Archiv für April 2012

Politische Denke zeigt sich im Gehirn

Montag, 30. April 2012

Von politischer Denke zu sprechen beinhaltete früher im Wesentlichen die Unterscheidung zwischen links und rechts. Mit den Grünen ist das ökologische Bewusstsein in das Spektrum der alltäglichen Politik eingezogen. Heute werden oft mangelnde Unterschiede in den Positionen vieler Partien beklagt. Wofür genau die momentan so erfolgreichen Piraten stehen sollen, hat sich mir noch nicht erschlossen, aber das soll hier nicht das Thema sein. Psychologen vom Londoner University College haben jetzt jedoch hirnanatomische Unterschiede bei Testpersonen verschiedener politischer Gesinnung festgestellt.

Kölner Stadt-Anzeiger, 30.04.2012: Das Hirn ist politisch

Jörg Zittlau berichtet darüber im Kölner Stadt-Anzeiger, in der Schwestwerzeitung Frankfurter Rundschau findet sich ein weiterer Beitrag von Adtian Lobe dazu – mit einem kritischem Leserkommentar zu den Grenzen seriöser Wissenschaft. Immerhin wurde das Ergebnis in den Philosophical Transactions of the Royal Society B veröffentlicht, aber auch das will vermutlich nicht viel heißen. Den Probanden wurden Fragen zu ihrer politischen Auffassung gestellt, mit Antwortmöglichkeiten von 1 bis 5. Dabei wurde ihr Gehin per Magnetresonanz gescannt.

Rechtskonservative zeigten dabei angeblich eine deutlich größere rechte Amygdala (der rechte „Mandelkern“, ein Zentrum zur Verarbeitung von Emotionen und von Angst), Linksliberale dagegen mehr graue Hirnmasse im vorderen Hirngürtel (ein Zentrum zur Verabreitung von Konflikten und Unsicherheiten). Die beiden Regionen des limbischen Systems seien relativ zuverlässig bei mehr als 70 Prozent der untersuchten Testteilnehmer zuzuordnen gewesen, berichtet der Teamchef Ryota Kanai.

Den Forschern zufolge passen die festgestellten Gehirnaktivitäten sehr gut: Konservative Menschen seien angstanfälliger, Liberale offener gegenüber Unbekanntem. Der Kölner Stadt-Anzeiger zitiert des Testleiter: „Mit unserer Studie haben wir nun auch eine biologische Grundlage für diese Charakterunterschiede gefunden.“ Kein Witz, im Weiteren wurde vorgeschlagen, zum Beispiel die Ansichten von Mac-Usern mit denen von PC-Nutzern zu vergleichen. Dann könnten wir auch gleich die Hirnaktivitäten verschiedener Sportfans oder von religiösen Gruppen untersuchen.

Abgesehen von den damit verbundenen Gesundheitsrisiken und den mutmaßlichen Einwänden von Ethikkomissionen spielt bei diesen Untersuchungen und ihren Ergebnisen noch ein weiteres Problem eine große Rolle (ähnlich wie bei einem anderen Ergebnisbericht zur Hirnforschung aus dem Vorjahr): Wir wissen nicht, ob die Unterschiede in der Hirnanatomie Ursache oder Folge der Anschauungen sind.

Die Dinge beim Namen nennen

Montag, 30. April 2012

Es gibt Leute, die reden drum herum. Manchen fehlt einfach der Durchblick, sie wissen nicht, worüber sie sprechen. Andere wollen sich nicht festlegen oder es allen recht machen. Wieder andere hören sich einfach selber gerne beim Reden zu und kommen nicht auf den Punkt. Dabei könnte Kommunikation doch so einfach sein: Ich sage etwas, Du verstehst es und teilst meine Meinung oder du teilst sie nicht und entgegnest daher etwas. Daraus könnte sogar ein Dialog entstehen… Was aber fast noch erstaunlicher ist: Die Dinge beim Namen zu nennen, kommt auch der eigenen Erkenntnis entgegen. Das haben jetzt US-Psychologen herausgefunden.

Kölner Stadt-Anzeiger, 28.04.2012: Hallo, Schlüssel!

Irene Meichsner berichtet im Kölner Stadt-Anzeiger über einen entsprechenden Versuch, ohne jedoch die genaue Quelle anzugeben. Dabei wurden Teilnehmern 20 verschiedene Objekte, versteckt zwischen anderen Objekten, auf einem Bildschirm gezeigt.  Bei der Suche nach dem jeweiligen Zielobjekt half es den Begriff laut auszusprechen. Dies schärft angeblich die Sinne – jedenfalls so lange es sich um bekannte Objekte handelte.

