Archiv für Mai 2010

Neues aus der Tierwelt 7

Montag, 31. Mai 2010

„Tiere im falschen Film“ oder: „Könntest Du bitte das Programm wechseln?“ wären denkbare Überschriften für das Sammelsurium dieser Kurzmeldungen aus der Welt, das an Alfred Hitchcocks „Vögel“ erinnert, eine Katze im Kaltwaschgang beinhaltet und an japanische Godzilla-Trashmovies gemahnt.

Die Welt, 28.05.2010, Titel: Krähen greifen Passanten an

Die fortwährenden Attacken zweier Krähen auf Spaziergänger und Radfahrer in Bremen zeugten jedoch in Wahrheit von Mitmenschlichkeit, pardon: „Mittierigkeit“. Die schlauen Vögel wollten verhindern, dass sich Menschen einer dritten, verletzten Krähe nähern. Wie heißt es doch so schön: Eine Krähe hackt einer anderen kein Auge aus – dafür aber Menschen. Übrigens wurde ähnliches Verhalten auch in Berlin beobachtet, was aber laut Ornithologen zur Brutzeit nichts Ungewöhnliches darstellt.

Die Welt, 28.05.2010, Titel: Kätzchen Kimba überlebte Kaltwaschgang

Durchaus ungewöhnlich ist dagegen das Verhalten eines Menschen, der sein armes, kleines Kätzchen in einer Waschmaschine einer 30-Minuten-Wäsche unterzogen hat. Dabei wissen wir doch alle, wie wenig Katzen eine Ganzkörper-Wäsche lieben. Besonders erschwert wird der dargestellte Sachverhalt dadurch, dass es sich a) um ein „Kätzchen“ handelt“ (wie süß! – und dann so naß – ooohhh!), b) dass es „Kimba“ heißt, ganz nahe beim kleinen König der Löwen namens „Simba“ und c) dass es dieses Mal den Erzfeind der Mäuse traf, wo doch schon Stuart Little im ersten Film ein ähnliches Schicksal erleiden musste.

Die Welt, 28.05.2010, Titel: Saurier hüpften von Insel zu Insel

Diese Meldung krönt jedoch das Absurditätenkabinett – wird durch die Überschrift doch das Bild suggeriert, dass es sich um riesenhafte Echsen gehandelt haben müsste (noch viel größer als Godzilla), die im früheren Urmeer Thetys mit ihren gigantischen Beinen von Insel zu Insel sprangen, als wäre das gar nichts. Funde in Ungarn (in der späteren Kreidezeit Teil meherer solcher Inselketten) legen diese ähnlich lautende Vermutung nahe. (Aus dem im Westen gelegenen Superkontinent Pangaea entstanden übrigens erst später die Kontinentalplatten Afrikas und Eurasiens.) Aber das Springen ist gar nicht wörtlich gemeint, sondern leitet sich nur aus dem englischsprachigen Begriff des „Island-Hopping“ ab, eine Form des Urlaubs, den sich nur die Neureichen unten den Dionsauriern leisten können.

Tolle Erfindungen vor der Fußball-WM

Sonntag, 30. Mai 2010

In der Welt vom Samstag werden sehr hilfreiche Erfindungen vorgestellt, die gerade recht zur Fußball-WM in diesem Jahr kommen: In Stuttgart wurde der Stürmer erfunden, der immer trifft, in Karlsruhe eine „Elektronik-Joppe“, die das bevorstehende Reißen der Sehne eines Leistungssportlers vorhersagen kann, und ein nachwachsendes Lächeln in New York.

Welt, 29.05.2010, Titel: Ein Lächeln, das nachwächst

Das nachwachsende Lächeln betrifft Zähne, die in verwaisten Kiefern aus Stammzellen aufgebaut werden können (vgl. den Welt-Beitrag von Jörg Zittlau). Vielleicht könnte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft (= „wir“) dieses nachwachsende Lächeln benötigen, wenn es ihr (= „uns“)nach der Vorrunde der Fußball-WM vergangen sein sollte, weil der erwartete Erfolg nicht eingetreten ist? Dabei  sind wir am vergangenen Wochenende doch wirklich vom Erfolg verwöhnt worden: Die Nationalelf schlug Ungarn (auch ohne den neuen Kapitän Philipp Lahm) mit 3 zu 0, Vitali Klitschko bezwang mit hängenden Fäusten einen ohnmächtigen Gegner und unsere Lena hat auch noch beim Eurovision Song Contest in Oslo gewonnen.

