Archiv für Oktober 2010

Neues aus der Tierwelt 20

Sonntag, 31. Oktober 2010

Hund, Katze, Affe – lautet dieses Mal die Reihenfolge der kurz verhandelten Neuigkeiten von unseren tierischen Freunden, drei mal inspiriert durch Beiträge in der aktuellen Welt am Sonntag.

Welt am Sonntag, 31.10.10, Titel: Der beißt nicht, der will nur gucken

So zum besten Freund des Menschen: Elke Bodderas berichtet von einer Studie italienischer Forscher, wonach Hundchen ihr Frauchen oder Herrchen offenbar vor allem am Gesicht erkennen (Hunde reagierten verwirrt, wenn das Gesicht des Menschen verhüllt wurde). Das Mienenspiel seines Alphatiers ist für den Hund demnach Bezugspunkt Nummer eins, noch weit vor der Stimme und dem Geruch. Das bedeutet für Hundehalter: es kommt nicht unbedingt auf stimmige Sprüche oder den guten Geruch an, wichtig ist nur, das Gesicht zu wahren.

Welt am Sonntag, 31.10.10, Titel: Was heißt hier miau?

In seinem ausführlichen Welt-Beitrag behandelt Uli Kulke die neuesten Erkentnnisse über die Lautbildungen bei Katzen. Vorangestellt ist allerdings die Hauptthese, dass abgesehen von Lautäußerungen zur Fressenszeit die meisten Miaus kaum zu verstehen sind. Doch es werden drei neue Studien zu Tierlauten angeführt, so vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn, die die Tierlaute unterschiedlichster Katzenarten nach den Tonhöhen kategorisiert. Löwen im offenen Terrain haben die tiefsten Stimmen, Dschungelkatzen wie der Leopard die höchsten, nicht vorwiegend in Korrelation zum Körpergewicht.

Eine US-Studie zweier Bioakustiker aus Florida und Oklahoma wandte sich den Energiekosten der Laubtbildung zu:  Der Aufwand legt nahe, Schreie sparsam einzusetzen.  Ein Ornithologe aus dem Washingtoner Zoo schließlich hat Hundelaute näher untersucht und über den Vergleich mit einem Sonagramm geschlussfolgert, dass auch Vögel mit ihrem Gezwitscher nichts anderes betrieben als zu … bellen. Das Versprechen des Untertitels aber, dass sich dem Mensch langsam kläre, was Katzen uns sagen wollen, bleibt der Beitrag leider schuldig

Welt am Sonntag, 31.10.10, Titel: Die Affen, die im Regenwald niesen

Von derselben Quelle wie die erste Geschichte stammt diese Erkenntnis, dass eine neu entdeckte Affenart im Norden Myanmars sich bei Regen meist zurückzieht und den Kopf zwischen die Beine steckt. Der Grund ist allerdings keine Depression, wie sie in der  Menschenweltbei Regen  gelegentlich aufkommen kann, sondern eine anatomische Besonderheit. Der Rhinopithecus strykeri hat große, nach oben gerichtete Nasenlöcher, in die es bei starkem Regen unangenehm hineinregnet.  Dies verleitet sie zu heftigem, andauerndem Niesen. Kaum entdeckt ist diese Gattung der Stumpfnasenaffen auch schom vom Aussterben bedroht – was aber nicht auf daraus resultierenden Erkältungen beruht, sondern darauf, dass Jäger sie aufgrund ihrer Niesattacken einfach finden können.

Neuronale vs. Soziale Netzwerke

Sonntag, 31. Oktober 2010

Diese Meldung hat mich kurz vor Beginn der Normalzeit noch einmal hellwach gerüttelt: Drogen zerstören Netzwerke im Gehirn, schreibt unter anderem die Welt unter Berufung auf eine Studie der Universität Rostock. Dabei hat eine Forschergruppe um den Rechtsmediziner Andreas Büttner systematisch die Gehirne Drogentoter untersucht und eine vorzeitige (und auch vor dem Tode) irreparable Degeneration des Gehirns festgestellt.

