damit auch im Netz.

Neues aus der Tierwelt 1

Sonntag, 28. März 2010

Populärwissenschaftliche Erkenntnisse regen meine Fantasie gehörig an. So haben mich alleine in den vergangen vier Tagen drei Meldungen aufhorchen und nachdenken lassen: Vögel können sich am Körpergeruch erkennen, Schimpansen ist bewusst, dass sie sich irren können, beide von Rolf H. Latussek, und Wilde Tiere lieben die Stadt von Josef Reichholf. Naheliegend sind da natürlich läppische Bekräftigungen wie:  „Besonders gut erkennen sich die Deo-Rallen.“, „Einsicht ist der äffische Weg zur Besserung.“ oder „Vor allem lieben der Partylöwe und der Pleitegeier die Stadt, denn da ist ja auch oft der Bär los.“.

Welt, 25.03.10, Titel: Vögel können sich am Körpergeruch erkennen

Die erste Nachricht erinnert jedoch tatächlich an die zeitgleich verbreitete Geschichte von dem Architekten, der in Köln nach der Probezeit seinen Job verlor unter anderem wegen seiner angeblichen Ausdünstungen. Sollte der Chef doch froh sein, wenn er vogelgleich seine Mitarbeiter am Geruch erkennen kann. Abgesehen davon, dass nach der Probezeit überhaupt keine Begründung für eine Kündigung nötig ist, und dass die vorgebrachte Begründung hanebüchen war, bilden Gerüche unter Vögeln offenbar sogenannte „Fortpflanzungsbarrieren“. Indem unterschiedliche Populationen verschiedene Duftbukette produzieren, ermöglichen sie, dass sich daraus eigene Arten entwickeln. Unter der menschlichen Bevölkerung trennt auch eine eigentümliche Duftnote oft ganze Populationen. Dann heißt es: „Ich kann dich und deinesgleichen nicht riechen!“

Welt, 25.03.10, Titel: Schimpansen ist bewusst, dass sie sich irren können

Die zweite Meldung vertieft das Bild des denkenen Affen: Irren ist demnach nicht mehr nur menschlich. Anhand einer Versuchsanordnung mit in einer Röhre versteckten Leckerbissen schlussfolgert Josef Call vom Max-Planck-Institut in Leipzig, dass die Schimpansen über Merkmale des „Wissens über das Wissen“ verfügten. Schon bald darauf könnte ein Selbstbewusstsein bei Affen festgestellt werden, das dem Rousseau’schen Ausspruch nahekommt: „Ich denke, also bin ich!“. Bis dahin ist die Einsicht: „Ich irre, also bin ich auf dem Holzweg.“ auch schon mal nicht schlecht. Hier macht sich nicht der Mensch zum Affen, sondern eher umgekehrt!

Welt am Sonntag, 28.03.10, Titel: Wilde Tiere lieben die Stadt

Zu guter Letzt überrascht da auch die Nachricht nicht, dass sich wilde Tiere in Großstädten besonders wohl fühlen. So birgt Berlin („Hauptstadt der Nachtigallen“) die reichhaltigste Vogelwelt Deutschlands, wohingegen die Artenvielfalt drastisch abnimmt, je weiter man aufs Land kommt. Gründe hierfür sind der Strukturreichtum der Stadt, magere Böden und die wärmeren und helleren Lebensbedingungen (gerade für viele nachtaktive Insekten). Insofern bieten Städte nicht nur die Nischen für die oben genannten Exemplare, sondern auch für Fledermäuse, Marder und Füchse – und natürlich für Stadtaffen aller Couleur.

Aktive Sitzposition in der Nische

Sonntag, 28. März 2010

US-Schriftsteller Dave Eggers stapelt im Welt-Interview mit Wieland Freund tief. Eingangs angesprochen auf den Vergleich mit Bono antwortet er: „Er steht auf einer Bühne, auf der wir Schriftsteller nie stehen werden. Wir sitzen immer in der Nische. Ich bin wahrscheinlich einfach der Typ, der jeden nervt.“ Das verbindet ihn doch wieder mit Bono, der auch schon gewaltig nerven kann. Dabei für sich und in der Sache sehr erfolgreich.

