Mit ‘Guardian’ getaggte Artikel

Twitters Einfluss auf den Journalismus

Montag, 16. Januar 2012

Der Deutschlandfunk hat Anfang des Jahres eine Tagung zum Thema „Der Ort des Politischen in der digitalen Medienwelt“ durchgeführt. Anlass war das 50-jährige Bestehen des Senders. Teilnehmer der Diskussionsrunde waren unter anderem der preisgekrönte britische Guardian-Redakteur Paul Lewis („Wir müssen die Praxis des Journalismus völlig ändern!“) und der US-Chefredakteur der Internet-Zeitung Politcopor, Tim Grieve („Die Recherche ist die gleiche, wir veröffentlichen nur anders“).

Kölner Stadt-Anzeiger, 09.01.12, Titel: Runter vom hohen Ross

Tim Grieve zufolge hat sich der Journalismus in seiner Arbeitsweise in den vergangenen 75 Jahren nicht geändert. Seiner Meinung nach sollten Journalisten sogar eher auf Meinungsbeiträge verzichten und nur neutral berichten. Denn heute läse jeder nur noch das, was ihm politisch genehm sei. Paul Lewis dagegen hält die transparent als solche gekennzeichnete Meinung von Journalisten für einen immer bedeutenderen Bestandteil der Information, als Orientierungshilfe angesichts einer stark zunehmenden Informationsflut.

Michael Heise berichtet im Kölner Stadt-Anzeiger von der Tagung, wonach Guardian-Mitarbeiter Lewis eine Dominaz des Kurznachrichten-Dienstes Twitter sieht, der bei brisanten politischen Entwicklungen einzig ermögliche eine Übersicht zu erlangen. Die Wahrheit zu finden, könne heute nur mithilfe der Community im Internet gelingen,  es ändere sich entsprechend auch die Zusammensetzung der Leserschaft: Auf knapp 0,3 Mio. Printleser des Guardian kämen 42 Mio. Internetbesucher.

Ariana Klempert von Wikimedia Deutschland erkannte einen deutlichen Rückstand der Deutschen gegenüber Angelsachsen in der Nutzung der digitalen Möglichkeiten und der Deutsche Jan-Hinrik Schmidt vom Paul-Bedow-Intsitut in Hamburg beklagte, dass der Twitter-Stream überhaupt nicht zu bewältigen sei.

Zuletzt kam auch der Preis eines qualitativ hochwertigen Journalismus zur Sprache. „Dass Jopurnalisten im er weniger Geld verdeinen, bedeutet den Todesstoß für die Branche“, sagte Paul Lewis. Dabei dürsteten auch die Massen – die sich für Recherchen wie über das so genannte Crowdsourcing begeistern lassen – nach jemandem, der im Netz Ordnung und Übersicht schafft.