Die Welt, 30.10.10, Titel: Studie: Drogen zerstören Netzwerke im  Gehirn

Demnach seien bei den Betroffenen Nervenzellen abgestorben und die Zahl der Verschaltungen zwischen Nervenzellen habe deutlich abgenommen. Kurz: Das komplexe Netzwerk der Zellen im Gehirn werde beeinträchtigt oder sogar teilweise zerstört. Darüber hinaus möchte uns seit der jüngeren Vergangenheit der Autor Nicholas Carr mit seinem Buch „Wer bin ich, wenn ich online bin“ einreden, dass „bereits eine Onlinestunde am Tag erstaunliche neurologische Prägungen in unserem Gehirn“ bewirke (laut Klappentext).

So negativ wie Peter Praschl Mitte der Woche in der Welt würde ich das Buch nicht besprechen. Warum? Ich würde das Buch gar nicht besprechen, weil ich es gar nicht erst lesen würde – „mit einem Vorwort von Frank Schirrmacher“, der schon mit seiner eigenen Payback-Denk-Apokalypse Panik verbreitet. Machen also Soziale Netzwerke unser Gehirn ebenso kaputt wie Drogen die gehirneigenen Netzwerke? „Die Generalthese vom potenziellen Hirnschaden durchs Internet“ erscheint laut Peter Praschl unbegründet. Ebenso undifferenziert erscheint mir die pauschale Beurteilung der Gehirne Drogentoter, ohne  auf die dabei konsumierte Drogen zu verweisen (Heroin? – Kokain? – Cannabis? – Alkohol?).

Lesen kann bilden, Lesen kann aber auch nur Vorurteile zementieren. Nur Vorsicht, dass Lesen nicht zur Droge gerät und weitere neuronale, soziale oder sonstige Netzwerke zerstört.

Asien als Wiege der Menschheit

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Paläontologen berichten im Magazin Nature von Fossilienfunden aus Libyen, die den Schluss nahelegen, dass die Wiege der Menschheit nicht wie bisher angenommen in Afrika, sondern in Asien stand. Demnach deuteten die Funde von 39 Millionen Jahren alten Versteinerungen auf gemeinsame Vorfahren von Menschen und Menschenaffen aus dieser Gegend, so Die Welt weiter.

Welt, 28.10.10, Titel: Stammt der Mensch aus Asien?

In den vier jetzt entdeckten und besprochenen Fossilien werden „drei verschiedene Familien von athropoiden Primaten“ dargestellt, „die alle zur gleichen Zeit im mittleren Eozän lebten.“ Im ausführlicheren Online-Bericht wird sowohl erwähnt, dass es sich um eine Forschergruppe um Jean-Jacques Jaeger von der Universität Poitiers handelt, als auch, dass die Tiere wohl winzig waren (ca. zwischen 100 und 500 Gramm schwer).

Da die Artenvielfalt bereits zu dieser Zeit ganz beträchtlich war und da in Afrika bisher in vielen Ausgrabungen noch keine ähnlich alten Funde gemacht wurden, liegt der Schluss nahe, dass diese „schon voll entwickelten Arten“ vermutlich später Afrika von Asien aus besiedelt haben müssten. Zu dieser Zeit – vor 39 Millionen Jahren  – war Afrika noch eine Insel. Also muss die Besiedelung später statt gefunden haben.

Doch die Menschheitsgeschichte, sprich die Entwicklung der Menschheit selbst, die habe sich aller Wahrscheinlichkeit nach erst in Afrika zugetragen. Zu dieser Meinung tendiert der ebenfalls beteiligte Paläontologe Christopher Beard vom Carnegie Museum für Naturgeschichte in Pittsburgh schon länger.

Guggenheims Youtube-Gewinner

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Andrian Kreye hat mich über seinen Feuilletonisten-Blog darauf aufmerksam gemacht, dass die Auswahl des Guggenheim Museums und Youtube in der Biennale der kreativsten Videos  unter youtube.com/play getroffen ist. Aus 23.358 Videos aus 91 Ländern wurden 25 Gewinner ermittelt. Ein besonders schönes Beispiel ist in der Tat „Bathtub IV“ des Australiers Keith Loutit, das die Welt zwischen kindlichem Erstaunen à la Augsburger Puppenkiste und göttlicher Erhabenheit betrachtet.