Welt, 27.03.10, Titel: "Die Leute lieben Print"

Dave Eggers hat neben mehreren journalistischen Romanen auch das Drehbuch zu „Wo die wilden kerle wohnen“ geschrieben, den alternativen Verlag „Mc Sweeney’s“ und das Bildungsprojekt  „826 National“ gegründet. Tantiemen aus Verkaufserlösen steckt er wieder in gemeinnützige Projekte, weil er sagt: „Wir haben ein Haus, Geld zurück gelegt für das College der Kinder, alle haben anzuziehen und zu essen. Wenn dafür gesorgt ist, was dann?“ Sehr sympathisch, vor allem für einen erfolgreichen Autor und Unternehmer. Radikal neue Ideen, behauptet er, erreichten die USA (und vermutlich entsprechend auch andere Nationen) über ein Buch. Über Unwege kommt das Gespräch gegen Ende auf sein Verlegertum und den Buchmarkt zurück. „Die Leute lieben Print“ sagt Dave Eggers in diesem Zusammenhang, während er zu Hause keinen Internetzugang besitzt und sich nur durch Zeitungen informiert.

In diesem Zusammenhang der Einschub bezogen auf einen anderen Artikel aus derselben Zeitung, Die Welt, vom Freitag:

Welt, 27.03.10, Titel: "Times" ist online nur noch gegen Gebühr zu lesen

Der Konzern „News Corp“ baut aktuell sein kostenpflichtiges Angebot massiv aus. Die Kosten für Online-Nutzer der „Times“ belaufen sich auf ein Pfund pro Tag (etwa 1,11 Euro) oder zwei Pfund pro Woche, lediglich für Abonnenten der gedruckten Ausgabe bleibt der Online-Zugang kostenfrei. Die nicht mehr unbeschränkte Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigen Verlagsinhalten im Internet berührt den guten Dave Eggers nach diesem Modell so oder so nicht (erstens bevorzugt er Print und zweitens hat er vermutlich das eine oder andere Abonnement).

Neben der „Times“ und der „Sunday Times“ werden der Welt zufolge auch die Boulevardblätter „Sun“ und „The News of the World“ im Internet kostenpflichtige Artikel anbieten. Bisher hatten lediglich einige Wirtschaftszeitungen wie die „Financial Times“ und das „Wall Street Journal“ ihre Internetangebote kostenpflichtig gemacht. Die „New York Times“ wird 2011 folgen. Eine Frage der Zeit, bis auch die Verlinkung auf die Welt-Artikel wie in diesem Beitrag so nicht mehr möglich sein wird. Allerdings stimme ich Dave Eggers zu – um auf das Interview zurück zu kommen – dass die Kostenloskultur der Zeitungsverlage im Internet (selbst-)“zerstörerisch gewirkt“ hat. Daher bringt der Verlag McSweeney’s auch Zeitschriften heraus mit dem Anspruch, „besser zu sein, als sie es vor zehn oder 15 Jahren waren, als die Konkurrenz noch nicht so groß war.“

Welt, 27.03.10, Zitat Dave Eggers aus "Die Leute lieben Print"

Kleine und große Datenverbrechen

Freitag, 26. März 2010

Stiftung Warentest befindet die Sicherheit von Internet-Communities für mangelhaft. Demnach gehen die zehn untersuchten Soziale Netzwerke mit den Daten ihrer Mitglieder nicht sorgfältig genug um. Während jedoch die großen Konzerne mit ihren Verbrechen ohne Strafverfolgung durchkommen, werden die kleinen Verbrecher, die sich in Netzwerken outen, gefasst. Als Beispiel der Berichterstattung nur eine von mehreren hundert Schlagzeilen zu diesem Thema aus dem Kölner Stadt-Anzeiger:

Kölner Stadt-Anzeiger, 26.03.10, Titel: Löcher in sozialen Netzwerken

 Am besten mit nur „einigen Mängelön“ schnitten demnach die beiden Netzwerke der VZ-Gruppe, schuelervz.net und studivz.net ab, gefolgt von vier Portalen mit „erheblichen Mängeln“, jappy.de, lokalisten.de, wer-kennt-wen.de und xing.com. Das unrühmliche Schlusslicht der Untersuchung bilden die vier Sozialen Netzwerke in der Reihenfolge: stayfriends.de, facebook.de, linkedin.de und myspace.de. Bei Xing, Facebook, Linkedin und Myspace führte zur Abwertung, dass die Anbieter eine Prüfung der Datensicherheit durch einen „kontrollierten Einbruchsversuch“, sprich eine genehmigte Hackerattacke verweigerten.

