Archiv für Februar 2010

Heidemann, Hoff und HC West

Sonntag, 28. Februar 2010

Bei der dritten „Kölschen Sportnaach“ im Tanzbrunnen sind Kölns Sportler des Jahres 2009 ausgezeichnet worden. Für mich wenig überraschend die Wahl der Sportlerin des Jahres Fecht-Europameisterin Britta Heidemann und des Sportler des Jahres – wie im Vorjahr – Deustcher Meister, Europa- und Weltmeister im Einerkajak über 100 Meter, Max Hoff. Als echte Überraschunegn dagegen konnten die Wahl des Sportteam des Jahres, des Deutschen Meisters im Inline-Skaterhockey HC Köln-West und – wie jedes Jahr durch eine Jury bestimmt – der Person des Kölner Sports, Edith Wolff vom Kanuclub Zugvogel in Porz-Zündorf, gelten. Sie wurde als erfolgreiche Trainerin mit hohem sozialen Engagement in der Jugend- und Vereinsarbeit ausgezeichnet, wofür sie auch schon die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten hat.

Gruppenbild mit allen Geehrten der Kölnee Sportlerwahl 2009

Veranstalter der erfolgreichen Showveranstaltung ist der Stadtsportbund Köln (SSBK), in diesem Jahr erstmals zusammen mit der Kölner Sportförderhilfe  (KSFV). Diese ehrte denn auch drei Jugendliche, die sich in der Sportbetreuung durch außergewöhnliches Engagement hervortun. Moderatorin Ulrike von der Groeben war mit Handicap angetreten: Sie hatte sich  beim Joggen den Knöchel gebrochen, was das tiefe Mitgefühl der etwa 800 Gäste hervorrief: „Ohhhh!“. Dennoch führte sie einigermaßen souverän durch den abwechslungsreichen Abend, zu dessen Gelingen zahlreiche sportliche Showacts beitrugen, unter anderem die „Madcity Kids Dance Company“, der spektakuläre Diabolo-Artist Sören Eiko Mielke und das Multikulti-Paartanzprojekt „Art of Dance“. Hier raubte ein Paar zweier sechsjähriger Tänzer den Größeren teilweise die Show.

Max Hoff zwischen Konkurrenten, Sponsor und Moderatorin bei der Wahl zum Kölner Sportler 2009

Bei dem Online-Voting hatten fast 10.000 Leute mitgemacht und damit mehr als bei der Wahl zu den Sportlern des Jahres in NRW. Unter den Konkurrenten von Max Hoff waren der Einzel- und Mansnchaftseuropameister im Rollstuhl-Tischtennis Holger Nikelis (Foto oben 2.v.l.)  und der Deutsche Seniorenmeister in 1m-, 3m- und Turmspringen sowie Vizeeuropameister in 3m-Springen Heinz Weisbarth (Foto oben l.), der – wäre es nach dem Willen des Saalpublikums gegangen – wohl zum Sportler des Jahres gewählt worden wäre.  RheinEnergie-Netzvorstand Volker Stauffert als Sponsoren-vertreter (Foto oben Mitte) sprach die Fecht-Europameisterin 2009, Olympiasiegerin 2008 und Weltmeisterin 2007 Britta Heidemann mehrfach mit „Frau Heinemann“ an. Am meisten gefreut haben sich aber die Jungs und Herren vom HC Köln-West, die im vergangenen Jahr bereits zum dritten Mal nach 2006 und 2007 den Deutschen Meistertitel errangen und im Pokalfinale nur knapp an Augsburg scheiterten. Der Kapitän Hans-Hermann Merkel war für sein großes ehrenamtliches Engagement in der Jugendarbeit und sein vorbildliches Verhalten auf und abseits des Platzes bereits zur „Person des Kölner Sports 2007“  gewählt worden (unten auf dem Foto, hinten 2.v.r. mit dunklem Jacket). Nun erfuhren die Zuschauer auch, warum sein Spitzname „Möppi“ lautet: Wegen der Haare! Zudem ein offenbar auch gesanglich gut eingespieltes Team (mit OB Jürgen Roters, vorne Mitte).

Gruppenbild des feiernden HC Köln-West mit Oberbürgermeister Jürgen Roters

Bemerkenswerte Solidaritätsbekundungen

Samstag, 27. Februar 2010

Die Kölner Haie stehen vor der Insolvenz, Hilfsangebote kommen von vielen Seiten, jedoch noch ohne den entscheidenden Durchbruch. Zwar hieß es noch vor gut einem Viertel Jahr, dass man sich in dieser Saison wirtschaftlich keine Sorgen machen müsse. Hatten doch erst im vergangenen Juni acht Investoren eine neue „Sport Holding Cologne“ gegründet, um mit Einlagen von 1,6 Millionen Euro alte Schulden zu tilgen. Doch nun ist seit Anfang der Woche klar: Wenn nicht kurzfristig 500.000 Euro herkommen, ist der Verein noch vor Ende der Hauptrunde wirtschaftlich am Ende, ein Insolvenzantrag wäre unvermeidlich.