Welt, 29.05.2010, Titel: Der Stürmer aus dem Labor

In derselben Ausgabe der Welt dazu passend ein Bericht von Klaus Schlütter: „David“, die Erfindung Stuttgarter Wissenschaftler, trifft als automatischer Elfmeterschütze praktisch immer. Nicht schlecht als Alternative, falls die Stuttgarter Nationalspieler Mario Gomez (Ex.-VfB Stuttgart, jetzt FC Bayern München) und Cacau (aktuell VfB Stuttgart) in der Nationalef doch nicht mehr so zuverläsig wie gestern treffen sollten…

Welt, 29.05.2010, Titel: Warnung aus der Weste

Eine weitere Top-Innovation, über die Harald Czycholl in derselben Zeitung berichtete, misst als intelligente Berufsbekleidung Herzfrequenz und Laufgeschwindigkeit z.B. auch bei Fußballern, um festzustellen: Gefahr in Verzug – hier könnte gleich eine Sehne reißen! Könnten wir allerdings Typen aufstellen wie David im Sturm und seinen Torwartkumpel „Goalias“, der bis zu 93 Prozent ller Elfmeter killt, dann bestünde auch hinsichtlich des schwachen menschlichen Fleisch-Materials keine Gefahr mehr.

Frisbeesport im Zeichen der Völkerverständigung

Sonntag, 30. Mai 2010

Die Frisbeesportabteilung des ASV Köln, „Frühsport 0,2“, veranstaltet am kommenden Wochenende (5. und 6. Juni) das vierte internationale Turnier im Teamsport Ultimate Frisbee, die „Disc Days Cologne„. In diesem Jahr wird nach häufigen Mailkontakten voraussichtlich erstmals auch ein Team aus Ulan Bator (Mongolei) zu Gast sein (Texthilfe berichtete).

Logo der "Disc Days Cologne" von Till Nows

Samstag und Sonntag werden jeweils ab neun Uhr beim ASV Köln und auf der Stadionvorwiese Spiele in der schnellen Mannschaftssportart ausgetragen.  Gemeldet sind 20 Herren- und 10 Damenteams. Titelverteidiger bei den Herren sind die „7 Schwaben“ aus Stuttgart. Neben zahlreichen deutschen Top-Teams haben sich auch Mannschaften aus Österreich, Frankreich und Belgien angekündigt. Außer dem Endzonensport Ultimate, der 7 gegen 7 gespielt wird, findet auch ein Geschicklichkeitswerfen statt, bei dem von sieben Stationen aus jeweils 4 Scheiben in ein Tor der Größe 1,50 m mal 1,50 m zu werfen sind („Accuracy“, Texthilfe berichtete mit Grafik).

Felderbelegung bei den DDC 4 auf der Stadionvorwiese

Am Samstag abend um etwa 21:00 Uhr werden die Gäste aus der Mongolei mit einem Auftritt der 1. Kölner Mongolenhorde überrascht. Diese führen vom 20. bis 22. August ihr diesjähriges Mongolen-Lager in Köln-Heimersdorf durch. Die Finalspiele finden am Sonntag ab 12:00 Uhr bis etwa 16:00 Uhr im ASV-Stadion, Olympiaweg 3, statt.

„Prosumenten“ und Protest-Liker

Donnerstag, 27. Mai 2010

Zwei Quellen beschreiben jüngst unterschiedliche Auswirkungen Sozialer Netzwerke auf die Politik von Unternehmen: Im Handelsblatt wird die Macht fotografierender Modeblogger beschrieben, in der Fachzeitung FNG Magazin (für Food, Nonfood und Getränke) behandelt ein Beitrag die teilweise schon ausgeübte Macht der Schwarmintelligenz.

Handelsblatt, 25.05.2010, Titel: Mitmachmarken erobern das Warenregal

Fashion-Blogger wie Scott Schuman und Yvan Rodic sorgten für eine „Demokratisierung der Mode“, heißt es da, darüber hinaus würde unter Marketingspezialisten bereits allgemein immer seltener vom Konsumenten gesprochen, sondern vielmehr vom „Prosumenten“ als Kurzform proaktiver Konsumenten. Demnach richteten sich schon einige große Modekonzerne nach Blogs, um zu erfahren, „wie der Verbraucher tickt, was er will und was ihm gefällt“. Als weiteres Beispiel wird die interaktive Heimwerkerseite von Bosch genannt, mit der neue Trends aufgespürt werden sollen. Die gute Nachricht: Die Bedürfnisse der Konsumenten werden ernst genommen. Die schlechte: Sie liefern den Konzernen oft nicht nur Geschäftsideen, sondern ihre Daten frei Haus dazu.

fng Magazin, 2-2010, Titel: Wie interaktive Netzwerke Macht über Unternehmen gewinnen

Der Einfluss von Internet-Netzwerkern auf große Unternehmen wird im Beitrag des fng Magazins am Beispiel von Nestlé verdeutlicht. Da der Konzern in seinem Schokoriegel Kitkat Palmöl verwendet, für dessen Gewinnung Regenwald in Indonesien abgeholzt wird, hat Greenpeace in Anlehnung an den Werbespot ein erschreckendes Video gedreht, das vor allem über Facebook mehr als eine halbe Million mal angeklickt wurde. Obwohl Nestlé mittlerweile mitteilte, dass der Vertrag mit dem entsprechenden Öllieferanten aufgelöst sei, bleibt ein Imageschaden und Vertrauensverlust.