Auffällig jedoch, dass die drei letztgenannten US-Seiten deutlich schlechter abschnitten als die deutschen. Daher sprach Holger Brackemann von der Stiftung Warentest von einem „kulturellen Unterschied“ zwischen den Seiten von den beiden entgegengesetzten Seiten des Atlantischen Ozeans. Facebook und Myspace waren zudem die einzigen der getesteten Netzwerke, bei denen auch der Umgang mit den Nutzerdaten als mangelhaft bewertet wurde. Bei Myspace wurden insgesamt mehr als 20 unwirksame Klauseln in den Datenschutzrichtlinien festgestellt, bei Facebook gewisse Formulierungen lediglich als „willkürlich und intransparent“ bezeichnet.

Sehr gute Noten erhielten dagegen nur die beiden VZ-Netzwerke in der Kategorie Nutzerrechte sowie SchülerVZ für den Umgang mit den Nutzerdaten. Beid en sechs genehimgten Hackerattacken kam allerdings kein Anbieter über ein ausreichend hinaus; vor allem beim Einloggen über W-Lan auf mobilen Enmdgeräten liegen die Zugangsdaten für Neugierige quasi wie ein aufgeschlagenes Buch vor. Der Appell der Stiftung Warentest an die Netzwerke nach verbesserter Datensicherheit wird sicherlich ungehört verhallen, es ist an den Nutzern, sich um die eigene Datensicherheit zu kümmern.

Der Bundesverband Digitale Wirtschaft allerdings lobt das „hohe Datenschutzniveau der deutschen Netzwerke“. Diese Einschätzung als Aufmacher zu wählen halte ich für etwas übertreieben, wenngleich der BVDW direkt anschließt, er nehme „die durch die Stiftung Warentest aufgezeigten Mängel im Bereich der Datensicherheit sehr ernst und wird daher zusammen mit den im Verband organisierten Netzwerken an einer Verbesserung arbeiten“. Bereits im vergangenen Jahr wurde ein Leitfaden erarbeitet: „Sicherer Einstieg in Soziale Netzwerke – 10 Tipps, die Nutzer beachten sollten„. Jedenfalls sollten Verbrecher gemäß dem elftem Gebot „Du sollst dich nicht erwischen lassen“ nicht in den Netzwerken über ihre unrechten Taten prahlen, wie der Kölner Stadtanzeiger in einem Zusatzartikel verdeutlicht.

 Kölner Stadt-Anzeiger, 26.03.10, Titel: Eine wahre Fundgrube für die Polizei

Ungeduld und Interessenmängel

Donnerstag, 25. März 2010

Vor- und Nachteile des alltäglichen digitalen Austausches. Die harten Fakten vorne weg: 83 Prozent der 14- bis 17-Jährigen und 67 Prozent der 18- bis 29-Jährigen tauschen sich täglich online aus, zwei Drittel der Jugendlichen chatten regelmäßig, etwa die Hälfte der unter 25-Jährigen nutzt Soziale Netzwerke wie Facebook oder StudiVZ. Diese Zahlen entstammen der diesjährigen Ausgabe der Studienreihe „Gesprächskultur in Deutschland„, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Aufrag von „Bild der Frau“ und „Jacobs Krönung“ erstellt hat. Holger Kreitling zitiert diese Angaben in der heutigen Welt.

Welt, 25.03.10, Titel: Schau mir in die Augen, Kleines? Nicht im Netz!

Neben der Print- und Online-Veröffentlichung mit dieser einigermaßen umständlichen Überschrift ist derselbe Artikel auch erschienen unter der Schlagzeile: „Die Jugend lebt in Digitalien„, nicht minder gewollt. Dabei ist das Ergebnis – auf der Studien-Homepage als „Gesprächskultur 2.0“ tituliert – gar nicht so sehr überraschend. Holger Kreitlings Vergleich mit seiner Oma Elise, die bereits in den 1930er Jahren telefonierte, allerdings nur kurz und knapp um sich zu verabreden, greift durchaus: „Die Taktfrequenz erhöht sich“.

In diesem Zusammenhang wurden auch Umstände von Gesprächen abgefragt, wobei sich erneut die typischen Unterschiede zwischen Jung und Alt zeigten: Während ältere Menschen dabei großen Wert auf Augenkontakt legen, spielt der nur noch für weniger als die Hälfte der jungen Leute  eine wichtige Rolle. (Daher die Überschrift.) Etwas problematisch ist für mich aber der Begriff der „Geborgenheit“, den die Kommunikationswelt im Internet für Jugendliche ausstrahlen soll, „eine Höhle, die gleichzeitig weit und offen und hell ist“ und das Gefühl vermittle, nicht allein zu sein. (Hier kommt der Begriff „Digitalien“ auch im Fließtext ins Spiel.)