Das Haie-Maskottchen präsentiert das "Rettershirt" das bei der Abwendung der Insolvenz helfen soll

Insolvenz ist noch nicht der Untergang: Nur wenn der Club wirklich Pleite macht, verliert er die Lizenz und wird aus der Liga ausgeschlossen. Allerdings sind sich jetzt alle einig – vom Wirtschaftsprüfer der Deutschen Eishockey-Liga Volker Neumann, der aktuell die Unterlagen sichtet, bis hin zum Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters: Die Marke „Kölner Haie“ darf nicht sterben. Nachdem bereits die Markenrechte verkauft und zurückgeleast wurden (das so genannte „sale and lease back“-Verfahren kann auch als Verkauf des Tafelsilbers bezeichnet werden), bleibt die bange Frage: Wie viel Leben steckt noch in der Marke?

Die Gründe für die wirtschaftliche Schieflage sind offensichtlich zu optimistische Prognosen, die nicht eingetreten sind, verbunden mit einem enorm teuren Kostenapparat (vor allem die Miete für die Lanxess-Arena und der Betrieb des hauptsächlich vom Nachwuchs genutzten Trainingszentrums). Während in der vergangenen (bereits zu enormen Schulden führenden) Saison der Zuschauerdurchschnitt noch bei mehr als 10.000 Besuchern lag, kamen in dieser Saison selbst zum Spitzenspiel gegen die Adler Mannheim nur 7.000 Zuschauer in die Arena. Es hat wohl enorme Einbrüche im Dauerkartenbereich gegeben, sowie ebenfalls rückläufige Tendenzen bei Logen und Vip-Karten. Geschäftsführer Thomas Eichin spricht von „unglaublich schlechten Umsatzzahlen“ aufgrund von sinkenden Erträgen bei den Zuschauern, im Merchandising sowie im Sponsoring. Andere Vereine hätten ähnliche Probleme, doch die Haie trifft es aktuell am härtesten, vermutlich genau deswegen, weil sie bisher die stärksten Umsätze in der ganzen Liga hatten.

Screenshot der Seite rettet-den-KEC.de vom 27.02.2010, 18:00 Uhr

Unterstützungsbekundungen kommen nun von vielen Seiten, vor allem ein Gespräch mit OB Roters am gestrigen Freitag habe „eine neue Perspektive aufgezeigt“, hieß es. Die Arena-Management GmbH hat angekündigt, dass die restlichen vier Heimspiele der Hauptrunde in der Lanxess-Arena stattfinden können und auch andere Unternehmen springen bei. Allerdings sind eine halbe Million Euro für den Moment plus mittelfristig weitere zwei Millionen eben kein Pappenstil. Besonders bemerkenswert finde ich die zahlreichen Fan-Projekte, wie der Verkauf der knallroten „Rettershirts“ für 15 Euro, der am Mittwoch beginnt (Vorbestellungen bereits jetzt möglich), sowie der neue Fanclub www.rettet-den-kec.de, der sich aus einer Facebook-Gruppe gegründet hat. Dort waren rapp-zapp 1.200 Fans beigetreten, nun sind immerhin bereits 420 Mitglieder mit Zahlungen von 50 oder 100 Euro dabei. Ziel ist es, mit der ständig aktualisiert dargestellten Summe Bandenwerbung zu kaufen.

Pressesprecher Philipp Walter bittet die Fans jedoch vor allem, die verbleibenden Spiele der Haie zu besuchen, so am Freitag 5. März um 19:30 Uhr gegen die „DEG Metro Stars“, und Fanartikel zu kaufen. Hierzu stellt auch der 1. FC Köln beim Heimspiel am Samstag 6. März gegen den FC Bayern München Flächen zur Verfügung. Am selben Tag wird auch eine Haie-Fanparty steigen. Sportlich geht es für die Haie dagegen noch um die Absicherung von Platz zehn, der zur Teilnahme an „Pre-Playoffs“ berechtigt. Zwei der vier Teams von den Plätzen 7 bis 10 ziehen dabei in die Playoffs ein. Die Teilnahme könnte die finanziellen Aussichten nur verbessern helfen. Wie schnell eine Bundesliga-Mannschaft  infolge Miskalkulation, Wirtschaftskrise und fehlender Unterstützung kaputt gehen kann, hat Köln erst im vergangenen Jahr bei den Basketballern der „Köln 99ers“ erlebt.

Presseunterlagen für „Ort im Land der Ideen“

Freitag, 26. Februar 2010

Frankenstadion Heilbronn, 6. August 2010 – Dieser Tag und dieser „Ort im Land der Ideen“ ist vielleicht nur einer von 365 in diesem Jahr. Für den Deutschen Frisbeesport-Verband (DFV e.V.)ist es aber DER Ort der Orte und der Tag der Tage: Vorfinaltag der Junioren Ultimate-WM in Heilbronn. Jetzt sind die vielfältigen Presseunterlagen der Marketing für Deutschland GmbH bei der DFV-Geschäftsstelle eingetroffen. Tolle Materialien, die alles enthalten, was das Herz begehrt.