Entsprechend soll es offenbar auch helfen, einen verlegten oder verlorenen Gegenstand wiederzufinden, indem man den Begriff laut ausspricht. Die Forscher sprachen dabei offenbar von einem „verbalen Etikett“, das das gesuchte Objekt trägt. Hierzu kommt mir ein altes (seit der Antike diskutiertes) Problem in den Sinn, das gewöhnlich „Arbitrarietät des Sprachzeichens“ gennant wird und kurz Folgendes besagt: Wenn der Name (oder Begriff) einer Sache von Natur aus zukommt, dann spiegelt er ihr Wesen wider, andernfalls aber nicht.

Dagegen spricht natürlich, dass viele hundert Sprachen viele hundert Begriffe für ein und diesselbe Sache haben (wenngleich auch viele Sprachen miteinander verwandt sind). Wenn aber durch das Aussprechen eines Namens oder eines Begriffs der damit bezeichnete Gegenstand in seinem Wesen erfasst würde, dann sollte das Aussprechen definitiv dabei helfen können, ihn zu finden, wenn er verloren ging. Im Weiteren geht es aber auch um Sprachmagie, ob sich mit Formeln, etwa dem dreifachen Aufsagen bestimmter rythmischer Verse etwas bewirken lässt, z.B. das Auffinden eines Schlüssels.

Vielleicht ist aber alles viel einfacher und die laute Nennung eines Begriffs führt ihn mir einfach bildlich vor Augen, sodass ich ihn mir besser vorstellen und damit leichter finden kann. Damit könnte ich das Ergebnis dieses Experiment auf die kurze Formel bringen: „Selbstgespräche sind der erste Weg zur Besserung.“

Tag der Arbeit – Tag des Menschenpuzzles!

Montag, 30. April 2012

Marco Grawunder von der Forschungsgruppe für angewandte Kommunikationsgestaltung der Deutschen Sporthochschule Köln und Mitbegründer des Sportophonic Orchestras ruft für Dienstag, 01. Mai, um 19:19 Uhr zu einem Flashmob auf dem Roncalli-Platz in Köln auf. Geplant ist ein „Menschenpuzzle“ im Rahmen des Acht-Brücken-Festivals der Philharmonie vom Montag, 30. April bis Donnerstag, 03. Mai. Wie das geht?

So funktioniert’s: Wenn du einen stillstehenden Menschen findest, dann puzzle dich an ihn und steh still. Innerhalb von wenigen Minuten baut sich so ein riesiges eiskristallförmiges Still-Leben aus flashmobbenden Menschen auf. Aber warum versuch ich das zu erklären, wo das Marco doch selbst im kurzen Video viel besser macht? Also hingehen, mitmachen, Spaß haben!

Bereits zuvor finden weitere spannende, sportliche, musikalische und überraschende Aktionen in der Kölner Innenstadt im Rahmen des Projekts „Fluxus trifft Flashmob“ präsentieren . Los geht´s um 17.30 im Foyer des WDR-Funkhauses, die nächsten Stationen sind 18.00 auf dem Wallraf-Platz und 19.00 auf dem Roncalli-Platz. Es gibt übrigens auch einen Video-Wettbewerb zum Schlüsselwerk „4’33““ des berühmten Komponisten (und Pilzspezialisten) John Cage, wie zum Beispiel der nachfolgende Beitrag von der Theatergruppe des Gymnasiums Rodenkirchen. Das Stück besticht durch 4 Minuten 33 Sekunden Stille, gilt als Schlüsselwerk der Neuen Musik und stellt damit die gängige Auffassung von Musik in Frage, uraufgeführt übrigens 1952 in Woodstock.

Vorteile der Sprachkenntnis

Sonntag, 29. April 2012

Fremdsprachen zu beherrschen eignet sich nicht nur hervorragend zur interkulturellen Kommunikation, sondern es begünstigt auch rationale Entscheidungen, wie jetzt ein US-Forscherteam durch mehrere Experimente herausgefunden und im Fachmagazin „Psychological Science“ berichtet hat. Demnach lassen sich Menschen, während sie eine Fremdsprache sprechen, bei ihren Entscheidungen weniger von Gefühlen beeinflussen, als dies Muttersprachler gewöhnlich tun.