Der Beitrag stellt klar, dass die Mund-zu-Mund-Propaganda wie eh und je laufe, nur eben in einem viel schnelleren Tempo. Gelebte ethische und soziale Werte, heißt es weiter, würden in Zukunft noch weit stärker als bisher den Erfolg eines Produkts mitbestimmen. Virale Kampagnen sind dazu geeignet, Vorzüge oder Nachteile der Allgemeinheit mehr oder weniger drastisch vor Augen zu führen. Der geneigte Facebook-Nutzer muss dem Protest-Inhalt dann nur noch seine Zustimmung erteilen, indem er den „Like-Button“ klickt. Allerdings ist dazu vorher ein engagierter „Prosument“ nötig, ein Blogger, Journalist oder eben eine Institution wie Greenpeace, die mit den entsprechenden Mitteln auf positive oder meist negative Eigenschaften von Produkten aufmerksam macht.

Die ipad-Mania grassiert

Mittwoch, 26. Mai 2010

Gewohnt einfallsreich betitelt der Spiegel in seiner Ausgabe dieser Woche (KW 21-10) eine Geschichte über die Markteinführung von Apples neuestem Wundergerät in Deutschland:

Spiegel, 25.05.2010, Titel: Ein iPad für ein Halleluja

Der Bezug ist ein Auftritt des Axel-Springer-Chefs Matthias Döpfner in der US-Talkshow „Charlie Rose“, bei dem er gebetsmühlenartig die Vorzüge des Tablet-PCs gepriesen haben muss. Mittels des neuen Geräts soll die Zahlungsbereitschaft der Zeitungsleser erprobt werden – während es gemäß Notiz in der heutigen FAZ Rupert Murdoch in Großbritannien aktuell bereits mit der „Times“ und der „Sunday Times“ im Internet versucht. Nach etwa vier Wochen kostenfreier Nutzung nach Anmeldung soll der Zugriff dann ein Pfund pro Tag oder zwei Pfund pro Woche kosten.

FAZ, 26.05.2010, Titel: Alles oder nichts

Die Auswirkungen des iPad auf den Journalismus werden im Spiegel als nicht absehbar beschrieben. Allerdings übe sich die Branche noch in Vorsicht, schreiben Markus Brauck, Martin U. Müller und Thomas Schulz, wenngleich sie „riesige Hoffnungen an das Ding“ knüpfe. Denn selbstverständlich müssen Zeitungs- oder Magazin-Apps ansprechend und mit einem gewissen Mehrwert gegenüber den Printausgaben ausgestattet sein. Dies sei den US-Titeln (Wall Street Journal, New York Times, USA Today, GQ und Vanity Fair) bislang nicht gelungen.

Die „visuelle Art des Erzählens“ (Zitat Zeitungs- und Online-Designer Lukas Kircher) habe sich hingegen der zu Disney gehörende Marvel-Verlag zu eigen gemacht, dessen Comics sich auf dem iPad besser lesen ließen als auf Papier. Problematisiert wird neuerlich die stellenweise an Zensur grenzende Kontrolle des Apple-Konzerns, der nicht nur die Geräte herstellt, sondern auch die Inhalte vertreibt. Einen weiteren Aspekt hebt Markus Scheele Anfang der Woche in der Welt hervor:

Die Welt, 25.05.2010, Titel: iPad hilft E-Books auf die Sprünge

Dort heißt es, neben der Zeitungsverlags- könnte auch die Buchverlagsbranche von der Einführung des Lifestyle-Geräts profitieren, was den Absatz elektronischer Bücher in Deutschland anbetrifft. Auch hierbei wird Apple kpnftig in seinem iBookstore eigene Titel anbieten. Interessant hierbei, dass es in Deutschland bereits zahlreiche weitere Anbeiter gibt (Libri, Clando, Buch.de, Libreka!, Beam, Thalia.de, Digital-Lesen, Springer Science, Business Media oder der Campus-Verlag),  diese vertreiben derzeit aber zu sehr stark variierenden Preisen verschiedene Formate wie ePub, Mobipocket, PBD oder PDF.

