Die 12-Klässlerin und U20 Ultimate-Nationalspielerin Sarah Franchini aus Mengen im Allgäu hat in ihrer Stufenarbeit das Thema „Fairplay im Ultimate“ behandelt (Texthilfe berichtete). Im Rahmen des Seminars „Ethik und Sport“ ging sie dabei der Frage nach, ob die Tatsache, dass der Teamsport schiedsrichterlos gespielt wird, tatsächlich der Fairness der Mitspieler zu Gute kommt. Voraussetzung des Selbstregulierens beim Ultimate ist, dass die Mitspieler eine große Regelkenntnis und einen hohen Respekt vor dem Gegenspieler besitzen (Regeln und Bedeutung des Fairplay beim Deutschen Frisbeesportverband e.V.).
Neben den historischen und sporttheoretischen Ausführungen zur Entstehung und Praktizierung dieser Disziplin hat sie auch eine eigene Umfrage durchgeführt, an der immerhin 190 Ultimate-Spielerinnen und-spieler teilgenommen haben. Ohne auf den Inhalt der Arbeit näher einzugehen, stelle ich hier einige interessante Aspekte der Umfrage vor, deren Antworten nach Alter und Geschlecht unterschieden sind (U20, 20-30 Jahre und Ü30, w und m).
Ausgehend von diesen Angaben ist deutlich, das Ultimate-Spieler durchweg einen hohen Wert auf Fairness legen, der mit zunehmendem Alter noch steigt. Interessant der statistische Ausreißer bei den Spielerinnen unter 20 Jahren, bei denen möglicherweise aufgund eines weniger starken physischen Einsatzes die Erfordernis der Fairness geringer ist (die Interpretation ist auch aufgrund der mit 13 geringen Anzahl der Befragten in dieser Altersgruppe gewagt).
Entsprechend hoch ist insgesamt auch die Befürwortung des Spielens ohne Schiedsrichter. Auffällig hierbei der Ausreißer der männlichen Jugend, der sich möglicherweise auf mangelhafte Regelkenntnis und damit eine Unsicherheit im Verhalten bei strittigen Situationen bezieht (Interpretation auch hier aufgrund von nur 12 Befragten wackelig).
Als Erklärung hierfür kann die ebenfalls auffällige Aussage derselben Altergsruppe zu der Frage gelten, wie schwer es ihnen fällt, ehrlich zu sein. Bemerkenswert hierbei außerdem die durchgängige höhere Selbsteinschätzung der weiblichen gegenüber den männlichen Befragten.
Fast alle Befragten hatten auch schon mit ungerechten Gegenspielern zu tun (Angaben zwischen 72% , 20-30J 2 und 97,9 %, Ü30 m), was die Relevanz der Fragestellung verdeutlicht (gäbe es keine strittigen Situtionen zu schlichten, wäre die Fragestellung nach Fairplay weitgehend unnötig). Auf die Zusatzfrage hin, wie oft diejenigen mit ungerechten Gegenspielern zu tun hatten, zeigt sich eine weitere Auffälligkeit: Bei den männlichen Jugendlichen ist diese Anzahl am höchsten, bei den weiblichen Befragten unter 20 und über 30 hingegen gleich hoch. Die größere Zahl an als ungerecht empfundenem Situationen im Juniorenbereich könnte auf geringere Regelkunde oder auf ungezügelteres (weniger selbstbewusstes) Verhalten zurückgehen. Vermutlich wachsen mit dem Alter der Spieler Regelkenntnis und Selbstkontrolle.
Ähnliche Unterschiede in der Bewertung je nach Alter erweisen sich zuletzt auch bei der Bewertung der Frage nach dem möglichen Einsatz eines Schiedsrichters im Ultimate. Jugendliche tendieren zwar mit 6,7 bzw. 6,8 von 10 Punkten dagegen, dass Schiedsrichter zur Spielsteuerung gerechter wären, liegen mit diesen Werten aber deutlich unter denen der älteren Befragten (zwischen 7,8 und 8,5). Noch deutlicher wird der Bewusstseinsprozess, der sich mit zunehmendem Alter abspielt, in folgender Grafik.
Interessanterweise glauben dies Juniorinnen am wenigsten, unmittelbar gefolgt von den älteren Herren. Nehmen wir die Juniorinnen aus der Statistik heraus (aufgrund der möglicherweise geringeren „Belastung“ des Fairplays), ergibt sich aus den übrigen Werten eine deutliche Wende zwischen den Spielerinnen und Spielern unter 30 Jahren, die einem Schiedsrichtereinsatz positiv gegenüberstehen und denen über 30 Jahren, die dies deutlich ablehnen.
Sehr ähnlich sieht auch das Resultat aus bei der Frage nach dem Einsatz von „Observern“ (Spielbeobachtern, die auf Nachfrage der Spieler eingesetzt werden können). Bei der Schlussfrage, ob der Einsatz von Schiedsrichtern beim Ultimate begrüßt würde, ist die Ablehnung jedoch bereits ab 20 Jahren aufwärts einhellig (zwischen 81 % bei 20-30 J m und 93,6 % bei Ü30 m). Jugendliche entscheiden sich ebenfalls in der Mehrzahl dagegen (69 % nein zu 23% ja bei U20 w, 50% nein zu 33,3% ja bei U20 m – der Rest enthielt sich der Stimme).