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Besser spät forschen als jung sterben

Montag, 14. November 2011

Albert Einstein soll den Spruch geprägt haben: „Wer einen großen Beitrag zur Wissenschaft nicht bis zum 30. Lebensjahr geleistet hat, wird dies nie mehr schaffen.“ Dazu stelle ich mir das berühmte Bild mit der herausgestreckten Zunge vor – und an der Autorität des Urhebers wie auch des Satzes wäre so gut wie nicht mehr zu rütteln. Lebenslaufforscher der Ohio State University haben nun in den „Proceedings“ der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS) jedoch diese Aussage nach einer Untersuchung des Werdegangs von 525 Nobelpreisträgern in Zweifel gezogen.

Kölner Stadt-Anzeiger, 12.11.11, Titel: Brillant ist man erst ab 40

Den Erhebungen zufolge machen die meisten Nobelpreisträger ihre preiswürdigen Entdeckungen erst nach dem 40. Lebensjahr. Falls Einsteins angebliches Zitat also jemals gestimmt hat, hat sich das mittlerweile jedenfalls stark verschoben. Die Lebensbedingungen haben sich gegenüber denen von vor hundert Jahren sehr geändert. Dennoch: Früher glaubte ich auch, die intellektuelle Frische und das für besondere Erkenntnisse benötigte überraschende Denkmoment hingen vielleicht mit dem Alter zusammen. Wie von Säuglingen berichtet wird, die neuronale Gehirnaktivitäten erreichen wie später nie wieder im Leben.

Doch nun kann ich – selbst über 40 – aufatmen und meine Kreativität in vollen Zügen ausleben, in der Gewissheit, dass es noch nicht zu spät ist für Gedankenblitze und für ungewöhnliche Assoziationen, die vielleicht den Weg frei machen zu neuen Einsichten, und seien sie nur für mich selbst. Der Schwabe sagt: „Erscht mit 40 wird ma gscheit!“ Altersweisheit muss demnach aber nichts damit zu tun haben, dass man in Ehrfurcht erstarrt vor den in Marmor gemeißelten ewigen Wahrheiten. Besser, wenn noch die Älteren die Jüngeren überraschen können mit wissenschaftlicher oder andersartiger Kreativität!