Eine zusätzliche Herausforderung im internationalen Vergleich stellt die Buchpreisbindung in Deutschland dar: Ich muss für das PDF online genausoviel zahlen wie für das Hardcover im Laden. Die Wahl des Lesegeräts will also wohl überlegt sein. Neben der Auswahl der Titel (nach Welt-Angaben zwischen 145.000 bei Libri und 6.500 bei Digital-Lesen) spielt zum einen das richtige Dateiformat eine Rolle, das möglichst auch noch in einigen Jahren aktuell sein sollte, zum anderen auch die Frage, ob das Gerät einen leuchtenden oder einen schwarz-weißen Hintergrund haben soll (sodass ein Buch auch noch bei Sonne am Strand zu lesen ist).

Berechtigt sicherlich der Hinweis, dass digitale Bücher aufgrund der möglichen Suchfunktion nach Stichwörtern eine besonders gute Chance bei der wissenschaftlichen Arbeit haben. Der Springer Science-Verlag macht nach eigenen Angaben bereits ein Fünftel seines Buchumsatzes mit E-Books. Google hat ebenfalls den Einstieg in den Markt mit digitalen Büchern angekündigt. Am Freitag wird sich zeigen, wie hoch sich die Welle der iPad-Euphorie in Deutschland aufbauschen wird. Multifunktions-Alternativen an Tablet-PCs werden nicht allzu lange auf sich warten lassen.

Umfrageergebnisse zum Fairplay im Ultimate

Sonntag, 23. Mai 2010

Die 12-Klässlerin und U20 Ultimate-Nationalspielerin Sarah Franchini aus Mengen im Allgäu hat in ihrer Stufenarbeit das Thema „Fairplay im Ultimate“ behandelt (Texthilfe berichtete). Im Rahmen des Seminars „Ethik und Sport“ ging sie dabei der Frage nach, ob die Tatsache, dass der Teamsport schiedsrichterlos gespielt wird, tatsächlich der Fairness der Mitspieler zu Gute kommt. Voraussetzung des Selbstregulierens beim Ultimate ist, dass die Mitspieler eine große Regelkenntnis und einen hohen Respekt vor dem Gegenspieler besitzen (Regeln und Bedeutung des Fairplay beim Deutschen Frisbeesportverband e.V.).

Neben den historischen und sporttheoretischen Ausführungen zur Entstehung und Praktizierung dieser Disziplin hat sie auch eine eigene Umfrage durchgeführt, an der immerhin 190 Ultimate-Spielerinnen und-spieler teilgenommen haben. Ohne auf den Inhalt der Arbeit näher einzugehen, stelle ich hier einige interessante Aspekte der Umfrage vor, deren Antworten nach Alter und Geschlecht unterschieden sind (U20, 20-30 Jahre und Ü30, w und m).

S.Franchini: Ultimate-Umfrage, Stellenwert Fairplay

Ausgehend von diesen Angaben ist deutlich, das Ultimate-Spieler durchweg einen hohen Wert auf Fairness legen, der mit zunehmendem Alter noch steigt. Interessant der statistische Ausreißer bei den Spielerinnen unter 20 Jahren, bei denen möglicherweise aufgund eines weniger starken physischen Einsatzes die Erfordernis der Fairness geringer ist (die Interpretation ist auch aufgrund der mit 13 geringen Anzahl der Befragten in dieser Altersgruppe gewagt).

Entsprechend hoch ist insgesamt auch die Befürwortung des Spielens ohne Schiedsrichter. Auffällig hierbei der Ausreißer der männlichen Jugend, der sich möglicherweise auf mangelhafte Regelkenntnis und damit eine Unsicherheit im Verhalten bei strittigen Situationen bezieht (Interpretation auch hier aufgrund von nur 12 Befragten wackelig).

S. Franchini: Umfrage Ultimate, Spielen ohne Schiedsrichter

Als Erklärung hierfür kann die ebenfalls auffällige Aussage derselben Altergsruppe zu der Frage gelten, wie schwer es ihnen fällt, ehrlich zu sein. Bemerkenswert hierbei außerdem die durchgängige höhere Selbsteinschätzung der weiblichen gegenüber den männlichen Befragten.