Sehr bemerkenswert auch der Kurzfilm „I met the Walrus“  in bester Beatles-Tradition über ein Interview mit John Lennon, das 1969 der damals 14jährige Beatles-Fan Jerry Levitan im Hotelzimmer in Toronto führte. Zusammen mit Regisseur Josh Raskin und den Illustratoren James Braithwaite und Alex Kurina ist nun daraus ein Kunstfilm geworden, der 2008 für den Academy Award for Animated Short nominiert wurde, 2009 den Emmy für ‚New Approaches‘ gewann (damit übrigens als erster über Internet verbreiteter Film, der  einen Emmy gewann) und 2010 den Youtube Play-Award .

Autosuggestive Krisenbewältigung

Dienstag, 26. Oktober 2010

Da wäre der 28. Mediengipfel des Medienboard Berlin-Brandenburg doch fast an mir vorbei gegangen, hätte ich nicht am Wochenende in der Süddeutschen Zeitung einen schönen Artikel von Fabian Heckenberger entdeckt, der schon einigermaßen vielversprechend begann.

Süddeutsche Zeitung, 23.10.10, Titel: Es geht uns gut

Bertelsmann-Chef Hartmut Ostrowski hat zum diesjährigen 175-jährigen Jubiläum des Unternehmens aus Gütersloh einen Gewinnsprung verkündet (siehe Bilderserie bei sueddeutsche.de ) und sprach darum nun auch in Berlin vom guten Abschneiden der Medienkonzerne und von ihrer vorbildlichen Bewältigung der Krise. Bertelsmann hat als größter Medienkonzern Europas zwar immer noch rund 100.000 Mitarbeiter, musste im Vorjahr jedoch erstmals Verluste schreiben und vor allem durch Stellenstreichungen eine Milliarde Euro einsparen. Gut, das schafft natürlich auch nicht jeder.

„Die Zukunft der Medien zwischen Tradition und Wandel“ hieß das Motto der Veranstaltung. Und obwohl die Zahl der Fernseh-zuschauer rückläufig ist und in Zukunft vermutlich weiter gegenüber dem Internet verlieren wird, hielt Ostrowski an der Traditon fest, dass ältere Menschen wiederum mehr fernsähen. „Die Zwischenfrage, ob der Ausgang dieses Feldversuchs überhaupt schon absehbar sei, überging der Bertelsmann-Chef.“, schreibt Fabian Heckenberger.

Eher dem Wandel verpflichtet zeigte sich dagegen der Medienboard-Geschäftsführer Elmar Giglinger, der die Zukunft des Medienwandels durch neue Endgeräte beschleunigt sieht. Demgegenüber lautet das Credo von Hartmut Ostrowski, dass Inhalte in der medialen Zukunft von zentraler Bedeutung blieben. Trotz der schrittweisen Sanierung des durchaus gebeutelten Medienkonzerns fehlt Bertelsmann immer noch die gewinnbringende Strategie  für die Zukunft. neben der Bildung soll auch das Digitalgeschäft zunehmen. Aber punkten konnte der Konzern hier noch nicht. So viel zum Thema Inhalte…

Nachtrag 28.10.: Im heutigen Handelsblatt hat Peter Siebenhaar auf der Meinungsseite eine Beurteilung der RTL Group abgegeben, unter dem Titel „Computerspiele statt Fernsehshows“. Demnach wappnet sich die RTL-Tochter Fremantle Media, einer der größten TV-Produktionskonzerne der Welt mit 10.000 Programmstunden jährlich, mit Firmenankäufen für die digitale Zukunft. Mit der kanadischen Firma Ludia, die Videospiele für Computer und Mobiltelefone herstellt, sowie dem US-Marketingunternehmen Radical Media werden „neue Geschäftsmodelle und neue Kundekreise außerhalb des herkömmlichen TV-Bereichs möglich, heißt es weiter.