Kölner Stadt-Anzeiger, 28.04.2012: Fremdsprachen gut für rationale Entscheidungen

Die Forscher vermuten, dass sich das Gehirn  umstellt, wenn es eine fremde Sprache benutzt, Wortwahl und Satzbau erfolgen bewusster und analytischer. Dadurch würde wahrscheinlich auch die Informationsverarbeitung in anderen Bereichen beeinflusst.

Do you speak english? Parlez-vous francais? Hablas espagnol? Ich würde ja gerne viel mehr Fremdsprachen lernen, auch weil sie durch ihre andere Grammatik und ihre Bilder einen lebhaften Eindruck anderer Denkweisen und Mentalitäten vermitteln. Angeblich soll es nach der vierten oder fünften erlernten Fremdsprache  auch viel einfacher sein, sich daraufhin noch weitere anzueignen. Das Dilemma: So lange man noch keine spricht, fällt einem die rationale Entscheidung, welches die beste ist, einfach viel schwerer…! 🙂

Ich erinnere mich noch daran, das als Zehnjähriger meine Motivation englisch zu lernen, ganz klar die war, die Songtexte im Radio besser zu verstehen. Das hat zwar irgendwann besser geklappt, aber dann schlich sich so langsam die Erkenntnis ein, dass es die meisten Texte kaum wert sind, verstanden zu werden. Ganz im Gegenteil zum Fremdsprachenerwerb, der ist alle Mühen wert – wie wir jetzt wissen, schon wegen der Entscheidungskompetenz!

Frisbee-Film-Funde 66

Samstag, 28. April 2012

More Trickshots to come! Es soll ja nicht langweilig werden, nachdem ich an dieser Stelle bereits in den Frisbee-Film-Funden 43 (The Incredible Speed Boat Catch), FFF 45 (Nachahmer aus Belgien und aus den USA), FFF 49 (brotie Schmidt, ein ganz übler Nachahmer des Originals Brodie Smith) und dann noch einmal das Original in den FFF 54 gezeigt habe. Hier folgt nun ein weiteres Beispiel von igrendwoher unter dem Motto: „Wenn der Vater mit dem Sohne“.

Über sachdienliche Hinweise, woher „Da Choochoo Mike“ stammt und wo sein offenbar begabter Sohn spielt, freue ich mich. Besonders gut gefallen mir die Gummistiefel, die mal eine schöne Alternative zum Sportdress darstellen!

Psychopathologie des Alterns

Mittwoch, 25. April 2012

Eine Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung bestätigt, dass sich heutige Menschen häufig weniger alt fühlen als sie sind. Positiv an der Meldung, die anlässlich der Ausschreibung des Deutschen Alterspreises beuaftragt wurde, ist, dass sich viele ältere Menschen nach wie vor fit und agil fühlen. Als negativ empfinde ich die „Verschiebung“ der Alterswahrnehmung – gegenüber wem oder was? – gegenüber einem vorgeschriebenen Altersempfinden oder gegenüber früher?

Kölner Stadt-Anzeiger, 25.04.12, Viele Alte fühlen sich jünger Die Pressemitteilung der Bosch-Stiftung resummiert: „Die Menschen in Deutschland werden älter, bleiben gesünder und sind vor allem unternehmungs-lustiger. Viele der „Alten“ sind als Business-Angel, Blogger, Entwicklungshelfer, Streetworker oder Leihomas bis ins hohe Alter aktiv.“ So weit, so gut.

Aber noch mal die Frage: Wenn ich mich mit 40 fühle wie 30, oder mit 50 wie 40, wo bitteschön ist da der Bezugspunkt? Aus meiner Sicht kann das nur im Vergleich zum erlebten Durchschnitt sein, nicht aber im Vergleich zu früher oder zu einer normierten Altersempfindung. Und dann wundert mich doch die Aussage, dass sich bei den 75-Jährigen jeder Zweite als jünger empfindet oder bei den 60- bis 74-Jährigen das sogar 58% behaupten. Meiner Ansicht nach macht diese Aussage nur Sinn in Bezug auf andere Gleichaltrige. Dabei wäre 50 Prozent eigentlich der zu erwartende Normwert (die eine Hälfte empfindet sich jünger als die andere, und umgekehrt). Ansonsten handelt es sich eher um eine Art Psychopathologie des Alterns.