Einen ernsten Anlass zur Besorgnis sehe ich darin ebensowenig wie Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach. Soziale Netzwerke würden vorwiegend genutzt, um bereits bestehende Kontakte zu pflegen. Reale Kontakt seien auch für Jugendliche zum Aufbau einer echten Freundschaft unerlässlich. Sehe ich auch so. Beim Chat unter Fremden dient das Netz aus eigener Erfahrung eher hervorragend dazu, sich falsche Vorstellungen zu machen. Doch sind persönliche Gespräche durch die heutigen (und vermutlich auch die künftigen) Formen der Web 2.0-Kommunikation nicht zu ersetzen, auch nicht für die „Jugend von heute“. Diesen Aspekt stellen andere Blätter in ihren Besprechungen in den Vordergrund, so Christian Unger im Hamburger Abendblatt, oder der ddp-Bericht in der Aachener Zeitung.

Die wirklich beunruhigenden Aspekte der Studie nennt Holger Kreitling ganz zum Schluss, obwohl die für mich in die Schlagzeile gehört hätten: Die Verhaltensformen verschlechtern sich insoweit, als die Ungeduld in der Kommunikation zunimmt und als die Interessensgebiete der jungen Leute sich en gros verschmälern. „Die Bereitschaft zu gesellschaftlichen Debatten wird wohl rapide schwinden“, schlussfolgert der Welt-Autor, da viele Jugendliche sich nur noch um sich selber drehen. Zudem gehe die Fähigkeit zu schweigen im allgemeinen Grundrauschen verloren. O.k., bin ja schon still.

Frühlingsimpressionen

Dienstag, 23. März 2010

Der Winter mag aus Sicht der Wetterforscher durchschnittlich gewesen sein – die meisten mir bekannten Leute empfanden ihn als langanhaltend und zäh. Der gefühlte Winter war demnach offenbar länger oder härter als der tatsächliche. Jedenfalls sind die Frühlingsboten nun nicht mehr zu übersehen, wie dieser Krokus auf dem Rasen vor der Tür.

Krokus im heimischen Garten

Die gestaltende Hand (in diesem Fall meiner Frau) macht den Frühling zu einer zauberhaften Zeit des sprichwörtlichen Erwachens, was der Blick auf die bepflanzten Blumenkästen vor der Haustür beweist.

Bepflanzte Blumenkästen vor der Haustür

Schreibt das nationale Boulevardblatt Nummer eins heute auch von einem Meteorologen, der in Haft sitzt, so treibt die Natur doch nach wie vor die schönsten Blüten, viel schöner jedenfalls als jeder reißerische Aufmacher.

Frühlingsblüte

Das Volkslied gilt: Winter ade – Scheiden tut weh.
Aber das Scheiden macht, dass mir das Herze lacht.

Bekanntlich sagen Bilder viel mehr als tausend Worte – daher zum Abschluss:

Krokusse im Garten

Wochenend-Presseschau 11-10

Montag, 22. März 2010

Rückblick auf die Buchmesse Leipzig und die Investorentage der Telekom in Hinblick auf das Geschäft mit digitalen Inhalten. Bereits am vergangenen Freitag brachte Eckhard Fuhr den Leitartikel in der Welt zum Buch im Zeitalter des Internets. Am selben Tag bringt die FAZ einen Artikel zur Duiskussion der Digitalisierung auf der Leipziger Buchmesse und legt am nächsten Tag mit dem Beitrag von Stephan Finsterbusch nach, wonach vor allem kleine Unternehmen davon profitieren könnten. Schließlich blickt die Thomas Heuzeroth in der Welt am Sonntag zurück auf die Investorentage der Deutschen Telekom AG, bei denen Rene Obermann die „Strategie 2.0“ vorstellte.

WamS, 21.03.10, Titel: Die Deutsche Telekom rüstet sich für die nächste Phase des Internetzeitalters

Zentrale Passage des Beitrags für mich: „Das gesamte klassische Geschäftsmodell werde durch die Internet-Technologie auf den Kopf gestellt, sagte er.“ (…) „Tatsächlich soll die Telekom in fünf Jahren bereits jeden zweiten Euro außerhalb des klassischen Netzgeschäfts verdienen.“ Der Konzern soll nicht mehr nur Daten durchreichen („Bit Pipe“) sondern im Inhaltegeschäft kräftig mitverdienen („Smart Pipe“). Laut heutiger Financial Times Deutschland plant der Konzern „bis Jahresende eine übergreifende technische Plattform für alle Endgeräte und sämtliche medialen Inhalte“.

