Mit ‘New York Times’ getaggte Artikel

Balsam für die kölsche Seele

Mittwoch, 11. April 2012

Die New York Times scheint auf ihren Reiseseiten Empfehlungen für Touristen für verschiedene Städte auf der Welt vorzunehmen, unter dem Motto „36  Hours“. Dass es nun auch Köln getroffen hat, erfreut hiesige Honoratioren besonders. Auch der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete.

Kölner Stadt-Anzeiger, 07.04.12: Mit der New York Times durch Köln

Das Dreitages-Programm enthält vor allem Shopping: Erwähnt werden der Öko-Streetwear-Laden „Kiss the Inuit“ im Agnesviertel, der Plattenladen „Groove Attack“ im Belgischen Viertel und das „Hans im Glück“ auf den Ringen, das für hausgemachte Burger bekannt ist. Die Szene-Tipps im kulturellen Bereich fallen dagegen etwas herkömmlicher aus – wem das Gewölbe am Hans-Böckler-Platz und das Underground in Ehrenfeld geläufig sind.

Cologne Cathedral by Jock Fistick for NYTJohanna Regenhard, die die Empfehlungen von Evan Rail bespricht, hält die Vorschläge zum Essen und zum Schlafen zwar für gehoben, doch wer sich schon mal den Genuss gönnt, Köln zu besuchen, dem soll es doch wohl nicht drauf ankommen, nicht wahr (das Foto des Kölner Doms mit Museum Ludwig stammt von Jock Fistick für die NYT)?

Vom RheinEnergie-Stadion in Müngersdorf war in den Szene-Tipps jedenfalls nicht die Rede, da gibts wohl zu wenig Kultur, und zu gewinnen gibts da derzeit auch nicht viel… Da tut so eine weltmännische Erwähnung doch schon weitaus besser!

Automatisierte Nachrichtenmeldungen

Dienstag, 25. Oktober 2011

Die Automatisierung im Internet wird noch weitere, bisher ungeahnte Formen annehmen. Kundentracking und entsprechende Werbeschaltungen auf der Basis der geografischen und soziologischen Verortung sind da nur ein müder Vorgeschmack – zumindest, wenn ich die Meldung aus der Süddeutschen Zeitung richtig verstehe. Demnach wird ein „Data Desk“ der Los Angeles Times mit statistischen Daten unter anderem aus Polizeiberichten gefüttert und erstellt damit weitgehend automatisiert Nachrichtenmeldungen.

Süddeutsche Zeitung, 21.10.11, Titel: Das Biest füttern

Dahinter steckt der Journalist und Webentwickler Ben Welsh, der demnach ein Programm geschrieben hat, das auf der Basis von Polizeistatistiken korrekte formulierte Meldungen entwirft. Damit, so der Entwickler, würde über mehr Straftaten berichtet, als früher möglich gewesen sei. Für immer wiederkehrende Aufgaben (wie das Schreiben entsprechender Berichte) würden Automatismen entwickelt, „um das Biest Internet zu füttern“, wie es heißt – entsprechend dem Anspruch der LA Times, „die schnellsten und trotzdem genau sein“ zu wollen.

Dem Dat Desk gehören dem Bericht von Cornelius Pollmer zufolge acht Redakteure verschiedener Ressorts an, deren Aufgabe es ist, noch mehr solcher Automatismen aufzuspüren und zu definieren. So würde eine Datenbank über alle Soldaten aus Kalifornien, die im Irak gefallen seien, geführt, die automatisch aktualisiert würde und so den aktuellsten Bericht über einen im Irak gefallenen Soldaten aus Kalifornien ermögliche.