Land der Ideen Dahlien-Samentüte

Der Größe nach geordnet befanden sich in dem großen Karton zwei Fahnen, etwa 40 A3-Plakate, ebensoviele Tragetaschen und Pressemappen, ein paar Blankobücher, jede Menge Schreibblöcke, Tütchen mit Dahliensamen (ich dachte, das seien Zwiebelgewächse),  Bleistifte, Luftballons, kleine faltbare Deutschlandkarten sowie Fruchtgummi-Tüten.

"Land der Ideen"-Tragetasche

Die Hälfte dieser üppigen und vorbildlich zusammen gestellten Unterlagen ist bereits in kleinere Kartons verpackt und geht an diesem Wochenende noch von Köln nach Heilbronn. Hierzu bietet sich die C-Relegation in Köln zur Hallenmeisterschaft 2010 im Ultimate Frisbee an. Denn an diesem Turnier nehmen auch die Heilbronner Muggeseggele teil, die bei der Open-Qualifikation in Karlsruhe den zweiten Platz belegt haben. Sie können die Pakete mitnehmen nach Heilbronn, wo aktuell nicht nur die Vorbereitungen für die Ultimate-WM im Allgemeinen auf Hochtouren laufen, sondern auch diejenigen für die Pressekonferenz zur Ehrung als „Ort im Land der Ideen“ am Freitag, den 06. August 2010. Näheres hierzu demnächst.

A3-Plakat mit allen Tagen und "Orten im Land der Ideen"

Neue Verlagspläne fürs Netzgeschäft

Donnerstag, 25. Februar 2010

Unabhängig voneinander thematisieren heute das Handelsblatt und die FAZ Absichten der Zeitungsverlage, über das Internet-Geschäft „Werte zu schöpfen“, wie es so schln heißt. In seiner wöchentlichen Handelsblatt-Kolumne „Littmanns Marken-Zeichen“ lässt sich Peter Littmann, Partner der Markenberatung Brandinsiders, über das iPad als vorgebliche Rettung für die Zeitunsgverlage aus. In der FAZ wird nur kurz über die Absicht von Gruner+Jahr berichtet, eine für alle Verlage offene Technologieplattform aufzusetzen.

FAZ, 25.02.10, Titel: Plattform der Verlage

„Erst eine Hakelei, dann ein Bündnis“, beginnt der mit „miha“ unterzeichnete Kurzbeitrag. Nach der Kritik von WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach an einem zunächst kostenlosen FTD-App aus dem Hause Gruner+Jahr fand er doch mit dessen Geschäftsführer Bernd Buchholz zusammen. Während das FTD-App nun gestaffelt kostenpflichtig ist, siond sich beide einig, dass das kostenlose Tagesschau-App gebührenfinanziert ist und damit „nicht den gleichen Marktgesetzen“ wie Business-Modelle privater Anbieter unterliegt. Daher gehen sie nun „im Schulterschluss“ mit einer Art „Online-Kiosk“ dagegen vor. Dieser sei vom Deustchen Pressevertrieb zusammen mit Bertelsmann initiiert und sei daraufhin konzipiert, über Verlagsgrenzen hinweg mit ein- und demselben Paid-Content-Modell zu arbeiten. Lassen wir uns überraschen!

Handelsblatt, 25.02.10, Vorspann Littmanns Marken-Zeichen

Peter Littmann analysiert gewohnt scharfsinnig, dass die Diskussion in den USA als Vorreiter für hiesige Auseinandersetzungen aktuell nicht nur die Rettung der Zeitungsbranche, sondern sogar der Werbeindustrie durch das iPad thematisert. Meine Haltung zu dem Gerät hatte ich bereits geäußert. Wenn andere ähnlich pragmatisch denken: „Wozu so ein eingeschränktes Hilfsgerät?“, dann sehe ich der möglichen Doppelrettung eher skeptisch entgegen. Apple jedoch solle wie schon bei kostenpflichtigen Musik-Downloads nun erneut den Vorreiter in Sachen „Qualität ist ihren Preis wert“ machen, wird der Kolumnist David Carr angeführt.

