Mit ‘Konrad Adenauer’ getaggte Artikel

„Bei Regen an den Dom, bei Sonne op de Butz“

Sonntag, 25. September 2011

Die Stiftung Butzweilerhof hat sich umgewandelt, um den Weg zu einem Kulturzentrum zu ebnen. Im Rahmen einer Feierstunde berichtete der Kölner Alt-OB Norbert Burger von Erinnerungen an seine Kindheit, um die Bedeutung des ersten Kölner Zivilflughafens für früher und für heute zu betonen: „Wenn wir Besuch hatten, gingen wir bei Regen an den Dom und bei Sonne op de Butz“. Als sechsjähriger Junge ist er 1938 zusammen mit seiner Mutter zu Fuß von Ehrenfeld zum Flughafen gelaufen (dem damaligen „Luftkreuz des Westens“), um Flugzeuge von der Terrasse am Rollfeld aus starten und landen zu sehen.

Stifttungsvorstand Edgar Mayer erklärte, dass der Butzweilerhof wie vor 75 Jahren, als der Flughafen gegründet wurde, auch heute eine Vision darstelle. 25.000 Quadratmeter Freifläche eigneten sich für Volksfeste. Der „Butz“ sei als „unvergleichliches Stück Technik-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte ein würdiger Ort und eine würdige Architektur“ für ein Kulturzentrum, appellierte er an den Kölner Stadtrat. Die vormals unselbstständige Stiftung ist nun in eine selbstständige umgewandelt, um den Weg für eine gemeinnützige GmbH freizumachen, die den historischen, schon weitgehend restaurierten Ort dauerhaft als Kulturzentrum betreiben kann.

Notar Konrad Adenauer (r.) überreichte Stiftungsvorstand Edgar Mayer die Urkunde des Regierungspräsidenten über eine selbstständige Stiftung Butzweilerhof. Foto: Benner

Notar Konrad Adenauer berichtete in Kürze von den Schwierigkeiten der Umwandlung der Stiftung und drückte seine Hoffnung aus, dass die Stadt die nötigen 1,3 Millionen Euro Sponsorengelder zusammenbekommt, damit der Landschaftsverband Rheinland daraufhin weitere 12 Millionen Euro Fördergelder aus dem Topf „Regio­nale 2010“ dazugibt. Die Stiftung selbst soll zu einem Prozent Gesellschafter der zu gründenen gGmbH werden. Sein Großvater gleichen Namens hatte als Oberbürgermeister 1926 die Gründung eines modernen Verkehrsflughafens mit betrieben.

Kölns Bürgermeister Hans-Werner Bartsch ließ die Geschichte der Stiftung Revue passieren, wies darauf hin, dass die Stadt ihr bereits im Jahr 2000 beigetreten ist, und würdigte den enormen Einsatz Edgar Mayers, seiner Frau Christel Nickel-Mayer und des gesamten Teams. Anschließend beschrieb Wolfgang Müther vom Deutschen Aeroclub die großen Leistungen Edgar Mayers und verlieh ihm die Goldene Ehrennadel.

Die Fassade des restaurierten Empfangsgebäude, wie es landende Gäste am Flughafen Butzweilerhof zu sehen bekamen

Werner Hoyer, Staatsminister im Auswärtigen Amt, verdeutlichte die große kulturelle Bedeutung des früheren Flughafens. Parallel zur Bewahrung des kulturellen Erbes rücke „das Schaffen eines kulturellen Angebots immer mehr in den Vordergrund“. Jedoch, resümmierte er, „trotz starken Zuspruchs ist die Zukunft noch ungewiss.“ Alt-OB Norbert Burger lobte schließlich die Entwicklung des neuen Viertels, in dessen Mitte das Begegnungszentrum Butzweilerhof stehen soll.

Umrahmt wurde die Veranstaltung von Darbietungen der Rheinischen Musikschule Köln, zuerst von Preisträgern im Alter zwischen 12 und 14 Jahren mit Klavier, Cello und Violine, anschließend von dem Gitarrenduo Romano Franz und seinem Sohn Maurice Peter.