Umarmen tröstet

Montag, 25. Oktober 2010

Was die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie jetzt in Bezug auf ängstliche Kinder erklärt hat, dürfte vermutlich auch auf verzweifelte oder traurige Erwachsene gelten. Eine tröstliche Variante des sinnigen englischen Sprichworts: „Actions speak louder than words“.

Kölner Stadt-Anzeiger, 25.10.10, Titel: Umarmung beruhigt besser als Erklärung

Mehr noch als die Überschrift nahelegt, können gewisse Sätze wie „Da gibt es nichts zu fürchten!“ sogar schädlich wirken, weil manches Kind beim nächsten mal seine Ängste dann möglicherweise verschweigt. das bestätigt auch der Fachartikel bei npin.de. Falls das Kind sich bei den Eltern festklammert, an Schlafstörungen oder Kopf- und Bauchschmerzen leidet, könnte das ein Hinweis auf verborgene Ängste sein.

Die „Macht der Berührung“ ist jedoch nicht zu unterschätzen, weder in der Liebe (die zwischen amor visus, amor tatcus und amor factus unterscheidet – zwischen dem ersten Anblick und dem „Vollzug“ steht also klassich immer auch die erste Berührung), noch im Eltern-Kind-Verhältnis. Noch im Erwachsenenalter stellt sich für mich beim rückblickenden Gedanken an das elterliche Umarmen ein tröstendes Gefühl der Geborgenheit ein…

Kein Wunder, dass die Lieder, die sich – meist in Bezug auf Liebe oder verlorene Liebe – mit dem Umarmen beschäftigen, zugleich schön und traurig sind. Hier das Gewinnerlied des Eurovision Song Contest 1987 von Johnny Logan (der Refrain hilft kurzzeitig tröstend über die schmalzige Strophe hinweg).

Außerdem

Groß und Klein im Protest vereint

Sonntag, 24. Oktober 2010

Pilotprojekt familienfreundliches Kölner Gewerbegebiet wird seinem Anspruch nicht gerecht. Vor gut zwei Jahren wurden die ersten Niedrigenergie-Reihenhäuser des neuen Quartiers am Butzweilerhof bezogen. Mittlerweile sind 99 Einfamilienhäuser fertig gestellt und die meisten von ihnen bezogen. Rund 100 Kinder wohnen in der neuen Siedlung, aber bislang gibt es weder einen Kindergarten noch einen Kinderspielplatz, obwohl beides immer wieder versprochen wurde. Dagegen haben jetzt die Eltern in einer Kundgebung am dortigen Robinienhain protestiert.

4)	Kleiner Mann – was nun? Die Anwohner des Quartiers am Butzweilerhof demonstrierten für einen Spielplatz in dem jungen Veedel.

Das „Versprechen gebrochen“, „Wir brauchen einen Spielplatz“ und „Parkplatz? – Nein, danke!“ stand auf den Plakaten zu lesen, mit denen gut 60 Eltern zusammen mit ihren Kindern ihrem Unmut Luft machten. Antje Weinz (l.) und Barbara Heller fassten vor der versammelten Anwohnerschaft den Stand der Dinge zusammen: Bereits bei den Verkaufsgesprächen wurde mit einem Spielplatz und einem Kindergarten geworben. Auch Helmut Raßfeld, Geschäftsführer des Investors Standort Köln Immobilien GmbH (SKI), hatte diese Planungen immer wieder bestätigt.

2)	Antje Weinz (l.) und Barbara Heller fassten vor der versammelten Anwohnerschaft den Stand der Dinge zusammen

Nach einem Ortstermin Anfang Juli des Jahres mit Vertretern der SKI sowie der Ämter für Kinderinteressen und für Stadtplanung hatte Baudezernent Bernd Streitberger schriftlich erste Ergebnisse bis Mitte September versprochen. Ende Oktober ist der aktuelle Stand, dass auf der zugesagten Spielplatzwiese nun Parkplätze gebaut werden sollen. Diese sind nicht für Anwohner geplant, sondern damit Besucher den historischen Flughafen Butzweilerhof wie früher von der so genannten „Landseite“ anfahren können. Auf dem ehemaligen Rollfeld, der „Luftseite“, ist jedoch genügend Platz für Parkplätze vorhanden.