S.Franchini, Ultimate-Umfrage, einfache Ehrlichkeit

Fast alle Befragten hatten auch schon mit ungerechten Gegenspielern zu tun (Angaben zwischen 72% , 20-30J 2 und 97,9 %, Ü30 m), was die Relevanz der Fragestellung verdeutlicht (gäbe es keine strittigen Situtionen zu schlichten, wäre die Fragestellung nach Fairplay weitgehend unnötig). Auf die Zusatzfrage hin, wie oft diejenigen mit ungerechten Gegenspielern zu tun hatten, zeigt sich eine weitere Auffälligkeit: Bei den männlichen Jugendlichen ist diese Anzahl am höchsten, bei den weiblichen Befragten unter 20 und über 30 hingegen gleich hoch. Die größere Zahl an als ungerecht empfundenem Situationen im Juniorenbereich könnte auf geringere Regelkunde oder auf ungezügelteres (weniger selbstbewusstes) Verhalten zurückgehen. Vermutlich wachsen mit dem Alter der Spieler Regelkenntnis und Selbstkontrolle.

S. Franchini, Ultimate-Umfrage, Häufigkeit ungerechter Situationen

Ähnliche Unterschiede in der Bewertung je nach Alter erweisen sich zuletzt auch bei der Bewertung der Frage nach dem möglichen Einsatz eines Schiedsrichters im Ultimate. Jugendliche tendieren zwar mit 6,7 bzw. 6,8 von 10 Punkten dagegen, dass Schiedsrichter zur Spielsteuerung gerechter wären, liegen mit diesen Werten aber deutlich unter denen der älteren Befragten (zwischen 7,8 und 8,5). Noch deutlicher wird der Bewusstseinsprozess, der sich mit zunehmendem Alter abspielt, in folgender Grafik.

S. Franchini, Ultimate-Umfrage, Vereinfachende Schiedsrichter?

Interessanterweise glauben dies Juniorinnen am wenigsten, unmittelbar gefolgt von den älteren Herren. Nehmen wir die Juniorinnen aus der Statistik heraus (aufgrund der möglicherweise geringeren „Belastung“ des Fairplays), ergibt sich aus den übrigen Werten eine deutliche Wende zwischen den Spielerinnen und Spielern unter 30 Jahren, die einem Schiedsrichtereinsatz positiv gegenüberstehen und denen über 30 Jahren, die dies deutlich ablehnen.

Sehr ähnlich sieht auch das Resultat aus bei der Frage nach dem Einsatz von „Observern“ (Spielbeobachtern, die auf Nachfrage der Spieler eingesetzt werden können). Bei der Schlussfrage, ob der Einsatz von Schiedsrichtern beim Ultimate begrüßt würde, ist die Ablehnung jedoch bereits ab 20 Jahren aufwärts einhellig (zwischen 81 % bei 20-30 J m und 93,6 % bei Ü30 m). Jugendliche entscheiden sich ebenfalls in der Mehrzahl dagegen (69 % nein zu 23% ja bei U20 w, 50% nein zu 33,3% ja bei U20 m – der Rest enthielt sich der Stimme).

Die Debatte um Journalismus geht weiter

Donnerstag, 20. Mai 2010

Der Kölner Stadt-Anzeiger hat zur Debatte über die Zukunft des Journalismus aufgerufen, wenigstens sechs Personen haben sich bereits daran beteiligt: zuerst die Bloggerin Lena Reinhard, danach der Medienwissenschaftler Norbert Bolz, dann gestern der Vorstand der Kölner Mediengruppe M. DuMont Schauberg, Konstantin Neven DuMont (thematisch eher am Rande), und heute schließlich Dr. Hermann J. Roth aus Bonn und Erich-Günter Kerschke aus Köln (beide noch nicht online). Moment, das sind erst fünf! Achja, ich selbst habe auch einen Beitrag an die Redaktion gesandt, der (noch) nicht berücksichtigt wurde. Zweimal schrieb ich schon etwas zum Thema und ich beschäftige mich weiter damit…

Kölner Stadt-Anzeiger, 20.05.2010, Titel: Frei sein und frech bleiben

Hermann J. Roth beklagt den Niedergang der medialen Meinungsvielfalt, ablesbar auch an den vergleichbaren Schlagzeilen allerorten. „Kennst Du eine, kennst Du alle!“, möchte ich sein Statement bezogen auf Zeitschriften zusammenfassen.Vor diesem Hintergrund freut er sich besonders über den Zwischenruf Lena Reinhards, die einerseits individualisierte Zeitungen, andererseits mehr Herzblut im Journalismus fordert. Erich-Günter Kerschke dagegen geht einen Schritt weiter und fordert Journalisten dazu auf, „Gemeinsinn zu stiften“ anstatt sich zu „Komplizen von Erzeugern konfektionierter Meinungen und Haltungen“ zu machen. Als Aufgaben des Journalismus skizziert er „Wege aus der Sackgasse“ zu finden (auch in Anbetracht von politischer Ideenlosigkeit und Politikverdrossenheit). Zustimmung: Dem in Beziehung Setzen und Bewerten von Sachverhalten kommt eine wichtige Rolle zu.