Allerdings sieht auch Peter Littmann mit den neuen Touch Screen-Geräten ein Ende der Kompatibilität von Techniken und Formaten gegeben, das einer Erfolgsgeschichte zuwider läuft. Vor allem, weil Flash aktuell auf den iPads noch nicht läuft, dürfte es die Online-Werbung auf diesem Gerät besonders schwer. Daher ist seine Conclusio (kurz gefasst), dass es qualitativ hochwertige Printinhalte ebenso schwer haben dürften, „wenn die Betreiber der neuen Plattformen gleichzeitig die Werbung im Netz behindern.“

Marktmacht als Vorbild für Cyberdemokratie

Mittwoch, 24. Februar 2010

Hard facts und soft skills im Vergleich: das neuerliche Abwägen zwischen Firmenkulturen, diesmal von Apple und Google, in der Welt in einem informativen Beitrag von Katja Ridderbusch.  Apple gegründet von Steve Jobs 1976, Google von Larry Page und Sergey Brin 1988. 43 Milliarden Dollar Umsatz hatte Apple 2009, 23,6 Milliarden Dollar Umsatz Google. Geschäftsmodell Apple: eigene Softwware mit eigener Hardware verbinden, Geschäftsmodell Google: Suchalgorithmen verbunden mit Cloud Computing zu Konsumentenprofilen. Doch  ihre Firmenkulturen unterscheiden sich gehörig, wie zusammengefasst in der Überschrift.

Welt, 24.02.10, Titel: Gründerkult gegen kreativen Freizeitpark

Dabei waren beide Firmen lange Zeit vereint im Angesicht des gemeinsamen Feindes Microsoft. „Doch seit einiger Zeit haben sich Google und Apple nicht mehr lieb. Denn der Computerhersteller dringt in den mobilen Anzeigenmarkt vor und expandiert im Bereich Video“, schreibt Katja Ridderbusch, „Und spätestens seit Google im Februar sein eigenes Smartphone Nexus One auf den Markt brachte, ist das Band zwischen den Partner zerrissen.“ Die Kluft würde bereits an den nur zehn Kilometer voneinander entfernten Firmensitzen in Cupertino (Apples majestätitscher weißer Beton-Glasbau) und Mountain View (das verspielte Verschnitt aus Campus und Aniomationsclub, genannt Googleplex).

Die Firmenkulturen allerdings divergieren vordergründig noch stärker: Steve Jobs sei schwer zufrieden zu stellen und schnell mit Kündigungen bei der Hand, heißt es. Indem er hart gegen sich und andere sei, führe er seine Mitarbeiter zu Bestleistungen. Verschwiegenheit wird propagiert, gleichzeitig hängt der Aktienkurs am Gesundheitszustand des gebeutelten Patriarchen. Was bei Google auf den ersten Blick wie der reinste Spaßtempel wirkt, ist allerdings ebenfalls nicht nur lustig. Die Mitarbeiter sollen sich bei Tischtennis, Tischfußball, Carrerabahnen und Legosteinen wohl fühlen, damit sie länger arbeiten können. 20 Prozent ihrer Zeit sollen sie angeblich in die Entwicklung eigener Ideen stecken.

Das Firmenmotto „Don’t be evil“ klingt jedoch bereits wie die Eintrittskarte in den Vorhof zur Hölle. Transparenz ist Fehlanzeige: Weder die Klicks der Suchmaschine pro Tag noch Angaben über Standorte, Rechenzentren oder Neueinführungen würden veröffentlicht. So entpuppen sich beide Unternehmen, die mittlerweile Kerngeschäftsfelder des jeweils anderen angreifen, als von ähnlicher Kultur, dem überdimensionalen Erfolg verpflichtet. Während das Wort „googeln“ bereits den Einzug in den Duden gefeiert hat, zählt Apple mit einem geschätzten Wert vom 63 Milliarden Dollar bereits zur sechstteuersten Marke der Welt. Wenn diese Markenmächte die Internetkultur bestimmen, kann es nicht weit her sein mit der davon dominierten Cyberdemokratie.

Teilhabe an der Teilenskultur

Dienstag, 23. Februar 2010

Im Feuilleton der Welt steht heute unter der Rubrik „Aus internationalen Zeitschriften“ ein sehr interesasanter Kurzbeitrag aus der „Gazeta Wyborcza“ (laut Wikipedia die größte überregionale polnische Tageszeitung) zum Thema der Kultur des Teilens. Zitiert wird Mateusz Halawa, der zusammen mit einem Forscherteam die Nutzung moderner Komunikationstechnologie durch junge Leute untersucht hat.

Welt, 23.02.10, Rubrik: Aus internationalen Zeitschriften

Über die Leichtigkeit des Hochladens von Daten (Fotos und Videos) führe die Kultur des Teilens zum Problem des Übermaßes oder Überflusses. Deshalb werde in den Sozialen Netzwerken (oder im Web 2.0 insgesamt) die Fähigkeit zur Recherche zu einem unverzichtbaren Gut. Dies ist nebenbei ein Aspekt, dem der Betrachter durchaus Positives abzugewinnen vermag,  da die digitalen Marktplätze der Eitelkeiten dies insofern mit wissenschaftlicher Arbeit gemeinsam hätten.