Interessant ist allerdings auch der Hintergrund dieser Entwicklung: Die LA Times hat in den vergangenen Jahren rund ein Drittel  ihrer Mitarbeiter entlassen und sich von drei von vier Druckstandorten getrennt. Nun müssen die Redakteure die Titelseite bereits am Nachmittag fertig haben, wobei dort auf Tagesangaben wie gestern oder heute verzichtet werden muss. Cornelius Pollmer weiter: „Auf der Website gibt es eine automatisierte Aufbereitung aller Daten, in der Zeitung werden sie von Menschen analysiert und eingeordnet.“

Die automatiserten Web-News ließen sich vermutlich sehr kostengünstig und eventuell sogar erfolgversprechend als App verkaufen. Haarsträubend klingt die dazu angeblich geplante Idee: Leser bekommen demnach ein Tablet-PC versprochen und müssten dann den normalern Abopreis bezahlen, um die Auto-News per App zu erhalten, während keine gedruckte Zeitung mehr ausgeliefert werden soll. Das ist ein schlechter Witz und steht im Gegensatz etwa zu den Erfolgen, die die New York Times jüngst in Sachen Paid Content mit ihrem Qualitätsjournalismus feiern konnte.

USA: Paid Content vor dem Durchbruch

Montag, 24. Oktober 2011

Die renommierte US-Qualitätszeitung New York Times hat nach Angaben des Handelsblatts innerhalb von nur drei Monaten eine weitere sechstellige Menge zahlender Internetleser geworben. Damit beläuft sich die Summe der digitalen NYT-Abonnenten mittlerweile auf stolze 324.000!

Handeslblatt, 21.10.11, Titel: New York Times wirbt 100.000 neue digitale Leser

Somit lässt sich für die USA ein erster Durchbruch von qualitativ hochwertigen journalistischen Bezahlinhalten festhalten. Das Modell der New York Times sieht vor, dass Erstleser im Internet zwanzig Klicks frei haben und danach aufgefordert werden, ein Abo abzuschließen. Je nach Nutzungsart kostet das 15 bis 35 Dollar je Monat.

Bei der Verbreitung der Bezahlinhalte spielt auch das iPad (als Vorreiter vieler neuer Tablet-PCs) eine große Rolle. Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Quartalszahlen der New York Times-Gruppe gestand Geschäftsführerin Janet Robinson ein, dass sie bei den Umsätzen aus digitalen Abos „entscheidende Fortschritte gemacht“ hätten.

Neben den zahlenden Kunden erhalten weitere 100.000 Nutzer ihren Zugang von Ford gesponsort, was der Popularisierung sicherlich gute Dienste leistet. Zusammen mit den Print-Abonnenten, die ebenfalls über einen Online-Zugang verfügen, beläuft sich die Zahl der NYT-Netzleser nach Unternehmensangaben auf respektable 1,2 Millionen.

Vielen Zeitungsverlagen, egal ob in Deutschland oder in anderen Ländern, fehlt dagegen noch ein funktionierendes Modell für die Vermarktung journalistischer Qualitätsinhalte. Durchgesetzt haben sich Bezahlmodelle bislang lediglich bei Special Interest-Portalen oder den digitalen Ablegern von Fachzeitschriften, die ein gesondertes Interesse verfolgen, das anderswo nirgends bedient wird. Diese Geschäftsmodelle haben jedoch aufgrund der limitierten Zahl der (zahlungskräftigen) Nutzer ebenfalls Überlebensnöte.

Spannend zu beobachten, wann sich in Deutschland die erste überregionale Zeitung mit einem ähnlichen Modell in einen profitablen Bereich bewegt, und welche das wohl sein wird (ich tippe auf die FAZ, wo derzeit noch kostenpflichtige Beiträge einzeln abgerechnet werden).

Bauern-Unkenntnis oder das „NIH-Syndrom“

Donnerstag, 29. September 2011

Das Sprichwort sagt: „Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht.“ Mehr noch: Vielen steht die Angst vor Veränderungen buchstäblich ins Gesicht geschrieben, wann immer sich die Chance dazu ergibt. Bauern-Unkenntnis dürfte demnach die Kehrseite der Bauern-Schläue sein. Ähnlich geht es auch klugen Köpfen, wenn es darum geht, denkerische Leistungen anderer zu würdigen. 

Der verehrte Rolf Dobelli, der Gründer und Kurator des Forums “Zurich.Minds”, hat in seiner jüngsten Ausgabe seiner Reihe „Klarer denken“ (immer montags im Feuilleton der FAZ), das so genannte „NIH-Syndrom“ behandelt. Es steht für „Not invented here“ und uimschreibt die Tatsache, dass gute Ideen oft nciht erkannt werden, wenn sie jemand anders hatte.