1)	Eine junge Anwohnerin des Quartiers am Butzweilerhof fordert den seit Baubeginn in Aussicht gestellten Spielplatz

Angeblich hatte das Stadtplanungsamt bei Baubeginn versäumt, von der SKI eine Kaution für den geplanten Spielplatz einzufordern. Daher gebe es nun keine Handhabe ihn durchzusetzen. Ein Schreiben an den Beschwerdeausschuss der Stadt Köln vom vergangenen Frühjahr wurde bis jetzt nicht beantwortet. Nun ist die Rede von einem Alternativstandort. Das Quartier am Butzweilerhof ist von der Hugo-Eckener-Straße über die Roald-Amundsen-Straße aus erreichbar. Es wurde 2009 zum Pilotprojekt „Familienfreundlicher Kölner Gewerbegebiete“ ausgewählt.

Muttern ist die Beste!

Freitag, 22. Oktober 2010

Forscher des National Institute of Mental Health in Maryland haben die Gehirne von 19 jungen Müttern untersucht und dabei eine erstaunliche Feststellung gemacht: Die Tests kurz nach der Geburt und wenige Wochen später ergaben, dass die Gehirne während dieser Zeit wachsen. Damit wird, gemäß den Veröffentlichungen in der American Psychological Association und im Telegraph die Mär der „Stilldemenz“ entkräftet.

Die Welt, 22.10.10, Titel: Erst wächst der Bauch, dann das Gehirn

In der Welt hat jetzt Maria Gerber über den Sachverhalt berichtet. Demnach legt die graue Masse junger Mütter speziell in drei Gehirnbereichen zu: dem Mandelkern, auch als Zentrum der Emotionen bezeichnet, dem Hypothalamus, der bei Gefahren durch den Mandelkern informiert wird, und im präfrontalen Cortex, hinter der Stirn gelegen, in dem Problemlösungen entwickelt werden. Die richtige Schlussfolgerung im Zeitungsartikel lautet: „All dies sind Gehirnbereiche, die bei der Versorgung eines Babys für die Mutter von großem Nutzen sind.“

Vielleicht verhält es sich bei der Entwicklung dieser neuen, für die menschliche Entwicklung vermutlich ganz zentralen Fähigkeiten ja so, dass durch die Vergrößerung des Gehirnvolumens und die (möglicherweise unbewusste) Beschäftigung mit diesen neuen Aufgaben die typische Schusseligkeit von stillenden Müttern auftritt. Dass also die gelegentlich zu beobachtende Vergesslichkeit junger Mütter keineswegs als Anzeichen der Verblödung anzusehen ist, sondern im Gegenteil als Anzeichen dafür, dass eine ganz entscheidende Entwicklung des menschlichen, in diesem Fall weiblichen Gehirns vonstatten geht.

Dies gibt nicht nur einen Erklärungsansatz für die stärkere Mutterbindung, sondern auch für die oft größere Fähigkeit von Frauen, mit Problemen umzugehen. Woraus sich als Faustregel ableiten ließe: Willst du deine  Gefühle ergründen, musst du mit Muttern dich verbünden!

Ein Destillat ist keine Lösung

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Bezugnehmend auf den bekannten Spruch „Alkohol ist keine Lösung – sondern ein Destillat“ zeigt sich, dass das Destillat keine Lösung sein kann. Das legen jedenfalls zwei Meldungen nahe, die ich beide in der Welt gefunden habe.

Die Welt, 21.10.10, Titel: Alkohol macht Männer glücklicher als Frauen

Judith Luig schreibt an prominenter Stelle, unten auf Seite eins, über eine Studie von Psychologen und Radiologen der Universitäten Yael und Columbia. Demnach wird bei Männern während des Alkoholkonsums mehr Dopamin im Gehirn ausgeschüttet als bei Frauen. Allerdings stellt sich dieser Effekt nur bei Gelegenheitstrinkern ein. Zudem gilt nach wie vor: Wer viel trinkt, wird besoffen. Wer aber regelmäßig trinkt, braucht länger, bis er besoffen ist und wird dabei nicht mal mehr glücklich. Im Übrigen war die Aussage zum Glück ganz unabhängig von Frauen. Das Phänomen des Schöntrinkens dürfte vermutlich auch ohne jedes Glücksgefühl funktionieren.

