Mit ‘Nostalgie’ getaggte Artikel

Wochenend-Presseschau 53-09

Montag, 28. Dezember 2009

Was für ein Wochenende! Das war mehr als das: eine gefühlte ganze, sicher jedenfalls eine halbe Feierwoche! Zwei Tage lang gab es gar keine Zeitung, das ist aller Achtung wert, zwar kein Grund zum Feiern, aberdas kommt sonst nicht vor. Was stand dann in den Zeitungen? Nach allerlei mehr oder weniger bedenkenswerten Abhandlungen über Weihnachten folgten jede Menge Rück- und Vorschauen. Der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen bringt es in der Welt am Sonntag auf den Punkt:

WamS, 27.12.2009, Titel: Nächstes Jahr ist auch noch ein Tag

 Rein inhaltlich bertachtet unterscheidet sich der pointiert geschirebene Text jedoch nicht sonderlich von den in derselben Ausgabe obligatorisch ebenfalls vertretenenen Tipps gegen den Kater. Weitaus interessanter fand ich dagegen in derselben Zeitung die Frage: „Wozu sind nostalgische Erinnerungen gut?“, die Pia Heinemann auf der letzten Seite des Stils-Teils, betitelt „Zwischen Menschen“ stellt.

WamS, 27.12.2009, Titel: Ach ja, die gute alte Zeit

Nostalgie, führt sie Sozialpsychologen folgend aus, unterscheidet sich von Sehnsucht durch ihre sentimentale Note. In früheren Forschungen wurde diesem Empfinden Traurigkeit und Einsamkeit zugeordnet. Gleichzeitig erschienen Befragten weit häufiger solche Sequenzen nostalgisch, in denen sie als Hauptpersonen zusammen mit anderen etwas Negatives bewältigten, anstatt dass sich das Geschehen verschlimmert hätte. Das Phänomen der „guten, alten Zeit“ gebe es rund um den Globus. Allerdings – jetzt kommt die Neuigkeit! – erforschten Psychologen an der Uni Southampton, dass Nostalgie vor schlechter Laune bewahren, evtl. sogar zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden kann.

FAZ, 24.12.2009, Titel: Denn sie haben sonst keinen Raum in der Volkssprache

Ganz andere Probleme erwägt Joseph Hanimann in der FAZ vom 24.12.2009: „Denn sie haben sonst keinen Raum in der Volkssprache“ behandelt den „Verlegenheitsbegriff“ der auch „Schattenmenschen“ genannten „Clandestins“ oder „Clandestinos“. Vor dem Hintergrund der Debatte um nationale Identität etwa in Frankreich arbeitet er den Unterschied zwischen dem vielfach als Gefährdung wahrgenommenen Fremden (z.B. Minarette) und dagegen dem unsichtbaren Fremden (illegale Migranten). Laut OECD-Schätzung liegt die Dunkelziffer der Clandestins in der EU bei etwa 7 Millionen.

Der französische Begriff (wie in „commerce clandestin“ – Schwarz-markt, und „passager clandestin“ – blinder Passagier) betone das gewollte, persönliche Abtauchen. Entsprechend würden die Migranten viel schneller als in Deutschland und ohne langen Verfahrensweg abgeschoben. Abschließend zitiert der Autor die Historikerin Annette Wieviorka, wonach die Geschichte zum ideologischen Vorratslager geworden sei. Die Schattenmenschen jedoch hätten als mündige Subjekte eine bessere Behandlung als in Frankreich und nicht zuletzt auch eine bessere Bezeichnung verdient. Allerdings setzt der Artikel die Hintergründe und Bedingungen als bekannt voraus und versäumt darauf hinzuweisen, warum diese mündigen Menschen aus Verzweiflung ihre Heimat verlassen.