Kölner Stadt-Anzeiger, 19.05.2010, Titel: Die Medienlandschaft gerät aus den Fugen

Der Beitrag des Verlegers vom Vortag erscheint dagegen reichlich ungeeignet, um Stichhaltiges zur Debatte beizutragen. Dass sich die Medienlandschaft verändert und konsolidiert, ist bekannt. Der Zusammenhang zwischen schlechter Wahlbeteiligung und dem Internet dagegen ebenso aus der Luft gegriffen wie der zwischen Demokratisierung und dem Internet. Joachim Losehand kommentiert auf der Internetseite treffend: „Schlapper Alarmismus gepaart mit lustlosem Stochern im Nebulösem. Intellektuelle Durchdringungsschärfe liest sich anders.“

FAZ, 20.05.2010, Titel: Multimillionenfrage 

Ein „Aus-den-Fugen-Geraten“ der Medienlandschaft kann ich nicht erkennen, der Titel online „die Medienlandschaft wird umgepflügt“ trifft den Kern schon besser. Aus den Fugen geraten eher die bisherigen Geschäftsmodelle, womit wir wieder beim Thema wären. Hierzu klingt der Satz „Viele Verleger sind gezwungen, Redaktionsetats den sinkenden Erlösen anzupassen.“ wie eine Rechtfertigung des Verlegers Neven DuMont. In der FAZ ist heute dagegen von Arthur Sulzberger jr., dem Verleger der New York Times zu lesen, der bei einem Vortrag in Frankfurt am Main Schlagworte wie „Courage, Innovationsfreude, Meinungsführerschaft“ bemühte und für eine multimedial stärkere Einbindung der Leser plädierte. Übrigens bekräftigte er ein weiteres Mal, dass es die Inhalte der New York Times nicht kostenlos gebe und beschrieb ein abgestuftes Bezahlsystem.

Neues aus der Tierwelt 6

Donnerstag, 20. Mai 2010

Dieses Mal mit den Themen: wählerische Meisen, durchschaubare Frösche, ein Wolf in Bayern und ein Biber in Sachsen. Die „fabelhafte“ Analogie zu menschlichen Wesenszügen macht die Berichterstattung über Tiere so spannend. Entweder wird das Verständige des Menschen auf sie projeziert oder es wird das Wilde in uns geweckt. Beides jedoch passt so gar nicht zu dieser Welt-Schlagzeile:

Welt, 19.05.10, Titel: Meisen verschmähen Biofutter

Den Forschern der englischen Uni Newcastle zufolge sind es nicht nur die Meisen, die herkömmliche Körner jenen aus Bioanbau vorziehen , sondern auch andere kleine Vögel wie Amseln. Das klingt doch stark nach den ungezogenen Kindern, die wider alle Vernunft das gesunde Gemüse doch nicht mögen. Hintergrund ist laut Beitrag aber, dass herkömmliche Körner zehn Prozent mehr Protein beinhalteten, das die Vögel besser durch den Winter bringe, Pestizide hin oder her. Eine ganz andere Entdeckung haben dagegen Wissenschaftler der Umweltorganisation Conservation International und der National Geographic Socitey in Neuguinea gemacht, berichtet ebenfalls die Welt:

Welt, 19.05.10, Titel: Frosch mit Pinocchio-Nase

In den wenig erforschten Urwäldern spürten sie mehrere neue Tierarten auf, unter anderem einen Frosch mit beweglicher Nase, die immer dann nach oben zeigt, wenn der Frosch aktiv ist, nach unten hingegen in passiven Zeiten. Das kommt dem Leser doch einigermaßen bekannt vor, sowohl was das Sexualverhalten als auch die damit oft verbundenen Lügen von Männern betrifft. Übrigens wurde in Neuguinea auch ein „winziges Wald-Wallaby“ entdeckt, die bislang kleinste bekannte Känguru-Art. Eine altbekannte Art hat dagegen Anfang der Woche in Bayern für Schlagzeilen gesorgt:

Welt, 17.05.10, Titel: Wolf auf Brunos Spuren

Nachdem rings um Bayrischzell mehrere Schafe gerissen wurde, vermutet das Landesamt für Umwelt, dass es sich um dasselbe Tier handeln könnte, dass um den Jahreswechsel nur 20 Kilometer entfernt gesichtet worden war. Dass einzelne Tiere aus wachsenden Rudeln in den Südalpen nach Bayern kommen können, ist nachvollziehbar. Dass es aber in acht deutschen Bundesländern wieder Wölfe geben soll, überrascht doch. Nicht „Homo hominis lupus“, der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, muss es dann heißen, sondern „Lupus hominis lupus“, der Wolf ist dem Menschen ein Wolf, jetzt wieder.