Hängt das Ergebnis vielleicht damit zusammen, dass Altern in unserer Gesellschaft tendenziell negativ besetzt ist? Bis zum Alter von 40 oder 50 gewinnt man ja vielleicht Erfahrung hinzu. Aber außer überbezahlten Managern werden Mitarbeiter über 60 Jahren doch kaum noch wertgeschätzt! In der Kindheit – mit aller Zeit der Welt – wollen wir alle älter werden. Als junger Erwachsener kursiert zeitweise eine Skepsis „trau keinem über 30!“. Und sobald dann die Haare grau werden, gehörst du tendenziell einer zweitrangigen Bevölkerungsgruppe an. Eine Thematik, mit der ich mich eben erst beginne auseinanderzusetzen…

Jedenfalls ist klar, dass ohne den Tod das Leben nicht vollendet wäre und dass das Leben kontinuierlich auf den Tod zustrebt… Das höhere Alter wird daher oft auch als eine glückliche, da gelassenere und weniger getriebene Lebensphase beschrieben. Schön, dass es dazu nun den Alterspreis gibt. Vereine, Kommunen, Bildungsträger, Unternehmen oder Initiativen der Selbsthilfe können sich noch bis zum 15. Juni 2012 mit ihrem Projekt für ein aktives Leben im Alter um den Alterspreis bewerben. Inhaltlich stehen Themen wie Arbeit, Bildung, Gesundheit, Wohnen, Mobilität und Altersbilder im Mittelpunkt. Die Preisverleihung findet am 29. November 2012 in Berlin statt.

Tätowierte tendieren zum Trinken

Dienstag, 24. April 2012

Der französische Sozialforscher Nicolas Guéguen hat einen Zusammenhang zwischen Tattoos und Trinkverhalten festgestellt. Demnach hatten unter 3.000 jungen Leuten, deren Konsum während eines Kneipenbesuchs er untersuchte, diejenigen mit Tattoos oder Piercings mehr getrunken als nicht tätowierte und gepiercte. Wie immer, wenn es um die pauschalierende Betrachtung einer  begrenzten Zielgruppe geht, ist die Aussage wenig wert, wird aber heiß gehandelt.

Kölner Stadt-Anzeiger, 21.04.12: Hinweise auf der Haut

Hendrik Buchheister weist im Kölner Stadt-Anzeiger darauf hin, dass diese Erkenntnis willkommenes Argumentationsfutter für besorgte Eltern bietet, deren Nachwuchs mit der Idee kokettiert, sich ein Tattoo oder Piercing stechen zu lassen. Die Studie schließt auf weitere riskante Verhaltensweisen. Der Autor im Stadt-Anzeiger bezweifelt allerdings, dass die festgestellte Regel auch für Träger etwa eines rosafarbenen Schmetterlings-Tattoos gilt.

Auf dem Tattoo Guide Blog wird die Meldung dagegen unter der Überschrift „Tätowierte ficken besoffen“ als „Publicity mit einem Buzzword“ für den Forscher bezeichnet. Der Focus (der die Meldung erst aufbauschte) hat ein Folgeinterview mit dem 2. Vorsitzenden des Vereins „Deutsche Organisierte Tätowierer“, Andy Schmidt geführt, in dem dieser unter anderem sagt: „Ich kann keinen Unterschied zwischen Tätowierten und nicht Tätowierten erkennen.“ und „Heute lässt sich jeder tätowieren, und niemand ist mehr schockiert.“

Beides stimmt wohl nicht so ganz, denn erstens besteht der Unterschied – wie der Befragte selber sagt – in einem Lebensgefühl und zweitens ist es nach wie vor eine Frage des persönlichen Geschmacks und eines „Sendungsbewusstseins“, eine Botschaft auf seiner Haut zu transportieren.  Dennoch halte ich die Aufregung auch für deutlich übertrieben.

Der Autor legt es mit seinen Studien mit darauf an zu polarisieren. Das ist immer noch besser, als wenn niemand darüber spräche. Das liegt bereits an der Themenauswahl, wie z.B. auch „Blond sein zwischen Witz und Wirklichkeit“ oder „Musik macht schneller betrunken„. Auch eine Art von Risikobereitschaft.

Crazy little thing called brain

Sonntag, 22. April 2012

Der Neurologe und Kolumnist des Kölner Stadt-Anzeigers Magnus Heier hat im Wochenend-Magazin der Zeitung ganze drei Doppelseiten Raum erhalten, um als Experte in eigener Sache für seine fünfteilige Vortragsreihe im studio dumont zu werben. In dem Beitrag stellt er einige interessante Fakten zum menschlichen Denkorgan zusammen.