FAZ, 20.03.10, Titel: Bücher aus Bits und Bytes

Erträge aus dem Vertrieb digitaler Produkte erhoffen sich offenbar auch auf die deutschen Verlagshäuser, nachdem ihnen bei der Entwicklung dieses Geschäftsbereichs amerikanische Mitbewerber bereits um einiges voraus sind. Stephan Finsterbusch zählt die Initiativen einiger deutscher Unternehmen auf, denen an der Digitalisierung der Buchbranche gelegen ist. Im Gegensatz zu Amazon und Barnes & Nobles in den USA böte dieser Geschäftszweig hierzulande vor allem kleinen Unternehmen wie Textunes (E-Books von rund 100 Verlagen für Handies) und Plastic Logic (berührungsempfindliche E-Bookreader „Que“, produziert in Sachsen) eine Chance.

FAZ, 19.03.10, Titel: Das E-Book wird als Hoffnungswert gefeiert

Obwohl der E-Book-Markt bisher kaum ein Prozent des 4 Milliarden Euro schweren deutschen Buchmakrtes ausmacht, wird er in Leipzig offenbar doch als Heilsbringer bewertet. Diesen Schluss legt jedenfalls der FAZ-Beitrag vom Freitag nahe. Dazu wird der IT-Branchenverband Bitkom zitiert, wonach 2,9 Millionen Deutsche planten ein digitales Buch zukaufen. Ich gehöre nicht dazu. Immerhin macht der Wissenschaftsverlag Springer nach eigenen Angaben bereits 40 Prozent aller Buchumsätze mit elektronischen Büchern.

Welt, 19.03.10, Titel: Wenn der Autor verschwindet

Eckhard Fuhr setzt in seinem Welt-Leitartikel vom Freitag denn auch dabei an, dass sich das gedruckte Buch „im Sturm der Digitalisierung“ behaupten werde: „Die individuelle Körperlichkeit des Buches ist von so großer praktischer, ästhetischer und sinnlicher Attraktivität, dass dagegen tragbare Bildschirmchen aller Art nicht ankommen.“ Mir persönlich ist es ehrlich gesagt zu mühsam, nach einem Tag am Schreibtisch abends zum Lesen wieder einen Apparat anzustieren.

Allerdings zielt der Leitartikler auf einen anderen Punkt. Nachdem in den vergangenen vier, fünf Jahren die Buchmesse „neue Medien, neue Techniken, neue Vertriebswege“ diskutiert habe, stehe in diesem Jahr eigentlich „das Konzept von Autor- und Urheberschaft“ im Mittelpunkt. Ausgehend von den Diskussionen um Helene Hegemanns Erstling „Axolotl Roadkill“ verdeutlicht Eckhard Fuhr, dass die vorgeschobene Einstellung eines „Rechts zum Kopieren“ die bürgerliche Kultur zu zerstören drohe.

Abgesehen von der wirtschaftlichen Bedeutung geistigen Eigentums geht es um eine kulturelle Errungenschaft, die unter dem Deckmantel der digitalen Revolution vorschnell aufgegeben werden soll. Oder ein Kritiker, der den Roman zuerst als „authentische Wortmeldung einer neuen Generation“ bewertete, muss anschließend die Größe zeigen und zugeben: Intertextualität ist, wenn ich das Spiel mit Quellen offenlege. Wenn ich dies nicht tue, ist es Plagiarimus.

Als Lernender bei den Bickendorfer Schützen

Sonntag, 21. März 2010

Modul sechs von acht der Weiterbildung C-Lizenz Vereinsmanagement zum Thema „Vereinsbuchführung“ erfolgreich abgeschlossen. Wie schon mehrfach berichtet (siehe Kategorie „Sportpolitik“ in der rechten Navigationsleiste), absolviere ich derzeit die erstmals vom Landessportbund Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit dem Stadtsportbund Köln angebotene Weiterbildung. Dazu war die eingeschworene Runde zu Gast bei der St. Hubertus Schützenbruderschaft Köln-Bickendorf von 1869, der größte Schützenverein im linksrheinischen Köln, der im vergangenen Jahr sein 140-jähriges Jubiläum feiern konnte.