Zu unterscheiden ist hierbei zwischen den Suchalgorithmen, die den dabei gentuzten Suchmaschinen zu Grunde liegen (und dem Suchenden die eigentliche Suche abnehmen), und dem eher praktischen Know-How, mit den richtigen Suchwörtern zum gewünschten Ergebnis zu gelangen. Mateusz Halawa wird angeführt: „Das Wissen, wo die Inhalte sind, wie sie zu orten und zu nutzen sind, wie sie kontexualisiert und weiter gereicht werden, ist heutzutage zum grundlegenden Kriterium für die Teilhabe an der Netz-Kultur geworden.“ Dabei klingt die „Teilenskultur“ im Netz ein wenig nach einer „Leidenskultur“ (rein der Konstruktion udn des Umlaut wegen), wobei das Leid höchstens in einer Reizüberflutung oder aber in fehlender Aufmerksamkeit außerhalb der virtuellen Identität begründet sein könnte.

Die Netzkultur bezieht sich hierbei auf das Teilen des User Generated Contents, auf somit zumeist urheberrechtlich unproblematische Dateien, die selbst angefertigt und hochgeladen wurden. Dies zur Unterscheidung gegenüber den Rechtfertigungen von Helene Hegemann, die ihre nicht erwähnte Vereinnahmung eines fremden Buches mit der „Kultur des Sharing“ erklärt hatte. Wenn sich literarische Zitate auf bekannte Bücher beziehen, ist eine Kennzeichnung nicht zwingend notwendig, da sie sich als Intertexualität erklärt, beziehen sie sich jedoch auf wenig bekannte Bücher, so nennt man dies Plagiarismus.

Welt ,23.02.10 , Titel: Für wWestdeutsche-Medien-Ostdeutsche-unbekannte

Ein weiterer Artikel zu „internationalen Zeitschriften“ (das ist eine Frage der Innen- oder Außenperspektive) bezieht sich auf eine Untersuchung, die die Universitäten in Jena, Leipzig und Wien gemeinsam durchgeführt haben. Demnach werden die Ostdeutschen in den westdeutschen Medien immer noch nicht „auf Augenhöhe wahrgenommen“, wie der Jenenser Historiker Rainer Gries zitiert wird. Westdeutsche stärkten anhand der Vorurteile gegenüber Ostdeutschen ihre eigene Identität. Zudem konzentriere sich die Berichterstattung auf wenige Themen, wie „politische Aktivitäten des Westens“ im Osten oder der Osten „als Empfänger von Zuwendungen“.

„Die anderen“ wie im vom Artikel genannten Film „Das Leben der anderen“ erscheint mir als nach wie vor gängige Sicht zulässig, nicht aber der in der Überschrift gewählte Passus von den „unbekannten Wesen“. Der erinnert an die Aufklärungsfilme von Oswalt Kolle von 1969, was gleichzeitig bedeuten könnte, eine langsam von statten gehende Annäherung würde sich wenigstens über weitere 20 Jahre hinziehen. Oder sind „Dein Mann“ und „Deine Frau“ für uns auch heute immer noch unbekannte Wesen? Dann könnten es auch die Ossis für die Wessis und umgekehrt für lange Zeit bleiben.

Der gläserne Netzwerker

Montag, 22. Februar 2010

Die Financial Times Deutschland hat aus Anlass ihres zehnjährigen Bestehens Anfang der Woche vier Ausgaben in einer verpackt. Zur Gestaltung traten vier Teams aus Politikern, aus Topp-Managern, aus Kreativen und aus Zehntklässlern an. Der von den Schülern gestaltete Teil hat mir am besten gefallen, vor allem der Beitrag in der Agenda-Serie: „Nackt im Netz“ und dazu der Kommentar der Hamburger Zehntklässlerin Theresa Lehmann: „Mausklick pflegt Freundschaft“.

FTD. 22.02.10, Titel: Nackt im Netz

Die Magazingeschichte problematisiert die technischen Standards des neuen Sozialen Netzwerkes „Buzz“ von Google, das automatisch alle früheren E-Mail-Kontakte von Gmail-Nutzern als Freunde hinzufügt sowie ungefragt den geografischen Aufenthaltsort und den Arbeitgeber bekannt gibt. Dies ist bei einer Frau, die sich zuvor von ihrem gewalttätigen Ehemann getrennt hat, besonders unverantwortlich. „Fälle wie dieser zeigen, dass es im Internet keine Garantie für den Schutz der Privatsphäre gibt“, schreiben Andrea Rungg aus Hamburg und Helene Laube aus San Francisco. Weiter heißt es: „Wer sich einmal bei Facebook, Myspace oder MSN angemeldet hat, kann seine Spuren kaum noch verwischen.“

Für den Großteil der weltweit rund 400 Millionen Facebook-Nutzer, die pro Monat mehr als drei Milliarden Fotos hochladen, offenbar kein Problem. Gründer Marc Zuckerberg wird zitiert, wonach „die Ära der Privatsphäre beendet“ sei. Dieser unverantwortliche Umgang Sozialer Netzwerke mit Nutzerdaten könnte aber auch methodisch missbraucht werden, etwa durch von totalitären Regimen beauftragten Hackern oder durch erwachsene Gmail-Nutzer, die ungefragt die für nicht sie bestimmten Chats von Kindern und Jugendlichen mitlesen können. Auch, wenn mittlerweile bereits eine neue, entschärfte „Buzz“-Version existiert, hat doch eine Jurastudentin bereits im Namen von 31,4 Millionen Gmail-Nutzern Sammelklage eingereicht.