FAZ, 26.09.11, Titel: Warum wir uns in die eigenen Ideen verlieben

Nun könnte der Eindruck entstehen, wenn etwas wo anders erfunden wurde, fällt es mir aus Gründen ungenauer Kommunikation schwer, der Idee zu folgen. Doch das ist hier nicht gemeint. Unternehmen tednieren nachgewiesenermaßen dazu, diejeingen Ideen, die eigene Mitarbeiter hervorbrachten für besser zu halten als die der Konkurrenz. Dies ist bereits bei Brain Stormings zu erkennen, wenn mehrere Menschen Lösungen suchen: Die eigenen Ideen werden stets am besten bewertet. Autor Dobelli macht das Phänomen sogar für die schlechten Renditen vieler Start-Ups verantwortlich.

Ein schöner Beleg stammt aus dem Buch „The Upside of Irrationality“ des Psychologen Dan Ariely: Im Blog der New York Times sammelte er Vorschläge zum Senken des Wasserverbrauchs und bat um Bewertungen der Anwendbarkeit. Die Antworten waren absichtlich auf wenige Wörter begrenzt, sodass viele sehr ähnliche Vorschläge abgaben. Dennoch wurden die eigenen Ideen ganz vorwiegend am besten bewertet.

Ein anderes, kulturhistorisches Beispiel entstammt der weiterführenden Beobachtung, dass gute Ideen aus anderen Kulturkreisen ebenfalls nicht gerne übernommen werden. So war der Schweizer Kanton Appenzell-Innerrhoden bis zu einem Bundesgerichts-Entscheid im Jahr 1990 unbelehrbar, wenn es um das Stimmrecht  für Frauen ging, ringsumher eine Selbstverständlichkeit seit langem.

Um dem beliebten Trugschluss nicht zu unterliegen (wer nochmal hat Amerika entdeckt?), rät der Autor zu Abstand und dazu, sich die Frage zu beantworten, welche eigene Idee der vergangenen Jahre wirklich so herausragend war, dass sie noch heute Bestand hätte. Abschließend eine kurze englische Erörterung des Autors Dan Ariely zum NIH-Kapitel seines Buchs. Sehr schön darin auch die Umschreibung des Phänomens als „Toothbrush Theory“: jeder bracuht eine, jeder will eine (Idee), aber niemand möchte die des anderen nutzen.

Die einzige Sprache, die man trinken kann

Donnerstag, 30. Juni 2011

Kölsch is said to be „the“ summer beer, the New York Times Gastro critic Eric Asimov says. Darauf weisen nicht nur koeln.de, der Express und Bild hin, sondern auch der Kölner Stadt-Anzeiger erwähnt heute die Lobeshymne des Restaurantkritikers:

Kölner Stadt-Anzeiger, 30.06.2011, Titel: Das Bier des Sommers

In der Kolumne „Dining & Wine“ beschreibt der Kritiker das Kölsch „in einer fantastischen Art und Weise, so dass jedem Bierliebhaber sofort das Wasser im Munde zusammenläuft“, sagt die Seite Lieblingsbier. So klingt der Wortlaut im Original (für all diejenigen, die einmal in Verlegenheit kommen sollten, einem Ausländer das Besodnere des obergärigen Gebräus zu erklären:

„What is it about Kölsch? Well, it’s a snappy and beautifully refreshing golden ale, bright without being overbearing. From the first sniff of its grainy, malty aroma, to the delicately fruity, lightly bitter flavors in the mouth, to the brisk, clean, energetic feeling after you swallow, a good Kölsch offers a smooth journey of sensations that may be unremarkable individually but are extraordinarily pleasant as an ensemble. “

In der Übersetzung des Express (der in einem Kasten fünf „Wahrheiten über unsere Kölsch-Mythen“ verrät): „Das ideale Bier für heißes Wetter ist Kölsch! … Kölsch ist schmissig und wunderbar erfrischend, hell, aber nicht zu dominant. Vom ersten malzigen Duft über den köstlich-fruchtigen, leicht bitteren Geschmack bis zum knackigen, reinen und kraftvollen Gefühl nach dem Schluck – eine geschmeidige Reise für die Sinne, außergewöhnlich wohltuend.“ Sein Fazit lautet dementsprechend: „Ein prickelndes, raffiniertes Bier, ich bin bezaubert.“