Magazin des Kölner Stadt-Anzeigers, 21.04.12, Titel: Die Welt in unserem Kopf

Die genaue Anzahl der Nervenzellen ist zwar noch nicht einmal bekannt (zwischen einhundert Milliarden und einer Billion), doch die Vernetzungen der Zellen (teilweise mit bis zu 1.000 Nachbarzellen) ergeben – Jetzt festhalten! – Stränge von bis zu sechs Millionen Kilometer Länge! Wie heißt es im Lied: „Das ist alles nur in meinem Kopf“? Aber nein: in jedem anderen Kopf auch!

Doch à propos Musik: Angeblich reagiert das Gehirn ganz ähnlich wie auf Sprache auch auf Musik – als eine Art ursprünglicher Sprache. So lassen sich mittels Elektroenzephalogramm leichte Stromimpulse messen, die sowohl bei unsinnigen Sätzen als auch bei ungewohnten musikalischen Harmonien auftreten. Dieses „Protestpotenzial“ muss die Testperson nicht einmal bewusst wahrnehmen, legt aber eine Korrelation beider Ausdrucksformen nahe, obwohl das Musikzentrum in der rechten, das Sprachzentrum (zumindest bei Rechtshändern meist) in der linken Gehirnhälfte liegt.

Magazion des Kölner Stadt-Anzeiger, 21.04.12, Ankündigung der Vortragsreihe: Dr. Heiers Hirnwelten

Andere interessante Punkte rund um die menschliche Schaltzentrale sind die Kapazität („Je mehr Wissen gespeichert ist, desto besser lassen sich noch weitere Inhalte dazu lernen.“), die Manipulierbarkeit („Wenn ein Wein teurer ist, schmeckt er uns besser als ein billiger.“) und die Heilung von Hirnschäden, etwa mittels Stromimpulsen („Die Medizin betritt gerade ein spannendes neues Feld: mit Risiken und Nebenwirkungen.“).

Die breit angelegte Ankündigung dieser Vortragsreihe zwischen 8. Mai und 26. Juni hat sich – zumindest in meinem Fall – gelohnt, als Hobby-Psychologe überlege ich mir doch ernsthaft, die eine oder andere Veranstaltung zu besuchen. Wie heißt es so schön eingangs in der Illuminatus-Trilogie von Robert Shea und Robert Anton Wilson heißt: „Intelligenz bedeutet immer eine Vermehrung von Intelligenz“.

Kölner Schutzhof für Pferde vor dem Aus

Sonntag, 22. April 2012

Auf der Startseite des Kölner Pferdeschutzhofs steht ein Spendenaufruf aus aktuellem Anlass. Durch dramatischen Spendenrückgang im dritten Jahr und u.a. stark gestiegene Heupreise steht der Hof mit seinen drei Säulen Tierschutz-, Jugendhilfe- und Seniorenprojekt vor dem Aus. „Wir würden sehr gerne im kommenden Jahr unser 25-jähriges Jubiläum feiern“, sagt die Vereinsvorsitzende Ruth Machalet, „doch so wie es jetzt aussieht, wird das nicht der Fall sein.“

Logo des Kölner Schutzhofs für Pferde

Rund 30 Pferde verbringen ihren Lebensabend auf dem Kölner Schutzhof – ehemalige Reit-, Renn- und Arbeitspferde, das älteste ist 41 Jahre alt. Das Foto unten zeigt  beispielhaft von links: Drago (15, aus einer aufgegebenen Landwirtschaft) mit Katrin Bleschkowski, Sarah (19, ein Reitpferd, das vom zuletzt arbeitslosen Besitzer falsch gefüttert wurde und daraufhin schwer erkrankte) mit Peter Greifzu und Agathe (24, ein ehemaliges Reitschulpferd) mit Erik Schwan.

Täglich kümmern sich mehr als ein Dutzend Menschen überwiegend ehrenamtlich um die Tiere. „Wir bringen sie raus, bewegen sie, füttern und pflegen sie“, berichtet Claudia Peter, die als Minijobberin den Betrieb leitet. Das Gelände auf dem Ginsterberg im Bezirk Nippes gehört der Stadt Köln. Dennoch belaufen sich Strom-, Wasser und Futterkosten pro Pferd auf rund 220 Euro im Monat. Hofleiterin Peter appelliert an Firmen und Privatpersonen: „Wenn sich in naher Zukunft nichts tut, steht der Schutzhof im Sommer vor dem Aus!“