Allerdings steht auch Facebook in der Kritik, weil seit vergangenen Dezember Nutzer die Sichtbarkeit ihrer Profile nur noch zwischen „für Freunde“ oder „für alle“ auswählen können. Die kanadische Datenschutzkomissarin Jennifer Stoddard konnte allerdings bei Facebook bereits Änderungen zum Schutz der Privatsphäre erwirken und pant dies nun auch für Buzz. Helen Nussbaum, Professorin für Medien, Kultur und Kommunikation an der New York University, glaubt daran, dass sich Netzwerke mit verbesserten Datenschutzstandards auch bei den Nutzern besser durchsetzen werden. Bis dahin bleiben Teilnehmer, die keine Lust mehr auf eine virtuelle Existenz in einem Onlinenetzwerk haben, auf so genannte „Selbstmordmaschinen“ angewiesen, die einen Großteil der dort hinterlassenen Spuren löschen können.

FTD, 22.02.10, Grafik zur Chatnutzung

In ihrem Kommentar „Mausklick schafft Freundschaft“ appelliert die Gymnasiastin Theresa Lehmann an die Eigenverantwortung der Nutzer. Als praktischen Tipp empfiehlt sie, eine Seite nur den eigenen Freunden zu zeigen. Ansonsten überwögen ihrer Ansicht nach die Vorteile, weltweit Kontakte pflegen und sich im direkten (Chat-)Kontakt mit Freunden austauschen zu können. Indem reale Treffen online angebahnt und durch das Austauschen von Fotos anschließend auch online geteilt würden, ergebe sich eine durchaus sinnvolle Nutzung und die Netzwerke im Internet ließen sich „wirklich als soziale betrachten“.

Wochenend-Presseschau 07-10

Montag, 22. Februar 2010

Onlinenetzwerke, Hugo von Hofmannsthal und der neue Mann. Die Welt am Sonntag bringt eine Betrachtung der Auswirkung virtueller Communities auf das reale Leben. Der Titel lautet „Was nützt die Liebe in Gedanken“ – in Anspielung auf den gleichnamigen deutschen Film mit Daniel Brühl und Anna-Maria Mühe aus dem Jahr 2004 (hieß nicht auch ein altes deutsches Liebeslied so?). In derselben Zeitung eine Besprechung des Düsseldorfer Männerkongresses. In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung hingegen eine überraschend aktuelle Behandlung von Hugo von Hofmannsthals Ansichten zum Journalismus aus dem Jahr 1907.

WamS, 21.02.10, Titel: Was nützt die Liebe in Gedanken?

Lorraine Haist berichtet in der WamS über den Selbstmord einer jungen Frau, die fast 1.000 Freunde auf Facebook hatte. Davon ausgehend charkaterisiert die Autorin die Freundschaften in Onlinenetzwerken als wenig eng, beziehungsweise kaum diesen Begriff wert. Gleichzeitig erwies sich für die spätere Selbstmörderin, die zu Lebzeiten unter schweren Depressionen litt, ihr ausgeprägter Hang sich lieber mit virtuellen als mit reellen Freunden zu umgeben, als äußerst fatal. Viele ihrer Facebook-Bekanntschaften hätten ihre Statusmeldungen mit der Zeit auf „verbergen“ gestellt. „Schließlich gehören Probleme, Imperfektionen und Langeweile zu den Ausschlußkriterien für ein erfolgreiches agieren in sozialen Netzwerken.“

Soziale Netzwerke böten einerseits ein hohes Suchtpotenzial als Rückzugsorte und Ersatzbefriedigung für depressive Menschen, andererseits vergrößerten sie mit zunehmender Nutzung die Gefahr sozialer Verluste in der realen Welt. Laut Bert te Wildt, Mediziner der Abteilung Klinische Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover lasse sich dort „auch das Scheitern besonders großartig inszenieren“

WamS, 21.02.10, Titel: Mann, mach mal!

Scheitern ist ein gutes Stichwort für die in der Sozialwissenschaft vorherrschende Meinung über den Status des Mannes in der heutigen Gesellschaft. Ausgehend von häufig fehlenden Vaterfiguren, fehlenden männlichen Erziehern meist bis zur weiterführenden Schule und fehlenden verlässlichen Richtlinien angemessenen männlichen Auftretens befinden sich viele Männer in einer Identitätskrise. Während die Abwesenheit des Vaters in der Folge zweier Weltkriege zwar beklagenswert, aber unabänderlich schien, ist heute oft eine geistige oder emotionale Abwesenheit der Väter festzustellen, aufgrund der Unsicherheit in einer männlichen Rolle, wie Andreas Fasel treffend beschreibt.