Wappen der St. Hubertus Schützenbruderschaft Bickendorf

Im sechsten Wochenend-Seminar unter der kompetenten Leitung des Referenten Manfred Schmidt ging es unter anderem um den Verein als Mittelbeschaffer und-verwender, um die unternehmerischen und nichtunternehmerischen Tätigkeitsbereiche des Sportvereins, die auftretenden Kontenklassen, die Zweckbetriebs-/Besteuerungsgrenze von 35.000 Euro im Jahr und ihre Folgen sowie die Gewinnermittlung vorzugsweise nach Einnahmenüberschussrechnung.

Die Buchungsbereiche des Sportvereins

Links von dem vertikalen hellen Trennstrich (zwischen Haupt- und Nebenzweck des Vereins) befinden sich die den Satzungszweck fördernden Buchungsstellen, rechts davon die nicht den Zweck fördernden Tätigkeiten im wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb. Insgesamt ergeben sich buchhalterisch somit sechs Bereiche: Der Ideelle Bereich (alles direkt dem Vereinszweck Dienende und vor allem auch lles die Jugend Betreffende), die Vermögensverwaltung (sofern Vermögen vorhanden), sowie der Zweckbetrieb (dem Satzungszweck folgend) und der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb, jeweils aufgeteilt in sportliche und außersportliche Tätigkeiten. Entsprechend lassen sich für die Vereinsbuchführung bis zu neun Kontenklassen einrichten:

Kontenklassen der Vereinsbuchführung

Eine insgesamt sehr anstrengende und sehr erhellende Lerneinheit, die die Notwendigkeit eines Finanzmanagers im Sportverein in heutiger Zeit nachdrücklich belegte. Wie es der Zufall wollte, erhielt ich als Geschäftsführer des Deutschen Frisbeesport-Verbandes erst am Vortag die Aufforderung des zuständigen Finanzamtes zur Abgabe der Erklärung zur Körperschafts- und Gewerbesteuer. Nur gut, dass dieses Thema gegen Ende des Seminars ebenfalls noch ausführlich behandelt wurde!

10m-Schießanlage der St. Hubertus-Schützenbruderschaft Köln-Bickendorf

Unterdessen zeigte sich das traditionsreiche Schützenheim nicht nur als guter Gastgeber, sondern auch mit einer gelungenen Balance zwischen modernen Sportschützenanlagen (zwischen 10 Metern, Foto unten, und bis zu 50 Metern) und wertkonservativen Darstellungen aus der Schützenmythologie. Hirschbild der St. Hubertus-Schützenbruderschaft Köln-Bickendorf

Besonders schön fand ich auch am schwarzen Brett ausgehängte Werbung für die Gay Games VIII vom 31. Juli bis 7. August in Köln, während uf das erste gleichgeschlechtliche Schützenkönogspar vermutlich noch weitere 140 Jahre gewartet werden muss.

Beitrag zur C-Lizenz Vereinsmanagement

Samstag, 20. März 2010

In der aktuellen Ausgabe 2010 der kölnischen „StadtSportNews 03/10“ ist jetzt ein Beitrag von mir zur Ausbildung zur C-Lizenz Vereinsmanagement erschienen, die der Stadtsportbund Köln gemeinsam mit dem Landessportbund Nordrhein-Westfalen erstmals anbietet.

SSN03-2010, Titel: Vorbereiten und Weiterbilden

Der Text spricht für sich selber. Ich hatte verschiedentlich über die einzelnen Module berichtet (siehe Rubrik „Sportpolitik“ in der rechten Naviationsleiste). Aktuell läuft gerade das sechste von achten zum Thema „Vereinsbuchführung“. Auf dem Deckblatt dieser Ausgabe steht auch das Editorial der Mitorganisatorin Waltraud Meyer-Gladbach vom SSBK. Die achtseitige Informationsbroschüre erscheint seit Oktober 2005 als Beilage im Freizeitmagazin „Kölnsport“.

Cover der Stadtsportnews 03-10

Teil1 des Berichts zur C-Lizenz Vereinsmanagement in der SSN03-2010
Teil2 des Berichts zur C-Lizenz Vereinsmanagement in der SSN03-2010

Zudem mit enthalten das Foto der Weiterbildungsteilnehmer, das schon im hiesigen Bericht zum vorherigen Modul „Versicherungen, Steuern und Recht im Verein“ zu sehen war:

Die Lerngruppe der Weiterbildung zur C-Lizenz Vereinsmanagement in Köln