Das Swing-Gitarren-Duo Maurice-Peter (rechts) und sein Vater Romano Franz

Das Bild Kölns im Dritten Reich zurechtgerückt

Dienstag, 04. Mai 2010

Interessante Buchbesprechung in der FAZ am Montag: Michael Hollmann rezensiert die Bestandsaufnahme von Horst Mazerath: „Köln in der Zeit des Nationalsozialismus“. Ausgangspunkt der Besprechung ist die von Konrad Adenauer stammende Mythologie, die Kölner hätten stets Hitler abgelehnt und er hätte die Stadt (deshalb) nicht gemocht. Dieser Behauptung tritt der Buchautor, der bis 2002 Leiter des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln war, mit einem fundierten und differenzierten Bild der Stadt entgegen.

FAZ, 03.05.2010, Titel: Jungfrau zu sein an Grohés Rhein

Demnach bestimmten Ende der 1920er Jahre je zwei Großmilieus das Stadtbild, die jeweils etwa ein Drittel der Bevölkerung integrierten: zum einen „das klassische katholische Milieu der Handwerker und Kleinbürger“, zum anderen das Arbeitermilieu. Beide standen dem Nationalsozialismus bis 1933 ablehnend gegenüber, danach diktierte jedoch auch in Köln schnell die NSDAP das gesellschaftliche Geschehen: Gewerkschaften und Arbeitervereine wurden zerschlagen, das kirchliche Vereinswesen zurückgedrängt. 

Nach der planmäßigen Machtübernahme („im Zusammenwirken von Staat und Straße“), heißt es in der Besprechung weiter, „setzte in Köln schneller und radikaler noch als andernorts die Diskriminierung und Verfolgung von Systemgegnern“ ein. „Angesichts der wirtschaftlichen Erholung Deutschlands und der außenpolitischen Erfolge der NS-Regierung“ hätten die Kölner, deren Stadt bis 1936 in der entmilitarisierten Zone lag, „ihren Frieden mit dem Regime“ gemacht. Die Nationalsozialisten instrumentalisierten das Traditionsbewusstsein, wodurch sich Köln gegenüber anderen Regionalzentren profilieren konnte.

1935 wurde Köln der Titel einer „Hansestadt“ verliehen, seit 1939 musste die Jungfrau im Dreigestirn eine Frau sein, 1941 wurden in der Stadt als „Ausfallstor des Westens“ „Deutsch-Flämische Kulturtage“ ins Leben gerufen. 1944 schließlich wurde der Gauleiter Josef Grohé zum reichskommissar für die besetzten Gebiete in Belgien und Nordfrankreich ernannt. Alle diese Fakten belegen, dass es zwar „eine regionale Spielart des Nationalsozialismus“ gab, aber keine Sonderstellung Kölns, auch nicht in Hinblick auf die Diskriminierung und Verfolgung von zahlreichen gesellschaftlichen Gruppen und auch nicht in Hinblick auf den geleisteten Widerstand.

Erst, „als die Angriffe auf die katholische Kirche an Intensität zunahmen“ und Köln frühzeitig und häufig Ziel alliierter Bombenangriffe wurde, ging das Gros der Bevölkerung auf Distanz zum System, schreibt Michael Hollmann, gleichzeitig blieb in Köln ebenso wie andernorts die Aufarbeitung der Zeit des „Dritten Reiches“ aus. Den Nationalsozialismus im Nachhinein als eine Fremdherrschaft zu interpretieren udn sich selbst als immun gegen das NS-Regime zu betrachten, kann somit nur als Wunschbild gelten. Der Rezensent lobt das Buch von Horst Mazerath als „verständlich geschriebene, detailreiche und auch sehr gut bebilderte Darstellung“.

„Köln in der Zeit des Nationalsozialismus 1933 – 1945“, Geschichte der Stadt Köln, Band 12, erschienen im Greven-Verlag, Köln 2009, 657 Seiten, 60 Euro.