Dauernde Zurechtweisung von Jungs – etwa, wenn sie sich austoben wollten – führten entweder „in die feminine Anpassung“ oder in die machohafte „Überkompensation“. Matthias Franz, Professor am Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Uniklinik Düsseldorf und Mitinitiator des Männerkongresses, spricht in diesem Zusammenhang von einem „jungendiskriminierenden Kurzschluss“ in vielen Kindertagesstätten. Der (kleine und erst recht der große) Mann gilt heute als das schwache Geschlecht, als das „Problemgeschlecht“. Ungerechtfertigter Kritik von Frauen an den lauteren Zielen des Kongresses hält er entgegen, dass es auch in ihrem Interesse sein müsse, in Zukunft überhaupt noch beziehungsfähige Männer zu finden.

FAS, 21.02.10, Titel: Hugo von Hoffmansthal - Die Zukunft des Journalismus

Journalisten befinden sich laut Hugo von Hofmannsthal in einem Durchgangsstadium – ob sie also beziehungsfähig sind, bleibt zu hinterfragen. Jedenfalls beschäftigt sich Volker Weidermann in der FAS mit bislnag unveröffentlichten Notizen aus dem 33. Band der Werke Hugo von Hofmannsthals: „Reden und Aufsätze 2. 1902-1909“. In dieser Zeit habe sich von Hoffmannsthal selbst nach der Trennung von Stefan George in einer Neuorientierung befunden. Laut Weidermann erfährt der Leser in der meisterhaft kommentierten Edition das Glück und dei Dankbarkeit, die von Hofmannsthal beim Schreiben empfunden haben müsse.

Dabei modifizierten Journalisten den Begriff Glück und bildeten dabei das „geistige Wetter“ (vermutlich würden wir heute „Klima“ sagen). Innerhalb seiner eigenen „Utopie des Schreibens“ (Volker Weidermann) sucht er nach Gleichgesinnten, um sich in dauernder geistiger Bewegung, fernab von Routine, zu neuen, der Zeit angemessenen Sichtweisen zu gelangen. Obwohl von Haus aus Monarchist beschreibt von Hofmannsthal einen „anarchischen, weltverändernden Journalismus“, der auch noch von der Allgemeinheit zu bezahlen sei. Vieles klingt nachvollziehbar aus den Fragmenten, etwa „Schreiben = sein. Was einer berührt, macht nichts aus: es ist der innere Schwung, die Haltung, wie ers berührt.“ Doch sich diese Haltung bezahlen zu lassen, erscheint aus heutiger Sicht reichlich unrealistisch. Heute würde ein derart begeisterter Autor Bücher darüber veröffentlichen und vermutlich teure Seminare anbieten.

Einfache Botschaft, schwer vermittelbar

Freitag, 19. Februar 2010

Der Online-Vermarkterkreis (OVK) hat 2009 einen Zuwachs der Onlinewerbung gegenüber Vorjahr um 12 Prozent konstatiert. Das hat der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) mit Pressemitteilung und 19-seitigem OVK-Onlinereport mitgeteilt. Zwar hat die Meldung Resonanz auf vielen einschlägigen Newsportalen gefunden (kress.de,  absatzwirtschaft.de, internetworld.de), allerdings habe ich in den heutigen Zeitungen nur einen Artikel in der Financial Times Deutschland entdeckt: „Onlinewerbung verdrängt Anzeigen in Zeitschriften“. Woran mag das liegen?

Deckblatt OVK Online-Report 2010

Im Gegensatz dazu haben heute sogar der österreichische Standard und die Schweizerische Neue Zürcher Zeitung kurze Artikel gebracht. Liegt die teilweise Ignoranz deutscher Printverlage also vielleicht an der Meldung selbst, dass die Botschaft nicht gerne gehört werde, wonach Publikumszeitschriften bereits deutlich überholt wurden und daher auch die Tageszeitungen diese unschöne Neuigkeit ihren Lesern lieber verschweigen? Immerhin lässt der Ausblick ebenfalls keine Trendwende erwarten, sondern vielmehr weitere Zuwächse: „Video-Ads weiter auf dem Vormarsch“ (nach bereits 160 Prozent Wachstum 2009), heißt es da, „Noch viel Wachstumspotenzial“ und „Internet wird kurzfristig zweitstärkstes Medium“ (Wachstumsprognose von 14 Prozent für 2010). Der OVK-Vorsitzende Paul Mudter vermutet, dass sich „das Internet in den nächsten zwei bis drei Jahren hinter TV als zweitstärkstes Werbemedium etablieren“ wird.