Aktuell kann man in New York Kölsch der Marken Gaffel, Reissdorf und Sünner konsumieren, allerdinsg nur Gaffel vom Fass. Dieser Anbieterhat seinen Absatz in en USA in den vergangenen drei Jahren von 140.000 auf 450.000 Liter hochgeschraubt. Alleine in New York ist Kölsch nach Angabend es Kölner Stadt-Anzeigers in mehr als 80 Restaurants, Bars, Kneipen, Supermärkten und Shopping Malls zu kaufen. Seit 2002 wird Gaffel-Kölsch in der “Loreley” im Szeneviertel Lower Eastside angeboten, gegründet vom gebürtigen Kölner Michael Momm. Er weist auf die beiden wichtigsten Grundregeln hin: KÖlsch muss in der 0,2-Literstange schnell getrunken werden und der Köbes (Ober) sorgt so lange für Nachschub, bis der Kunde ausdrücklich abwinkt.

New York Times kostet online theoretisch Geld

Dienstag, 22. März 2011

Am vergangenen Wochenende kursierte allenthalben die Meldung, dass die New York Times erneut ein Online-Abonnement einführt, wonach die digitalen Inhalte nicht mehr kostenfrei zugänglich ein sollten. Wie die Rheinische Post berichtete, handelt es sich bereits um den dritten Versuch der drittgrößten Zeitung in den USA. Nachdem auch das Wallstreet Journal Gebühren von den Lesern der Website verlangt, scheint die Gratis-Ära der Nachrichten im Internet wieder einmal zu Ende zu gehen. Allerdings bestehen mehr als genug Schlupflöcher, dennoch gratis weiterzulesen.

Süddeutsche Zeitung, 19.03.11, Titel: "Times" verlangt Gebühren

Nicht nur für die Print-Abonnement der New York Times, sondern auch für die der Schwesterzeitung Herald Tribune bleiben die Internet-Nachrichten kostenfrei lesbar. Für alle anderen Besucher der Websote bleibt ab Ende März der Zugang auf 20 Artikel pro Monat beschränkt. Wer allerdings den Umweg über eine Suchmaschine wählt, kann täglich bis zu fünf Artikel der New York Times aufrufen. Wer aber Mitglied in einem Sozialen Netzwerk ist und von dort die Artikel ansurft, kann weiterhin ohne Kosten auf sie zugreifen.

visdp.de, 18.03.11: New York lässt die Rolläden herunter

Das visdp-Magazin zweifelt daran, dass das Bezahlmodell den Hoffnungen gerecht werden kann, die auf ihm ruhen. Je nach Endgerät zahlt der Nutzer nämlich unterschiedliche  Abopreise, wenn er unbegrenzten Zugriff auf die Zeitung haben möchte (15 Dollar monatlich fürs Smartphone, 20 Dollar füs iPad, 35 Dollar für Website, Smartphone und Tablet-PC). Obwohl der Verleger Arthur Sulzberger Jr. das Modell als „Investition in unsere Zukunft“ bezeichnete, dürfte es nicht viel mehr als ein Erfahrungswert sein, den der Verlag damit gewinnt. Es wäre nicht die erste bereichernde Erfahrung und bleibt sicher auch nicht die letzte.

Die Debatte um Journalismus geht weiter

Donnerstag, 20. Mai 2010

Der Kölner Stadt-Anzeiger hat zur Debatte über die Zukunft des Journalismus aufgerufen, wenigstens sechs Personen haben sich bereits daran beteiligt: zuerst die Bloggerin Lena Reinhard, danach der Medienwissenschaftler Norbert Bolz, dann gestern der Vorstand der Kölner Mediengruppe M. DuMont Schauberg, Konstantin Neven DuMont (thematisch eher am Rande), und heute schließlich Dr. Hermann J. Roth aus Bonn und Erich-Günter Kerschke aus Köln (beide noch nicht online). Moment, das sind erst fünf! Achja, ich selbst habe auch einen Beitrag an die Redaktion gesandt, der (noch) nicht berücksichtigt wurde. Zweimal schrieb ich schon etwas zum Thema und ich beschäftige mich weiter damit…

