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Die Tücken des Vertrauens

Dienstag, 25. Januar 2011

Forscher der Universität Chicago (im US-Staat Illinois) haben untersucht, inwieweit das Verständnis zwischen gut bekannten Personen höher ist als zwischen Fremden. Das überraschende Ergebnis: Fremde verstehen zweideutige Aussagen genauso gut wie enge Bekannte. Das hat die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung unter Berufung auf das Journal of Experimental Social Psychology berichtet.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 23.01.2011, Titel: Vertrauter Fremder

Der Erklärungsversuch lautet, dass wir im Gespräch mit unseren besten Freunden oft vieles als gegeben voraussetzen und dabei die Fähigkeit der Partner überschätzen, insbesondere bei zweideutigen Aussagen den Sinn zu verstehen. Fremden gegenüber setzen wir demgegenüber viel weniger voraus und erwähnen gewöhnlich alle wichtigen Informationen (was allerdings die Art der Aussage als eine andere erscheinen lässt, sodass es sich dabei nicht mehr unbedingt um eine zweideutige handelt).

Im Sinne der Verständigung als eines wechselseitigen Prozesses, der zu einem guten Stück weit von Wohlwollen bestimmt ist, zeigt sich, dass Fremde ebenso gute (wenn nicht sogar bessere) Gesprächpartner sein können wie die engsten Angehörigen. Erlebnisse wie die anregendsten Unterhaltungen während einer Zugfahrt mit dir völlig Unbekannten oder die spontane Bestätigung in der eigenen Auffassung durch dir völlig Fremde bestätigen das. Die Voraussetzung hierfür scheint jedoch zu sein, die eigenen Gedanken so klar wie möglich zu formulieren, bzw. sogar bei zweideutigen Aussagen doch ganz fraglos zu lassen, worauf sie denn abzielen sollten (sind sie dann noch zweideutig?).

Der Titel der kurzen Wissensmeldung in der Sonntagszeitung erinnert mich jedoch stark an den Klassiker von Frank Sinatra, der von besonders gutem Verständnis und spontaner Liebe neulich nachts berichtet.