Die Welt, 21.10.10, Titel: Weintrinker denken klarer

Hinzu kommt die Meldung, dass Weintrinker bei Kognitionstests deutlich besser abschnitten als Menschen, die Bier und Schnaps trinken, aber auch besser als diejenigen, die nichts trinken. Die Ärzte-Zeitung beruft sich bei einer entsprechenden Meldung auf eine Studie aus Norwegen. Fraglich ist nun noch, ob es an de Antioxidantien im Wein liegt oder daran, dass Weintrinker allgemein als besser gebildet gelten. Aber wiederum ist dabei festzuhalten, dass es sich hierbei offenbar um gemäßigte Trinker gehandelt hat. Denn exzessives Trinken macht nicht nur nicht glücklich, sondern einfach dumm. Auch wenn es früher immer hieß: Dummheit frisst – Intelligenz säuft. Insofern ist auch die Unterüberschrift des zuerst behandelten Beitrags mit Vorsicht zu genießen:

Die Welt, 21.10.10: Unterüberschrift: Kerle werden im Suff gar nicht stumpf

Einigen wir uns also auf die Abwandlung: Alkohol ist keine Lösung, aber eine zuweilen angenehme Randbedingung.

Konnektivität für Beziehungsmanagement?

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Der Beitrag von Matthias Schwenk auf Carta hat mich auf die Studie der Werbeagentur Grey und von Google Deutschland zum „Homo Connectus“ aufmerksam gemacht. Die Allgegenwart von Online-Inhalten auf Notebooks, vor allem aber auf Smartphones führt zu einer Veränderung im Medienverhalten, aber auch – worauf die Studie abzielt – in der Markenkommunikation.

Zitat aus der Studie unter http://homoconnectus.grey.de/

Diese etwas schnöde Zusammenfassung von Seite 36 greift das Fazit vorweg, wonach die Sprache von Markenkommunikation im Sinne eiens Beziehungsmanagements ist. Technisch und dabei auch sozial vernetzte Menschen müssten folglich in der Kommunikation wenn möglich auf einer Vertrauensbasis erreicht werden. Nutzer, Fans und Gegner einer Marke bestimmten demnach fast ebenso stark das Erlebnis wie die auf verschiedene Kanäle angepasste Werbung. Die Lebenswelt des Homo Connectus wird laut der Studie durch sechs Tendenzen bestimmt (s. S. 9 der Studie).

Darstellung aus S. 9 der Studie unter http://homoconnectus.grey.de/

Sicher, das sind alles beeindruckende Stichworte, allerdings wie Matthias Schwenk zurecht bemängelt (unter Verweis auf die mehr als zehn Jahre alten 95 Thesen des Cluetrain-Manifestes), nicht unbedingt neu, aber doch sehr überzeugend dargestellt. Daraus allerdings „echtes Beziehungsmanagement“ abzuleiten, erscheint mir wenig glaubhaft. Vermutlich müssen sich das Werbeagenturen heute auf die Fahnen schreiben, um mit der Zeit zu gehen.

Aber letztlich ist ganz klar: Sie preisen ein Produkt an, versuchen es erlebbar zu machen, seine Vorzüge zu demonstrieren und es gegenüber anderen Produkten hervorzuheben. Wenn es ihnen zu diesem Zweck gelingt, die Kommuniaktion mit (am besten begeisterten) Nutzern einzubeziehen, Chapeau! Wenn nicht, bekommen sie ein Problem. Was aber an dem Beziehungsmanagement „echt“ sein soll, leuchtet mir nicht ein. Denn die Absichten bleiben dieselben, egal welches Medium und welcher Kanal für die Botschaft gewählt wird.

Sehr interessant in diesem Zusdammenhang auch der Verweis eines Carta-Kommentators auf den Beitrag bei FAZ online zu Internet und Demokratie.