Kölner Stadt-Anzeiger, 20.05.2010, Titel: Frei sein und frech bleiben

Hermann J. Roth beklagt den Niedergang der medialen Meinungsvielfalt, ablesbar auch an den vergleichbaren Schlagzeilen allerorten. „Kennst Du eine, kennst Du alle!“, möchte ich sein Statement bezogen auf Zeitschriften zusammenfassen.Vor diesem Hintergrund freut er sich besonders über den Zwischenruf Lena Reinhards, die einerseits individualisierte Zeitungen, andererseits mehr Herzblut im Journalismus fordert. Erich-Günter Kerschke dagegen geht einen Schritt weiter und fordert Journalisten dazu auf, „Gemeinsinn zu stiften“ anstatt sich zu „Komplizen von Erzeugern konfektionierter Meinungen und Haltungen“ zu machen. Als Aufgaben des Journalismus skizziert er „Wege aus der Sackgasse“ zu finden (auch in Anbetracht von politischer Ideenlosigkeit und Politikverdrossenheit). Zustimmung: Dem in Beziehung Setzen und Bewerten von Sachverhalten kommt eine wichtige Rolle zu.

Kölner Stadt-Anzeiger, 19.05.2010, Titel: Die Medienlandschaft gerät aus den Fugen

Der Beitrag des Verlegers vom Vortag erscheint dagegen reichlich ungeeignet, um Stichhaltiges zur Debatte beizutragen. Dass sich die Medienlandschaft verändert und konsolidiert, ist bekannt. Der Zusammenhang zwischen schlechter Wahlbeteiligung und dem Internet dagegen ebenso aus der Luft gegriffen wie der zwischen Demokratisierung und dem Internet. Joachim Losehand kommentiert auf der Internetseite treffend: „Schlapper Alarmismus gepaart mit lustlosem Stochern im Nebulösem. Intellektuelle Durchdringungsschärfe liest sich anders.“

FAZ, 20.05.2010, Titel: Multimillionenfrage 

Ein „Aus-den-Fugen-Geraten“ der Medienlandschaft kann ich nicht erkennen, der Titel online „die Medienlandschaft wird umgepflügt“ trifft den Kern schon besser. Aus den Fugen geraten eher die bisherigen Geschäftsmodelle, womit wir wieder beim Thema wären. Hierzu klingt der Satz „Viele Verleger sind gezwungen, Redaktionsetats den sinkenden Erlösen anzupassen.“ wie eine Rechtfertigung des Verlegers Neven DuMont. In der FAZ ist heute dagegen von Arthur Sulzberger jr., dem Verleger der New York Times zu lesen, der bei einem Vortrag in Frankfurt am Main Schlagworte wie „Courage, Innovationsfreude, Meinungsführerschaft“ bemühte und für eine multimedial stärkere Einbindung der Leser plädierte. Übrigens bekräftigte er ein weiteres Mal, dass es die Inhalte der New York Times nicht kostenlos gebe und beschrieb ein abgestuftes Bezahlsystem.

Der „Flat Apple“ im Big Apple

Sonntag, 04. April 2010

Der brilliant inszenierte Verkaufsstart des iPads in New York war Anlass für die Welt am Sonntag eine große Geschichte daraus zu stricken. Immerhin konnte die Welt-Gruppe als einziger deutscher Zeitungsverlag rechtzeitig das App für seine Artikel entwickeln, den „iKiosk“. Daneben haben dies bisher nur das „Wall Street Journal“ und die „New York Times“ geschafft. Allerdings interessiert mich weniger der genaue Ablauf des Marketing-Lehrstück als vielmehr der (vorläufige) Produkttest des „ersten Deutschen mit einem iPad“, von Kritsanarat Khunkham (in der Welt am Sonntag unter folgender Überschrift).