Welt, 17.05.10, Titel: Die Biber-Blockade

Last not least sei auch die Berichterstattung über den an der Waldschlösschenbrücke in Dresden ansässigen Biber erwähnt. Das Tier galt seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts als schon so gut wie ausgestorben. Nun darf es während der „Fortpflanzungs-, Aufzuchts- und Überwinterungszeiten nicht erheblich gestört werden“, auch wenn das den Bauplan der bereits teuersten Stadtbrücke Deutschlands weiter verteuert und in die Länge zieht (bereits zuvor hatten seltene Exemplare einer Fledermaus- und einer Schmetterlingsart die Baurabeiten verzögert). Zeit, um sich ausgiebig Gedanken zu machen, wie das Tier aus meinem „Biber-Zyklus„.

Google möchte sich durch Journalismus retten…

Montag, 17. Mai 2010

…das jedenfalls behauptet indirekt der im heutigen FAZ-Artikel zitierte James Fallows im Monatsmagazin „The Atlantic“. Gemäß dem Blick in amerikanische Zeitschriften von Jordan Mejias stützt sich der US-Autor dabei auf Aussagen des Google-Chefs Eric Schmidt, wonach der Konzern „aus kommerziellen wie staatsbürgerlichen Gründen“ den Journalismus wiederbeleben wolle.

FAZ, 17.05.2010, Titel: Rosig ist die Zukunft und papierfrei

Der zu Grunde liegende Gedanke ist richtig: Nur hochwertige Inhalte lohnen sich angeklickt zu werden. Auf Initiative von Google werde derzeit zusammen mit Vertretern von Zeitungsverlagen nach einem Weg aus der gegenwärtigen Krise gesucht. Zwar halte James Fallows den Vorstoß nicht für leicht zu verwirklichen, aber dennoch für hoffnungsvoll. Das Geschäftsmodell für die Übermittlung professioneller Nachrichten (gegenüber dem viel gescholtenen Bürgerjournalismus) gelte es neu zu erfinden. Dabei geht es offenbar vorrangig um die Frage, wie die künftig kostenpflichtigen Inhalte gegenüber den kostenlosen Lockangeboten abgetrennt und dennoch einfach zugänglich gemacht werden können.

 Als Ursachen werden zur Überraschung des US-Autors laut Google nicht Versäumnisse der Verleger genannt, sondern „das historisch beispiellose Spiel technologischer Kräfte“. Dennoch verhält es sich so, dass mit Ausnahme der „New York Times“ und des „Wall Street Journal“ bei allen anderen US-Tageszeitungen die Kosten für Druck, Papier und Transport diejenigen für die Redaktion deutlich übersteigen. Das Internetangebot der Zeitungsverlage könnte sowohl durch Werbung als auch durch Online-Abonnements den Ertrag der Häuser erhöhen. Hierbei spielt auch wieder die Verfügbarkeit der News für alle Endgeräte (Smartphones, Tablet PCs, E-Reader) eine wesentliche Rolle.

 FAZ, 17.05.2010, Titel: Blick in amerikanische Zeitschriften

Offiziell klingen die Maßgaben hochgestochen: „Distribution, Engagement, Monetarisierung“ (durch packendere Stories mehr Leute erreichen). Allerdings läge die Lösung oft eher in einem Detail. So hätten zum Beispiel die „New York Times“ und die „Washington Post“, Artikel, Videos und Leserkommentare zu Themen als „Living Stories“ gebündelt, die vor allem auch für Suchmaschinen attraktiver seien. Zudem sei ein Projekt „Fast Flip“ gestartet worden, mit dem der Leser durch verschiedene Seiten wie durch ein Magazin blättern könne. Daneben schlägt Google zu einer idealen Platzausnutzung von Werbeflächen ein „Yield Management“ wie bei Fluglinien vor.

 Durch solche Details – weniger aber durch eine klare Geschäftsausrichtung auf den Qualitätsjournalismus – erwartet Google rosige Zeiten für das Nachrichtengeschäft. In der Zukunft würden sich neben den bestehenden, durchaus überlebensfähigen Verlagen neue und ganz anders ausgerichtete Häuser etablieren. Jordan Mejias stellt abschließend fest, dass die konkrete Aussicht für das nächste Jahr schon sehr viel schwieriger sei. Alles wischi-waschi also? Nicht ganz. Jedoch sollte sich das Unternehmen Google nicht überschätzen mit seinen Kompetenzen hinsichtlich der Zukunft der Zeitungen (natürlich kann es diese auch aufkaufen). Die meisten der Überlegungen haben zwar mit interessanten Modellen für das Internetgeschäft, mit Journalismus aber nur entfernt zu tun.