Drei Tiere des Kölner Pferdeschutzhofs im Bezirk Nippes

Neben dem Hauptzweck des Tierschutzes verfolgt der Hof auch Kinder- und Jugendarbeit, ist ein beliebtes Lern- und Freizeitprojekt für Kinder jeden Alters. Die Unterstützung des Jugendamts Köln fließt in die dafür notwendigen Aufsichtsjobs. Dritte Säule des Vereins ist die „Kölner Tiertafel“, die Tierfutter sammelt und unter Senioren verteilt, die sich das verbliebene Haustier sonst nicht mehr leisten könnten. Derzeit übernehmen einige der rund 100 Vereinsmitglieder Patenschaften für Pferde, doch decken diese die anfallenden Kosten für Unterhalt und medizinische Versorgung nicht.

Der Hof war mehrfach Zielscheibe von Brandanschlägen, die Scheunen und Futterrvorräte vernichteten, im Vorjahr haben Vandalen zudem mutwillig die Stromversorgung  gekappt. Spenden unter dem Stichwort „Pferdeschutzhof“ bitte auf das Konto 4702173014 bei der Raiffeisenbank Frechen-Hürth, Bankleitzahl 37062365. Kontakt zu Ruth Machalet, Telefon 0221-745707.

Das Tiefpreis-Paradoxon

Samstag, 21. April 2012

Der Wirtschaftsteil des Kölner Stadt-Anzeigers hat zum Wochenende als Schwesterzeitung der Frankfurter Rundschau mit einer hoch interessanten Meldung über eine DIW-Studie aufgemacht. Demnach wirken vermeintliche Günstigangebote im Gegenteil oft preistreibend. Grund ist eine psychologische Irreführung der Konsumenten, wie Stefan Sauer in beiden genannten Zeitungen aufdeckt.

Kölner Stadt-Anzeiger, 20.04.12: Tiefpreisgarantie verteuert Ware

Das Prinzip des Tiefpreisversprechens nutzten in der Vergangenheit unter anderem der Media-Markt, Bau- (Obi) und Möbelmärkte (Höffner), die Rewe-Kette und Brillen Fielmann. Die Aussage „Keiner ist billiger als wir“ wird dabei verbunden mit der Aufforderung: „Wenn Sie dasselbe Produkt wo anders günstiger entdecken, erhalten Sie die Differenz von uns erstattet“, oder ähnlich. Die Marketingspezialisten machen sich dabei die Trägheit der Konsumenten zunutze.

Dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge werden die angeblichen Niedrigpreise bewusst über dem mittleren Marktpreis angesetzt, wobei jedoch die wenigsten Kunden die Aussage tatsächlich überprüfen. Fazit: Die meisten Stammkunden werden gehalten und vermutlich sogar einige neue dazu gewonnen, die sich locken lassen ohne die Preise zu vergleichen. Der Aufwand den Preisvergleich durchzuführen und nachzuweisen ist doch einigermaßen hoch, daher würden das die wenigsten Konsumenten tun.

In der Folge würden andere Anbieter ebenfalls den Preis für dasselbe Produkt erhöhen, wo möglich ebenfalls mit einer Preisgarantie verbunden. Noch stärker könnte der Effekt ausfallen, wenn nicht nur der Differenzbetrag, sondern ein zusätzlicher prozentualer Abschlag in Aussicht gestellt würde. Allerdings,  wird eingeräumt, wurden diese Effekte auf dem deutschen Markt noch nicht untersucht.

Zur Frage nach einem möglichen Verbot solcher Praktiken gibt sich das Kartellamt zurückhaltend (immerhin handelt es sich um eine bewusste Irreführung des Verbrauchers, wohl wissend einen Preis als „garantiert niedrig“ auszugeben, der bewusst über dem der Konkurrenz liegt): Es lägen dabei keine unzulässigen Preisabsprachen vor. Stefan Sauer schließt den interessanten Beitrag mit der Feststellung, dass einer Studie der Uni Marburg zufolge drei Viertel der Konsumenten „keine Vorstellungen von Niedrigpreisgarantien“ haben.

Das bedeutet jedoch nicht, dass sie nicht doch darauf hereinfallen könnten. Denn erfahrungsgemäß reicht dem Kunden das Gefühl gespart zu haben. Schnäppchen lösen im Gehirn ein Belohnungssystem aus, dafür reichen oft die billigsten Versprechungen. Ranga Yogeshwar erklärte dazu jüngst bei „Hart aber fair“: „Bei Sonderangeboten setzt der Verstand aus.“ (s. auch Video der Sendung ab Minute 05:20)