WamS, 04.04.10: Meine ersten Stunden mit dem iPad

Vorteile des als Heilsbringer der Zeitunsgverlage gepriesenen Geräts: seine extrem geringe Dicke von nur 1,3 Zentimetern, die edle Optik und Haptik (hinten gebürstetes Aluminum, vorne Glas), ein gestochen scharfer, farbiger Touchsreen mit intuitiv einfacher Bedienung. Seine Nachteile: gegenüber dem e-Book-Reader „Kindle“ von Amazon“ ist das iPad mit 730 Gramm mehr als doppelt so schwer (der Kindle wiegt 290 Gramm), die iBooks-Anwendung muss erst noch installiert werden, gleichzeitig stehen dem iPad nur 60.000 Titel  zur Verfügung (gegenüber 400.000 beim Kindle). Auch wird die Akku-Laufzeit von zwei Wochen beim Kindle kaum erreicht werden können. Schon 12 Stunden, wie von einem Kollegen der New York Times behauptet, wertet Kristaranat Khunkham als Sensation.

Über den vergleichsweise neutralen Bewertungen des Geräts ist nicht zu vergessen, dass die Zeitungsverlagshäuser ein vitales Interesse daran haben, dass das ca. 370 Euro teure Gerät ein Erfolg wird. Zum Erstellen von Content sei es wenig geeignet, urteilt der WamS-Autor, hingegen sehr zum Konsumieren von Content, etwa auf der Fläche eines A4-Blattes. Sein Resümee lautet, dass er es mag – was für Fans von Steve Jobs‘ Produkten vorzugsweise gelten wird. Interessanterweise erscheint das im Titel der Printausgabe gewählte Zitat („einfach verflucht gut“) nirgendwo im Text. Allerdings glaube ich, dass seine Einschätzung einer „echten Evoltuion. Technik, die jeder versteht“. den Nagel auf den Kopf trifft.

Letztlich handelt es sich bei Touchscreens, auf denen mit Daumen und Zeigefinger Dateien aufgezogen werden können, um die nächste Stufe der physischen Abhängigkeit von nützlicher Technik. Als bsiher Nicht-Applenutzer bleibe ich dabei, dass ich Bücher (und auch Zeitungen) nach wie vor athmosphärisch lieber von Papier lese. Wie veraltet wird diese Einschätzung wohl in hundert Jahren klingen?

Stiftungs-Journalismus als US-Weg aus der Krise

Mittwoch, 06. Januar 2010

In der Welt vom Heiligen Drei-Königs-Mittwoch beschwört Hannes Stein die fragliche Zukunft des Journalismus, wenn er von privaten Stiftungen abhängig wird. Am Beispiel von Pro Publica, des „Paradies für Journalisten“, beschreibt er ein in den USA praktiziertes Geschäftsmodell, das investigativen Recherchen zu wettbewerbsfähigen Gehältern ermöglicht. Dabei werden exklusive Geschichten auch schon mal Agenturen oder lokalen Rundfunk- und Fernsehstationen zur Vorabveröffentlichung abgetreten.

Die Welt, 06.01.10, Titel: Die Zukunft des Journalismus

Der dortige Chefredakteur Paul Steiger könne auf 16 Jahre als Geschäftsführer des Wall Street Journal zurückblicken. Er hält laut Welt „Skandalberichterstattung für eine wesentliche Zutat der liberalen Demokratie“. Seine Prognose lautet demnach, dass etablierte Marken wie die New York Times oder starke Blogs wie die Huffington Post überleben werden, allerdings nach demselben Prinzip, das er vorgemacht hat, indem sich gemeinnützige Organisationen ihnen anschlössen (oder besser gesagt sie sich denen).

Dieser Vision steht die Auffassung des Hamburger Kommunikationswissenschaftlers Thomas Birkner entgegen, dass dieses Prinzip hierzulande nur unter staatlicher Aufsicht funktionieren könne, dies jedoch wiederum der Kontrollfunktion des Journalismus wiedersprechen würde (vgl. den 4. Absatz von texthilfe.de: „Das Anzeigengeschäft stützt den Journalismus„). Während ich vor gut sechs Wochen noch auf „die begeisternde Kraft des Phantasievollen und die bindende Kraft der Vertrauenswürdigkeit“ gesetzt habe, würde ich nun ergänzen, dass nur starker Content auch starke Anzeigenerlöse generieren kann und dass Paid Content in „Good old Europe“ vermutlich Special Interest Informationen vorbehalten bleiben wird.