Wochenend-Presseschau 19-10

Montag, 17. Mai 2010

Das Medienmagazin „Töne, Texte, Bilder“ auf WDR5 hat am vergangenen Samstag nicht nur die Meldung des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) wiedergegeben, dass es deutschen Verlagshäusern besser geht als denen in Amerika (Texthilfe berichtete), sondern in diesem Zusammenhang auch sehr interessante Beispiele aufgegriffen.

Screenshot von wdr5.de: "Töne, Texte, Bilder" vom 15.05.2010

So wurde zum einen eine gesunde Ein-Mann-Zeitung aus dem Süden der USA mit mehr als 150 Jahren Tradition vorgestellt, zum anderen die individualisierte Tageszeitung „niiu“ aus Berlin, mit der Wanja Oberhof und Hendrik Tiedemann linksliberale Leser unter 30 Jahren erreichen. Selbst das „Time Magazine“ aus New York hatte sich für den Start des Dienstes im vergangenen November interessiert. Auch der BDZV verfolge das Projekt mit „wohlwollendem Interesse“, heißt es in dem Beitrag von Michael Mayer. 1,80 Euro kostet das niiu-Abo täglich, für Studenten nur 1,20 Euro. Mit etwa 5.000 Abonnenten sei die Schwelle der Wirtschaftlichkeit erreicht, heißt es weiter, unter anderem sind Inhalte aus den Verlagen Axel-Springer (Bild), Holtzbrinck (Handelsblatt) und DuMont-Schauberg (Frankfurter Rundschau), aber auch der taz und der Münchner Abendzeitung zusammenzumixen. 

Außerdem in der Sendung in der Rubrik „Update“ die Erklärung von Jörg Schieb für die Internetstörungen in der vergangenen Woche. Nur, weil ein einziger Server streikte, der als „Telefonbuch des deutschen Internets“ gilt, ging auf vielen Seiten nichts mehr. Die Schlussfolgerung: ein Sicherheitsnetz für das deutsche Internetverzeichnis fehlt, ein so genanntes „Failover“, oder laut Jörg Schieb „eine Art Notstromaggregat für Computerpannen“.

Die Welt, 14.05.2010, Titel: Microsoft, Google und Apple jagen sich die Kunden ab

Ein anderes Thema, das mich in dieser Woche noch weiter beschäftigen wird, ist der Konkurrenzkampf zwischen Microsoft und Google hinsichtlich ihrer Software-Pakete und zwischen Google und Apple bezogen auf die Hardware-Produkte. Alle drei Unternehmen spüren dadurch jedenfalls so etwas wie Konkurrenz, ist dem Artikel in der Welt zu entnehmen. Der Machtkampf um die Bürosoftware-Pakete, die Google seit längerem kostenlos im Netz anbietet, führt nun auch Microsoft dazu, per „Cloud Computing“ die Dienste komplett online anzubieten. Google seinerseits greift aktuell Apple an, indem der Konzern zusammen mit dem US-Netzbetreiber Verizon Wireless einen eigenen (sicherlich reichlich verspielten) Tablet-PC entwickelt, auf Basis des bereits in den Google-Handys eingesetzten mobilen Betriebssystems Android.

Die Welt, 14.05.2010, Titel: Warum eine amerikanische Psychatrie-Professorin die deutschen Männer für ein Erfolgsmodell hält

Zuletzt nur kurz erwähnt der außergewöhnliche Titel für den gewöhnlichen Beitrag zu einer Buch-Neuerscheinung in der Welt zu „Das männliche Gehirn“ von Louann Brizendine. Die Welt am Sonntag fragt vergleichsweise einfacher: „Müssen Männer so sein?„. Der Unterschied besteht auch darin, dass der erst genannte Beitrag von einem Mann stammt, die Fragen in der WamS dagegen von Frauen. Nach dem Bucherfolg „Das weibliche Gehirn“ aus dem Jahr 2007 wird auch dieses Buch sicherlich seine Leserinnen und Leser finden. Das „Erfolgsmodell“ des deutschen Mannes bezieht sich übrigens weniger auf eine Leistung der Männer selbst, sondern auf die Möglichkeit, in Deutschland 14 Monate Elternzeit zu nehmen, um dabei möglichst gut mit seinen Kindern zu kommunizieren (aber nur so lange, bis die Mutter dazukommt)…