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Verwechslung von Wirkung und Ursache

Donnerstag, 26. Januar 2012

Klassische Fallen der Verwechslung von Wirkung und Ursache liegen im persönlichen Erleben: Eine Frau, die zwei gute Liebhaber mit Haaren auf der Brust hatte, könnte zum Beispiel sagen: „Männer mit Haaren auf der Brust sind tolle Liebhaber“. Der Fehler liegt im so genannten „Halo-Effekt“ (nach dem englischen Wort für „Heiligenschein“), wonach aus einem Aspekt ein Rückschluss auf die Ursache gezogen wird. Ein anderes schönes Beispiel (aus einem ganz anderen Zusammenhang) habe ich in der Welt am Sonntag gefunden.

WamS, 22.01.12, Schlaflosigkeit kann vor Traumata schützen

Während ich meiner Schulbildung zufolge gedacht hätte, nach einem Trauma könnte Schlaflosigkeit die Folge sein, die Ausdruck des Problems der Verarbeitung des Erlebten ist, behauptet Rebecca Spencer von der University of Massachusetts nun etwas Gegenteiliges. Wie sie im „Journal of Neuroscience“ berichtet, belege ihre Untersuchung von mehr als 100 Probanden, schlechter Schlaf schütze davor, dass sich schlimme Erlebnisse tief ins Gedächtnis einprägten.

Nicht viel anders ist es bei der Betrachtung von unternehmerischen Leistungen (die nicht per se schon traumatischen Erlebnissen gleichen müssen): Bei vielen Faktoren, die oft ursächlich für eine guten Performance angesehen werden, handelt es sich in Wirklichkeit nur um Begleit- oder Folgeerscheinungen, wie zum Beispiel die Unternehmenskultur oder die Managementführung. So lange ein Unternehmen alle Rekorde bricht, werden seine Strategie, Akquisitionen, Kundenorientierung u.s.w dafür verantwortlich gemacht – wenn es denn einbricht, sind dieselben (unveränderten) Faktoren auch daran Schuld.

Den Halo-Effekt wurde vor rund 100 Jahren durch den Psychologen Edward Lee Thorndike benannt (weil ein Attribut einer Person alles andere überstrahlt) und ist inzwischen in der Managementliteratur angekommen, Rolf Dobelli („Die Kunst des klaren Denkens“) behandelt ihn und Phil Rosenzweig hat ihm ein ganzes Buch gewidmet („Wie Manager sich täuschen lassen“). Sehr schön gefällt mir das Resümee der Buchbesprechung: „Umsichtige und vorausschauende Manager erhöhen ihre Erfolgswahrscheinlichkeit, indem sie den Unsicherheitsfaktor akzeptieren und bewusst in ihrer Entscheidungsfindung berücksichtigen.“