OVK-Grafik Werbemarkt-Verteilung 2009

Oder liegt es daran, dass die Daten wenig übersichtlich aufbereitet sind? So zeigt die obenstehende Grafik (OVK Online-Report, S. 5) zwar die Zusammensetzung des jeweiligen Gesamtwerbemarktes nach Medien, aber hiervon sind weder das tatsächliche Wachstum (in absoluten Zahlen) noch die prozentuale Zunahme der einzelnen Bereiche ablesbar. Zudem stelle ich mir einen Werbekuchen (egal ob brutto oder netto) traditionell doch eher rund vor. Aber gut, es gibt ja auch Kastenkuchen. Jedenfalls hat die FTD aus dieser Grafik eine vereinfachte, meiner Ansicht nach weit anschaulichere erstellt, wonach der Zuwachs der Internetwerbung von 2005 bis 2009 12,1 Prozent beträgt. Ob das so nun stimmt, kann ich auf die Schnelle aus der OVK-Darstellung nicht nachvollziehen. Allerdings ist eine solche Grafik für meinen Geschmack sehr viel leserfreundlicher, da sie gleichzeitig auf eine einzige Aussage reduziert wird. Nur so als Tipp für den BVDW.

FTD, 19.02.10, Grafik zur Veränderung der Werbemarktanteile

Mobile first vs. social targeting

Donnerstag, 18. Februar 2010

Der Machtkampf zwischen Google und Facebook aus Sicht der FAZ und des PR-Bloggers Christoph Bauer vom heutigen Tage. Die FAZ berichtet ausführlich über die Vorstellung des Google-Vorstandsvorsitzenden Eric Schmidt bei der Mobilfunkmesse in Barcelona. „Mobile first“ lautet demnach die Devise des Internetgiganten, der aktuell angeblich 60.000 der so genannten Android-Handies ausliefert (mit dem Google-eigenen Handy-Betriebsssystem). Dennoch sieht Christoph Bauer das Zuckerbergsche Facebook-Netzwerk deutlich im Vorteil gegenüber „der Maschine“ Google.

FAZ, 18.02.10, Titel: Google macht gegen den PC mobil

Eric Schmidt sieht laut FAZ die Verkäufe von Smartphones in spätestens drei Jahren diejenigen von PCs überholen. Als Kernkompetenz für mobile Internetdienste der Zukunft beschreibt er die Verbindung von Konnektivität, der Rechenleistung des eigenen Geräts und diese kombiniert mit der von hunderttausenden mit dem Datennetz verbunden Rechner (Cloud Computing). Ziele seien zum Beispiel, durch eine Simultan-Übersetzung via Cloud Computing mit Menschen anderer Sprachen zu telefonieren oder bei Angabe des Fotos eines Gebäudes zu erfahren, um welches es sich handelt (neuer Dienst „Google Googles“).

Demgegenüber führt der PR-Blogger die Vormachtstellung von Facebook nicht nur mit seinem sozialen Netzwerk, sondern auch mit dem Facebook Connect-Konzept (direktes Einloggen mit den Netzwerk-Kenndaten, bereits auf 80.000 Websiten integriert) und den schier unbegrenzten Möglichkeiten des Social Targeting (Werbungen erreichen Einzelnutzer auf der Basis ihres Sozialprofils). Schließlich hat Facebook bereits Google als Haupterzeuger von Traffic abgelöst. Das bedeutet auch, dass mittlerweile mehr Nachrichten über soziale Netzwerke angesteuert werden als über die Google-Newssuche. Dazu passt, dass Facebook alleine im vergangenen Januar die durchschnittliche Verweildauer der Netzwerknutzer gegenüber Vormonat um fast 10 Prozent steigern konnte.

FAZ, 18.02.10, Titel: Es gibt kein Logout

Ein weiterer Artikel in der heutigen FAZ befasst sich ebenfalls mit Facebook. Friederike Haupt kritisiert unter anderem, dass nach dem Relaunch der Netzwerkseiten das Feld zum Abmelden nicht mehr gut sichtbar, sondern versteckt ist. Facebook, so der Vorwurf, nutze die Naivität seiner Kunden aus. Als Konsequenz daraus lockten die kaum geschützten Daten auch Kriminelle an. Einen drastischen Fall des Identitätsdiebstahls hat vor einer Woche Tina Groll in der Zeit online dargelegt. Die weitere Argumentation im FAZ-Artikel lautet jedoch, die Betreiber der sozialen Netzwerke hätten kein Interesse daran, ihre häufig naiven und gutgläubigen Nutzer über die Gefahren der Cyberkriminalität aufzuklären.

Erst vor wenigen Wochen hätten Google-Forscher vor der Aushöhlung der Privatsphäre in Netzwerken wie Facebook und Myspace gewarnt, ehe dann mit „Buzz“ das nächste eigene Netzwerk präsentiert wurde, prompt wiederum von Datenschützern kritisiert. Der Software-Entwickler Marc Canter (ehemals Macro-media-Mitbegründer) sieht den Auftakt zur „Schlacht um die eigene Identität im Web 2.0“ erfolgt. Daher hat er bereits vor Jahren die Initiative „Identity Gang“ gegründet, die eine Aufklärung und Selbstkontrolle über die digitale Identität zum Ziel hat. Laut USA Today geht Facebook sogar juristisch gegen Internetseiten vor, die beim Ausstieg aus sozialen Netzwerken helfen. „Die Menschen müssen sich endlich klar machen, dass es auch anders geht“, wird Marc Canter zitiert.